Mitte November war Bamberg erneut Kulisse für einen Filmdreh. Rund um die Schranne, in der Heiliggrabstraße und am Obstmarkt wurden Szenen für den Frankenkrimi “Wo ist Mike?” gedreht. 1973 begann Bambergs Karriere als Filmstadt, als es den Schauplatz für “Das fliegende Klassenzimmer” abgab. In den 2000er Jahren häuften sich größere Produktion mit mehreren “Sams”-Verfilmungen oder der Komödie “Resturlaub”. Und 2010 fand sich sogar Hollywood in der Stadt ein, auf der Suche nach einem adäquaten Hintergrund zur Neuauflage von “Die drei Musketiere”. Dass Bamberg aber teilweise nicht bei seinem Namen genannt wird, wie in den “Sams”-Filmen, oder wie bei den Musketieren als eine andere Stadt, in diesem Fall als Paris, ausgegeben wird, ist wohl das Schicksal der Kulisse, die sowohl mittelalterlich oder barock als auch modern sein kann.
Mit Steffen Schützwohl, seit 20 Jahren in der Pressestelle Bambergs für den Kontakt mit Film- und Fernsehproduktionen zuständig, haben wir über die Filmstadt Bamberg gesprochen.
Herr Schützwohl, wie läuft die Zusammenarbeit mit Film- oder Fernsehproduktionsfirmen grundlegend ab?
Steffen Schützwohl: Der erste Kontakt mit Filmleuten ist fast immer der mit Location-Scouts, die auf der Suche nach Drehorten sind und sich mit meist schon sehr konkreten Vorstellungen an uns wenden. Beispiel: Wir brauchen ein Haus aus dem 19. Jahrhundert, möglichst mit einem tollen Treppenaufgang. Dann schaue ich auch in den Kalender, damit sich Filmdrehs nicht mit Veranstaltungen überschneiden. Es wäre zum Beispiel nicht umsetzbar, die Obere Sandstraße für einen Filmdreh während Sandkerwa-Zeiten zu sperren. Dann begeben wir uns auf die Suche nach passenden Orten und gehen auch mal zusammen mit den Scouts durch die Stadt, um ihnen mögliche Locations zu zeigen. Das ist der erste große Part, bei dem wir als Amt im Spiel sind. Dann geht es um die Drehgenehmigungen – die allerdings vom Straßenverkehrsamt ausgestellt werden – und letztendlich werden Drehorte abgesperrt und die Dreharbeiten beginnen.
Welche Vorgaben müssen zur Bewilligung einer Drehgenehmigung erfüllt sein?
Steffen Schützwohl: Bevor ein Filmteam entscheiden kann, an einem bestimmten Ort zu drehen, muss zuerst grundsätzlich mit dem Eigentümer, egal, ob es eine Privatperson ist oder die Stadt Bamberg oder die Bayerische Schlösserverwaltung, geklärt werden, ob das möglich ist. Dann kann ein Antrag auf Drehgenehmigung gestellt werden und wenn auf öffentlichem Grund gedreht werden soll, prüft unser Straßenverkehrsamt, ob das so realisiert werden kann.
In den letzten zehn Jahren sind Szenen für acht verschiedene Produktionen in Bamberg gedreht worden, was für eine so kleine Stadt viel anmutet. Wirbt Bamberg für sich als Filmstadt?
Steffen Schützwohl: Nachdem in den Jahren 2011 und 2012 ziemlich viele Filme bei uns gedreht worden waren, haben sich andere Städte erkundigt, mit welcher Werbekampagne wir es geschafft haben, so viele Produktionen anzuziehen. Dabei haben wir Bamberg als Drehort oder Filmstadt nie beworben. Wir haben allerdings die Möglichkeit, im Gegensatz zu Städten wie München, die überfrachtet sind mit Produktionen, Filmleute mit viel offeneren Armen zu empfangen und sie unkompliziert viel intensiver zu betreuen. Und sowas spricht sich in der Filmszene rum und Verantwortliche werden aufmerksam auf Bamberg.
Was hat Bamberg als Filmstadt zu bieten?
Steffen Schützwohl: Wir haben auf relativ engem Raum eine große Bandbreite an Kulissen zu bieten. Bamberg kann mittelalterlich aussehen oder barock. Wir haben Architektur aus der Gründerzeit und Industriedenkmäler.
Welche Anforderungen stellen Drehteams am häufigsten an Bamberg? Das Mittelalterliche ist sicherlich sehr gefragt.
Steffen Schützwohl: Ja, das wäre zu erwarten, aber es ist eher das Idyllische, der Kontrast zum Großstädtischen. Bei den Sams-Filmen hat der Charme der kleinen Gassen natürlich gut gepasst und bei “Resturlaub” gaben die Kneipen oft die Kulisse ab. Nur bei den Musketieren hat man im fertigen Film fast nichts mehr von Bamberg erkannt, weil tricktechnisch so viel verändert wurde.
Profitiert Bamberg von Dreharbeiten?
Steffen Schützwohl: Einen Imagegewinn kann man natürlich nur schwer beziffern, aber solche Dreharbeiten wirken ja auch nach innen. Die Leute schimpfen zwar manchmal schon, finden es aber auch cool, wenn ein Film gedreht wird. 2010 als wir mit “Die drei Musketiere” die bisher größte Produktion in der Stadt hatten, war unter anderem die Zufahrt zum Domplatz tagelang gesperrt und die Einschränkungen für die Bambergerinnen und Bamberger am größten. Da gab es zwar Beschwerden seitens der Bevölkerung, aber man hat schon gemerkt, dass die Leute trotz aller Einschränkungen stolz darauf waren, dass in ihrer Stadt ein solch großer Film gedreht wird.
Was geht in Ihnen aber vor, wenn Sie sehen, dass in einem Film, der in Bamberg gedreht wurde, von der Stadt kaum etwas zu erkennen ist oder sie, wie im Fall der Musketiere, für eine andere Stadt herhalten muss?
Steffen Schützwohl: Es ist immer spannend, was von Bamberg im fertigen Film übrigbleibt, wie die Stadt in den Film eingebettet ist, wenn hier gedreht wurde. Manchmal ist man vielleicht etwas enttäuscht, wenn nur eine kurze Szene übriggeblieben ist. Andererseits ist es immer auch höchst spannend, Bamberg im Film zu sehen – oder teilweise amüsant, wenn zum Beispiel eine Verfolgungsjagd stattfindet und man genau weiß, dass die Wege, die dabei durch die Stadt unternommen werden, so nicht sein können.
Gibt es schon Planungen für Dreharbeiten nach denen zu “Wo ist Mike?”. Wann kommt Hollywood wieder?
Steffen Schützwohl: Wann Hollywood wieder kommt, weiß ich nicht, aber es ist eine Anfrage eingegangen für eine größere überregionale Produktion. Ob was draus wird, wird sich zeigen.