Der eine ist 33, der andere 44. Beide sind Freunde. Beide sind Sportler. Und beide haben dasselbe Ziel. Eine Alpenüberquerung. Und sie handhaben es wie Hannibal, der karthagische Heerführer. Na ja … fast so. Denn Max Minges und Thomas Scholz haben sich anstelle von Elefanten fürs Rennrad entschieden. Am kommenden Donnerstag, dem 4. Juni, brechen die beiden auf. Neben dem sportlichen Ziel verfolgen sie auch einen sozialen Zweck. Die Spenden, die sie mit diesem Unterfangen akquirieren, fließen in die Hospizarbeit für Kinder und Jugendliche in Bamberg.
Gute 2250 Jahre nach Hannibal gibt es andere Gründe und Fortbewegungsmittel, um übers Gebirge zu kommen. Trotzdem spielt Hannibal eine Rolle beim Vorhaben des Bambergers und des Umland-Bambergers.
„Hannibal kam aus Richtung Spanien, wir aber aus genau der entgegengesetzten. Genaugenommen aus Bamberg“, erklärt Max, der 33-Jährige, die Gedankenkette, die zur Namensgebung ihres anberaumten Alpenrennrad-Cross führte. „Und wir reiten nicht auf unseren 37 Kriegselefanten“, ergänzt Thomas mit einem Schalk im Blick, „sondern auf unseren zwei Friedensrennrädern.“ Trotz ein paar Unterschieden animierte der karthagische Heerführer mit seiner im Jahre 218 v. Chr. stattgefundenen legendären Alpenüberquerung die beiden Radsportler, ihrem Projekt seinen Namen zu leihen. „‚Alpenüberquerung‘ – so heißen die meisten Radprojekte dieser Art. Das fanden wir richtig langweilig“, so Max. Warum also nicht in der Historie kramen? HANNIBAL! Mit dem Namen war auch gleich ein kleiner Kinderstempel mit Elefantenkopf gefunden, der optisch genau passte. Ausprobiert, losgestempelt, vergrößert und mit einem Schriftzug befüllt: HANNIBAL, darunter ALPENCROSS. Das Logo war schon einmal kreiert, der viel wichtigere Wille samt Sportgeist ohnehin vorhanden und die guten Ideen ebenfalls im Gepäck – wohlgemerkt im leichten, eben in der Art, wie es Rennradsportler brauchen. ‚Zwei Freunde. Zwei Fahrräder. Ein Ziel.‘ – so ihr Slogan. Max und Thomas, die beiden Radfreunde, haben Großes vor.
Im Klassenverband für einen guten Zweck
„Unser Projekt, also die anstehende Radreise, das ist wie …“, Max überlegt kurz, „… ja, jetzt habe ich es: Das ist wie eine Klassenfahrt!“ Diesem Gedanken nachhängend schaut er in die Ferne, während Thomas begeistert beipflichtet: „Genau, Klassenfahrt – der Begriff ist gut. Er kommt dem Kern unseres Vorhabens sehr nahe.“ Warum plötzlich von einer Klassenfahrt sprechen, wollen die beiden doch sportiv die Alpen überqueren? Natürlich werden Max und Thomas nicht allein aufs Gradewohl losfahren, sondern von einem Team begleitet. Beiden gefällt aber die Bezeichnung ‚Klassenfahrt‘ anstelle von ‚Team‘ nur zu gut. Denn – ein bisschen ihr Licht unter den Scheffel stellend – möchten sie gar nicht zu sehr von sportlicher Höchstleistung oder Herausforderung sprechen, sondern vom Charakter des Gesamtprojektes. Und das ist für sie zunächst einmal eine Klassenfahrt, die obendrein noch einem guten Zweck dient. Um das zu verstehen, muss man aber zunächst einmal wissen, um was es eigentlich genau geht.
Am 4. Juni werden Max und Thomas mit ihren Rennrädern von Bamberg aus aufbrechen. Die Fahrt führt über München bis zum Brenner und endet schließlich am Gardasee. Das alles passiert ohne Pause in einem Stück – insgesamt 630 Kilometer. In möglichst 24 Stunden, höchstens aber 30 wollen die beiden die Strecke geschafft haben. An jenem besagten Juni-Mittwoch wird Oberbürgermeister Andreas Starke um 14 Uhr den Startschuss vor dem Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt in der Lobenhofferstraße 10a abgeben. Und dann geht’s los.
Der Startpunkt ist nicht zufällig gewählt, denn diese ganze Aktion hat einen tieferliegenden Hintergrund. HANNIBAL Alpencross ist ein Charity-Projekt, mittels dessen die beiden Freunde Spenden für die Hospizarbeit für Kinder und Jugendliche in Bamberg sammeln. „Wir sind nicht darauf aus, dass uns alle auf die Schulter klopfen und staunen, wie sportlich das Ganze ist. Wir wollen etwas sozial Sichtbares tun, damit Geld im Spendentopf für diejenigen landet, denen es nicht so gut geht.“ Darauf hinzuweisen, ist Thomas und Max extrem wichtig.
