Stadt­echo Fragebogen

Das Stadt­echo fragt – Nina Lorenz antwortet

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Theater im Gärtnerviertel: Nina Lorenz, Foto: Klaus Barnickel
Nina Lorenz, Foto: Klaus Barnickel
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Nina Lorenz, die Lei­te­rin des Thea­ters im Gärt­ner­vier­tel, die Fra­gen beantwortet.
Wie geht es dem Thea­ter im Gärt­ner­vier­tel derzeit?

In den Zei­ten des zwei­ten Lock­downs nicht gut – wir wis­sen nicht, ob wir in die­sem Jahr noch wer­den spie­len kön­nen und wie es 2021 wei­ter gehen wird. Unse­re Pre­mie­re „Peer Gynt“, nach Hen­rik Ibsen in der Alten Sei­le­rei, hät­te am 13. Novem­ber Pre­mie­re haben sol­len. Aber es ist auf jeden Fall rich­tig und wich­tig, einen Lock­down-Light aus­zu­ru­fen, aber war­um des­halb Thea­ter und Kinos gleich ganz geschlos­sen wer­den müs­sen, ist nur schwer zu begrei­fen. Wir sind mit Hygie­ne­kon­zep­ten und Abstän­den im Zuschau­er­raum sehr gut auf­ge­stellt und hät­ten uns außer­dem auch dar­um geküm­mert, dass es vor und nach den Vor­stel­lun­gen kei­ne Grup­pen­bil­dung gege­ben hät­te. Kul­tur ist kein Luxus, den wir uns ent­we­der leis­ten oder nach Belie­ben strei­chen kön­nen, son­dern der geis­ti­ge Boden, der unse­re inne­re Über­le­bens­fä­hig­keit sichert, um Richard von Weiz­sä­cker zu zitieren.

Was braucht gutes Theater?

Gutes Thea­ter braucht den Dia­log und die Aus­ein­an­der­set­zung, ein­mal unter­ein­an­der im Ensem­ble und auf der Büh­ne und dann, ganz wich­tig, mit den Zuschau­ern. Dafür ist unser Thea­ter da – Räu­me zu schaf­fen, ganz rea­le Räu­me und Räu­me im Kopf, die die ver­schie­dens­ten Gedan­ken­gän­ge und Per­spek­ti­ven­wech­sel zulas­sen und zum Den­ken anre­gen und das Thea­ter auch sinn­lich erleb­bar machen.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Nein, ich fah­re regel­mä­ßig in der Stadt mit dem Fahr­rad, das reicht mir.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Es muss sein.

Töten Sie Insekten?

Wenn mich die­se beein­träch­ti­gen, ja.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Nein.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Schwie­rig, die Dro­ge Alko­hol ist lega­li­siert, wäh­rend Can­na­bis noch ver­bo­ten ist. Can­na­bis soll­te lega­li­siert werden.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Da schwan­ke ich zwi­schen Ursu­la Strauss und Ade­le Neuhauser.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Auf mei­nem smart­phone ist nur die Tagesschau-App.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Wie­der ein­mal zu mer­ken, dass Klei­nig­kei­ten im All­tags­le­ben aus­rei­chen kön­nen, um sich glück­lich und zufrie­den zu fühlen.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Mein größ­ter Wunsch ist es, das TiG finan­zi­ell so gut auf­zu­stel­len, dass dem Ensem­ble adäqua­te Gagen gezahlt wer­den können.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Ein per­fek­ter Tag hat viel mit Zeit haben zu tun. Zeit, in der Früh mei­ne Büro­ar­bei­ten zu erle­di­gen, dann in Ruhe zu den Pro­ben zu gehen mit viel Zeit zu pro­ben und am Abend Zeit für die Fami­lie zu haben. Ohne zu vol­le Stun­den und Gedrän­ge der Ter­mi­ne, das wäre ein per­fek­ter Tag.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über die Ent­schei­dung der Stadt Bam­berg, in den Berei­chen Kul­tur und Bil­dung noch mal mehr zu kürzen.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Wel­len­rau­schen und Wind an der Nordsee.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Den Luxus, Süßig­kei­ten zu essen und mir dabei Zeit zum Lesen von skan­di­na­vi­schen Kri­mis zu nehmen.

Wovor haben Sie Angst?

Vor wei­te­ren Lock­downs und Berufsverboten.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Vor­ges­tern, in der Bäcke­rei, mit der Bäckereiverkäuferin.

Wann hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Ärger mit der Poli­zei hat­te ich noch nie.

Was war Ihr schöns­ter TiG-Moment?

