Vier­tes Quar­tal 2021 

Hand­werk: Kon­junk­tur gibt leicht nach

3 Min. zu lesen
Handwerk
Matthias Graßmann, Präsident der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken. Foto: HWK für Oberfranken/Dörfler
Der Schluss­punkt des zwei­ten Pan­de­mie­jah­res lag für das ober­frän­ki­sche Hand­werk etwas nied­ri­ger als im Vor­jahr, der Jah­res­ab­schluss ist aller­dings im Ver­gleich zu 2020 deut­lich stär­ker. Die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken zeigt sich mit der Ent­wick­lung zufrie­den und hofft, dass das Hand­werk in Ober­fran­ken in die­sem Jahr end­gül­tig wie­der das star­ke Vor­kri­sen­ni­veau erreicht.

So ist der Geschäfts­kli­ma­in­dex im Hand­werk im Ver­gleich zum drit­ten Quar­tal 2021 um sechs Punk­te auf 108 gesun­ken. „Die Erho­lungs­ten­denz setzt sich den­noch fort“, sagt dazu der Prä­si­dent der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken, Mat­thi­as Graß­mann. „Das zeigt vor allem der Blick auf den Jahresvergleich.“

Die Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken führ­te eine Umfra­ge unter 407 Betrie­ben mit 7.033 Beschäf­tig­ten durch. Ins­ge­samt 83 Pro­zent der befrag­ten Betrie­be des ober­frän­ki­schen Hand­werks beur­tei­len im vier­ten Quar­tal 2021 ihre Lage als befrie­di­gend oder gut, Ende 2020 lag die­ser Wert noch bei 73 Pro­zent und damit um zehn Pro­zent­punk­te tie­fer. „Ange­sichts der Ende letz­ten Jah­res wüten­den Del­ta-Vari­an­te des Coro­na-Virus und der Beschrän­kun­gen, die Bay­ern hat­te, sind wir mit der Ent­wick­lung im tra­di­tio­nell schwä­che­ren, letz­ten Quar­tal zufrieden.“

Jetzt gel­te es in 2022 end­gül­tig das Vor­kri­sen­ni­veau zu errei­chen. „Das ober­frän­ki­sche Hand­werk ist dafür trotz aller Her­aus­for­de­run­gen gut gerüs­tet“, gibt sich der HWK-Prä­si­dent opti­mis­tisch. Zum einen soll­te es wäh­rend der ver­gan­ge­nen bei­den Pan­de­mie-Jah­re eigent­lich auch dem Letz­ten klar gewor­den sein, wie wich­tig das Hand­werk für einen gut funk­tio­nie­ren­den, regio­na­len Wirt­schafts­kreis­lauf und für die Gesell­schaft sei. Zum ande­ren hält Graß­mann die Vor­aus­set­zun­gen ins­ge­samt für gut. „Die gro­ßen poli­ti­schen Wei­chen­stel­lun­gen in Rich­tung Kli­ma­wen­de, Ener­gie­wen­de und Ver­kehrs­wen­de funk­tio­nie­ren nicht ohne das Hand­werk. Daher gehen wir davon aus, dass die poli­ti­sche Land­schaft das Hand­werk stär­ker im Blick haben wird.“

Stei­gen­der Fach­kräf­te­be­darf als größ­te Herausforderung

Graß­mann weiß aber auch um die Her­aus­for­de­run­gen, die gera­de die klei­nen und mitt­le­ren Betrie­be des Hand­werks zu stem­men haben. „Die sehr hohen Ener­gie­prei­se belas­ten uns direkt und unmit­tel­bar, dazu kom­men aktu­ell die Mate­ri­al- und Roh­stoff­knapp­heit.“ Größ­te Her­aus­for­de­rung blei­be aber der stei­gen­de Fach­kräf­te­be­darf. „Wir tei­len uns die­ses Pro­blem natür­lich mit allen ande­ren Wirt­schafts­zwei­gen und ste­hen mit die­sen auch in direk­ter Kon­kur­renz. Den­noch müs­sen wir hier gute Lösun­gen fin­den und die Stär­ken des Hand­werks zur Gel­tung brin­gen.“ Sta­bi­li­tät als Stär­ke Eine Stär­ke des Hand­werks ist die gro­ße Sta­bi­li­tät, die Mit­ar­bei­ten­de vor allem als Arbeits­platz­si­cher­heit erle­ben. „Gute Hand­wer­ker und Hand­wer­ke­rin­nen wer­den in der Regel nicht arbeits­los, vor allem, wenn sie ein gutes Qua­li­fi­ka­ti­ons­ni­veau haben“, erklärt Rein­hard Bau­er, der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken ist. So sei auch in der Pan­de­mie die Anzahl der Beschäf­tig­ten bei den ober­frän­ki­schen Hand­werks­be­trie­ben kaum redu­ziert wor­den. Im letz­ten Quar­tal 2021 gaben über 83 Pro­zent der befrag­ten Betrie­be an, gleich viel oder sogar mehr Mit­ar­bei­ter zu haben.

