Am Samstag wurde Herwig Gössl in das Amt des Bamberger Erzbischofs eingeführt. In seiner Antrittsrede gab er an, sich in den Dienst
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Bamberg hat einen neuen Erzbischof
„Sie wissen, wo die Glocken hängen“: Erzbischof Gössl ins Amt eingeführt
Am Samstag wurde Herwig Gössl in das Amt des Bamberger Erzbischofs eingeführt. In seiner Antrittsrede gab er an, sich in den Dienst der Einheit stellen zu wollen. Den womöglich denkwürdigsten Satz des Tages sagte Oberbürgermeister Starke.
Die etwa 600.000 Katholik:innen im Erzbistum Bamberg haben einen neuen Oberhirten. Am Samstag (2. März) wurde Herwig Gössl als neuer Erzbischof im Bamberger Dom in sein Amt eingeführt. Der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic, eine Art Botschafter des Vatikans, übergab dem Domkapitel die Ernennungsurkunde des Papstes, und der emeritierte Erzbischof Ludwig Schick überreichte den Bischofsstab „als Zeichen für Gabe und Aufgabe des neuen Amtes“, wie das Bistum mitteilte.
Schick wünschte seinem Nachfolger Mut und Gelassenheit, Zuversicht und Geduld. Danach nahm der neue Oberhirte auf der Kathedra, dem Bischofsstuhl, Platz. Seit diesem Moment der sogenannten Besitzergreifung ist er der 76. Bischof und der 14. Erzbischof von Bamberg. Damit endete nach 16 Monaten und einem Tag die Zeit der Vakanz der Stelle, die mit dem vorzeitigen Amtsverzicht von Erzbischof Schick am 1. November 2022 begonnen hatte und in der Gössl das Erzbistum bereits als Diözesanadministrator leitete.
Dienst der Einheit
Gössl kündigte in seiner ersten Predigt als Erzbischof an, sich in den Dienst der Einheit zu stellen. „Wachsende Gemeinschaft mit Gott und von daher auch wachsende Gemeinschaft der Menschen untereinander – darin erkenne ich den Auftrag des Bischofs zu allen Zeiten, auch heute.“ Das bedeute, Menschen in der Ortskirche im Blick zu behalten, auch jene, die sich schon von Kirche abgewandt oder auch noch nie dazugehört hätten. Ob diese Menschen das wollen, blieb unerwähnt.
„Der Dienst an der Einheit umfasst alle Menschen guten Willens“, so Gössl weiter. Er wolle auch die Einheit suchen und bewahren mit den Bischöfen der weltweiten Kirche und natürlich mit dem Papst als dem Haupt des Bischofskollegiums. Der Dienst an der Einheit bedeute auch, die weltweite Ökumene zu fördern.
Mit Blick auf die Lage der Kirche zeigte Erzbischof Gössl sich trotz jährlich steigender Austrittszahlen zuversichtlich. „Manche sagen heute, die Kirche sei am Kipppunkt, und meinen damit, bald gehe das Schiff unter. Ich aber bin fest überzeugt: Der Herr ist an Bord, und wenn wir uns auf ihn hin orientieren, dann bekommen wir neuen Mut, selbst wenn es um uns herum stürmisch zugeht.“ Wie das praktisch funktionieren könnte, blieb unerwähnt.
Wo die Glocken hängen
Vertreter des Priesterrats und des Diözesanrats bekundeten dem neuen Erzbischof im Namen der Geistlichen und der Gläubigen ihre Treue. Zu den rund 1200 Besucher:innen im Dom zählten zahlreiche Mandatsträger und Vertreter:innen verschiedener Religionen und Konfessionen. Auch Ministerpräsident Söder und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ließen sich die Teilnahme nicht nehmen. Die Staatsregierung stehe dem Erzbischof in seinem Amt an der Seite, sagte Söder. Dann drückte er das Bekenntnis des Freistaats, den er an dieser Stelle gleichsetzte mit seiner Partei, der CSU, zur Kirche aus. „Das Land wäre kälter und herzloser ohne das Engagement der Kirche“, sagte er. Ob ihm dabei die Kritik, die etwa der Sozialverband VdK geäußert hatte, in Erinnerung war, sein Koalitionsvertrag mit den Freien Wählern nehme soziale Probleme des Freistaats nicht ernst, blieb unerwähnt.
