In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Nina Lorenz, die Leiterin des Theaters im Gärtnerviertel, die Fragen beantwortet.
Wie geht es dem Theater im Gärtnerviertel derzeit?
In den Zeiten des zweiten Lockdowns nicht gut – wir wissen nicht, ob wir in diesem Jahr noch werden spielen können und wie es 2021 weiter gehen wird. Unsere Premiere „Peer Gynt“, nach Henrik Ibsen in der Alten Seilerei, hätte am 13. November Premiere haben sollen. Aber es ist auf jeden Fall richtig und wichtig, einen Lockdown-Light auszurufen, aber warum deshalb Theater und Kinos gleich ganz geschlossen werden müssen, ist nur schwer zu begreifen. Wir sind mit Hygienekonzepten und Abständen im Zuschauerraum sehr gut aufgestellt und hätten uns außerdem auch darum gekümmert, dass es vor und nach den Vorstellungen keine Gruppenbildung gegeben hätte. Kultur ist kein Luxus, den wir uns entweder leisten oder nach Belieben streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert, um Richard von Weizsäcker zu zitieren.
Was braucht gutes Theater?
Gutes Theater braucht den Dialog und die Auseinandersetzung, einmal untereinander im Ensemble und auf der Bühne und dann, ganz wichtig, mit den Zuschauern. Dafür ist unser Theater da – Räume zu schaffen, ganz reale Räume und Räume im Kopf, die die verschiedensten Gedankengänge und Perspektivenwechsel zulassen und zum Denken anregen und das Theater auch sinnlich erlebbar machen.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Nein, ich fahre regelmäßig in der Stadt mit dem Fahrrad, das reicht mir.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Es muss sein.
Töten Sie Insekten?
Wenn mich diese beeinträchtigen, ja.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Schwierig, die Droge Alkohol ist legalisiert, während Cannabis noch verboten ist. Cannabis sollte legalisiert werden.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Da schwanke ich zwischen Ursula Strauss und Adele Neuhauser.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Auf meinem smartphone ist nur die Tagesschau-App.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Wieder einmal zu merken, dass Kleinigkeiten im Alltagsleben ausreichen können, um sich glücklich und zufrieden zu fühlen.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Mein größter Wunsch ist es, das TiG finanziell so gut aufzustellen, dass dem Ensemble adäquate Gagen gezahlt werden können.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Ein perfekter Tag hat viel mit Zeit haben zu tun. Zeit, in der Früh meine Büroarbeiten zu erledigen, dann in Ruhe zu den Proben zu gehen mit viel Zeit zu proben und am Abend Zeit für die Familie zu haben. Ohne zu volle Stunden und Gedränge der Termine, das wäre ein perfekter Tag.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über die Entscheidung der Stadt Bamberg, in den Bereichen Kultur und Bildung noch mal mehr zu kürzen.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Wellenrauschen und Wind an der Nordsee.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Den Luxus, Süßigkeiten zu essen und mir dabei Zeit zum Lesen von skandinavischen Krimis zu nehmen.
Wovor haben Sie Angst?
Vor weiteren Lockdowns und Berufsverboten.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Vorgestern, in der Bäckerei, mit der Bäckereiverkäuferin.
Wann hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Ärger mit der Polizei hatte ich noch nie.
Was war Ihr schönster TiG-Moment?
Die unglaublich tolle Anteilnahme und die Standing Ovations des Publikums bei der Preisverleihung des Kulturförderpreises an das TiG im Oktober 2019.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn im TiG waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf den Lockdown inmitten der Proben zur „Dreigroschenoper“ im März und den völligen Abbruch aller Proben.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Ja, es ist Premiere, alle Zuschauer sitzen schon, aber hinter der Bühne ist noch nicht alles vorbereitet und nichts ist fertig organisiert. Vermutlich ein Klassikeralbtraum von Regisseurinnen und Regisseuren.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Na ja, ich benutze eigentlich keine Schimpfwörter – so was Blödes oder so ein Mist, im äußersten Fall so ein Scheiß.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Im Oktober 1865 wurde der erste allgemeine deutsche Frauenverein gegründet, der sich für das Recht der Frauen auf Bildung und Chancengleichheit am Arbeitsplatz eingesetzt hat, da wäre ich gerne dabei gewesen.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Nachts zu schnarchen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Fehler, die aus Überlastung und Erschöpfung entstehen.
Ihre Lieblingstugenden?
Besonnenheit und Klugheit.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Unkonzentriert und unaufmerksam zu sein.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Die Glühbirne.
Haben Sie ein Vorbild?
Nicht direkt ein Vorbild, aber es gibt eine finnische Dressurreiterin, Kyra Kirklund, die mit großer Hingabe, Fachwissen, Freundlichkeit und Gelassenheit ihren Beruf ausübt – so was fasziniert mich.
Wofür sind Sie dankbar?
Für meine Familie.
Was lesen Sie gerade?
Sybille Berg, „Nerds“.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Mein Lieblingsbuch zur Zeit ist „Unterleuten“ von Juli Zeh, Lieblingsalbum „Beatles“, Lieblingsfilm „Der große Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Da müsste ich mir was ausdenken, gar keine höre ich heimlich.
Was war Ihre größte Modesünde?
Mir mit 17 Jahren einen Afro-Look (so hieß das damals) machen zu lassen.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Wetter und Bahnreisen.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Die Baustelle Atrium beim Bahnhof, nachdem die erste Mauer abgetragen wurde. Die Überreste, die dort hingen und standen, sahen gigantisch aus. So würde ich mir mal ein Bühnenbild wünschen.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit Scarlett Johansson.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Von Computerprogrammen.
Was finden Sie langweilig?
Gespräche mit Menschen, die nur selber reden und nicht zuhören können.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Schlager von Tony Marshall.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Die Wiederkehr des Immergleichen.
Wie würde Ihr Pendant von vor zehn Jahren auf Ihr heutiges Ich reagieren?
Es würde sich freuen, dass es das TiG und seine rasante Entwicklung gibt und es würde mich wahrscheinlich beglückwünschen.
Gibt es während der Vorbereitungen auf eine TiG-Inszenierung wiederkehrende Streitpunkte im Ensemble?
Wiederkehrende Streitpunkte gibt es nicht, es gibt Diskussionen und Ringen um Form und Inhalt, und das ist gut so.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Vielleicht kurz vorm Zahnarztbesuch…
Ich kann nicht leben ohne…
Meinen Mann.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
„Plattenladen“ oder in die Ostbar – wenn dann alles wieder geöffnet werden darf.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Was war die absurdeste Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Dass ich ein Mann bin und für einen gehalten wurde.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Das Problem, zu viel auf einmal zu machen.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Einen schönen heißen Tee.