Pes­si­mis­ti­sche Unternehmen

IHK und vbw: Wirt­schafts­stand­ort Ober­fran­ken gefährdet

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Wirtschaftsstandort
Symbolbild, Foto: Pixabay
Der Wirt­schafts­stand­ort Ober­fran­ken ist laut den wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen vbw und IHK in nichts weni­ger als Gefahr. Die Unter­neh­men der Regi­on stün­den nicht nur vor kon­junk­tu­rel­len, son­dern auch vor struk­tu­rel­len Herausforderungen.

„Immer mehr Betrie­be stel­len sich die Fra­ge, ob sie hier noch eine wett­be­werbs­fä­hi­ge Zukunft haben“, ver­mel­de­te Tho­mas Kae­ser, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Bezirks­grup­pe Ober­fran­ken der vbw (Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirt­schaft) am Mitt­woch (25. Okto­ber). Mit einer Arbeits­lo­sen­quo­te von nur 3,8 Pro­zent und einem Brut­to­in­lands­pro­dukt von rund 38.500 Euro pro Kopf gehe es dem Wirt­schafts­stand­ort Ober­fran­ken im Moment zwar noch recht gut. Gleich­zei­tig hät­ten zuletzt aber mehr als die Hälf­te der zum Bei­spiel ober­frän­ki­schen Metall- und Elek­tro-Betrie­be ange­ge­ben, dass sich die Stand­ort­be­din­gun­gen für sie in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren deut­lich ver­schlech­tert haben. „Statt hier­zu­lan­de inves­tie­ren die Betrie­be etwa in ande­ren mit­tel­eu­ro­päi­schen Län­dern, in Ost­eu­ro­pa, Nord­ame­ri­ka und Asi­en“, sag­te Kae­ser und mut­maß­te zusätz­lich: „Wir erle­ben eine schlei­chen­de De-Indus­tria­li­sie­rung. Denn wo heu­te Inves­ti­tio­nen aus­blei­ben, fehlt es mor­gen an Wert­schöp­fung und über­mor­gen an Know-how.“

Damit Ober­fran­ken ein zukunfts­fä­hi­ger Wirt­schafts­stand­ort bleibt, braucht es aus Sicht der vbw eine siche­re und bezahl­ba­re Ener­gie­ver­sor­gung. „Wenn wir das baye­ri­sche Kli­ma­ziel bis 2040 errei­chen wol­len, muss sich die instal­lier­te Leis­tung bei Wind- und Solar­ener­gie in Ober­fran­ken mehr als verfünffachen“,so Kaeser.

Auch der Man­gel an Fach- und Arbeits­kräf­ten sei ein Stand­ort­nach­teil für die Unter­neh­men in der Regi­on. „In Ober­fran­ken wer­den im Jahr 2035 rund 78.000 Arbeits­kräf­te feh­len.“ Des­halb müss­ten alle ver­füg­ba­ren Arbeits- und Fach­kräf­te­po­ten­zia­le aus­ge­schöpft wer­den. Dazu gehö­re es etwa, wei­ter in Bil­dung zu inves­tie­ren und für Zuwan­de­rung von Fach- und Arbeits­kräf­ten aus dem Aus­land zu sorgen.

Zu den zen­tra­len Stand­ort­fak­to­ren zählt laut vbw auch eine zukunfts­fä­hi­ge Mobi­li­tät. „Hier müs­sen wir kräf­tig inves­tie­ren und ins­be­son­de­re die Bedürf­nis­se im länd­li­chen Raum berück­sich­ti­gen. Gleich­zei­tig ist Ober­fran­ken Tran­sit­re­gi­on. Dar­um haben wir im Bahn­ver­kehr Nach­hol­be­darf bei der Ost-West­ver­bin­dung“, sag­te Kaeser.

Trend­aus­wer­tung IHK

Auch die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth fin­det, dass der Wirt­schafts­stand­ort Ober­fran­ken gefähr­det ist. Die Stim­mung der Bam­ber­ger Wirt­schaft sei laut einer Wirt­schafts­um­fra­ge der IHK zu Beginn des Win­ter­halb­jah­res eher ver­hal­ten, die Erwar­tun­gen negativ.

Aller­dings beur­teil­ten auch in der Umfra­ge der IHK die befrag­ten Unter­neh­men aus der Stadt und dem Land­kreis Bam­berg ihre aktu­el­le Geschäfts­la­ge noch posi­tiv. Für einen Rück­gang beim Kon­junk­tur­kli­ma­in­dex für die Regi­on um 15 Punk­te auf 97 Zäh­ler sor­gen laut IHK aller­dings die deut­lich pes­si­mis­ti­sche­ren Ein­schät­zun­gen für die wei­te­re Geschäfts­ent­wick­lung. „Die Her­aus­for­de­run­gen sind bereits jetzt immens. Dazu gesellt sich nun auch eine Abküh­lung auf den inter­na­tio­na­len Märk­ten. Da ist eine gedämpf­te Stim­mung gut nach­voll­zieh­bar”, sag­te Her­bert Grim­mer, Vize­prä­si­dent der IHK für Ober­fran­ken Bayreuth.

Auf die anste­hen­den Win­ter­mo­na­te bli­cken die befrag­ten Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer zudem pes­si­mis­ti­scher als noch in der Früh­jahrs­um­fra­ge. Nur noch 20 Pro­zent rech­nen mit einer Ver­bes­se­rung der eige­nen Geschäfts­la­ge. Eine Ver­schlech­te­rung pro­gnos­ti­zie­ren hin­ge­gen 36 Pro­zent. Zwar räumt Grim­mer auch ein, dass die Bam­ber­ger Wirt­schaft seit mehr als einem Jahr­zehnt einen Beschäf­tig­ten­zu­wachs ver­zeich­net. „Geht man nach den Beschäf­tig­te­n­er­war­tun­gen der Bam­ber­ger Unter­neh­men, scheint es mit die­ser Ent­wick­lung aber zunächst vor­bei zu sein“, mut­maßt er.

Ob Ener­gie­prei­se, Fach­kräf­te­man­gel oder wirt­schaft­li­che Rah­men­be­din­gun­gen: Unter den meist­ge­nann­ten Risi­ken für die wei­te­re Ent­wick­lung im Wirt­schafts­stand­ort Ober­fran­ken befin­den sich für die IHK vie­le, die vor allem von der Poli­tik beein­flusst wer­den könn­ten. „EU, Bund und Land müs­sen end­lich eine Ver­bes­se­rung der wirt­schafts­po­li­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen ange­hen“, sag­te Grim­mer. Er nennt hier vor allem ver­läss­li­che und bezahl­ba­re Ener­gie, eine längst über­fäl­li­ge Digi­ta­li­sie­rung der Ver­wal­tung und einen kla­ren Fahr­plan für die Energiewende.

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