Am Samstag wurde Herwig Gössl in das Amt des Bamberger Erzbischofs eingeführt. In seiner Antrittsrede gab er an, sich in den Dienst
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Weihbischof Gössl und Prälat Kestel predigen über „Wokeness“ und „Zeitenwende“
„Friede kommt nicht allein durch das Schweigen der Waffen“
Weihbischof Herwig Gössl hat in seiner heutigen Weihnachtspredigt zur Wachsamkeit gegenüber allen Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung aufgerufen. Er halte Wachsamkeit für wichtig und ging auf umstrittenen Begriff „Wokeness“ ein. In der Christmette am Heiligen Abend ging Prälat Georg Kestel im Dom auf den Begriff „Zeitenwende“ ein, der das Wort des Jahres 2022 geworden ist.
„Ich halte Wachsamkeit für wichtig, damit sich bei uns nicht Verhaltensweisen einschleichen oder kultivieren, die Menschen ausgrenzen und bedrohen“, sagte Weihbischof Herwig Gössl in seiner heutigen Predigt im Bamberger Dom. „Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben, erst recht nicht unter Christen.“
Gössl ging dabei auf den umstrittenen Begriff „Wokeness“ ein. Es sei gut, dass die Sensibilität wachse, damit sich nicht Extremisten durchsetzen, weil die Mehrheit geschlafen habe. Die Wachsamkeit müsse sich auch noch ausweiten auf die weltweiten sozialen Ungerechtigkeiten wie die Folgen von Kriegen und Klimawandel. „Ich sehe aber auch die Probleme bei dem, was ich bei der gelebten Wokeness unserer Tage wahrnehme: Es ist die totale Fixiertheit auf das Negative, das es zu bekämpfen gilt.“ Es sei nicht vorstellbar, wie aus einer solch kämpferischen Grundhaltung eine gute, friedvolle Zukunft wachsen solle, mahnte Gössl.
Der weihnachtliche Glaube zeige eine andere Form der Wachsamkeit auf: „Die Menschen müssen wachsam sein, denn Gottes Kommen in diese Welt ist nicht offensichtlich. Es vollzieht sich im Verborgenen, aber es schenkt tiefe Zufriedenheit, den Anfang allen Friedens.“ Friede sei die große Sehnsucht dieser Tage. Friede komme jedoch nicht automatisch allein durch die Ächtung von Krieg, durch das Schweigen der Waffen oder einen Friedensschluss: „Friede wächst vielmehr aus der inneren Zufriedenheit der Menschen, aus einer Haltung der Dankbarkeit, der Genügsamkeit und der Demut. Wer immer mehr haben und sein will als die anderen, der wird nie zu einem friedlichen Menschen“, sagte Gössl.
Weihnachten zeigt Geduld als eine der wichtigsten Christentugenden
In der Christmette am Heiligen Abend ging Prälat Georg Kestel im Dom auf den Begriff „Zeitenwende“ ein, der das Wort des Jahres 2022 geworden ist. Die Geburt Jesu sei eine Zeitenwende für die Menschheit. In Betlehem sei der Frieden auf Erden als Verheißung und Hoffnung proklamiert worden, die in Jerusalem mit dem Tod Jesu am Kreuz und der Auferstehung vollendet wurde. Die Verkündigung durch die Jünger habe eine Zeitenwende in Gang gesetzt, die bis heute weltweit anhalte, bei allen Schwächen und Fehlern der nachfolgenden Christengenerationen, so der Ständige Vertreter des Diözesanadministrators.
