Das Theater im Gärtnerviertel wird 2023 zehn Jahre alt. Relativ gut ist es durch die Coronakrise gekommen und weiß die dauerangespannte finanzielle
... weiter
Neue Spielzeit
10 Jahre Theater im Gärtnerviertel: Theater mit Bodenhaftung
Das Theater im Gärtnerviertel wird 2023 zehn Jahre alt. Relativ gut ist es durch die Coronakrise gekommen und weiß die dauerangespannte finanzielle Lage immer wieder zu meistern. Zum Jubiläum und zum Saisonbeginn im Oktober hat sich Nina Lorenz, die künstlerische Leiterin des TiG, nun einen persönlichen Wunsch erfüllt und bringt das Musical „Der kleine Horrorladen“ auf die Bühne.
Standing Ovations an einem Sommerabend in der Gärtnerei Hohe bei der letzten Vorstellung vor der Sommerpause im August: Die Aufführung und Interpretation des Theaterstücks „Cyrano de Bergerac“ das Theaters im Gärtnerviertel löste Begeisterung aus und animierte das Publikum zum Mitfiebern, Staunen und teilweise sogar zum Mitsingen.
Es ist eben kein Laientheater, das da am Werke war, sondern ein Profibetrieb mit ausgebildeten SchauspielerInnen. Ein Alleinstellungsmerkmal des Theaters ist dabei sein Konzept der unterschiedlichen Spielorte: Ob bei Betten Friedrich, verschiedenen Gärtnereien in und um die Nürnberger Straße oder der Handwerkskammer. „Die unterschiedlichen Räume sind unsere Inspiration. Entweder suchen wir den Raum nach dem jeweiligen Stück aus oder wir schauen uns umgekehrt einen Ort an und überlegen, welches Stück da hineinpasst“, sagt Regisseurin Nina Lorenz.
Zusammen mit ihrem Mann, Werner Lorenz, und dem Sprecher und Schauspieler Stephan Bach kam sie im Herbst 2013 auf die Idee der Theatergründung. „Die Initialzündung kam während des Besuchs der Veranstaltung Lichthöfe in der Bamberger Innenstadt um die Königstraße herum. „Die beleuchteten Innenhöfe regten unsere Phantasie an, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen“, sagt Stephan Bach. Ein knappes halbes Jahr später wurde der Verein „Theater im Gärtnerviertel“ gegründet. „Wir kamen alle aus verschiedenen Projekten und hatten viel Berufserfahrung gesammelt. Und Bamberg war mit seiner kulturellen Vielfalt einfach prädestiniert, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, bei dem wir selbstbestimmt arbeiten und entwickeln können. Das war und ist unser Ziel.“
Theater auf Tuchfühlung
Eine weitere Absicht der TiG-Gründer war es, das Theater zu den Menschen, den Bürgerinnen und Bürgern Bambergs, zu bringen, an Orten, die sie sonst nicht sehen oder höchstens als Ladenraum oder Lagerhalle kennen. „Das Gute dabei ist auch“, sagt Nina Lorenz, „dass wir mietfrei spielen können und gleichzeitig auch Werbung für die Läden oder die Orte machen, an denen unsere Stücke spielen. Und wir können auf Tuchfüllung mit dem Publikum gehen. Denn nach den Vorführungen stehen wir am Ausgang, verabschieden uns von den Leuten und erfahren dabei Resonanz zum gerade erlebten Stück.“ Ein Theater mit Bodenhaftung und dem Novum, mittels wechselnder Spielorte neue Perspektiven auf dieselben zu schaffen, lautet die Devise.
Die Premiere des TiG bildete das Stück „Dreier“ im Bettenhaus Friedrich, das in einem Bett spielt. „Das TiG war von Anfang an eine Erfolgsstory und von Anfang an ausverkauft“, sagen Nina Lorenz und Stephan Bach. „Ich persönlich war überrascht von den BambergerInnen, wie offen und hilfsbereit und warmherzig sie uns von Anfang an begegnet sind. Es gab nie Skepsis. Selbst zu Corona-Zeiten kam nie der Gedanke an Aufhören.“
Acht Mitglieder hatte das TiG-Ensemble am Anfang, mittlerweile sind es 20 SchauspielerInnen, MusikerInnen und BühnenbauerInnen. Proben und Kulissenbau finden in der Dr.-von-Schmitt-Straße in den Räumen eines ehemaligen Autoteile-Händlers statt. Die Verwaltungsräume sind in der Josephstraße.
Und damit sind wir beim Thema Finanzen. „Es ist immer schwierig“, sagt Nina Lorenz. Und Stephan Bach fügt an: „Die jährliche institutionelle Förderung in Höhe von 5.500 Euro ist marginal. Das muss einfach mehr sein beziehungsweise der Etat für Kulturschaffende der Stadt muss anders aufgeteilt werden.“
Des Weiteren stellt das TiG Unterstützungsanträge bei Stiftungen und hat auch Zuwendung durch den etwa 200 Mitglieder zählenden TiG-Freunde-Verein. „Den Großteil unserer Finanzen machen die Einnahmen aus“, sagt Nina Lorenz. „Aber mit den Finanzen ist und bleibt es immer eine Gratwanderung.“ Dabei sei das TiG längst etabliert und anerkannt in der Stadt. „Wir haben einen Spielplan mit sechs bis acht Aufführungen pro Spielzeit und erreichen während einer Saison bis zu 10.000 BesucherInnen.“
Pandemie-Schock
Die Pandemie war für das Theater aber trotzdem ein Schock. „Zwar gab es finanzielle Überbrückungshilfen von Land und Bund, aber wir haben uns schnell Gedanken darüber gemacht, wie wir zeigen können, dass es uns immer noch gibt und dass wir fürs Publikum weiterhin da sind“, sagt Nina Lorenz.
So entwickelte das TiG den Audio-Weg „Orte-Worte“, einen Städterundgang als MP3-Download mit Stopps an bestimmten Orten der Stadt, an dem Geschichten und Literatur zu Gehör kommen oder ein Musikstück abgespielt wird. Oder – da die damals geplante Aufführung der „Dreigroschenoper“ während der Pandemie ausfallen musste – die Dreigroschen-Happen mit online anschaubaren Szenen aus dem Stück.
Nach Ende der Beschränkungen dauerte es aber trotzdem lange, bis sich das Publikum zurück in die Vorstellungsräume wagte. Auch die nachfolgenden Krisen wie der russische Angriffskrieg oder der Anstieg der Energiekosten sind und waren nicht einfach für das Theater im Gärtnerviertel.
Die Mischung macht´s
Aber auch im zehnten Jahr des Bestehens des Theaters muss die Show weitergehen. Dabei ist nach wie vor eine gewisse Mischung bei der Auswahl der Stücke des Spielplans wichtig. In erster Linie stehen Klassiker und leichte, bekannte Werke auf dem Programm. „Die Leute wollen in schwierigen Zeiten nichts allzu Ernstes und weniger Experimentelles auf den Bühnen sehen“, sagt Nina Lorenz. „Und da wir uns selbst finanzieren, sollen die bekannten Titel die Besucherinnen und Besucher anlocken“, sagt Nina Lorenz. Das heißt aber nicht, dass man sich beim TiG dem Experimentellen oder Abgründigen ganz und gar verschließt. So führte das Theater zum Beispiel 2019 die Endzeitgeschichte „Dosenfleisch“ auf, oder 2022 eine Adaption des Stephen King-Thrillers „Mysery“. Und beide Stücke haben nach den Worten Stephan Bachs keine bösen, sondern wohlwollende und konstruktive Diskussionen bei Kritikern und Publikum ausgelöst.
