IHK-Veranstaltung: Zukunftsmobilität – Wenn Gaming und Automobil verschmelzen
Gaming im Auto: Wie Videospiele die Mobilität verändern
Die IHK für Oberfranken Bayreuth hat im Rahmen einer Veranstaltung zwei Welten zusammengebracht: Automobiler und Automobilzulieferer auf der einen sowie die Gamingbranche auf der anderen Seite.
„Unser Ziel war es, einmal bewusst zwei Branchen zusammenzubringen, die mehr Anknüpfungspunkte haben, als man gemeinhin glaubt”, so Dr. Dominik Erhard, IHK-Ansprechpartner für Innovation, Technologie und gewerbliche Schutzrechte.
Schon als Kinder lernen wir durch Spielen, entdecken Neues und knüpfen Freundschaften. Längst sind Videospiele für viele Menschen Alltag – unabhängig vom Alter. Jetzt erobert Gaming sogar das Auto. Beim Automotive- und Gaming-Dialogforum der IHK für Oberfranken Bayreuth in Bamberg wurde deutlich: Gaming im Auto ist keine Zukunftsmusik mehr. Die Gamingbranche ist heute gewichtiger als Hollywood und die Musikindustrie zusammen, so Serkan Yücebas, Experte für In-Car-Gaming. Seine Vision: Das Auto wird zum digitalen Erlebnisraum.
Sicherheit steht an erster Stelle
Wir warten oft im Auto – beim Laden, im Stau oder vor der Schule, berichtet Yücebas. Meist schauen wir dann aufs Handy. Er nennt das Mäusekino. Künftig sollen große Bildschirme, bequeme Sitze und smarte Technik das Auto zum zweiten Wohnzimmer machen. Er verdeutlicht: 37,5 Millionen Menschen in Deutschland spielen regelmäßig Videospiele. Das Durchschnittsalter liegt bei 39,5 Jahren. Gaming sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Auch die Wissenschaft sieht Chancen. Diese Technologie erlaubt es, das Auto völlig neu zu definieren, macht Psychologie-Professor Claus-Christian Carbon von der Universität Bamberg deutlich. Professor Benedikt Morschheuser, ebenfalls Uni Bamberg, betont: Es geht darum, Spielerlebnisse zu schaffen, die im Auto mehr Spaß machen als zu Hause. Das Fahrzeug selbst wird Teil des Spiels – etwa durch Bewegung oder die Nutzung von Fahrdaten.
Paul Redetzky vom Entwicklerstudio Emergo Entertainment fordert eigene Spielwelten für das Auto. So wie der Gameboy oder Pokemon neue Wege eröffnet haben, braucht es auch für das Auto eigene Ideen.
Christian Meister vom Netzwerk OfraCar hebt hervor: Unsere Unternehmen in Oberfranken sind offen für Gaming im Auto und bringen das nötige Know-how mit. Allerdings müssten Prozesse schneller werden, um mit dem asiatischen Markt Schritt zu halten. Es fehlt an Mut und Investitionen, sind sich die Experten einig. Yücebas ergänzt: Die Zulieferer machen einen tollen Job, aber die Hersteller müssen den nächsten Schritt wagen.
Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer hat natürlich oberste Priorität. Deshalb wird In-Car-Gaming in der Regel nur im stehenden Fahrzeug aktiviert – etwa während einer Ladepause oder beim Warten. Einige Systeme sind zusätzlich mit Fahrerüberwachung ausgestattet: Erkennt die Kamera, dass die Augen des Fahrers nicht auf der Straße bleiben, wird der Bildschirm automatisch deaktiviert.
Von Spielspaß bis Smart Mobility
In Asien ist Gaming im Auto schon Alltag, in Deutschland steckt es noch in den Kinderschuhen. Erste Systeme gibt es vor allem in Premiumfahrzeugen. Technisch möglich sind heute schon: Als Beispiele werden seitens der Experten genannt:
- Bewegungssitze, die bei Rennspielen vibrieren
- Luftströme, die sich der Geschwindigkeit anpassen
- Beleuchtung, die auf das Spiel reagiert
- Multiplayer-Spiele für die Rückbank
- Künstliche Intelligenz, die Sehenswürdigkeiten erkennt
- Interaktive Zeichenpads für Kinder
- Karaoke-Modus.
Gerade während des Ladevorgangs von E‑Autos schafft Gaming neue Möglichkeiten, Wartezeiten sinnvoll zu nutzen.
