Der Kulturbetrieb steht seit Beginn der Corona-Pandemie nahezu still, viele in der Branche fürchten um ihre Existenz. Realistisch zeigen sich Johanna Wagner-Zangl und Klaus Karl-Kraus vom Theater am Michelsberg im Interview mit uns. Nach dem Lockdown im Frühjahr vergangenen Jahres sei das gesamte Team des Theaters optimistisch in das weitere Jahr gegangen, habe jedoch mit einer Verschärfung im Herbst gerechnet.
Johanna Wagner-Zangl und ihr Mann Wolfgang Zangl, der Kinderarzt, eröffneten 2003 gemeinsam das Galli-Theater in der Langen Straße und zogen 2004 auf den Michelsberg, wo Francesco Biondolillo ihnen den ersten Stock zur Verfügung stellte. Das TaM (Theater am Michelsberg) öffnete seine Tore am 1. April 2007 mit einer von Klaus Karl-Kraus inszenierten Eröffnungsvorstellung. Der Erlanger Kabarettist blieb dem TaM treu, schrieb sein erstes Theaterstück für seine Frau Gisela mit dem Titel „Ewig schön“ als Geburtstagsüberraschung, plante die Uraufführung mit Gisela, Johanna und Wolfgang im TaM und seitdem ist Gisela mit im Team.
„Mittlerweile hat Klaus Karl-Kraus zehn Theaterstücke geschrieben, die ausschließlich im TaM gespielt werden. Seit zwei Jahren sind wir ein Theaterleitungskleeblatt“, betont Frau Wagner-Zangl, „Klaus, Gisela, Johanna und Wolfgang. Wir haben einen regelmäßigen Spielplan für Abendtheater und Kindertheater, leiten Theaterkurse für Kinder und haben alle viel Spaß dabei.“
„…damit Sie sich noch wohler fühlen, wenn wir wieder loslegen“
Im Frühjahr vergangenen Jahres folgten aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus Einschränkungen im täglichen Leben und die Schließung von Kulturbetrieben. Auch das TaM war zu einer Pause gezwungen. Nachdem es weiterging seien sie „vorsichtig optimistisch“ gewesen, so Frau Wagner-Zangl. „Aber unser ganzes Team rechnete mit einer Verschärfung im Herbst.“
Vor zwanzig Zuschauern durfte das Ensemble nach dem Frühjahrs-Lockdown vorläufig spielen – bis coronabedingt wieder der Vorhang fiel. „Seit fast einem Jahr ohne Publikum – da blutet das Theater-Herz. Publikum, Applaus, leuchtende Kinderaugen – das fehlt jeden Tag!“
Anders als viele schiebt sie nicht der Politik die Verantwortung zu und verurteilt deren Arbeit. „Wir beneiden die Politiker derzeit nicht um ihre Aufgabe. Corona ist eine weltweite Herausforderung, ohne Beispiel, ohne „Gebrauchs-Anweisung“. Die Herausforderungen müssen wir alle meistern: Politik und Gesellschaft.“ Das TaM sei nach dem Coronajahr in einer schwierigen Situation, doch Stadt Bamberg, Vermieter Francesco Biondolillo, der Freistaat Bayern und der Bund helfen nach Kräften, betont Frau Wagner-Zangl. Vor dem Hintergrund der Gesamtsituation habe sie auch Verständnis für die Entscheidung der Stadt Bamberg, die eine Kürzung der Fördermittel im Kulturbereich beschlossen hat.
Für dieses Jahr ist geplant, die Stücke „Kuni und Kunigunde“, „Candlelight und Liebestöter“ und „Yoga 10.30 Uhr“ wiederaufzunehmen, für die Kinder das Rotkäppchen. Derzeit renoviert das Team, unter anderem wurde eine neue Lichtanlage installiert – „damit sie sich noch wohler fühlen, wenn wir wieder loslegen“, wie Klaus Karl-Kraus betont. „Außerdem arbeiten wir neu an „Zwei wie Bonnie und Clyde“, einer amüsanten Komödie.“
Das Team freut sich auf das begonnene Jahr. „Wir werden spielen, auch mit den Abstands-Regeln, den zu erwartenden Corona-Bestimmungen, können 20 Besucher in unser Theater. Unser Breakeven-Point liegt bei 19. Und doch wir wollen wieder für unser Publikum da sein. Unser Team will wieder ran“, betont Frau Wagner-Zangl.
In der Szene sei und bleibe man optimistisch und werde sich in der Folge der Pandemie auf das Wesentliche konzentrieren: Publikum und Kunst! Das Positive sei, glaubt Frau Wagner-Zangl, dass die Gesellschaft erkennen werde, welchen Stellenwert die Kultur hat.
Und Klaus Karl-Kraus ergänzt: „Wir vom TaM, wir sehen Licht am Ende des Tunnels; und das ist kein entgegen kommender Zug, sondern die Normalität. Die Normalität mit Kontakten. Wieder alle besuchen können, treffen und umarmen; ja, des machen a mir Frankn gern, mit denen die mir mögn tuen. Mir freia uns fei scho gscheid auf Ihna: denn im TaM iss fast so schee wie daham!“