Mit „Der kleine Horrorladen“ geht es in der Spielzeit 2023 //2024 nun ähnlich weiter. Mit der Horrorsatire um eine riesige sprechende und vor allem fleischfressende Pflanze steht zum ersten Mal ein Musical auf dem Spielplan des TiG. „Schon lange reizt es mich“, sagt Nina Lorenz, „ein Musical zu inszenieren und zum Auftakt unseres zehnjährigen Jubiläums war die passende Gelegenheit dazu.
„Der kleine Horrorladen“ ist eine gelungene Mischung aus Schauspiel, Gesang, Tanz und Musik und deshalb sehr geeignet für ein Schauspielensemble, das über sehr gute Sänger*innen verfügt, wie es in unserem Ensemble der Fall ist. Und zusätzlich haben wir eine hervorragenden Live-Band unter der musikalischen Leitung von Konrad Buschhüter und Sebastian Strempel in Kooperation mit der Städtischen Musikschule.“
Zudem hat die Thematik aktuelle Anklänge. „Eine Pflanze, die die Weltherrschaft übernehmen will und alles dafür tut, um diesen Plan umzusetzen – ihr erstes Ziel ist, sich die Menschen untertan zu machen. Dies gelingt ihr, indem sie denjenigen, der sie pflegt, süchtig macht nach Reichtum, Berühmtheit, Aufmerksamkeit und öffentlicher Wahrnehmung. Die Pflanze macht die menschliche Gier nach immer mehr, egal was dabei alles zerstört wird, deutlich sichtbar und zeigt die Egoismen und das Gewinnstreben auf, die unsere Umwelt zerstören.“
Stephanskirche Bamberg
Theater im Gärtnerviertel: Uraufführung „Kairos – Die Zeit ist da!“
Mitte Juni zeigt das Theater im Gärtnerviertel in Kooperation mit mehreren weiteren Kulturanbieter Bambergs ein musikalisches Theatertanzprojekt in der Stephanskirche. In „Kairos – Die Zeit ist da!“ geht es um die Entstehung der Welt. Die Textgrundlage erarbeitete das Theater gemeinsam mit Bamberger Jugendlichen.
In Anlehnung an das Motto des diesjährigen Evangelischen Kirchentages, „Es ist die Zeit“, entsteht derzeit in der Stephanskirche in Bamberg das Chor- und Theatertanzprojekt „Kairos – Die Zeit ist da!“. Bei Kairos handelt es sich um eine altgriechische Gottheit, die den richtigen Augenblick oder die günstige Gelegenheit personifiziert.
Die Produktion ist eine Kooperation des Theaters im Gärtnerviertel (TiG), des Contweedancecollectives und der Kirchengemeinde St. Stephan. Regisseurin Nina Lorenz, Choreographin Johanna Knefelkamp und Kirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper entwerfen die Inszenierung, die am 11. Juni um 15 Uhr Premiere hat.
Die Spielrollen übernehmen Stephan Bach, Valentin Bartzsch, Ursula Gumbsch, Aline Joers, Johanna Knefelkamp und Werner Lorenz, allesamt Mitglieder des TiG. Aber auch jugendliche DarstellerInnen aus Bamberg werden zu sehen sein.
Diese Zusammenarbeit entstand in Workshops in der Stephanskirche, in der Mittelschule Heidelsteig und ETA-Hoffmann-Gymnasium. „Mit den Jugendlichen haben wir zu den Themen Musik, Natur, Religion und Entstehung der Welt gearbeitet“, sagt Nina Lorenz. „Alle erhielten Fragebögen, an denen wir uns ebenfalls orientiert haben. Denn wichtig für uns war zu erfahren, was für die Jugendlichen bei diesen Themen an erster Stelle steht.“
Zusätzlich konnten sich die Jugendlichen anmelden, bei den Aufführungen selbst aufzutreten. Bei der Uraufführung werden entsprechend sechs von ihnen schauspielerisch und sängerisch dabei sein. Denn für die Musik ist neben Mitgliedern der Kantorei der Stephanskirche und des musica-viva-chors Bamberg auch ein semiprofessionelles Vokalensemble zuständig.
Weitere Aufführungen von „Kairos – Die Zeit ist da!“ sind am 11., 12., 13. und 23. Juni, jeweils um 19 Uhr, am 23. Juni, 15 Uhr, und am 24. Juni, um 15 und 17 Uhr.
„Weiter weg von Alltagssprache kann man kaum sein“
nonoise und TiG zeigen Rilkes „Duineser Elegien“
Rainer Maria Rilkes zehnteiliges Gedichtwerk „Duineser Elegien“ ist in seiner sprachlichen Komplexität und seinen verschlungenen Gedankengängen wie geschaffen für eine Interpretation durch das experimental-musikalische Projekt nonoise. Zusammen mit dem Theater im Gärtnerviertel bringt nonoise-Leiter Jochen Neurath die „Elegien“ im Mai in der Johanniskapelle auf die Bühne. Ab Mai wird er gleichzeitig Vermieter dieses Veranstaltungs-Ortes sein. Wir haben mit Jochen Neurath (hier im Stadtecho-Fragebogen) über das neue Stück und den neuen Kultur-Ort gesprochen.
Herr Neurath, wie kam die Kooperation mit dem Theater im Gärtnerviertel zustande?
Jochen Neurath: Letztes Jahr hatte sich Nina Lorenz, die Leiterin des TiG, die nonoise-Aufführung des Heiner Müller Stücks „Quartett“ angeschaut – eine Inszenierung, in der ich zum ersten Mal ausgiebig mit Sprache gearbeitet habe. Eigentlich bestand die gesamte Inszenierung aus Sprache als musikalischer Ausdruck. Danach kamen Nina und ich ins Gespräch, unter anderem über eine mögliche Zusammenarbeit.
Was prädestiniert nonoise und das Theater im Gärtnerviertel für eine Zusammenarbeit?
Jochen Neurath: Ich finde es interessant, meine Art, sprach-musikalisch zu denken, einem theatral interessierten Publikum wie dem des TiG nahezubringen. Außerdem arbeitet auch das TiG oft mit sehr reduzierten Mitteln, zum Beispiel was Bühnenbild oder Kostüme angeht. Ich denke also, dass das Publikum des Theaters schon gewohnt ist, im bloßen Spiel der Darsteller, ohne viel Show drumherum, viel zu erkennen. Denkt man vom Theater her, geht die Inszenierung der „Elegien“ aber noch ein Stück weiter als die üblichen TiG-Produktionen. Damit können wir von nonoise vielleicht mehr als bisher ein theateraffines Publikum ansprechen.
Warum haben sie dafür die „Duineser Elegien“ von Rainer Maria Rilke ausgewählt?