Die Engel hätten den Hirten eine Zeitenwende angesagt mit den Worten „Fürchtet euch nicht!“ Mit der Geburt Jesu und seinem späteren Handeln sei die Zeit vorbei, in der Religion auf Macht, Gewalt und Einschüchterung gesetzt habe. Gott sei nicht Eigentum der Konservativen oder der Progressiven, auch nicht der Atheisten, die meinen, dass es ihn gar nicht gebe. „Gott entzieht sich den allzu Selbstsicheren und Glaubenseifrigen und nähert sich denen, die gar nicht mehr mit ihm gerechnet haben“, so Kestel. „Er ist uns möglicherweise näher in unseren Fragen und Zweifeln als in stolzer Selbstgewissheit und im demonstrativen Glaubensstolz.“
Weihnachten zeige auch, dass Geduld eine der wichtigsten Christentugenden sei: „Der Messias wird angekündigt, dann finden die Hirten ein kleines Kind in der Krippe. Die versprochene Zeitenwende lässt noch auf sich warten. Aber genau so kommt Gott in die Welt. Er tritt uns entgegen im Kleinen und Unscheinbaren. Sein Wort ist leise im Lärm unserer Zeit.“
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Rücktritt Erzbischof Schick
Weihbischof Herwig Gössl zum Administrator im Erzbistum gewählt
Nach dem Rücktritt des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick hat das Metropolitankapitel Weihbischof Herwig Gössl zum Diözesanadministrator gewählt. Er leitet das Erzbistum solange, bis Papst Franziskus einen neuen Erzbischof ernannt hat.
Am 1. November legte Erzbischof Ludwig Schick nach 20 Jahren sein Amt überraschend nieder. Mit seinem Rücktritt wolle Schick bevorstehenden wichtigen Entscheidungen im Erzbistum Bamberg einem jüngeren Nachfolger überlassen. Gestern gab das Erzbistum bekannt, Weihbischof Herwig Gössl zum Diözesanadministrator gewählt zu haben. Bis Papst Franziskus einen neuen Erzbischof ernennt, leitet Gössl das Erzbistum. Zu seinem ständigem Stellvertreter wurde der bisherige Generalvikar Prälat Georg Kestel ernannt. Dessen Vertreter ist ab sofort Domkapitular Heinrich Hohl.
Herwig Gössl übernimmt das Amt in für das Bamberger Erzbistum unangenehmen Zeiten. Er wurde 1967 in München geboren und wuchs in Nürnberg auf. 1993 erhielt er seine Priesterweihe. Nach vierjähriger Kaplanszeit in Bayreuth St. Hedwig wurde er Pfarrer in Hannberg und Weisendorf im Dekanat Erlangen.
2007 berief ihn Erzbischof Schick zum Subregens am Bamberger Priesterseminar. Seit 2014 ist er Weihbischof und Dompropst. 2022 übernahm er zudem die Leitung der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Ordinariat.
Georg Kestel kam 1955 im Landkreis Kronach auf die Welt und ist seit 1983 Priester. Nach der Kaplanszeit in Bad Windsheim und Staffelstein und nach seiner Zeit als Dekanatsjugendseelsorger in Neustadt a. d. Aisch und Lichtenfels war er ab 1987 als Militärgeistlicher freigestellt. Zuletzt war er Militärdekan im Katholischen Militärbischofsamt in Berlin. 2006 berief ihn Erzbischof Schick zum Generalvikar. Dieses Amt verlor er automatisch mit dem Rücktritt des Erzbischofs.
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„Nachdenklich, geduldig und den Menschen zugewandt“
Dank an Weihbischof Herwig Gössl für seine Tätigkeit bei der Caritas
Bei einer Grillfeier im Innenhof der Dompropstei hat der Diözesan-Caritasverband Weihbischof Herwig Gössl für sein Wirken in der Caritas gedankt.
Gössl war seit 2014 Bischofsvikar für Caritas und Soziale Dienste sowie Vorsitzender des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg e.V., nach dessen Satzungsreform 2016 Aufsichtsratsvorsitzender. Zum 1. September übernimmt er die Leitung der Hauptabteilung Seelsorge im Ordinariat der Erzdiözese Bamberg und gibt daher die Funktionen bei der Caritas ab.
Stellvertretende Diözesan-Caritasdirektorin Ursula Kundmüller würdigte Weihbischof Gössl als „geduldig und nachdenklich“. Auch unangenehme Entscheidungen habe er mitgetragen und auf diese Weise die Verbandsentwicklung der Caritas, ihre neuen Aufsichtsstrukturen und die Ausgründung der Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde mitgestaltet. Gössls zweite Stärke sei es gewesen, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas als Seelsorger da zu sein. In der Bistumsleitung habe er die Interessen der Caritas vertreten und ihre Bedeutung als Teil der Kirche ins Bewusstsein gehoben.