Dann sprach Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke und sagte zum neuen Erzbischof: „Sie wissen, wo die Glocken hängen und vor allem auch, wie sie klingen.“ Was genau er damit meinte und ob er sich der Doppeldeutigkeit bewusst war, blieb unerwähnt. Der Erzbischof sei für die Stadt aber auf jeden Fall wichtigster Ansprechpartner für Sozial- und Bildungspolitik. Zugleich begrüßte Starke, dass auch der neue Erzbischof das Engagement gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus sowie für Demokratie und interreligiösen Dialog fortsetze.
Für die musikalische Gestaltung der Veranstaltung sorgte der Bamberger Domchor, die Mädchenkantorei, die Domkantorei und die Dombläser unter Leitung von Domkapellmeister Vincent Heitzer. An der Orgel spielte Domorganist Markus Willinger. Zur Uraufführung kam außerdem die eigens zu diesem Anlass von Michael Wülker komponierte „Missa Bambergensis“.
Predigt zum Kunigundentag
Weihbischof Gössl: „Wer nicht vergeben kann, bleibt Gefangener des Unrechts“
Mit einem Festgottesdienst im Dom hat das Erzbistum Bamberg am gestrigen Samstag den Kunigundentag als Diözesantag der Frauen gefeiert. Er stand in diesem Jahr unter dem Motto „Was Frauen tragen“.
Weihbischof Herwig Gössl griff in seiner Predigt das Motto auf und stellte einen Bezug zum Apostel Paulus her, der geschrieben hat: „Bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld.“ Wer im bildlichen Sinne diese Kleidung trage und entsprechend innere Haltung zeige, sei ein angenehmer Zeitgenosse, sagte Gössl und betonte: „Wie dringend bräuchten wir heute mehr Menschen, die der Härte und Kälte unserer Zeit etwas entgegensetzen, die in aller Gnadenlosigkeit und Unbarmherzigkeit andere Signale setzen.“ Es wäre so wichtig, dass mehr aufrichtiges Erbarmen, mehr Güte, Demut und Milde das Zusammenleben prägen. „Diese Haltung müssten wir anziehen wie ein Gewand, damit wir die Welt zum Besseren verändern“, sagte der ernannte Erzbischof. „Oft sind es Frauen, die genau diese Haltungen an den Tag legen, und die dadurch ihren Mitmenschen Lichtblicke schenken.“
Die heilige Kaiserin Kunigunde sei eine solche Frau gewesen. „Sie trug nicht nur die Krone und sicher auch eine Menge kostbarer Gewänder, sondern sie trug vor allem den Habitus der Güte, der Demut, der Geduld. Sie war in der Lage zu verzeihen, auch als sie ungerecht beschuldigt wurde, und auf diese Weise Frieden zu vermitteln“, sagte Gössl. „Wer nicht vergeben kann, der bleibt immer Gefangener des Unrechts, das ihn getroffen hat, der wird misstrauisch gegenüber anderen Menschen und missmutig gegenüber sich selbst.“ Liebe dagegen verzeihe und heile. „Sie führt zusammen und nicht auseinander; sie setzt einen starken Impuls gegen die selbstbezogenen und spalterischen Tendenzen, die wir gerade heute so deutlich wahrnehmen. So kann Friede wachsen und bewahrt bleiben.“
Kunigunde und alles, was sie in ihrem Leben getragen und ertragen habe, könne heute als Vorbild dienen, das Mut mache und Orientierung gebe. „An ihr können wir dankbar ablesen, was Frauen tragen, die im Glauben fest verwurzelt sind“, schloss Bischof Gössl seine Predigt.
Nach dem Gottesdienst und dem gemeinsamen Mittagessen im Stephanshof stand ein Festnachmittag mit Musik und Gesprächen auf dem Programm. Den Abschluss bildete ein ökumenischer Wortgottesdienst. Der Kunigundentag wurde vorbereitet vom „Ökumenischen Team Kunigunde“, in dem sich zahlreiche Aktive der ökumenischen Frauenarbeit engagieren.
Zeremonie im Bamberger Dom
Herwig Gössl wird als neuer Erzbischof ins Amt eingeführt
Mit einem Gottesdienst im Bamberger Dom wird Herwig Gössl Anfang März in sein Amt als Erzbischof von Bamberg eingeführt. Los geht es um 10:30 Uhr, geöffnet ist der Dom bereits um 8 Uhr.