Jochen Neurath: Als Komponist Lyrik zu vertonen, ist schon immer ein zentrales Thema meiner Arbeit gewesen. Bei der Recherche möglicher Textgrundlagen für eine neue Produktion stieß ich auf die „Duineser Elegien“. Sie waren mir auch darum aufgefallen, weil sie genau vor 100 Jahren erschienen sind. Ihre Entstehungszeit, eine Phase großer Verunsicherung in Europa, hat viel mit unserer jetzigen Zeit zu tun. Rilke schrieb die „Elegien“ während des 1. Weltkrieges. Außerdem ist Rilkes Werk aus dem Grund für mich faszinierend, weil es immer zwei Seiten hat. Einerseits gibt es den etwas betulicheren Rilke, den wir aus dem Schulunterricht kennen, bei dem ich aber oft nicht andocken kann. Andererseits gibt es den späten Rilke, zum Beispiel eben den der „Elegien“, der an der Schwelle zur Moderne steht. In so einer Umbruchsphase steckt für meinen Ansatz künstlerisch viel drin.
Zum Beispiel?
Jochen Neurath: Die Sprache der „Duineser Elegien“ ist eine hochartifizielle: Weiter weg von Alltagssprache kann man kaum sein. Es ist eine gedanklich sehr vertiefte, mit unglaublich verdichteten Bildern wirkende Sprache. Einen solchen Imaginationsraum versuchen auch nonoise-Produktionen immer zu bieten. Er ist ideal dafür, ihn in Ruhe in einer Umgebung wie der Johanniskapelle auf sich wirken zu lassen.
Ihre Heiner Müller-Inszenierung, die auf Instrumente verzichtete und nur die Stimmen des Ensembles als Klangquellen nutzte, war ein Schritt weg von musikalischen Anteilen in nonoise-Inszenierungen. Was für ein Schritt ist die Inszenierung der „Duineser Elegien“?
Jochen Neurath: Ich würde „Quartett“ nicht als einen Schritt weg von musikalischem Denken bezeichnen, denn für mich ist Sprache immer auch Musik – abgesehen natürlich von den Bedeutungen ihrer Worte. Sie ist Klang und Rhythmus, und genauso eine Ansprache ans Publikum wie es Musik und Töne sind. Anders als das genuin theatrale „Quartett“, sind die „Elegien“ aber ganz Gedanken-Lyrik. Ihre Sprache ist aber stark rhetorisch aufgeladen und macht sich hervorragend, wenn man sie zum Klingen bringt.
In der Ankündigung der Aufführung schreiben Sie von neuen Akzente in der Umsetzung. Was heißt das?
Jochen Neurath: Bei „Quartett“ hatten wir noch den Ansatz, die Sprache extrem stilisiert zu verwenden, zum Beispiel durch Passagen, die in derselben gleichbleibenden Tonhöhe oder rhythmisiert vorgetragen wurden. Diesmal werden wir uns ganz den Satzmelodien und dem Sprachrhythmus Rilkes anvertrauen. Dafür gibt es zwei live spielende Instrumente – Stefan Goldbach am Kontrabass und Franz Tröger an der Orgel – die ihrerseits eine andere Klanggrundlage für die Sprache beisteuern.
Aus dem Schauspiel-Ensemble des TiG nimmt allerdings niemand an der Inszenierung teil. Wäre das Engagement dann doch zu theaterfern gewesen?
Jochen Neurath: Das hatte organisatorische Gründe. Wir hatten die Zusammenarbeit erst sehr spät für diese Saison festgelegt und die Darsteller, die in Frage gekommen wären, waren bereits in anderen Produktionen gebunden. Darum habe ich wieder auf das Ensemble zurückgegriffen, das sich weitgehend aus der Heiner Müller-Produktion ergeben hatte. Über Vermittlung des Theaters im Gärtnerviertel sind dann aber doch noch die beiden Musiker Goldbach und Tröger dazugekommen.
Eine deutlich erkennbare Handlung haben die „Duineser Elegien“ jedoch nicht. Wie gehen Sie in der Inszenierung damit um?
Jochen Neurath: Innerhalb der zehn Elegien gibt es schon so etwas wie eine gedankliche Entwicklung, die wir im Wesentlichen auch nachvollziehen werden. Aber es ist eben eine Entwicklung und keine Handlung. Deshalb haben wir die Inszenierung auch als Klangraum angekündigt und nicht als Stück oder Aufführung. Wir möchten das Phänomen Sprache in einer Art Klanginstallation im Raum spürbar machen und so die inneren Anliegen und Nöte der Verunsicherung in Kriegszeiten, die Rilke in diesen Gedichten formulierte, unmittelbar auf das Publikum wirken zu lassen.
Sie sind jetzt auch der neue Vermieter des Spielortes, der Johanniskapelle. Wie kam es?
Jochen Neurath: Ich war dort selbst schon häufiger Mieter, zum Beispiel auch mit nonoise. Als es klar wurde, dass sich der bisherige Vermieter, der Freundeskreis St. Johannis e.V., auflöst, weil der Satzungszweck der Sanierung der Kapelle erfüllt war, kam man mit der Frage auf mich zu, ob ich nicht die Kapelle weiterführen könnte. Am 1. Mai beginnt das Mietverhältnis und ich bin mit nonoise gleich mein eigener erster Mieter. Das ist ein schöner Zufall, aber längerfristig auch eine Herausforderung, die Kapelle als Ort für Kultur viel präsenter zu machen als bisher.
Hat sich entsprechend der wirtschaftlicher Stand von nonoise mittlerweile geändert, zum Beispiel insofern, als dass Sie nun, im Gegensatz zu früheren Inszenierungen, Ihrem Ensemble Gagen zahlen können?
Jochen Neurath: Ja, durch die Zusammenarbeit mit dem TiG und meinem Berganza-Preis im letzten Jahr hat sich die Ausgangslage verbessert und nun kann ich mehr als die bisherigen symbolischen Gagen zahlen. Das bedeutet mir auch sehr viel als Wertschätzung für die Arbeit der Beteiligten.
Wo soll es mit der Kapelle als Veranstaltungsort hingehen?
Jochen Neurath: Wenn ich nicht gerade mit nonoise dort etwas veranstalte, bin ich lediglich Vermieter des Raumes, und somit Ermöglicher. Aber ich möchte schon ein Programm dort hineinbringen, das anspruchsvolle kulturelle Darbietungen beinhaltet.
„Duineser Elegien“
4., 5., 10. und 16 Mai, 19:30 Uhr, 14. Mai, 17 Uhr
Johanniskapelle, Oberer Stephansberg 7
Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner
Theater im Gärtnerviertel mit neuer Produktion
In seiner neuen Produktion “Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner” leistet das TiG – Theater im Gärtnerviertel seinen Beitrag zu aktuellen Identitätsdebatten. Premiere ist am 11. November.
Das Theater im Gärtnerviertel isnzeniert Ingrid Lausunds Stück “Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner”. Im Stück der Ingolstädter Theaterautorin proben fünf Schauspielerinnen und Schauspieler mit großer Motivation eine Wohltätigkeitsveranstaltung für ein afrikanisches Schulprojekt, für das sie Spendenbereitschaft wecken möchten.
