Sor­ge ums sozia­le Bayern

VdK sieht Lücken im Koali­ti­ons­ver­trag von CSU und Frei­en Wählern

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Koalitionsvertrag
Verena Bentele, Foto: Stephan Görlich
Auf der Jah­res­pres­se­kon­fe­renz des Sozi­al­ver­bands VdK Bay­ern in Mün­chen nahm sich die baye­ri­sche Lan­des­vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le den baye­ri­schen Koali­ti­ons­ver­trag vor. Fazit: Sozia­le The­men spie­len im Regie­rungs­fahr­plan von CSU und Frei­en Wäh­lern eine unter­ge­ord­ne­te Rolle.

Im Koali­ti­ons­ver­trag von CSU und Frei­en Wäh­lern und auch in der Regie­rungs­er­klä­rung von Minis­ter­prä­si­dent Mar­kus Söder ist oft vom Glück die Rede, das in Bay­ern zu Hau­se sei. VdK-Lan­des­vor­sit­zen­de Vere­na Ben­te­le setz­te dem auf der Jah­res­pres­se­kon­fe­renz des Sozi­al­ver­bands am 13. Dezem­ber ent­ge­gen: „Das Leben im Frei­staat wird für vie­le Men­schen auch in den kom­men­den fünf Jah­ren nicht weiß-blau und hei­ter sein. Dage­gen spre­chen eini­ge Fak­ten.“ So habe Bay­ern mit 21,8 Pro­zent etwa die höchs­te Alters­ar­muts­ge­fähr­dungs­quo­te aller Bun­des­län­der. Bei den Frau­en über 65 Jah­ren sei­en es sogar 24,5 Pro­zent, Ten­denz steigend.

Ben­te­le kri­ti­sier­te außer­dem die maß­geb­lich von der CSU geführ­te aktu­el­le Bür­ger­geld­de­bat­te. Eine geplan­te Erhö­hung die­ser Sozi­al­zah­lun­gen will die CSU trotz stei­gen­der Lebens­hal­tungs­kos­ten nicht. „Wenn es um die Beur­tei­lung armer Men­schen geht, sen­det die wie­der­ge­wähl­te Staats­re­gie­rung eher Zei­chen der Her­ab­las­sung und weni­ger der Hilfs­be­reit­schaft aus. Men­schen, die Bür­ger­geld bezie­hen, erle­ben stär­ker als anders­wo ein grund­sätz­li­ches Misstrauen.“

Dem Vor­wurf der „Leis­tungs­feind­lich­keit“ die­ser Sozi­al­leis­tung wider­sprach Ben­te­le eben­falls. „Auch ich unter­schrei­be den Satz „Arbeit muss sich loh­nen“ jeder­zeit, aber beim VdK bedeu­tet die­ser Satz etwas grund­sätz­lich ande­res. Arbeit lohnt sich dann, wenn sie ordent­lich bezahlt wird. Es ist ange­sichts von 1,1 Mil­lio­nen Nied­rig­lohn-Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­sen im Frei­staat unver­ständ­lich, dass sich Bay­ern immer noch gegen ein Tarif­treue­ge­setz stellt. Eine tarif­li­che Bezah­lung ist die stärks­te Garan­tie für einen guten Lohn und damit für eine wirk­sa­me Prä­ven­ti­on gegen Alters­ar­mut. Und selbst eine Arbeit zum Min­dest­lohn garan­tiert ein höhe­res Ein­kom­men als der Bezug von Bür­ger­geld, auch wenn immer wie­der etwas ande­res behaup­tet wird.“

Kein Fort­schritt für die Nächstenpflege

Auch ver­misst Ben­te­le bei der Staats­re­gie­rung eine sach­li­che Aus­ein­an­der­set­zung mit sozia­len The­men. „Im Koali­ti­ons­ver­trag wird Armut in weni­gen Sät­zen abge­han­delt. Die ein­zig kon­kre­te Gegen­maß­nah­me soll die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von Tafeln, Tischen und Bahn­hofs­mis­sio­nen in Bay­ern sein. Dafür stel­le ich der Staats­re­gie­rung ein ech­tes Armuts­zeug­nis aus. Die Men­schen an ehren­amt­li­che Ein­rich­tun­gen zu ver­wei­sen, statt sie aus ihrer Armuts­si­tua­ti­on zu befrei­en, sen­det genau eine Bot­schaft: Die­ser Staat hat euch auf­ge­ge­ben. Holt euch eure Almo­sen ab. Das ist kei­ne struk­tu­rel­le Armutsbekämpfung.“

Auch sozi­al­po­li­ti­sche The­men, die eine älter wer­den­de Bevöl­ke­rung im Blick hät­ten, wie Pfle­ge von Ange­hö­ri­gen oder Bar­rie­re­frei­heit, wür­den im Koali­ti­ons­ver­trag bes­ten­falls gestreift. „Die För­de­rung von Tages‑, Nacht- und Kurz­zeit­pfle­ge­plät­zen ist kein The­ma. Das Wort „Pfle­ge­stütz­punkt“ sucht man ver­geb­lich. Wenn wir Pech haben, wer­den also wie­der fünf Jah­re ins Land zie­hen, die der Nächs­ten­pfle­ge kei­nen ech­ten Fort­schritt in Bay­ern brin­gen wer­den. Das ist scha­de, zumal der ehe­ma­li­ge Pfle­ge­mi­nis­ter Klaus Holet­schek uns gegen­über dem The­ma eigent­lich auf­ge­schlos­sen schien“, sag­te Bentele.

Zwei For­de­run­gen des VdKs zur Inklu­si­on haben es jedoch in den Koali­ti­ons­ver­trag geschafft. Ein baye­ri­sches Gehör­lo­sen­geld soll ein­ge­führt und eine zen­tra­le baye­ri­sche Fach­stel­le für Bar­rie­re­frei­heit soll ein­ge­rich­tet werden.

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