Herwig Gössl wurde am 22. Februar 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1986 trat er ins Bamberger Priesterseminar ein. 1993 weihte ihn Erzbischof Elmar Maria Kredel zum Priester. Nach vier Jahren als Kaplan in Bayreuth, St. Hedwig, wurde er im September 1997 zunächst zum Pfarradministrator und schließlich zum Pfarrer der Pfarreien Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen ernannt.
2007 berief Erzbischof Ludwig Schick Gössl zum stellvertretenden Leiter im Bamberger Priesterseminar. Am 24. Januar 2014 ernannte Papst Franziskus Gössl zum Weihbischof in Bamberg. Er wurde auch Bischofsvikar für die Caritas und Dompropst. Später übernahm er die Leitung des Seelsorgeamtes.
Nachdem Ludwig Schick am 1. November 2022 sein Amt als Bambergs Erzbischof aufgegeben hatte, leitete Gössl das Erzbistum als Diözesanadministrator. Am 9. Dezember 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum 76. Bischof und 14. Erzbischof von Bamberg.
Am 2. März, um 10:30 Uhr, wird Herwig Gössl in sein Amt als Erzbischof im Bamberger Dom eingeführt. Aufgrund von Sicherheitsvorkehrungen wird es an den Eingängen Taschenkontrollen geben, wie das Erzbistum mitteilte.
Der Dom wird bereits um 8 Uhr geöffnet. Wegen einer Fernsehübertragung müssen bis 10 Uhr aber alle Sitzplätze eingenommen sein. Im Dom wird es jedoch auch Sitzplätze in der Nagelkapelle und in der Ostkrypta geben. Dort, genau wie in den Seitenschiffen des Gebäudes, werden Bildschirme und Leinwände das Geschehen im Altarraum übertragen. Für den Fall, dass die Sitzplätze im Dom nicht ausreichen, will das Erzbistum auch eine Übertragung in die Jakobskirche am Jakobsplatz anbieten.
Ablauf der Amtseinführung
Zu Beginn des Gottesdienstes, der etwa zwei Stunden dauern soll, überreicht Nikola Eterovic, apostolischer Nuntius, eine Art Botschafter des Vatikans, die päpstliche Ernennungsurkunde. Diese wird Domdekan Hubert Schiepek dann vorlesen.
Danach wird Gössl zum Bischofsstuhl geführt, wo ihm sein Vorgänger Ludwig Schick den Bischofsstab übergibt. Danach setzt sich der neue Erzbischof auf die Kathedra, den Platz des Erzbischofs beim Altar. Das ist der Moment, in dem er vom Erzbistum „Besitz ergreift“, so die Mitteilung weiter, und offiziell ins Amt eingeführt ist.
Neben dem emeritierten Erzbischof Schick und Nuntius Eterovic werden auch der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, der Würzburger Bischof Franz Jung, der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Bischof André Guèye aus dem Partnerbistum Thiès im Senegal erwartet.
Für die Deutsche Bischofskonferenz nimmt deren stellvertretender Vorsitzender, Bischof Michael Gerber aus Fulda, teil. Das Bistum Eichstätt vertritt dessen Generalvikar Michael Alberter. Auch zahlreiche Vertreter:innen und Vertretern aus Politik und Gesellschaft haben sich angekündigt.
Designierter Erzbischof
Herwig Gössl im Austausch mit Frauenkommission
Der designierte Erzbischof Bambergs, Herwig Gössl, hat sich mit der Frauenkommission des Erzbistums getroffen. Dabei betonte er unter anderem die Bedeutung von nicht geweihten Frauen und Männern in der Verkündigung.
Unter der Woche hat sich Bambergs baldiger Erzbischof Herwig Gössl mit der Frauenkommission des Erzbistums Bamberg getroffen, wie das Ordinariat mitteilte. Vor dem Hintergrund sinkender Zahl von Priestern und hauptamtlichen Seelsorger:innen zeigte er sich offen für neue Wege. So signalisierte Gössl etwa Bereitschaft, Frauen zum Diakonat zuzulassen. Auch betonte er die Bedeutung von nicht geweihten Frauen und Männern in der Verkündigung. Dies sei wichtig, um die Kirche lebendig zu halten.
Die Frauenkommission äußerte ihrerseits den Wunsch, dass die Kirche dienstleistungsorientierter werde. Sie habe das Alleinstellungsmerkmal, dass sie Menschen von der Geburt bis zum Tod bei wichtigen Lebensereignissen begleite.