Doch es stellt sich die Frage, auf welche Weise das am besten gelingen kann. Sollte man unterhaltsam über Not und Elend in Afrika reden, fragen sich die Fünf? Beziehungsweise, wäre es nicht eigentlich angebracht, in die Planungen einer Veranstaltung über Afrika Menschen aus einem afrikanischen Land einzubinden und ihnen Rampenlicht, Rede- und Spielanteile zu geben? Welchen symbolischen Wert und welche Berechtigung kann die Veranstaltung haben, wenn in ihr keine Betroffenen nicht vorkommen? Fragen, mit denen sich das Theater im Gärtnerviertel im Bereich aktueller identitätspolitischer Debatten bewegt.
Fragen, die die Beteiligten im Stück im Verlauf der Proben der Veranstaltung aber allerdings auch schnell aus den Augen verlieren. Denn aus den Vorbereitungen des Benefizevents wird ein Kampf zwischen politischer Korrektheit und persönlichen Eitelkeiten. Zwischen Gutgemeintem und Schlechtgeprobtem.
Mit dem Kammerspiel “Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner” gibt das Theater im Gärtnerviertel Einblicke in Abgründe der Wohlstandsgesellschaft und thematisiert Scheinheiligkeit, Egozentrik und Profitorientierung.
Andrea Pinkowski inszeniert, Chrysenda Sailmann und Linda Hofmann steuern Kostüm- und Bühnenbild bei und TiG-Chefin Nina Lorenz hat die Produktionsleitung inne. Stephan Bach, Valentin Bartzsch, Heidi Lehnert, Laura Mann und Patrick L. Schmitz übernehmen die Bühnenrollen. Die Premiere von “Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner” ist am 11. November im Laubanger 14.
Weitere Termine unter:
TiG – Theater im Gärtnerviertel
Experimentierfreudiges Theater an ungewöhnlichen Orten
Am 24. September eröffnet das TiG – Theater im Gärtnerviertel seine neue Spielzeit mit Friedrich Schillers Klassiker “Die Jungfrau von Orleans”. Stephan Bach, Jonathan Bamberg, Valentin Bartzsch, Ursula Gumbsch und Martin Habermeyer spielen, TiG-Leiterin Nina Lorenz führt Regie. Mit ihr haben wir uns zum Interview getroffen.
Frau Lorenz, in welchem Zustand startet das TiG in die Spielzeit 2021//2022?
Nina Lorenz: Wir haben einen ereignisreichen Sommer hinter uns und haben mit unserem TiG-Sommertheaterfestival versucht, die Monate Juni, Juli und August bestmöglich zu nutzen, um mehrere Produktionen und viel Live-Theater anzubieten. Für die neue Spielzeit 2021//2022 sind wir gut gerüstet und hoffen, unseren Spielplan aufrecht halten zu können. Jedoch, es hängt nicht von uns alleine ab.
Welche Änderungen gab es in den zurückliegenden eineinhalb Jahren?
Nina Lorenz: Die Änderungen haben sich auf das Nicht-Spielen können belaufen. Das waren harte Einschnitte, auch finanziell. Ansonsten ist das Ensemble konstant geblieben, keiner musste gehen und neue Gesichter sind dazu gekommen.
Wie hat sich die Sponsoren- und Förderlage entwickelt?
Nina Lorenz: Die Sponsoren haben uns die Treue gehalten, ebenso ist der Freundeverein des TiG eine großartige Unterstützung. Ein Teil der gestellten Förderanträge wurde allerdings gekürzt, was gerade in diesen Zeiten umso schwerer wiegt.
Nach einem Jahr, in dem kulturelle Institutionen durch die Politik mehr oder weniger ignoriert wurden – sind Sie nach wie vor überzeugt, mit dem Theater das Richtige zu tun oder hat die Pandemie Zweifel aufkommen lassen?
Nina Lorenz: Nein, die Pandemie hat keine Zweifel aufkommen lassen. Kunst und Kultur und speziell Theater sind wichtig und nicht wegzudenken aus unserer Gesellschaft. Theater bietet den gemeinsamen Atem und das gemeinsame Erleben, ist einmalig und immer live. Der Austausch zwischen dem Publikum und den Schauspieler*innen auf der Bühne schafft einen gemeinsamen Raum und bestenfalls können wir durch diesen Austausch Dinge bewegen und Perspektiven verändern.
Heißt es jetzt also “jetzt erst recht”?
Nina Lorenz: Es heißt, weitermachen!
Warum haben Sie für die Spielzeiteröffnung am 24. September “Die Jungfrau von Orleans” ausgewählt?
Nina Lorenz: In der „Jungfrau von Orleans“ geht es um Glaubenskriege und einen großen Fanatismus der Figur der Johanna. Ihr mitleidloses und blindes Handeln macht sie zu einem Werkzeug der Mächtigen, der Politiker und der Pragmatiker. Sie wird benutzt und taktisch eingesetzt. Damit sind wir sehr nah dran an der heutigen Zeit und Assoziationen zu sich radikalisierenden Jugendlichen, die still in den heiligen Krieg ziehen oder sich als rechtsradikale Gottes-Kämpfer sehen und für ihre vermeintlich richtige Sachen kämpfen, stellen sich ein, da kann man auch an die Morde des NSU denken. Das Leben der Jeanne d‘Arc wurde von vielen Seiten benutzt und für eigene Zwecke ausgenutzt und missbraucht, bis heute, bis zu Marie Le Pen. Aus diesem Grunde ist dieser Stoff, dieses Stück, hoch aktuell. Und es erzählt vom Krieg, den Grausamkeiten und dem Grauen im Krieg. Auch das hat bis heute nicht aufgehört.
“Die Jungfrau von Orleans” ist eines der am häufigsten gespielten Stücke von Friedrich Schiller. Was wird die Inszenierung des TiG bieten, das noch nicht zu sehen war?
Nina Lorenz: Wir setzen mit der Inszenierung unsere eigenen Akzente und verknüpfen das Ganze mit der Musik. Live an der Orgel begleitet Ingrid Kasper die Inszenierung, in Kooperation mit der Kirchenmusik St. Stephan sind der musica-viva-chor bamberg, der Chor der Kantorei, der Jugendkantorei und der Gospelchor St. Stephan zu erleben. Der Spielort ist St. Stephan Bamberg – wir spielen im Hauptschiff der Kirche, dürfen den Altar überbauen und zentral in der Kirche spielen. Eine großartige Möglichkeit, die uns die Gemeinde St. Stephan bietet!
Wie sehen Ihre Planungen aus, falls steigende Inzidenzen Kulturaufführungen erneut gefährden sollten?
Nina Lorenz: Viele Möglichkeiten haben wir nicht. Bei „Die Jungfrau“ würden wir nicht nochmal um ein Jahr verschieben, sondern daraus einen Film machen. Aber das hoffen wir nicht.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie den weiteren Spielplan zusammengestellt?
Nina Lorenz: Der neue Spielplan beinhaltet Stücke, die, coronabedingt, im letzten Jahr ausfallen mussten, wie „Die Jungfrau von Orleans“ und „Die Dreigroschenoper“ von Bertold Brecht, die ab März 2022 geplant ist. Spielort bleibt die Malerwerkstatt der Handwerkskammer für Oberfranken, darüber freuen wir uns sehr. Für die weiteren Stücke planen wir, heutige Autor*innen zu Wort kommen zu lassen.
Auf was kann sich das Publikum in der kommenden Spielzeit gefasst machen?