Neue Chancen für Unternehmen
Auch Unternehmen profitieren: Gamification kann den Autokauf zum Erlebnis machen. Spiele helfen, Kundenwünsche besser zu verstehen – etwa, wenn verschiedene Felgendesigns getestet werden. Gaming bietet zudem neue Werbeflächen und Sponsoringmöglichkeiten.
Das Auto von morgen ist nicht nur elektrisch und vernetzt – es wird auch zum Spielplatz. Die Verbindung von Gaming und Mobilität schafft neue Wege für Kundenbindung, Markenkommunikation und Freizeitgestaltung. Gemeinsam mit Partnern wie OfraCar, Lagarde1 oder den Wirtschaftsjunioren Bayern hat die IHK für Oberfranken beide Branchen zusammengebracht und fördert Innovationen in der Region. Dr. Erhard: “Experiment gelungen!”
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Automobilzulieferer brechen ein – Handel und Gastronomie ohne Nachwuchs
Ausbildungsmarkt in Schieflage: Rückläufige IHK-Zahlen
Trotz einer großen Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen sinkt die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse bei den Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth in den ersten sieben Monaten des Jahres gegenüber 2024 spürbar um 15 Prozent auf 1.908, wie die Kammer mitteilt.
Stieg die Zahl der Neueintragungen von Ausbildungsverhältnissen seit 2021 im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth von 1.968 im Jahr 2000 auf 2.372 im Jahr 2024 kontinuierlich an (jeweils bis 31. Juli), folgte 2024 ein jäher Absturz auf 1.908 Neueintragungen. Da spielt natürlich die Tatsache hinein, dass es 2025 kaum Abiturprüfungen gibt. Das erklärt aber gerade mal ein knappes Viertel des Rückgangs von 464 Neueintragungen.
„Also haben wir uns auf die Suche begeben“, so IHK-Pressesprecher Peter Belina. Schließlich sei es sehr ernüchternd, wenn die IHK-Zahlen einen deutlichen Rückgang bei den neu unterschriebenen Ausbildungszahlen aufzeigen, man zwar Vermutungen für die Hauptursachen hat, den Zahlen aber nicht die Information entlocken kann, warum das so ist. Zusammen mit Ausbildungsberater Matthias Rank und Roman Riemer von der IT wurden die IHK-Daten zur Ausbildung 2024 und 2025 im Detail analysiert. Da wurde dann relativ schnell klar, warum 2025 im Vergleich zum Vorjahr spürbar weniger Ausbildungsverträge unterschrieben wurden.
Krise bei Automobilzulieferern bleibt nicht ohne Konsequenzen bei Ausbildung
„Hauptgrund ist der dramatische Einbruch der Ausbildungszahlen bei den Ausbildungsbetrieben im Bereich der Automobilzulieferer. Fünf unserer zehn wichtigsten Ausbildungsbetriebe gehören zu dieser Sparte“, so Belina. „Das zeigt, wie sehr diese Branche unter Druck steht.“ Die schlechte Konjunkturlage trifft – wenn auch etwas abgeschwächt – auch den Energiesektor, den Maschinenbau und die Medizintechnik. „Bei diesen drei Branchen gibt es aber einen elementaren Unterschied zu den Automobilzulieferern: Hier gibt es auch Unternehmen mit mehr Neueintragungen als im Vorjahr.“
„Bei zwei weiteren Branchen haben wir eine größere Zahl von Unternehmen gefunden mit spürbar rückläufigen Neueintragungen, im Handel und im Gastronomiebereich“, ergänzt IHK-Ausbildungsberater Matthias Rank. „Die Ursache ist hier aber eine ganz andere. Hier handelt es sich um Branchen mit einer hohen Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen. Die Unternehmen würden gerne deutlich mehr ausbilden, finden aber keinen Nachwuchs.“ Mittelfristig drohe den Betrieben eine spürbare Fachkräftelücke.
Schlechte Idee: Ohne Ausbildung oder Studium ins Berufsleben starten
Mit Sorge beobachtet Rank den Trend, dass immer mehr Jugendliche weder studieren noch eine Ausbildung antreten. „Ungelernt arbeiten zu gehen, mag im ersten Moment verlockend sein, schließlich verdient man mehr Geld als während der Ausbildung“, so Rank. „Aber diese Situation dreht sich nach der Ausbildung sehr schnell um, von der Arbeitsplatzsicherheit gar nicht zu reden.“ Während jemand in Deutschland mit abgeschlossener Berufsausbildung laut Statistischem Bundesamt 2022 im Schnitt 3.521 Euro verdient und mit Zusatzqualifizierung, etwa als Meisterin, Fachwirt, Fachkauffrau oder Operative Professional 4.826 Euro, beträgt das Einkommen bei Personen ohne beruflichen Ausbildungsabschluss im Schnitt gerade mal 2.817 Euro. „Die berufliche Ausbildung ist nicht nur der Grundstein für ein sicheres Einkommen, sondern auch für eine stabile Erwerbskarriere“, macht Rank deutlich.
