Die IHK für Oberfranken Bayreuth erwartet für die regionale Wirtschaft einen harten Winter. Die Politik müsse Rahmenbedingungen umgehend verbessern.
Hohe Kosten, steigende Zinsen, ein schwacher privater Konsum, die seit längerem schwächelnde Inlandsnachfrage und die zunehmend ins Stocken geratene Auslandsnachfrage bilden ein schwieriges Marktumfeld für die oberfränkische Wirtschaft, so die IHK für Oberfranken Bayreuth in einer Mitteilung vom 6. Oktober. „Die Rahmenbedingungen für unsere Unternehmen müssen sich durchgreifend verbessern, sonst schaden wir dauerhaft unserer Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Michael Waasner, Präsident der Bayreuther IHK und Geschäftsführer eines Forchheimer Unternehmens. „Hier müssen auch der neu gewählte Bayerische Landtag und die neue Staatsregierung schnell Akzente setzen.“ Zwar würden weiterhin mehr Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiv bewerten. Die Erwartungen für den Winter verschlechtern sich laut IHK jedoch spürbar, vor allem in der Leitbranche Industrie.
Viele Unternehmen verbuchen Umsatzrückgänge
So haben führende Wirtschaftsinstitute für das laufende Jahr ihre Prognose für die Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsproduktes auf ‑0,6 Prozent gesenkt. Die oberfränkische Wirtschaft kann sich dieser Entwicklung laut IHK nicht vollends entziehen, behauptet sich aber zu Beginn des Winterhalbjahres noch recht gut. 29 Prozent der befragten Betriebe beurteilen ihre Geschäftslage gut, 21 Prozent negativ.
„Nahezu alle Wirtschaftsbereiche berichten im Saldo von rückläufigen Umsätzen und das zum Teil in erheblichem Umfang“, sagt Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth. In der Industrie und im Großhandel verbuchten mehr als die Hälfte der Unternehmen Umsatzrückgänge, auch der Einzelhandel sei mit mehr als 40 Prozent stark betroffen. Absetzen von diesem Negativtrend könne sich vor allem der Tourismus.
„Die schwache Weltwirtschaft belastet zunehmend die Geschäfte der oberfränkischen Exporteure“, so Brehm weiter. Fast die Hälfte aller exportierenden Firmen hätten zuletzt Rückgänge beim Export verzeichnet. Betroffen seien alle globalen Märkte, vor allem aber Europa. „Das relativiert natürlich auch die Lagebeurteilung, müssen wir doch davon ausgehen, dass die Geschäftslage bei vielen Unternehmen zwar noch positiv beurteilt wird, diese aber im Trend bereits rückläufig ist.“
Politik muss handeln
Unter den meistgenannten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der oberfränkischen Unternehmen befinden sich laut IHK viele, die von der Politik beeinflusst werden könnten. Ob Energiepreise, Fachkräftemangel, wirtschaftliche Rahmenbedingungen oder Arbeitskosten, jeweils mehr als die Hälfte der Befragten stuft die genannten Punkte als wirtschaftliches Risiko für den eigenen Betrieb ein.
„Die Politik auf EU‑, Bundes- und Landesebene muss endlich die Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen anpacken“, sagt Michael Waasner. „Wollen wir unsere heimische Wirtschaft wieder auf die Wachstumsspur bringen, brauchen wir verlässliche und bezahlbare Energie, einen klaren Fahrplan für die Energiewende und eine Verwaltung, die digitaler und effizienter werden muss.“