Nina Lorenz: Auf spannendes, lebendiges, experimentierfreudiges Theater an ungewöhnlichen Spielorten.
TiG – Theater im Gärtnerviertel
„Die Jungfrau von Orleans“
24. September, 20 Uhr
St. Stephan Bamberg, Stephansplatz 5
Weitere Informationen unter:
Audiorundgang mit dem TiG
W:ORTE: Flanieren mit Literatur und Musik im Ohr
Das Theater im Gärtnerviertel (TiG) bietet ab dem heutigen Samstag den kulturellen Audiorundgang „W:ORTE“ durch das Gärtnerviertel an. Per App kann man sich unterwegs literarische Texte, Gedichte und Musik – eingesprochen und eingespielt von Mitgliedern des Ensembles – anhören. Die Straßen werden zum Kunstort. TiG-Chefin Nina Lorenz hat mit dem Webecho einen Ausblick unternommen.
Frau Lorenz, wie sind Sie auf die Idee zum literarischen Wortweg gekommen?
Nina Lorenz: Die erste Idee kam von Lena Kalt und Lina Hofmann, beide Kostüm- und Bühnenbildnerinnen beim TiG, und sah so aus, Schaufensterinstallationen anzubieten und dazu eine Führung oder einen Audioguide zu gestalten. Diese Idee hat mich fasziniert und darauf aufbauend haben wir sie gemeinsam weiter entwickelt. Als klar war, dass Olga Seehafer und Jakob Fischer die musikalische Gesamtkomposition übernehmen, ein Großteil des Schauspielensembles die Texte einspricht und wir diese gemeinsam mit Toningenieur Michel Spek aufnehmen können, war der Audioweg geboren. Den schönen Titel W:ORTE hat Werner Lorenz entwickelt.
Sie beschreiben “W:ORTE” als Kunstprojekt. Um was geht es genau?
Nina Lorenz: Es geht um das Öffnen der Sinne – Hören, Sehen, Riechen, Fühlen.
Um das Gehen – in Bewegung kommen, sich die eigene Stadt ergehen, sie wahrnehmen aus einer anderen Perspektive, die durch Worte und Töne, durch Literatur und Musik angereichert wird.
Es geht auch darum, sich einzulassen auf den Sound der Stadt – um vielleicht ein Teil der Stadt zu werden, geleitet von der Kunst. Mit dem TiG-Ensemble im Ohr entstehen die Bilder nicht nur auf den Straßen, sondern auch im Kopf.
Wodurch unterscheidet sich der Rundgang von touristischen Rundgängen?
Nina Lorenz: Wir bieten keine klassische Stadtführung zu den Sehenswürdigkeiten Bambergs an, sondern gehen eher unbekanntere Wege und beleben diese mit Wort und Musik. Wir bleiben dem TiG-Prinzip treu, das bedeutet, wir erschließen mit jedem neuen Projekt neue Orte, lassen uns von ihnen inspirieren und verwandeln alltägliche Orte in Theaterstätten. In diesem Fall wird das Gärtnerviertel insgesamt und werden die Wege darin zu einem Kunstort.
Wie viele und welche Stationen hat der Weg?
Nina Lorenz: Der Weg hat insgesamt 19 Stationen, umfasst etwa anderthalb Stunden oder 6000 Schritte durchs Gärtnerviertel. Die Texte werden entweder an den Stationen direkt gehört und man verweilt dabei vor Gebäuden, Geschäften, Spielplätzen, Brücken, oder werden während des Gehens erlebbar gemacht. Man kann jederzeit den Rundgang unterbrechen und wieder aufnehmen, wie es für den eigenen Gehrhythmus am besten ist. Startpunkt ist das TiG-Büro in der Josephstraße 7.
Bitte nennen Sie drei Beispiele, was es wo zu hören beziehungsweise zu sehen gibt?
Nina Lorenz: Zu sehen gibt es immer was – die Stadt bildet den Rahmen dazu. Ebenso gibt es von Lena Kalt und Linda Hofmann gestaltete Schaufensterinstallationen. Zu hören gibt es zum Beispiel auf der Luitpoldstraße einen Monolog aus „Anna Karenina“ von Leo Tolstoi, als sich Anna auf dem Weg zum Bahnhof befindet. An der Landesjustizkasse Bamberg ist Kafka zu erleben und an der Gärtnerei Niedermaier ein Erlebnisbericht von Michael Niedermaier über den Versuch der Stadt Bamberg, 1970 eine mehrspurige Schnellstraße durch das Gärtnerviertel zu bauen und wie die Gärtner dies seinerzeit verhindert haben. Zwischendrin gibt es einen Song von „Be an Animal“ von und mit Olga Seehafer und Jakob Fischer und vieles mehr.
Unterwegs gibt es auch Schaufenster-Installationen. Was erwartet das Publikum hierbei?
Nina Lorenz: Die Installationen unterstützen die Geschichten, die an dieser Stelle erzählt werden und können im besten Falle die Fantasie anregen.
Folgt “W:ORTE” wie ein Theaterstück einer Handlung oder einem Spannungsbogen?
Nina Lorenz: Der Spannungsbogen entsteht durch die Musik und durch die dramaturgische Durchmischung von literarischen Texten, Gedichten, O‑Tönen von Bamberger Bürgerinnen und Bürgern und Musik. Im klassischen Sinne eine durchgehende Handlung ist nicht vorhanden. Jeder literarischer Beitrag ist in sich abgeschlossen. Dennoch ergibt alles in allem in Kombination mit der Musik einen Spannungsbogen und eine Darstellung von Leben in seinen unterschiedlichen Facetten.
Vor der Teilnahme an “W:ORTE” muss man die App Hearonymus herunterladen. Sie ist genau wie die Teilnahme kostenfrei. Die Finanzierung soll durch Spenden gesichert werden. Wieso setzen Sie auf Freiwilligkeit anstatt auf festgelegte Preise?
Nina Lorenz: Da es zur Zeit keinen Vorverkauf bei den Vorverkaufsstellen gibt, uns die technischen Möglichkeiten eines online Kartenverkaufes nicht zur Verfügung stehen, haben wir uns für die Finanzierung auf Spendenbasis nach dem Pay-as-you-wish-Verfahren entschieden. Wir sind außerordentlich froh über die Unterstützung von „Hearonymus Audioguide“, die es uns ermöglicht hat, den Audioweg über eine professionelle App anzubieten.
Wann ist “W:ORTE” für Sie ein Erfolg?
Nina Lorenz: Sobald die ersten Zuhörer*innen mit dem TiG-Ensemble im Ohr durch die Straßen ziehen – schon ab da ist es ein Erfolg für uns. Die Zuschauer*innen können nicht zu uns ins Theater kommen, aber wir können zu ihnen kommen – und wenn wir es schaffen, mit diesem Audioweg den Kontakt zu halten und zu zeigen, dass wir auch in der Pandemie weiterhin für da sind, machen wir das Kunsterlebnis auch in diesen schwierigen Zeiten möglich. Unser Publikum kann trotz Krise unsere Schauspieler*innen hören und fühlen. Das allein ist ein Riesenerfolg.