Vom sportlichen Ereignis zur sozialen Idee
Wenn Max und Thomas über ihr Vorhaben sprechen, sehen sie sich nie lediglich als das Paar, die durch Tag und Nacht, durch Wind und Wetter, bergauf und bergab fahren. Sie sehen immer auch deutlich ihre Mannschaft um sich herum, ihre ‚Klasse‘. „Natürlich steht auch ein Wettkampfgedanke hinter dem Alpencross, aber wir möchten dem Vorhaben einen anderen Anstrich geben, es ambitionierter betreiben als ‚nur‘ sportlich“, meint Thomas.
Über Freunde und als Mitwirkender kennt Thomas den Toy Run Bamberg, der als riesiger Motorrad-Korso für den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst im Hospizverein Bamberg und das stationäre Kinder- und Jugendhospiz Sternenzelt in Bamberg Ausfahrten organisiert und dadurch Spenden sammelt. Warum nicht selbst einmal derartiges initiieren, nur eben als Radsportler?

Neben allem Sport ist es Thomas wichtig, soziales Engagement zu zeigen. Und was gibt es Besseres, als zwei Interessenslagen zu verknüpfen! So besprach er sich mit seinem Freund Max und stieß sogleich auf offene Ohren. HANNIBAL Alpencross war geboren, dessen Taufe in die Corona-Zeit fällt. So richtig groß geworden ist das Projekt seit letztem Sommer.
Die ‚Klasse‘ und ihre ‚Klassenfahrt‘
Weil eine Alpenüberquerung aber nicht nur extreme Sportlichkeit und – im wahrsten Sinne des Wortes – Sattelfestigkeit benötigt, sondern eine Unmenge an Planungen mit sich bringt, braucht man natürlich ein Team, was im Hintergrund die Fäden zieht – die bereits mehrfach erwähnte ‚Klasse‘. Ein, zwei Freunde waren von dem Vorhaben sofort begeistert und als Kräfte im Hintergrund mit von der Partie. So kam der Stein ins Rollen. Die Werbeagentur CMP und die Filmproduktionsfirma midnight productions ließen sich begeistern, ein Arzt folgte, schließlich ein Physiotherapeut wie auch ein Teammanager und last but not least die Verpflegungs-Crew. Diese Menschen, die hinter den verschiedenen Aufgaben stehen, planen die Vorbereitungen für die große Fahrt mit. Sie werden Max und Thomas auf ihrer Reise im Juni dann auch begleiten. Thomas ist immer wieder erstaunt, wie sich ‚so eine Klasse‘ finden und entwickeln kann. „Wie Dominosteine! Man braucht nur einen anzustupsen, gleich kommen die anderen Steine ins Rollen. Was mich daran berührt und begeistert, ist wiederum die Begeisterung der anderen. Diese trägt uns alle.“ Genau dieses Ineinandergreifen ist für das Event an sich, aber auch für die Spenden von großer Bedeutung.
Aus Menschen, die sich vorher nie begegnet sind, wird ein kooperativer Zusammenschluss, ein freundschaftlicher Zusammenhalt. Thomas noch einmal dazu: „Mittlerweile kennen wir uns richtig gut, machen zusammen Blödsinn, schmieden Pläne oder stifteten Ideen und fiebern dem Startschuss entgegen.“ Apropos Startschuss – wenn dieser am 4. Juni fällt, ist jeder, der die beiden losfahren sehen will, eingeladen, am Kinder- und Jugendhospiz die Abfahrt mitzuverfolgen. Auch ein Teil der Kinder und Jugendlichen aus dem Hospiz wird zuschauen können. Wem das bloße Gegucke zu wenig ist, kann sich auch engagieren. Es gibt die Möglichkeit, das erste Etappenstück – dieses geht maximal bis München – helfend zu begleiten. Der Triathlon-Verein IfA Nonstop Bamberg e.V. organisiert die Betreuung auf der ersten Wegstrecke und fährt auch Anlaufstellen unterwegs an, wenn Begleiter auf nur Teilstrecken mitkommen möchten und irgendwann unterwegs wieder zurückmüssen. Auch medial wird das Projekt bestens präsentiert: Federführend für die Werbeagentur CMP und midnight productions hat Simon Kelhetter schon im Vorfeld viele unterschiedliche Publicity-Aktionen gestartet. Sie werden auch während des HANNIBAL Alpencross mittels Live-Content und einer aktiven Social-Media-Präsenz alle Interessierten auf dem Laufenden halten.
Ziel von Max, Thomas und ihrer ‚Klasse‘ ist es, eine Summe von mindestens 5.000 Euro an die Hospizarbeit für Kinder- und Jugendliche in Bamberg übergeben zu können. „Mehr geht natürlich immer“, spornt Max alle an, die etwas Gutes tun wollen. Bis 4. Juli darf noch auf untenstehendes Konto oder über die Plattform betterplace.org/spenden/hannibalalpencross kräftig eingezahlt werden.