Sta­bi­li­tät weist das Hand­werk auch bei den kon­junk­tu­rel­len Kenn­zei­chen auf. „Trotz der Umstän­de in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren geben aktu­ell 46,5 Pro­zent der Betrie­be über alle Gewer­ke hin­weg die aktu­el­le Kon­junk­tur als gut, wei­te­re 36,5 Pro­zent als befrie­di­gend an“, sagt Bau­er. Der Auf­trags­be­stand sei mit einem Schnitt von 10,6 Wochen wei­ter­hin sehr hoch, die Kapa­zi­tä­ten sind zu 76 Pro­zent ausgelastet.

„Ledig­lich der Auf­trags­ein­gang hat im vier­ten Quar­tal 2021 einen spür­ba­ren Rück­gang erlebt, der aber oft sai­so­nal ist.“

Die Zah­len aus der Kon­junk­tur­er­he­bung des letz­ten Quar­tals 2021 spie­geln aber auch die Unge­wiss­hei­ten wider, die momen­tan vor­herr­schen. Die hohen Ener­gie­prei­se, der wei­te­re Ver­lauf der Pan­de­mie, aber auch die Fra­ge, wel­che Wei­chen die neue Ampel-Regie­rung jetzt kon­kret stellt – die­se Fak­to­ren füh­ren dazu, dass der Blick in die nächs­ten Mona­te etwas ver­hal­ten ist und die Erwar­tun­gen daher pes­si­mis­ti­scher als im III. Quar­tal 2021 aus­fal­len. Rein­hard Bau­er: „Wir gehen aber davon aus, dass sich die­se Zurück­hal­tung bald geben und 2022 ein star­kes Jahr für das Hand­werk wird.“

Ein­schät­zun­gen aus ein­zel­nen Handwerkszweigen

▪ Mate­ri­al­eng­päs­se, hohe Roh­stoff­prei­se und stark stei­gen­de Ener­gie­kos­ten – auch die­se Bür­den beein­dru­cken die Bau- und Aus­bau­hand­wer­ker bis­her kaum spür­bar. Noch immer mel­den 93,5 bezie­hungs­wei­se 94 Pro­zent der Betrie­be eine gute oder zumin­dest zufrie­den­stel­len­de Geschäfts­la­ge und errei­chen damit fast die Wer­te des vor­he­ri­gen Quartals.

▪ Die Zulie­fe­rer und Betrie­be des gewerb­li­chen Bedarfs prä­sen­tie­ren sich deut­lich stär­ker als zum Jah­res­ab­schluss 2020, kön­nen ihre Erho­lung aber im vier­ten Quar­tal 2021 nicht wei­ter fort­set­zen. Frag­lich bleibt, inwie­weit sich der struk­tu­rel­le Wan­del der Indus­trie auf die Zulie­fe­rer auswirkt.

▪ Leicht anstei­gen­de Ten­denz zeigt sich im Kfz-Hand­werk, das etwas bes­ser als im drit­ten Quar­tal abschnei­det. Deut­li­cher ist die Erho­lung im Ver­gleich zum Vor­jahr, 19 Pro­zent mehr Betrie­be sind mit ihrer Lage zufrieden.

▪ Sta­bil bleibt die Ent­wick­lung in den Nah­rungs­mit­tel­hand­wer­ken, in denen mehr als 87 Pro­zent mit der Geschäfts­la­ge zufrie­den sind. Auch die Aus­las­tung und die Umsatz­ent­wick­lung errei­chen die Vor­quar­tals­wer­te. Sor­gen berei­ten die stei­gen­den Ener­gie­kos­ten, die im Nah­rungs­mit­tel­hand­werk unmit­tel­bar zu Buche schlagen.

▪ Die Gesund­heits­hand­wer­ke ver­bes­sern sich im Jah­res­ver­gleich deut­lich und hal­ten auch im letz­ten Quar­tal 2021 das gute Niveau, das sie im Herbst 2021 erreicht haben.

▪ Fri­seu­re und Kos­me­ti­ker lei­den deut­lich unter den noch immer sehr stren­gen Vor­ga­ben zur Pan­de­mie­be­kämp­fung. Den­noch hat sich die Lage im Ver­gleich zum Vor­jahr ins­ge­samt spür­bar verbessert.

Weiterer Artikel

Nach 22 Jah­ren als Direk­to­rin der Muse­en der Stadt Bamberg

Dr. Regi­na Hane­mann nimmt Abschied

Nächster Artikel

För­de­rung der Per­so­nal­kos­ten auch in die­sem Jahr 

Erz­bis­tum unter­stützt Flüchtlingsberatung