Weitere Informationen:
Weihnachtskonzert
Theater im Gärtnerviertel: Blues und Besinnliches
Das Theater im Gärtnerviertel lässt das Jahr 2020, wie könnte es auch anders sein, möchte man sagen, ein wenig melancholisch ausklingen. So geben die beiden Ensemblemitglieder Laura Mann und Stephan Bach per Stream Bluesig-Besinnliches für die virtuelle Weihnachtsfeier des Bürgervereins Bamberg-Mitte zum Besten. Zwar können sich diesmal nur geladene Gäste in das Online-Konzert einklinken, aber fürs neue Jahr hofft das TiG auf die Rückkehr auf öffentliche Bühnen. Wir haben mit Sängerin Laura Mann gesprochen.
Frau Mann, Sie singen auf der virtuellen Weihnachtsfeier des Bürgervereins Bamberg Mitte – wie kam die Zusammenarbeit mit dem Theater im Gärtnerviertel zustande?
Laura Mann: Ulrich Krackhardt vom Bürgerverein Bamberg-Mitte ist ein guter Freund und Unterstützer des Theaters im Gärtnerviertel. Er hat uns diese Auftrittsmöglichkeit vermittelt und organisiert die Veranstaltung. Es wird für uns zwar das erste Mal sein, virtuell und live bei einer digitalen Weihnachtsfeier aufzutreten, aber wir freuen uns natürlich sehr über jede Chance, wieder auf einer Bühne zu stehen. Selbst wenn Darsteller und Publikum nicht im gleichen Raum sind.
Wie sieht der Ablauf des Konzerts aus?
Laura Mann: Mein Kollege Stephan Bach und ich werden ein kleines Programm von circa zwanzig Minuten als kulturelles Schmankerl zur digitalen Weihnachtsfeier des Bürgervereins Bamberg Mitte zum Besten geben. Wir werden uns bei einigen Textpassagen mit dem Vortragen abwechseln, dann gibt es wiederum Anekdoten und eine Geschichte, die mein Kollege allein zum Besten gibt und dazwischen singe ich weihnachtliche Lieder. Dafür schalten wir uns von Stephans Wohnung live per Webcam zur Feier dazu. Zwar haben wir keine Bühne, aber auf vorweihnachtliches Ambiente wollen wir dennoch nicht verzichten. Das Motto heißt: Mit Abstand. Aber auch mit Stimmung. So sorgen wir in unserem kleinen Studio natürlich für die obligatorischen 1,50 Meter Abstand voneinander, aber auch für ein bisschen Lametta, Kerzen und vielleicht sogar einen kleinen Weihnachtsbaum. Los geht es um circa 18 Uhr und dann dürfen uns alle geladenen Gäste des Bürgervereins Bamberg Mitte vor ihren PCs lauschen. Leider ist die Veranstaltung nicht öffentlich, aber wir vom Theater im Gärtnerviertel spielen ja wieder im neuen Jahr. Und dann auch wieder live. Hoffentlich.
Warum werden Sie beim Repertoire des Konzerts den Schwerpunkt auf Blues-Stücke legen?
Laura Mann: Weihnachten als Fest und die Adventstage davor transportieren für mich eine ganz besondere Stimmung. Wenn der ganze Einkaufsstress einmal verstummt, dann ist das wirklich eine Zeit, in der man reflektieren kann: Über das vergangene Jahr, was alles passiert ist und wie schnell die Tage und Monate vergehen. Da liegt neben all den schönen Erinnerungen auch immer ein Hauch Melancholie in der Luft. Dieses Jahr mehr denn je. Und deshalb finde ich, passt der Blues und die Stimmung, die durch diese Musik erzeugt wird, so gut in die stade Zeit.
Wie sieht die Mischung mit dem heiter besinnlichen Teil der Setliste aus?
Laura Mann: Stephan Bach und ich wollten eine gelungene Mischung aus Text und Musik, sowie humorvollen und anrührenden Texten schaffen. Deswegen wechselt sich auch immer das gesprochene mit dem gesungenen Wort ab. Wir beginnen mit etwas Heiterem, das zum Schmunzeln anregen soll und enden nach und nach mit einem besinnlichen Wunsch für Weihnachten und das neue Jahr. Rund um Weihnachten gibt es ja zahlreiche wunderschöne Anekdoten und Texte, aus denen wir einige unserer Lieblinge herausgepickt haben. Und weil sich zwanzig Minuten Programm sehr schnell füllen, hoffen wir, dass wir mit unserer Mischung aus heiter besinnlichen Texten und Liedern ein klein wenig zur vorweihnachtlichen Stimmung beitragen können.
Stadtecho Fragebogen
Das Stadtecho fragt – Nina Lorenz antwortet
In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Nina Lorenz, die Leiterin des Theaters im Gärtnerviertel, die Fragen beantwortet.
Wie geht es dem Theater im Gärtnerviertel derzeit?
In den Zeiten des zweiten Lockdowns nicht gut – wir wissen nicht, ob wir in diesem Jahr noch werden spielen können und wie es 2021 weiter gehen wird. Unsere Premiere „Peer Gynt“, nach Henrik Ibsen in der Alten Seilerei, hätte am 13. November Premiere haben sollen. Aber es ist auf jeden Fall richtig und wichtig, einen Lockdown-Light auszurufen, aber warum deshalb Theater und Kinos gleich ganz geschlossen werden müssen, ist nur schwer zu begreifen. Wir sind mit Hygienekonzepten und Abständen im Zuschauerraum sehr gut aufgestellt und hätten uns außerdem auch darum gekümmert, dass es vor und nach den Vorstellungen keine Gruppenbildung gegeben hätte. Kultur ist kein Luxus, den wir uns entweder leisten oder nach Belieben streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert, um Richard von Weizsäcker zu zitieren.
Was braucht gutes Theater?
Gutes Theater braucht den Dialog und die Auseinandersetzung, einmal untereinander im Ensemble und auf der Bühne und dann, ganz wichtig, mit den Zuschauern. Dafür ist unser Theater da – Räume zu schaffen, ganz reale Räume und Räume im Kopf, die die verschiedensten Gedankengänge und Perspektivenwechsel zulassen und zum Denken anregen und das Theater auch sinnlich erlebbar machen.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Nein, ich fahre regelmäßig in der Stadt mit dem Fahrrad, das reicht mir.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Es muss sein.
Töten Sie Insekten?
Wenn mich diese beeinträchtigen, ja.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Schwierig, die Droge Alkohol ist legalisiert, während Cannabis noch verboten ist. Cannabis sollte legalisiert werden.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Da schwanke ich zwischen Ursula Strauss und Adele Neuhauser.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Welche benutzen Sie am meisten?
Auf meinem smartphone ist nur die Tagesschau-App.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Wieder einmal zu merken, dass Kleinigkeiten im Alltagsleben ausreichen können, um sich glücklich und zufrieden zu fühlen.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Mein größter Wunsch ist es, das TiG finanziell so gut aufzustellen, dass dem Ensemble adäquate Gagen gezahlt werden können.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Ein perfekter Tag hat viel mit Zeit haben zu tun. Zeit, in der Früh meine Büroarbeiten zu erledigen, dann in Ruhe zu den Proben zu gehen mit viel Zeit zu proben und am Abend Zeit für die Familie zu haben. Ohne zu volle Stunden und Gedränge der Termine, das wäre ein perfekter Tag.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über die Entscheidung der Stadt Bamberg, in den Bereichen Kultur und Bildung noch mal mehr zu kürzen.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Wellenrauschen und Wind an der Nordsee.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Den Luxus, Süßigkeiten zu essen und mir dabei Zeit zum Lesen von skandinavischen Krimis zu nehmen.