„Über ein Drittel aller Ausbildungsplätze ist nach wie vor nicht besetzt. Wer sich also spontan dazu entschließt, eine Ausbildung zu beginnen, wendet sich entweder an die Agentur für Arbeit oder direkt an ein Ausbildungsunternehmen“, so Rank. „Ganz wichtig: Auch nach dem offiziellen Ausbildungsbeginn am 1. September ist noch ein Einstieg in die berufliche Ausbildung möglich!“
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Unternehmen sehen oft Mängel bei Ausbildungsreife
Bewerbermangel bremst Ausbildungsmarkt in Oberfranken aus
Die Rezession hat nach dem Arbeits- auch den Ausbildungsmarkt erreicht, wie die IHK für Oberfranken Bayreuth mitteilt. Vielen Unternehmen fehle für eine Ausbildung einfach die wirtschaftliche Perspektive. Trotzdem bleibt es für die Ausbildungsunternehmen die größte Herausforderung, überhaupt Auszubildende zu finden, wie eine aktuelle Umfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth unter ihren Mitgliedsunternehmen deutlich macht.
Die IHK-Umfrage zeigt: Nur 14 Prozent der Betriebe wollen zum Ausbildungsjahr 2025//26 mehr Ausbildungsplätze schaffen als im Vorjahr, 28 Prozent haben das Angebot verringert. Hauptgrund sind fehlende wirtschaftliche Perspektiven und finanzielle Mittel. „Das verschärft den Fachkräftemangel weiter, denn auf einen Schulabgänger kommen aktuell fast zwei Baby-Boomer, die in den Ruhestand gehen“, macht Dr. Michael Waasner deutlich, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
„Nicht besetzte Ausbildungsplätze sind ein Riesenproblem“, bestätigt Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth. 57 Prozent der befragten IHK-Ausbildungsbetriebe haben für das Ausbildungsjahr 2025//26 keine einzige Bewerbung erhalten, bundesweit liegt der Anteil bei 48 Prozent.
Bessere Rahmendbedingungen für Schulen und Betriebe gefordert
Neben dem Mangel an Bewerbungen sehen die Unternehmen auch Defizite bei der Ausbildungsreife. Dr. Waasner: „Besonders wichtig aus Sicht der Unternehmen sind dabei das Arbeits- und Sozialverhalten, gefolgt von der grundlegenden mentalen Leistungsfähigkeit.“ Besonders häufig werden seitens der Ausbilderinnen und Ausbilder Defizite bei Disziplin (63 Prozent) und Belastbarkeit (59 Prozent) genannt. Dagegen sind grundlegende IT- und Medienkenntnisse (nur sechs Prozent mit Mängeln) und Teamfähigkeit (acht Prozent) meist ausreichend vorhanden.
Viele Unternehmen fordern eine bessere Ausstattung der Schulen. 90 Prozent wünschen sich mehr anwendungsorientiertes Lernen, zwei Drittel eine engere Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb sowie mehr Investitionen in Personal und Infrastruktur.
„Unsere Unternehmen wollen ausbilden. Dafür brauchen Sie aber bessere Rahmenbedingungen“, so Dr. Waasner. „Es fehlen nicht nur konjunkturelle Impulse. Unsere Unternehmen müssen sich auch darauf verlassen können, dass die angehenden Azubis in den allgemeinbildenden Schulen das notwendige Rüstzeug mitbekommen. Engagierte Lehrer treffen viel zu oft auf eine inadäquate technische und digitale Ausstattung.“ Sowohl Schulen als auch Unternehmen brauchen darüber hinaus mehr Unterstützung bei der Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund.
Besorgniserregend ist die hohe Zahl an Jugendlichen, die ohne formale Qualifikation ins Berufsleben starten wollen. „Das hat sicher auch etwas damit zu tun, dass sich viele nicht gut in den Angeboten der Berufsorientierung zurechtfinden“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Brehm. Noch einen Schritt weiter geht IHK-Präsident Dr. Waasner: „Wir brauchen daher eine verpflichtende und praxisorientierte Berufsorientierung als bundesweite Pflichtaufgabe an allen Schulen.“ Gymnasien etwa dürften nicht einseitig über das Studium, sondern müssten auch über die guten Perspektiven einer Ausbildung informieren.