Die unglaub­lich tol­le Anteil­nah­me und die Stan­ding Ova­tions des Publi­kums bei der Preis­ver­lei­hung des Kul­tur­för­der­prei­ses an das TiG im Okto­ber 2019.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn im TiG waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Auf den Lock­down inmit­ten der Pro­ben zur „Drei­gro­schen­oper“ im März und den völ­li­gen Abbruch aller Proben.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Ja, es ist Pre­mie­re, alle Zuschau­er sit­zen schon, aber hin­ter der Büh­ne ist noch nicht alles vor­be­rei­tet und nichts ist fer­tig orga­ni­siert. Ver­mut­lich ein Klas­si­keral­btraum von Regis­seu­rin­nen und Regisseuren.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Na ja, ich benut­ze eigent­lich kei­ne Schimpf­wör­ter – so was Blö­des oder so ein Mist, im äußers­ten Fall so ein Scheiß.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Im Okto­ber 1865 wur­de der ers­te all­ge­mei­ne deut­sche Frau­en­ver­ein gegrün­det, der sich für das Recht der Frau­en auf Bil­dung und Chan­cen­gleich­heit am Arbeits­platz ein­ge­setzt hat, da wäre ich ger­ne dabei gewesen.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Nachts zu schnarchen.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Feh­ler, die aus Über­las­tung und Erschöp­fung entstehen.

Ihre Lieb­lings­tu­gen­den?

Beson­nen­heit und Klugheit.

Was mögen Sie an sich gar nicht?

Unkon­zen­triert und unauf­merk­sam zu sein.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Die Glüh­bir­ne.

Haben Sie ein Vorbild?

Nicht direkt ein Vor­bild, aber es gibt eine fin­ni­sche Dres­sur­rei­te­rin, Kyra Kirk­lund, die mit gro­ßer Hin­ga­be, Fach­wis­sen, Freund­lich­keit und Gelas­sen­heit ihren Beruf aus­übt – so was fas­zi­niert mich.

Wofür sind Sie dankbar?

Für mei­ne Familie.

Was lesen Sie gerade?

Sybil­le Berg, „Nerds“.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

Mein Lieb­lings­buch zur Zeit ist „Unter­leu­ten“ von Juli Zeh, Lieb­lings­al­bum „Beat­les“, Lieb­lings­film „Der gro­ße Gats­by“ mit Leo­nar­do DiCaprio.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Da müss­te ich mir was aus­den­ken, gar kei­ne höre ich heimlich.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Mir mit 17 Jah­ren einen Afro-Look (so hieß das damals) machen zu lassen.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Wet­ter und Bahnreisen.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Die Bau­stel­le Atri­um beim Bahn­hof, nach­dem die ers­te Mau­er abge­tra­gen wur­de. Die Über­res­te, die dort hin­gen und stan­den, sahen gigan­tisch aus. So wür­de ich mir mal ein Büh­nen­bild wünschen.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Mit Scar­lett Johansson.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Von Com­pu­ter­pro­gram­men.

Was fin­den Sie langweilig?

Gesprä­che mit Men­schen, die nur sel­ber reden und nicht zuhö­ren können.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

Schla­ger von Tony Marshall.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Die Wie­der­kehr des Immergleichen.

Wie wür­de Ihr Pen­dant von vor zehn Jah­ren auf Ihr heu­ti­ges Ich reagieren?

Es wür­de sich freu­en, dass es das TiG und sei­ne rasan­te Ent­wick­lung gibt und es wür­de mich wahr­schein­lich beglückwünschen.

Gibt es wäh­rend der Vor­be­rei­tun­gen auf eine TiG-Insze­nie­rung wie­der­keh­ren­de Streit­punk­te im Ensemble?

Wie­der­keh­ren­de Streit­punk­te gibt es nicht, es gibt Dis­kus­sio­nen und Rin­gen um Form und Inhalt, und das ist gut so.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Viel­leicht kurz vorm Zahnarztbesuch…

Ich kann nicht leben ohne…

Mei­nen Mann.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

„Plat­ten­la­den“ oder in die Ost­bar – wenn dann alles wie­der geöff­net wer­den darf.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Tän­ze­rin.

Was war die absur­des­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Dass ich ein Mann bin und für einen gehal­ten wurde.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Das Pro­blem, zu viel auf ein­mal zu machen.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Einen schö­nen hei­ßen Tee.

Nina Lorenz, Lei­te­rin und Initia­to­rin des Thea­ters im Gärt­ner­vier­tel (TiG), Novem­ber 2020.

www.tig-bamberg.de

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