Die Frauenkommission brachte weiterhin den Wunsch nach mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Verkündigung vor. Alles, was das Kirchenrecht ermögliche, solle im Erzbistum umgesetzt werden: Predigt durch Frauen, nicht nur im Wortgottesdienst, sondern auch in der Eucharistiefeier, Taufe, Assistenz zur Eheschließung, Beerdigung und Krankensalbung.
Dann überreichten die Frauen Gössl eine Pflanze mit Symbolgehalt. Die Tillandsie soll den Blickwinkel für überraschende Möglichkeiten öffnen und die Kommunikation fördern.
Erzbischof Ludwig Schick hatte die Frauenkommission unmittelbar vor seinem Rücktritt in ihrer derzeitigen Besetzung berufen. Die Aufgabe der Frauenkommission ist die Beratung der Bistumsleitung bei allen Fragen, die die Lebensrealität von Frauen betreffen. Damit ergänzen sich die Frauenkommission und der Sachausschuss Frauen im Diözesanrat, dessen Aufgabe die Vertretung der Gemeindemitglieder im Erzbistum ist.
„Der Jahreswechsel erinnert an die Endlichkeit des Lebens“
Erzbischof Gössl ruft „End-lich Leben“ als Jahresmotto aus
Der ernannte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl ruft zum Jahreswechsel dazu auf, den Gedanken an die Endlichkeit des irdischen Lebens zu kultivieren. Das Leben auf der Erde werde in Zukunft bescheidener und begrenzter werden müssen, fügte er hinzu. Dies könne gelingen, wenn immer mehr Menschen beherzigen, dass das Leben nicht in möglichst großem Besitz und Luxus besteht, sondern in der Gemeinschaft mit Gott.
„Wir müssen uns daran erinnern, dass unser Leben endlich ist, weil sich dadurch manches relativiert, was sich sonst als ungeheuer wichtig in unser Leben drängt“, sagte Weihbischof Gössl am Silvesterabend in seiner Predigt im Bamberger Dom.
Das Bedenken der eigenen Endlichkeit solle davor bewahren, überzuschnappen und überheblich zu werden. Es helfe zugleich, ruhiger und zufriedener zu leben, und öffne den Blick auf die Hoffnung auf das unendliche Leben bei Gott in der Ewigkeit.
Für 2024 rief Gössl für das Erzbistum das Jahresmotto „End-lich Leben“ aus. In einer doppelten Bedeutung werde damit einerseits die Begrenztheit des Lebens aufgezeigt und zugleich darauf hingewiesen, dass erst jenseits der Schwelle des Todes ein Leben in Fülle und ohne Ende möglich sei. „Erst in der Gemeinschaft mit Gott finden wir ein Leben, das diese Bezeichnung wirklich verdient. Erst dort werden wir endlich leben.“
Das Jahr 2024 erinnert zugleich an den 1000. Todestag des Bistumspatrons Kaiser Heinrich II., der mit seiner Frau Kaiserin Kunigunde das Bistum gegründet hat. „Kaiser Heinrich war sich der Endlichkeit seines Lebens bewusst, zumal es ihm verwehrt war, eigene Nachkommen zu haben“, so Gössl. „Vieles in Heinrichs Leben passt nicht zur Aufgabenbeschreibung eines Heiligen. Aber was ihn zum Heiligen macht, ist das tiefe Vertrauen in die Gegenwart und Hilfe Gottes.“ Diese Glaubensgewissheit sei den Christen anvertraut: „Die feste Zuversicht, dass Leben mehr ist als die kurze Spanne zwischen Geburt und Tod, dass das Leben die Erfüllung erst erreicht, wenn wir in die volle Gemeinschaft mit Gott gelangt sind, wenn wir endlich leben.“ Aus dieser Perspektive verliere die Endlichkeit und Begrenztheit des Lebens ihren großen Schrecken.
