Am Samstag wurde Herwig Gössl in das Amt des Bamberger Erzbischofs eingeführt. In seiner Antrittsrede gab er an, sich in den Dienst der Einheit stellen zu wollen. Den womöglich denkwürdigsten Satz des Tages sagte Oberbürgermeister Starke.
Die etwa 600.000 Katholik:innen im Erzbistum Bamberg haben einen neuen Oberhirten. Am Samstag (2. März) wurde Herwig Gössl als neuer Erzbischof im Bamberger Dom in sein Amt eingeführt. Der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic, eine Art Botschafter des Vatikans, übergab dem Domkapitel die Ernennungsurkunde des Papstes, und der emeritierte Erzbischof Ludwig Schick überreichte den Bischofsstab „als Zeichen für Gabe und Aufgabe des neuen Amtes“, wie das Bistum mitteilte.
Schick wünschte seinem Nachfolger Mut und Gelassenheit, Zuversicht und Geduld. Danach nahm der neue Oberhirte auf der Kathedra, dem Bischofsstuhl, Platz. Seit diesem Moment der sogenannten Besitzergreifung ist er der 76. Bischof und der 14. Erzbischof von Bamberg. Damit endete nach 16 Monaten und einem Tag die Zeit der Vakanz der Stelle, die mit dem vorzeitigen Amtsverzicht von Erzbischof Schick am 1. November 2022 begonnen hatte und in der Gössl das Erzbistum bereits als Diözesanadministrator leitete.
Dienst der Einheit
Gössl kündigte in seiner ersten Predigt als Erzbischof an, sich in den Dienst der Einheit zu stellen. „Wachsende Gemeinschaft mit Gott und von daher auch wachsende Gemeinschaft der Menschen untereinander – darin erkenne ich den Auftrag des Bischofs zu allen Zeiten, auch heute.“ Das bedeute, Menschen in der Ortskirche im Blick zu behalten, auch jene, die sich schon von Kirche abgewandt oder auch noch nie dazugehört hätten. Ob diese Menschen das wollen, blieb unerwähnt.
„Der Dienst an der Einheit umfasst alle Menschen guten Willens“, so Gössl weiter. Er wolle auch die Einheit suchen und bewahren mit den Bischöfen der weltweiten Kirche und natürlich mit dem Papst als dem Haupt des Bischofskollegiums. Der Dienst an der Einheit bedeute auch, die weltweite Ökumene zu fördern.
Mit Blick auf die Lage der Kirche zeigte Erzbischof Gössl sich trotz jährlich steigender Austrittszahlen zuversichtlich. „Manche sagen heute, die Kirche sei am Kipppunkt, und meinen damit, bald gehe das Schiff unter. Ich aber bin fest überzeugt: Der Herr ist an Bord, und wenn wir uns auf ihn hin orientieren, dann bekommen wir neuen Mut, selbst wenn es um uns herum stürmisch zugeht.“ Wie das praktisch funktionieren könnte, blieb unerwähnt.
Wo die Glocken hängen
Vertreter des Priesterrats und des Diözesanrats bekundeten dem neuen Erzbischof im Namen der Geistlichen und der Gläubigen ihre Treue. Zu den rund 1200 Besucher:innen im Dom zählten zahlreiche Mandatsträger und Vertreter:innen verschiedener Religionen und Konfessionen. Auch Ministerpräsident Söder und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ließen sich die Teilnahme nicht nehmen. Die Staatsregierung stehe dem Erzbischof in seinem Amt an der Seite, sagte Söder. Dann drückte er das Bekenntnis des Freistaats, den er an dieser Stelle gleichsetzte mit seiner Partei, der CSU, zur Kirche aus. „Das Land wäre kälter und herzloser ohne das Engagement der Kirche“, sagte er. Ob ihm dabei die Kritik, die etwa der Sozialverband VdK geäußert hatte, in Erinnerung war, sein Koalitionsvertrag mit den Freien Wählern nehme soziale Probleme des Freistaats nicht ernst, blieb unerwähnt.
Dann sprach Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke und sagte zum neuen Erzbischof: „Sie wissen, wo die Glocken hängen und vor allem auch, wie sie klingen.“ Was genau er damit meinte und ob er sich der Doppeldeutigkeit bewusst war, blieb unerwähnt. Der Erzbischof sei für die Stadt aber auf jeden Fall wichtigster Ansprechpartner für Sozial- und Bildungspolitik. Zugleich begrüßte Starke, dass auch der neue Erzbischof das Engagement gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus sowie für Demokratie und interreligiösen Dialog fortsetze.
Für die musikalische Gestaltung der Veranstaltung sorgte der Bamberger Domchor, die Mädchenkantorei, die Domkantorei und die Dombläser unter Leitung von Domkapellmeister Vincent Heitzer. An der Orgel spielte Domorganist Markus Willinger. Zur Uraufführung kam außerdem die eigens zu diesem Anlass von Michael Wülker komponierte „Missa Bambergensis“.