Kraft ist eine Komponente, Emotionen die andere
Haben sie schon ein bisschen Lampenfieber, die beiden Rennradfreunde? Max dazu: „Also, ich bin da eher der Entspannte.“ Obgleich er noch nie so lange im Stück per Rad unterwegs gewesen ist, hat er einige Alpenteilstücke – allerdings in Etappen – bereits befahren. Insofern kennt er auf der Wegstrecke viele Spots und freut sich, wenn er diese beim Passieren wiedererkennt. Und auch Thomas hat sich in seiner Vergangenheit vielen radsportlichen Herausforderungen gestellt. Im Zusammenhang mit dem kommenden Projekt sieht er sich vor seinem geistigen Auge als 13-Jährigen wieder, der mit seinem Vater ein paar Touren durch die Alpen unternommen hat. „Die Gegend gefällt mir einfach, zum Beispiel der Kalterer See oder Bozen sind wunderschön.“
Beide glauben, dass es eher der Ankunftsmoment am Gardasee sein wird, der sie berühren wird. „Wenn man körperlich geschafft ist, ist man auch sensibler und angreifbarer. Dann ist die letzte Kraft verbraucht. Etwas Großes liegt hinter einem. Und etwas ist auch zu Ende. Dann haben wir den Run geschafft, für uns genauso wie für den guten Zweck.“ Fast wirkt Thomas ein bisschen wehmütig. Aber schnell fasst er sich wieder und tut kund: „Ja – und danach kommt etwas Neues. Wir lassen uns auf alle Fälle ein Nachfolgeprojekt einfallen.“ Pläne scheinen die beiden genügend zu haben. „Etwas Konkretes gibt es zwar noch nicht, aber Fakt ist, dass wir an diese Aktion anknüpfen wollen“, ergänzt Max.
Nun gut – erst einmal eins nach dem anderen und das Ziel der Non-Stop Bamberg-Gardasee-Tour anvisieren! Dort wird es ein großes Hallo geben, wenn sich die beiden auf der Zielgeraden befinden. „Wir werden gebührend empfangen!“ Bei dieser Aussage ist Thomas kompromisslos selbstsicher. Nicht nur die Freundin von Max und die Frau von Thomas werden ihre Liebsten empfangen, sondern auch einige Harley-Fahrer aus der Toy Run-Motorradgruppe werden anwesend sein. Gut vorstellbar, dass ein lautes Knattern samt Hupkonzert die beiden ins Ziel eskortiert.
Durch dick und dünn dem Ziel entgegen
Für beide Freunde bedeutet Radsport etwas ganz Besonderes. Anspruchsvolles Rennradfahren ist etwas, das den puren Trainingscharakter weit übersteigt. Dass der HANNIBAL Aplencross in diese Kategorie fällt, daran besteht kein Zweifel. Mit diesem Hintergrund ist den beiden Freunden bewusst, dass sie viele physische und psychische Herausforderungen meistern müssen und auch werden.
Wenn sie auf ihren Fahrrädern sitzen, werde sie Hürden überwinden, Grenzen durchbrechen und Weite schaffen. So, wie die beiden auf ihren Probefahrten zusammengewachsen sind, werden sie mit viel Energie und im Schulterschluss aufwärts Serpentine für Serpentine in den Alpen bezwingen. Abwärts werden sie mitunter bei 60 Stundenkilometern einen kleinen Höhenflug erleben. Aber es kann auch sein, dass der Ora – der Südwind am Gardasee –sie fies beim schnellen Fahren stoppen wird. Sie werden sich mit konstant hohem Tempo die Nacht, die etwas eintönig werden kann, um die Ohren schlagen und diese schlussendlich hinter sich bringen. Wenn sie am Brenner sind, wird ihnen die Morgenröte ins Gesicht strahlen und gleichzeitig ihre Wadenmuskeln erwärmen. Sie werden gigantische Felsen und eine aufblühende Natur erblicken – wenn sie nicht zu konzentriert den Asphalt taxieren –, vielleicht auch ein Berg-Alpenglöckchen oder einen Frühlings-Enzian am Straßenrand. Manche der Naturereignisse werden ihnen Kraft rauben, andere Kraft geben. Ihre ‚Schulklasse‘ wird hinter ihnen stehen und da sein, wenn’s brennt oder zwickt. Sie wird der Welt von dem Run berichten und wenn ein gutes Wort vonnöten ist, werden sie damit nicht sparen. Irgendwann – das wissen Max und Thomas ganz genau – werden nicht nur ihre Beine müde sein, sondern auch ihr Kopf. Das ist gefährlich. Dann heißt es, wachsam bleiben. Und einer wird auf den anderen aufpassen oder der andere auf den einen. Sie werden sich gegenseitig Mut geben und sich munter halten. Trotz Erschöpfung, Abgespanntheit oder Wetterquerelen werden sie sich anspornen. Es geht um das Ziel, Riva del Garda am Gardasee. Nein, es geht darum, kräftig in die Pedale zu treten – für die betreuten Kinder und ihre Familien in der Hospizarbeit Bamberg!
Weitere Informationen zum Projekt unter
https://www.hannibal-adventures.com/
Kontonummer für Spenden
Hospizverein Bamberg e.V.
Stichwort: HANNIBAL
Sparkasse Bamberg
DE13 7705 0000 0000 0851 00
BIC: BYLADEM1SKB