Das Leben auf der Erde werde in Zukunft bescheidener und begrenzter werden müssen, fügte Gössl hinzu. „Anders werden wir die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht meistern können.“ Das könne aber gelingen, wenn immer mehr Menschen beherzigen, dass das Leben nicht in möglichst großem Besitz und Luxus besteht, sondern in der Gemeinschaft mit Gott. Der Verweis auf das eigentliche Leben bei Gott sei keine billige Vertröstung auf das Jenseits, betonte Gössl, sondern schon eine Hilfe für das Leben hier und jetzt. „Weil sich der Mensch des Glaubens in der Verantwortung vor Gott sieht, darum ragt dieses ersehnte Leben in Fülle schon in dieses Leben hinein.“ Der Glaube habe höchste Relevanz für das Leben auf dieser Erde, für das Miteinander und den Umgang mit der Schöpfung und den endlichen Ressourcen. „So wird das endliche Leben hier erst möglich vor dem Hintergrund des unendlichen Lebens, das von Gott ausgeht.“
Live im TV
BR zeigt Einführung von Herwig Gössl als neuer Erzbischof von Bamberg
Die Einführung von Herwig Gössl als neuer Erzbischof von Bamberg findet am 2. März 2024, um 10:30 Uhr, im Bamberger Dom statt. Der Bayerische Rundfunk überträgt die Zeremonie live im Fernsehen.
Am 9. Dezember hat Papst Franziskus Weihbischof Herwig Gössl zum neuen Erzbischof von Bamberg ernannt. Somit wird er Nachfolger von Ludwig Schick, dessen Amtsverzicht der Papst am 1. November 2022 angenommen hatte. Seitdem leitete Gössl das Erzbistum als Diözesanadministrator.
In der Folge seiner Ernennung hat sich Gössl bereits zu mehreren kritischen Themen der katholischen Kirche geäußert. So hat er angekündigt, ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum in Auftrag geben zu wollen. Auch sei er, zumindest derzeit, gegen Segnungsfeiern für homosexuelle Paare, die Priesterweihe für Frauen und die Abschaffung des Zölibates. Dies alles geschah vor dem Hintergrund eines im nächsten nicht ausgeglichenen Haushalts des Erzbistums.
Am 2. März 2024 wird Herwig Gössl als neuer Erzbischof von Bamberg eingeführt. Diese Gelegenheit zur Programmgestaltung hat sich der Bayerische Rundfunk nicht nehmen lassen. Am Vormittag des Tages überträgt der Sender die Zeremonie live aus dem Bamberger Dom.
Papst Franziskus ernennt bisherigen Weihbischof
Herwig Gössl wird neuer Erzbischof von Bamberg
Papst Franziskus hat Weihbischof Herwig Gössl zum neuen Erzbischof von Bamberg ernannt, teilte das Erzbistum Bamberg heute mit. Die Ernennung wurde am Samstag zeitgleich in Rom und Bamberg verkündet. Der 56-Jährige wird damit Nachfolger von Ludwig Schick, dessen vorzeitigen Amtsverzicht der Papst am 1. November 2022 angenommen hatte. Gössl hatte das Erzbistum seitdem als Diözesanadministrator kommissarisch geleitet.
Herwig Gössl wurde am 22. Februar 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1986 trat er ins Bamberger Priesterseminar ein und wurde 1993 von Erzbischof Elmar Maria Kredel zum Priester geweiht. Nach vier Jahren als Kaplan in Bayreuth, St. Hedwig, wurde er im September 1997 zunächst zum Pfarradministrator und schließlich zum Pfarrer der Pfarreien Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen ernannt. 2007 berief ihn Erzbischof Schick zum Subregens im Bamberger Priesterseminar; ein Jahr später wurde er als Subregens im Würzburger Priesterseminar bestätigt. Seither wirkte er als Bindeglied zwischen den beiden Diözesen, die in der Priesterausbildung eng zusammenarbeiteten. Gleichzeitig war Gössl für die Berufseinführung der Kapläne im Erzbistum Bamberg zuständig. Am 24. Januar 2014 ernannte Papst Franziskus Gössl zum Weihbischof in Bamberg. Er wurde auch Bischofsvikar für die Caritas und Dompropst. Später übernahm er die Leitung des Seelsorgeamtes.
Der Termin für die Einführung als Erzbischof werde noch bekannt gegeben, teilte das Erzbistum weiter mit.
„Als synodale Kirche sind wir noch nicht am Ziel“
13 Monate lang hat Herwig Gössl seit dem Rücktritt von Ludwig Schick als Diözesanadministrator das Erzbistum Bamberg geleitet. Als eine Art kommissarischer Geschäftsführer sorgte er dafür, dass in der fränkischen Diözese in der Zeit des leeren Bischofsstuhls alles seinen geordneten Gang weiterging. Einige Kandidaten wurden als möglicher neuer Erzbischof in dieser Zeit genannt, darunter der frühere Papst-Sekretär Georg Gänswein, der Passauer Bischof Stefan Oster und der Würzburger Bischof Franz Jung. Nachdem Papst Franziskus den 56-Jährigen Gössl am Samstag zum neuen Erzbischof ernannt hat, kann dieser sein neues Amt ohne Einarbeitungszeit antreten.
Dass der eigene Weihbischof als Diözesanbischof aufrückt, sei in den vergangenen Monaten in der Weltkirche schon mehrmals vorgekommen, zuletzt in Madrid, teilt das Erzbistum Bamberg mit. Insofern ist die Bamberger Lösung für Insider nicht so überraschend, wie sie wirken könnte.
Ludwig Schick hatte sich einen Nachfolger gewünscht, der mindestens zehn Jahre im Amt bleiben kann. Gössl wird die Altersgrenze von 75 Jahren sogar erst in 19 Jahren erreichen und könnte damit fast so lange amtieren wie sein Vorgänger. Damit hätte er Zeit genug, um mit langem Atem notwendige Reformen in Angriff zu nehmen und zugleich das zu bewahren, was den Kern des katholischen Glaubens ausmache. Dass ihm eine herausfordernde Amtszeit bevorsteht, in der die Zahl der Katholiken und damit auch der finanzielle Spielraum und das zur Verfügung stehende Personal weiter sinken werden, ist ihm sehr bewusst.
Seine konservative Grundhaltung hatte er nach seiner Ernennung zum Weihbischof offen bekannt und auch seine skeptische Haltung zu manchen Forderungen des Synodalen Wegs nie verborgen. Als Bamberger Vertreter in der Synodalversammlung hatte er, wie er selbst bekannte, aber auch eine Entwicklung durchgemacht. Trotz vieler offener Fragen unterstützte er mit seiner Stimme viele Reformanträge des Synodalen Wegs und setzte während der Sedisvakanz das reformierte Arbeitsrecht im Erzbistum Bamberg vorläufig in Kraft. „Wir sind als synodale Kirche noch auf dem Weg. Und wir sind noch nicht am Ziel“, sagte Gössl.
Nach der Verkündung seiner Ernennung im Dom am Samstag sagte Gössl, er habe sich nicht um das Amt beworben und nicht danach gedrängt. Aber er vertraue darauf, dass Jesus Christus seine Kirche führt und leitet. Er nehme das Amt daher an im Vertrauen darauf, dass der Herr im Weisheit und Geduld dafür gebe. Er sei dankbar, in Bamberg Bischof sein zu dürfen.
Diözesanrat Bamberg freut sich auf weitere Zusammenarbeit
Der Vorstand des Diözesanrats Bamberg freue sich sehr über die Ernennung von Herwig Gössl zum neuen Erzbischof von Bamberg, teilten für den Vorstand Astrid Schubert und Dr. Günter Heß mit. „Wir gratulieren ihm von ganzem Herzen zu dieser neuen Aufgabe. Damit ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Erzbistums gewährleistet.“ Die vergangenen dreizehn Monate seien von einem vertrauensvollen und wertschätzenden Miteinander von Diözesanadministrator und dem Vorstand des Diözesanrats geprägt gewesen. Der Vorstand des Diözesanrats wisse um die Herausforderungen der kommenden Jahre für das Erzbistum in personeller und finanzieller Hinsicht und sei bereit, den neuen Erzbischof nach Kräften zu unterstützen. Dazu sei eine noch engere Zusammenarbeit wünschenswert und notwendig.
Auch die Stadtspitze hat sich den Glückwünschen angeschlossen. „Eine gute Entscheidung für das Bistum und die Bamberger Bürgerschaft. Ich bin mir sicher, dass wir die guten Beziehungen zwischen dem Domberg und der Stadt fortsetzen werden.“ Mit diesen Worten gratulierte der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke Herwig Gössl am Samstagmittag zu dessen Ernennung zum neuen Erzbischof. Gemeinsam mit Bürgermeister Jonas Glüsenkamp hatte Starke im Bamberger Dom verfolgt, wie die von Papst Franziskus getroffene Entscheidung verkündet wurde.