Wovor haben Sie Angst?
Vor weiteren Lockdowns und Berufsverboten.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Vorgestern, in der Bäckerei, mit der Bäckereiverkäuferin.
Wann hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Ärger mit der Polizei hatte ich noch nie.
Was war Ihr schönster TiG-Moment?
Die unglaublich tolle Anteilnahme und die Standing Ovations des Publikums bei der Preisverleihung des Kulturförderpreises an das TiG im Oktober 2019.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn im TiG waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf den Lockdown inmitten der Proben zur „Dreigroschenoper“ im März und den völligen Abbruch aller Proben.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Ja, es ist Premiere, alle Zuschauer sitzen schon, aber hinter der Bühne ist noch nicht alles vorbereitet und nichts ist fertig organisiert. Vermutlich ein Klassikeralbtraum von Regisseurinnen und Regisseuren.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Na ja, ich benutze eigentlich keine Schimpfwörter – so was Blödes oder so ein Mist, im äußersten Fall so ein Scheiß.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Im Oktober 1865 wurde der erste allgemeine deutsche Frauenverein gegründet, der sich für das Recht der Frauen auf Bildung und Chancengleichheit am Arbeitsplatz eingesetzt hat, da wäre ich gerne dabei gewesen.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Nachts zu schnarchen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Fehler, die aus Überlastung und Erschöpfung entstehen.
Ihre Lieblingstugenden?
Besonnenheit und Klugheit.
Was mögen Sie an sich gar nicht?
Unkonzentriert und unaufmerksam zu sein.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Die Glühbirne.
Haben Sie ein Vorbild?
Nicht direkt ein Vorbild, aber es gibt eine finnische Dressurreiterin, Kyra Kirklund, die mit großer Hingabe, Fachwissen, Freundlichkeit und Gelassenheit ihren Beruf ausübt – so was fasziniert mich.
Wofür sind Sie dankbar?
Für meine Familie.
Was lesen Sie gerade?
Sybille Berg, „Nerds“.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
Mein Lieblingsbuch zur Zeit ist „Unterleuten“ von Juli Zeh, Lieblingsalbum „Beatles“, Lieblingsfilm „Der große Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Da müsste ich mir was ausdenken, gar keine höre ich heimlich.
Was war Ihre größte Modesünde?
Mir mit 17 Jahren einen Afro-Look (so hieß das damals) machen zu lassen.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Wetter und Bahnreisen.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Die Baustelle Atrium beim Bahnhof, nachdem die erste Mauer abgetragen wurde. Die Überreste, die dort hingen und standen, sahen gigantisch aus. So würde ich mir mal ein Bühnenbild wünschen.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit Scarlett Johansson.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Von Computerprogrammen.
Was finden Sie langweilig?
Gespräche mit Menschen, die nur selber reden und nicht zuhören können.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
Schlager von Tony Marshall.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Die Wiederkehr des Immergleichen.
Wie würde Ihr Pendant von vor zehn Jahren auf Ihr heutiges Ich reagieren?
Es würde sich freuen, dass es das TiG und seine rasante Entwicklung gibt und es würde mich wahrscheinlich beglückwünschen.
Gibt es während der Vorbereitungen auf eine TiG-Inszenierung wiederkehrende Streitpunkte im Ensemble?
Wiederkehrende Streitpunkte gibt es nicht, es gibt Diskussionen und Ringen um Form und Inhalt, und das ist gut so.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Vielleicht kurz vorm Zahnarztbesuch…
Ich kann nicht leben ohne…
Meinen Mann.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
„Plattenladen“ oder in die Ostbar – wenn dann alles wieder geöffnet werden darf.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Was war die absurdeste Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Dass ich ein Mann bin und für einen gehalten wurde.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Das Problem, zu viel auf einmal zu machen.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Einen schönen heißen Tee.
Nina Lorenz, Leiterin und Initiatorin des Theaters im Gärtnerviertel (TiG), November 2020.
TiG – En passant
Das Theater im Gärtnerviertel kehrt mit Minidramen zurück
Für den Wiedereinstieg in einen zumindest einigermaßen geregelten Aufführungsbetrieb hat sich das Theater im Gärtnerviertel für die in der Region einzigartige Inszenierungsform „Theater im Vorbeigehen“ entschieden. Bei „TiG – En passant“ gibt es kurze Stücke, nicht länger als eine halbe Stunde, drei Mal pro Abend vorgetragen von jeweils zwei Ensemblemitgliedern vor einem zahlenmäßig reduzierten Publikum. Theaterleiterin Nina Lorenz hat uns nähere Auskunft darüber gegeben.
In welchem Zustand befindet sich das Theater im Gärtnerviertel, nicht zuletzt finanziell, nach mehreren Monaten Stillstand? Wie geht es dem Ensemble?
Nina Lorenz: Das Theater im Gärtnerviertel blickt zuversichtlich in die Zukunft und wir haben den Optimismus nicht verloren. Und eigentlich war der Stillstand nur ein Teilstillstand, da während des Lockdowns die Arbeit in unserem Theater weiter ging. Es gab viel zu organisieren, zu verschieben, zu besprechen und zu gestalten. So haben wir zu unserer in den nächsten Februar 2021 verschobenen „Dreigroschenoper“ die „Dreigroschenhappen“ produziert und damit die Reihe TiG-Online begründet, in der wir dann auch im wöchentlichen Rhythmus Inszenierungen aus vergangenen Spielzeiten online präsentiert haben.
Wir haben in der Zeit des Lockdowns eine unglaubliche Welle an Solidarität, Zuspruch, Ermutigung und auch finanzieller Unterstützung erhalten. Aus den verschiedensten Bereichen gingen Spenden im TiG ein, die zum Überleben beigetragen haben. Allen voran der TiG-Freundeverein, aber auch der Richard-Wagner-Verband, die Corona Bühne, die Stadtwerke, der Rotarier Club, Spenden von Zuschauerinnen und Zuschauern. An dieser Stelle sei es mir erlaubt, mich herzlich bei unserem Publikum und allen Spenderinnen und Spendern zu bedanken. Durch diese Unterstützung konnten und können wir bis Ende des Sommers weiterarbeiten und unser Ziel, bei Vorstellungen die vollen Gehälter an die Ensemblemitglieder zu zahlen, verwirklichen. Damit geben wir die Spenden direkt weiter. Das ist uns ein großes Anliegen. Denn im TiG gibt es keine Festanstellungen und somit auch keine Möglichkeit des Kurzarbeitergeldes. Das bedeutet, nicht spielen zu können, heißt schlichtweg kein Geld zu verdienen. Für die Ensemblemitglieder war der Lockdown deshalb eine harte Zeit, da keiner auftreten und spielen konnte, auch wenn es viel Arbeit im Hintergrund und hinter der Bühne gab und die konkrete existenzielle Bedrohung durch fehlende Einnahmen ist ein schwerer Schlag. Es galt, für jeden viele Erkundigungen für mögliche finanzielle Unterstützung einzuholen und Anträge zu stellen. Alle neuen Informationen über mögliche Anträge wurden untereinander sofort weitergereicht.