Gerd-Richard Neumeier übernimmt die Nachfolge
Bei einer Konferenz in Vierzehnheiligen zollten auch die geschäftsführenden Vorstände der Kreis-Caritasverbände dem Weihbischof Anerkennung. In Konflikten zwischen dem Diözesan-Caritasverband und seinen Gliederungen habe Gössl es verstanden, durch geduldiges Nachfragen wieder Einvernehmen zu schaffen und die Zusammenarbeit zu fördern. Michael Groß von der Caritas Nürnberger Land sagte als Sprecher der Vorstände, Gössl habe sich nie in den Vordergrund gespielt. Gleichzeitig habe er vorgelebt, wie jemand als Mensch an der Spitze einer großen Organisation stehe – nicht als Funktionsträger, sondern als Person. „Herwig Gössl hat stets eine eigene Position vertreten und konnte gleichzeitig andere, gegensätzliche Positionen gelten lassen.“ Dafür seien ihm die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas gerade bei kontroversen Fragen – wie den derzeit stark diskutierten Anforderungen der Kirche an die Lebensführung ihrer Beschäftigten – dankbar gewesen. Michael Bischof von der Caritas Fürth strich heraus, dass Gössl sich immer für die Menschen interessiert habe.
Weihbischof Herwig Gössl bekannte, dass er sich in die komplexen Aufgaben und Strukturen der Caritas erst habe einarbeiten müssen. Dabei habe er „gelernt, welch großartige Menschen hinter dieser großen und weit verzweigten Organisation stehen.“ Sie erzeugten eine große Kraft. Die Caritas strahle durch ihre Tätigkeit als Licht für die Menschen. Gössl versicherte, dass er ja Weihbischof bleibe und in dieser Funktion gerne weiterhin für die Caritas zur Verfügung stehe.
Die Nachfolge als Vorsitzender der Aufsichtsräte des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg e.V. und der Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde übernimmt der bisherige Dekan von Ansbach, Gerd-Richard Neumeier.
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Nachfolger für den Bereich der Caritas wird Gerd-Richard Neumeier
Weihbischof Herwig Gössl übernimmt Seelsorgeamt der Erzdiözese
Der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl übernimmt zum 1. September 2022 die Leitung der Hauptabteilung Seelsorge, die für Konzepte, Inhalte und Entwicklung der Pastoral in der Erzdiözese verantwortlich ist. Dies teilt das Erzbistum Bamberg mit.
Zu den Hauptaufgaben der seelsorgerischen Arbeit gehört es, Fragen und Themen der Menschen in Kirche und Gesellschaft aufzugreifen und daraus Impulse für pastorale Entwicklung zu erarbeiten. Mit den Abteilungen Gemeinde‑, Jugend- und Erwachsenenpastoral, Lebenswelt orientierte Pastoral, Amt für Kirchenmusik und Liturgie fallen sechs Abteilungen in die Verwaltung der Hauptabteilung Seelsorge und damit unter die Führung von Herwig Gössl.
Herwig Gössl löst den kommissarischen Leiter Wolfgang Eichler ab, der zuletzt Domkapitular Peter Wünsche vertreten hatte.
Gössls bisherige Aufgaben als Vorsitzender der Aufsichtsräte des Diözesancaritasverbandes sowie der Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde übernimmt Pfarrer Gerd-Richard Neumeier. Er war bisher Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Oberer Aischgrund und Dekan des Erzbischöflichen Dekanats Ansbach. Zusätzlich wird Neumeier im September durch Erzbischof Ludwig Schick zum Diözesanjugendpfarrer und Ordinariatsrat ernannt. Damit übernimmt er die Nachfolge von Norbert Förster, der fünf Jahre lang als Jugendpfarrer in der Erzdiözese wirkte. Als neuer Ordinariatsrat nimmt Neumeier an der wöchentlich stattfindenden Ordinariatskonferenz teil. Diese stellt das oberste Entscheidungs- und Beratungsgremium im Erzbistum Bamberg dar.