Der Gratulation schließt sich Bürgermeister Jonas Glüsenkamp an, der sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Oberhirten freut. Er sieht allerdings auch die Aufgaben und Herausforderungen, die dieser in den nächsten Jahren zu bewältigen hat: „Es erfordert eine ganz besondere Kraftanstrengung, um in der Kirche die Dinge und die Menschen auch wieder zusammenzuführen und etwas Neues zu entwickeln. Dafür wünsche ich Herwig Gössl viel Erfolg.“
Osterpredigt von Weihbischof Gössl
„An Ostern feiern wir das Leben – mitten im Tod“
Das Osterfest ist nach Worten des Bamberger Weihbischofs Herwig Gössl keine Beruhigungspille oder Vertröstung auf das Jenseits. Vielmehr gebe die Auferstehung Jesu den Menschen Kraft, sich für das Leben einzusetzen, auch wenn es anstrengend sei, betonte er in seiner heutigen Osterpredigt.
„Die Auferstehung Jesu von den Toten ist eine Energiegabe, die uns Mut macht und die Kraft gibt, sich immer wieder für das Leben einzusetzen, auch wenn es anstrengend ist und manchen auf die Nerven geht“, sagte Gössl am Ostersonntag in seiner Predigt im Bamberger Dom. „Vom Grab Jesu ging keine Erstarrung aus, sondern eine Bewegung, als die Jüngerinnen und Jünger dem auferstandenen Herrn begegnet sind und die Kraft seiner Auferstehung erfahren haben.“
Die Auferstehung Jesu gebe Energie und Mut, sich für das Leben und gegen Gewalt und Unterdrückung einzusetzen. „Christen müssen immer auf der Seite des Lebens stehen, und das bedeutet zunächst einmal ganz klar gegen die Ausbeutung und Zerstörung der Schöpfung, die unsere gemeinsame, natürliche Lebensgrundlage ist.“
„Nicht Gewalt, Krieg und Vernichtung haben das letzte Wort“
Christen müssten sich auch für den Lebensschutz einsetzen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod: „Wir müssen klar und entschieden eintreten für das Leben: von Mutter und Kind, von Menschen mit und ohne Behinderung, von Alt und Jung.“ Der Einsatz für das Leben bedeute auch, Krieg und Bürgerkrieg und alle Gewalt zu bekämpfen: „Wenn möglich, mit friedlichen Mitteln. Aber wo dies nicht gelingt, dann auch mit den Mitteln legitimer Selbstverteidigung“, so der Diözesanadministrator.
„An Ostern feiern wir das Leben – mitten im Tod“, sagte Gössl und erläuterte: „Unser Leben ist vom Tod umgeben und durchzogen. Die Begegnungen mit dem Tod erschüttern unsere Seele. Denn sie machen bewusst, wie nah der Tod unserem Leben immer ist und wie hauchdünn die Wand ist, die uns von ihm trennt.“ Ostern bringe Hoffnung und Zuversicht und sprenge die Vorstellung, dass mit dem Tod alles aus und besiegelt ist. „Nicht Gewalt, Krieg und Vernichtung haben das letzte Wort, nicht die Macht des Stärkeren, der sich und seine Interessen durchsetzt auf Kosten des Schwächeren, sondern Gott hat das letzte Wort, und dieses Wort heißt: Leben!“
Spende aus dem Katastrophenfonds
Erzbistum stellt 25.000 Euro für Opfer der Erdbeben bereit
Das Erzbistum Bamberg stellt Caritas International 25.000 Euro Soforthilfe für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in der Türkei und in Syrien zur Verfügung. Dies teilte das Erzbistum heute mit.
„Die Folgen des verheerenden Bebens gehen uns alle an“, sagte der Bamberger Weihbischof und Diözesanadministrator Herwig Gössl am Samstag und rief die Gläubigen zum Gebet und zur Spende für die Opfer auf.
Mit Blick auf die Lage in Syrien betonte Gössl, dass das Erdbeben dort Menschen getroffen habe, „die bereits seit Jahren in katastrophalen Bedingungen leben und ohnehin auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.“ Auch für die Türkei sei der Zeitpunkt und das Ausmaß der Naturkatastrophe fatal. Die Helferinnen und Helfer von Caritas International und den lokalen Partnerorganisationen seien auf Solidarität und Spendengelder angewiesen, „um die Menschen vor Ort mit dem Nötigsten und Wichtigsten zu versorgen“, so der Weihbischof.
Ein starkes Erdbeben erschütterte in der Nacht zum 6. Februar Gebiete in dem Südosten der Türkei und den Norden Syriens. Caritas International ist vor Ort und stellt obdachlos gewordenen Menschen Lebensmittel, Trinkwasser, warme Kleidung und Decken zur Verfügung. Spendeninformationen gibt es hier.