Wir im TiG versuchen so schnell wie möglich wieder Vorstellungsmöglichkeiten zu schaffen und mit Hilfe der eingegangenen Spenden die Höhe der Gagen zu halten und dadurch die Spenden direkt an das Ensemble weiter zu geben. Da wir erstmal mit deutlich weniger Einnahmen rechnen müssen, durch die stark reduzierten Zuschauergruppen, aber trotzdem die Honorare für das Ensemble halten wollen wie vor Coronazeiten, sind wir nicht nur auf die Spenden, auf die wir eine gewisse Zeit zurückgreifen können, angewiesen, sondern auch auf weitere finanzielle Unterstützung und Anträge.
Welche Gefühle verbinden Sie mit der Tatsache, dass beispielsweise Flugreisen mit vollgepackten Passagierreihen wieder möglich sind, während bei Kulturveranstaltungen im Publikum immer noch Abstände eingehalten werden müssen?
Nina Lorenz: Diese Regelung ist sehr schwer nachvollziehbar und zeigt deutlich, wo die Interessen der Regierung liegen, beziehungsweise wo sie eindeutig nicht liegen.
Wie entstand die Idee zu „TiG – En passant“?
Nina Lorenz: Uns hat die Frage, wie es weitergeht und wie wir Theater machen können, wenn es ab Juli wieder Öffnungen gibt, sehr beschäftigt. Werner Lorenz ist auf die wunderbare Idee von „TiG – en passant“ gekommen. Kurze Minidramen mit einer Dauer von knapp 30 Minuten, dreimal hintereinander gespielt, für kleine Zuschauergruppen. Und wir haben diese Idee dann zügig in die Tat umgesetzt.
Hat das Theater im Gärtnerviertel damit aus der Not eine Tugend gemacht ?
Nina Lorenz: Auf der einen Seite ja, das kann man so sagen, denn es galt flexibel, erfinderisch und phantasievoll mit der neuen Lage umzugehen und nicht abzuwarten, bis wieder bessere Zeiten kommen und erst ab Herbst wieder weiter zu machen. Auf der anderen Seite ist es uns ein großes Anliegen, gerade jetzt, wo wieder Öffnungen möglich sind, vom Digitalen wieder ins Analoge wechseln zu können, mit Theater Präsenz und Flagge zu zeigen und den Künstlerinnen und Künstlern zu ermöglichen, in ihrer Kunst zu arbeiten und damit Geld zu verdienen. Es ist uns wichtig, den gesellschaftspolitischen Dialog wieder aufzunehmen und es ist als Theater in dieser Stadt unser Auftrag, auch in Krisenzeiten so bald als möglich mit und durch das Theater wieder in Live-Kontakt mit unserem Publikum zu treten und Raum für kulturellen Austausch zu bieten.
In der Ankündigung schreiben Sie, „En passant“ sei zum Wiedereinstieg ins Theaterleben gedacht. Schwingt darin die Sorge mit, in Vergessenheit geraten zu sein?
Nina Lorenz: Dass wir nicht in Vergessenheit geraten sind, haben wir durch den großartigen Zuspruch in der schweren Krisenzeit deutlich erfahren dürfen. Sehr oft haben wir von unserem Publikum die ermutigenden Worte „Wir kommen wieder“ gehört und uns sehr darüber gefreut. Wiedereinstieg ist eher als Zeit nach dem Lockdown gemeint, nach der Abstinenz für alle von der, wie ich finde, systemrelevanten Theaterkultur, die einen systemrelevanten Raum und Rahmen für Fragen, Diskussionen, Austausch vor und nach einer Theatervorstellung bietet.
Hat das Theater im Gärtnerviertel mit dieser Art der Theateraufführung ein Alleinstellungsmerkmal in der Region?
Nina Lorenz: Ja, das denke ich. Es gibt wohl zur Zeit nichts Vergleichbares hier in der Region.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie die Stückwahl einer Urlaubsszene und zweier Dialoge zwischen Mann und Frau getroffen?
Nina Lorenz: Die erste Frage war, was in der Kürze der Zeit machbar ist? Welche Szenen lassen sich in so kurzer Probenzeit gut erarbeiten. Jedes Schauspielerpaar hat dann unter den vorgegebenen Bedingungen eine Szene vorgeschlagen und daraus sind die „En passant“- Abende entstanden. Jedes Paar studiert seine Szene in Eigenregie ein, kümmert sich auch in Eigenregie um Kostüm, Requisite und Bühnenbild.
Wieso haben Sie sich für diese Art der Aufführung entschieden, anstatt reguläre Aufführungen zu versuchen?
Nina Lorenz: Wir hatten zwei reguläre Wiederaufnahmen im Juli auf dem Spielplan: „The Purple Rose of Cairo“ im Odeon Kino und „Cyrano“ in der Gärtnerei Hohe. Wir haben lange überlegt, ob wir diese beiden Produktionen zeigen können, uns aber dann dagegen entschieden, da bei bereits inszenierten Stücken die Corona-Maßnahmen wie das Einhalten von Abständen der Schauspieler von 1,5 Metern auf der Bühne und im Backstage-Bereich oder keine gemeinsamen Requisiten oder Bühnenbildteile haben zu dürfen, für uns nicht umsetzbar waren und eine Uminszenierung einen zu großen Aufwand erfordert hätte. Außerdem waren etliche Vorstellungen bereits ausverkauft und wir hätten nur etwa 35 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz bieten können, so dass wir eine Auswahl hätten treffen müssen. Auch das war nicht machbar. Und eine neue Inszenierung unter Coronamaßgaben noch im Juli herauszubringen, war zeitlich nicht möglich, da wir lange nicht proben durften. Dafür bieten wir „TiG – en passant“ an.
Wie sieht das Hygienekonzept des Theaters im Gärtnerviertel genau aus?
Nina Lorenz: Das TiG-Hygienekonzept ist nach den vorgegebenen Maßnahmen gestaltet und beinhaltet neben getrennten Einlass- und Auslassregeln alle Vorgaben von 1,5 Metern Mindestabstand sowohl im Zuschauerraum wie auf der Bühne, nummerierten und personalisierten Sitzplätzen, Desinfektion aller nötigen Bereiche im Halbstundentakt, regelmäßige Lüftung der Räume bis hin zu Schautafeln, Markierungen und Wegweisern und vieles mehr.
Was ist für den Rest des Jahres geplant?
Nina Lorenz: Wir haben uns entschieden, ganz normal in die neue Spielzeit 2020 /2021 zu starten und eröffnen am 25. September mit der Science-Fiction-Tragikomödie „Ab jetzt“ von Alan Ayckbourn. Wir sind dafür noch auf der Suche nach einem geeigneten größeren Spielort. Vielleicht hat jemand eine Idee, wir freuen uns über jeden Tipp.
Programm TiG – En passant:
Von Oben herab – Eine Reisewarnung für Balkonien
1. Juli: 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
2. Juli: 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
3. Juli, 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
Der Bär
8. Juli: 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
9. Juli, 19.30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
10. Juli: 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
Dialog zwischen Julia und einer Amme aus „Romeo und Julia“
15. Juli: 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
16. Juli: 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
17. Juli: 19:30 Uhr /20:10 Uhr /20:50 Uhr
Weitere Informationen: