Gebei­ne des Bis­tums­grün­ders im Dom bestattet

Hein­richs­re­li­qui­en fin­den letz­te Ruhestätte

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Erzbischof Herwig Gössl predigt bei der Translatio von Heinrichsreliquien in das Kaisergrab im Bamberger Dom. In einem goldfarbenen Gefäß, dem "Ossuar", werden die Oberschenkelknochen von Kaiser Heinrich II. sowie eine bischöfliche Echtheitsbestätigung der Reliquien in lateinischer Sprache, die "Authentik", verwahrt. Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg / Dominik Schreiner
Nach der Rück­füh­rung einer bedeu­ten­den Hein­richs­re­li­quie aus dem Ger­ma­ni­cum in Rom im ver­gan­ge­nen Jahr sind die Gebei­ne des hei­li­gen Bis­tums­grün­ders jetzt im Kai­ser­grab des Bam­ber­ger Doms bestat­tet wor­den. Die Über­tra­gung fand am Mon­tag auf Beschluss des Dom­ka­pi­tels im Rah­men eines Got­tes­diens­tes mit Erz­bi­schof Her­wig Gössl statt.

Erz­bi­schof Gössl sag­te in sei­ner Pre­digt, die Unter­su­chung der Gebei­ne habe bestä­tigt, dass Hein­rich zeit­le­bens Beschwer­den beim Gehen hat­te. Trotz die­ser Pro­ble­me sei er stän­dig im gan­zen Reich unter­wegs gewe­sen, auch um den Glau­ben zu ver­brei­ten. „Hein­rich hat alles aus tie­fem Glau­ben her­aus getan, auch wenn man man­che sei­ner Taten heu­te kri­ti­sie­ren kann“, sag­te Gössl. Auch in der heu­ti­gen Zeit sei­en vie­le Men­schen ängst­lich, ver­un­si­chert, zer­ris­sen und gespal­ten, so der Erz­bi­schof mit Blick auf die Strei­tig­kei­ten und Ver­wer­fun­gen in Poli­tik und Kir­che: „Die Reli­qui­en wol­len uns ermu­ti­gen, trotz aller Mühen und Schmer­zen nicht auf­zu­ge­ben!“ Er sei froh, dass die Gebei­ne des Bis­tums­grün­ders nun wie­der im Grab ver­eint sind, so der Erzbischof

Das von Til­mann Rie­men­schnei­der im 16. Jahr­hun­dert geschaf­fe­ne Grab­mal des hei­li­gen Kai­ser­paa­res Hein­rich und Kuni­gun­de gehört heu­te zu den Haupt­se­hens­wür­dig­kei­ten des Bam­ber­ger Doms. Einst war es ein bedeu­ten­des Pil­ger­ziel, das seit dem Mit­tel­al­ter unzäh­li­ge Gläu­bi­ge anzog. Wäh­rend die stei­ner­nen Lie­ge­fi­gu­ren auf dem Grab­mal sug­ge­rie­ren, dass hier die Kör­per der Ver­stor­be­nen ruhen, ver­rät das Pro­to­koll der Umbet­tung aus dem 16. Jahr­hun­dert, dass sich dar­in für Hein­rich und Kuni­gun­de nur je zwei Gebein­kis­ten mit weni­gen sterb­li­chen Über­res­ten der Bis­tums­grün­der befinden.

Für die Hei­li­gen­ver­eh­rung waren seit dem Mit­tel­al­ter die Häup­ter zen­tra­ler Gegen­stand. Die­se befin­den sich in der Häup­t­er­ka­pel­le des Bam­ber­ger Doms. Wei­te­re Kno­chen wur­den in frü­he­ren Jahr­hun­der­ten für die Anfer­ti­gung von Reli­qui­en her­ge­nom­men: klei­ne Kno­chen­stü­cke, die mit einer „Authen­tik“, einer Beschrif­tung mit dem Namen des Hei­li­gen, ver­se­hen wur­den und ihren Weg durch ganz Euro­pa in die Altä­re und Reli­quia­re klei­ner und gro­ßer Kir­chen fan­den. So ist es auch nach­voll­zieh­bar, dass die Ober­schen­kel­kno­chen des Kai­sers zu die­sem Zwe­cke zurück­be­hal­ten und nie­mals in das Kai­ser­grab über­führt wor­den waren.

Die bei­den Reli­qui­en befan­den sich bis ins 19. Jahr­hun­dert im Bam­ber­ger Dom­schatz. Eine davon wur­de um 1840 an das Col­le­gi­um Ger­ma­ni­cum et Hun­ga­ri­cum, ein von Jesui­ten gelei­te­tes päpst­li­ches Kol­leg für Pries­ter­amts­kan­di­da­ten in Rom, über­ge­ben, wo auch zahl­rei­che Geist­li­che aus dem Erz­bis­tum Bam­berg Alum­nen waren. Die Rück­ga­be fand kurz vor dem 1000. Todes­tag des Bis­tums­grün­ders im Juni 2024 durch den Direk­tor des Ger­ma­ni­cum, P. Ger­not Wis­ser SJ, statt. Mit der Über­tra­gung bei­der Ober­schen­kel­kno­chen Kai­ser Hein­richs ver­an­lasst das Bam­ber­ger Dom­ka­pi­tel 2025 somit die Zusam­men­füh­rung der Reli­qui­en Hein­richs im Kaisergrab.

Eine beson­de­re denk­mal­pfle­ge­ri­sche und tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung für die Ein­set­zung des zusätz­li­chen Reli­qui­en­be­hält­nis­ses ins Kai­ser­grab war die scho­nen­de Öff­nung des bild­haue­ri­schen Meis­ter­werks von Rie­men­schnei­der. Das Baye­ri­sche Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge stell­te sowohl sei­ne Exper­ti­se in restau­rie­rungs­wis­sen­schaft­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen wie auch die foto­gra­fi­sche Doku­men­ta­ti­on der letz­ten Öff­nung 1969 zur Ver­fü­gung. Die Pla­nung eines „mini­mal­in­va­si­ven“, also sub­stanz­scho­nen­den und mög­lichst risi­ko­ar­men Öff­nungs­pro­zes­ses, wur­de eng von der Dienst­stel­le See­hof und dem Refe­rat Restau­rie­rung, Fach­be­reich Skulptur/​Stein, in Mün­chen beglei­tet. Die Durch­füh­rung der Arbei­ten lag in den bewähr­ten Hän­den der Bam­ber­ger Dom­bau­hüt­te mit Unter­stüt­zung des Metall­re­stau­ra­tors Hans-Joa­chim Blei­er, der für die Abnah­me und Wie­der­an­brin­gung der bron­ze­nen Inschrif­ten­ta­fel ver­ant­wort­lich zeichnete.

Auf­grund der kom­ple­xen und sen­si­blen Arbeits­vor­gän­ge war das Kai­ser­grab für die Zeit der Arbei­ten ein­ge­haust. Für die Auf­nah­me des neu­en zylin­dri­schen Gebein­ge­fä­ßes reich­te eine klei­ne run­de Öff­nung in der blan­ken Stirn­sei­te des Kai­ser­grabs aus. Die Öff­nung liegt hin­ter der Bron­ze­ta­fel, so dass der Ein­griff unsicht­bar bleibt.

Bei frü­he­ren Öff­nun­gen war in einem äußerst auf­wän­di­gen und schwie­ri­gen Ver­fah­ren die zwei­tei­li­ge Deck­plat­te mit den Lie­ge­fi­gu­ren von der Tum­ba geho­ben worden.

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