„Kinder stärken. Kinder schützen.“
Dreikönigssingen im Erzbistum Bamberg eröffnet
Gemeinsam mit rund 350 Kindern und Jugendlichen im Königsgewand hat der Bamberger Weihbischof und Diözesanadministrator Herwig Gössl am Freitag feierlich die Aktion Dreikönigssingen eröffnet. Im Mittelpunkt der Sternsingeraktion stehen diesmal vor allem die Kinderrechte in Indonesien.
Nach dem Auftakt in der Bamberger Martinskirche zogen am Freitag die vielen Caspars, Melchiors und Balthasars durch die Innenstadt hinauf zum Dom. Bei der dortigen Wort-Gottes-Feier segnete Gössl die Sternsingerinnen und Sternsinger, die in der ersten Januarwoche von Haus zu Haus gehen werden, um den Menschen den Segen zu bringen und Spenden für Not leidende Kinder zu sammeln.
Mit ihrer Teilnahme an der Aktion Dreikönigssingen verbreiteten und lebten die Sternsingerinnen und Sternsinger die Frohe Botschaft der Weihnachtsgeschichte, so Weihbischof Gössl. Dass der eigentlich allmächtige Gott als Mensch – ja gar als kleines Kind – auf die Erde gekommen sei, verdeutliche seinen Worten nach, dass es auch für uns nicht zielführend sei, „immer größer sein und immer mehr haben zu wollen.“ Vielmehr hebe die Geburt Jesu Christi die Bedeutung von Tugenden wie Bescheidenheit, Genügsamkeit und Dankbarkeit hervor, die auch angesichts aktueller Ereignisse wie der Corona-Pandemie oder der globalen Klimakrise besonders wichtig seien.
Im Mittelpunkt der Sternsingeraktion stehen jedes Jahr ein anderes Land und ein anderes Thema. Die Sternsingerinnen und Sternsinger werden so altersgerecht für die Not von Kindern und Jugendlichen weltweit sowie für globale Zusammenhänge sensibilisiert. Unter dem Motto „Kinder stärken. Kinder schützen. In Indonesien und weltweit.“ richtet sich der Blick diesmal vor allem auf Kinderrechte in Indonesien. Mit dem Anliegen beschäftigten sich die Sternsingerinnen und Sternsinger bei verschiedenen Aktionen und Workshops im Vorlauf der Aussendung sowie bei der thematischen Einstimmung in der Bamberger Martinskirche.
Weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder
Bei der anschließenden Prozession zogen die rund 350 Mädchen und Jungen gemeinsam mit ihren Begleiterinnen und Begleitern sowie Weihbischof Herwig Gössl durch die Bamberger Innenstadt. Die jüngsten Könige waren 6 Jahre alt – die ältesten über 18. Viele von ihnen zeigten sich begeistert vom Aufeinandertreffen: „Auch mal Sternsingerinnen und Sternsinger aus anderen Orten kennenzulernen, das macht Spaß“, sagte Moritz aus der Pfarrei St. Michael Stadtsteinach.
Neben dem Segen von Weihbischof Gössl holten sich die Sternsingerinnen und Sternsinger im Bamberger Dom dann auch noch ein Lob von Diözesanjugendpfarrer Gerd-Richard Neumeier ab: Mit ihrer Teilnahme an der Aktion setzten sie sich für das Wohl ihrer Mitmenschen ein und übernähmen beim Dreikönigssingen „eines der ‚jüngsten‘ Ehrenämter in der Kirche“, so Neumeier.
BDKJ-Diözesanvorsitzende Eva Russwurm freut sich nach zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen darüber, dass die Sternsingeraktion diesmal wieder weitestgehend im Normalzustand stattfinden kann. „Dass es nach zwei Jahren Zwangspause nach wie vor in allen Gemeinden engagierte Sternsingerinnen und Sternsinger gibt, ist keine Selbstverständlichkeit“, betont Russwurm und dankt im gleichen Atemzug den Betreuerinnen und Betreuern, Oragnisatorinnen und Organisatoren sowie den Eltern, die den Erfolg der Aktion tatkräftig unterstützten.
Seit ihrem Start 1959 hat sich die Aktion Dreikönigssingen zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Rund 1,23 Milliarden Euro wurden seither gesammelt, mehr als 76.500 Projekte für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. Bei der 64. Aktion zum Jahresbeginn 2022 haben Mädchen und Jungen aus 8.423 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten rund 38,6 Millionen Euro gesammelt.