IHK-AusbildungsScouts bringen Praxis in die Schulen
„Eine berufliche Ausbildung bietet dank ihrer Durchlässigkeit und den vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten mit Abschlüssen, die dem Bachelor oder Master gleichgestellt sind, eine echte Zukunftsperspektive“, so Dr. Waasner. Umso wichtiger sei es, dass Schulabgänger dieses Angebot auch kennen.
Mit den AusbildungsScouts gibt es auch seitens der IHK ein erfolgreiches Angebot zur Berufsorientierung. „Hier berichten echte Azubis aus der Region über ihre Erfahrungen. Das ist Berufsorientierung auf Augenhöhe“, so Brehm.
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Tandem-Reihe “Wissenschaft & Praxis” beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit in der Betriebsführung
Bringt es Vorteile, sich mit Nachhaltigkeit im Unternehmen zu beschäftigen? Vor welchen Herausforderungen stehen Betriebe dabei? Die Tandem-Reihe „Wissenschaft & Praxis“ von Otto-Friedrich-Universität Bamberg, IHK für Oberfranken Bayreuth und Handwerkskammer für Oberfranken gab bei der Diskussion unter dem Titel „Daten, Druck und Durchblick – Unternehmerische Nachhaltigkeit zwischen Anspruch und Alltag“ allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in verschiedene Herangehensweisen, Erfahrungen und grundsätzliche Fragen.
Gemeinsam vertraten die Diskutierenden die Haltung, dass Nachhaltigkeit im Betrieb viele positive Effekte für die zukunftsorientierte Ausrichtung von Unternehmen und Betrieben bieten kann. Wichtig sei nur, die ersten Schritte zu wagen. Auf dem Podium waren Prof. Dr. Frank Schiemann, Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insbesondere Controlling an der Universität Bamberg, Schreinermeister Johannes Lange, Geschäftsführer der HANNESLANGE GmbH & Co. KG aus Ebermannstadt, Nicole Wagner, Corporate Social Responsibility Managerin bei der GREIFF Mode GmbH & Co. KG aus Bamberg sowie Dr. Sergio Drawert, Technischer Leiter bei RZB Rudolf Zimmermann Bamberg GmbH, vertreten.
Als Basis der Diskussion diente eine Umfrage unter den Besucherinnen und Besuchern der TANDEM-Reihe 61 Prozent der Teilnehmenden an der Veranstaltung wären mit einer verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung für Betrieb und Unternehmen einverstanden. Immerhin messen und steuern 39 Prozent Nachhaltigkeit bereits intern. Sie verbinden den Begriff „Nachhaltigkeit“ in erster Linie mit Verantwortung, Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft. Die Praxispartner in der Diskussionsrunde sind da in ihren Betrieben schon ein Stück weiter, haben nachhaltige Elemente längst in ihre Unternehmensstrategie integriert.
Für Schreinermeister Johannes Lange steckt die Nachhaltigkeit automatisch in der DNA des Handwerks. Trotzdem sieht er sich als „Überzeugungstäter“ und hat in seinem Betrieb schon viele nachhaltige Projekte realisiert bei der Energieversorgung und Energieeinsparung, der Abfallentsorgung, der Nutzung regionaler Wertschöpfungsketten und bei der Reduktion von „grauer Energie“ beim Bau. Sein Credo „Nachhaltigkeit ist eine Herausforderung, die sich rentiert. Wenn man am Thema dranbleibt, kommt am Ende auch etwas Gutes heraus.“ Zudem sieht er einen weiteren Nutzen für seine Schreinerei „Unsere Kunden erleben unsere nachhaltige Arbeit direkt in der Werkstatt, sehen sie auf unserer Homepage und in den Social-Media-Kanälen. Auch dadurch entwickelt sich Vertrauen zum Betrieb.“ Eine Pflicht zur Berichterstattung sieht er dennoch kritisch „Für kleine Betriebe ist der Aufwand personell nicht machbar.“
Laut Nicole Wagner habe sich die GREIFF Mode GmbH & Co. KG für ihre Nachhaltigkeitsreise entschieden, um die vorhandenen Unternehmenswerte weiter zu stärken. „Wir arbeiten seit 2014 systematisch an unserer nachhaltigen Ausrichtung, allerdings ohne exakt ausgearbeiteten Leitfaden. Nachdem wir internationale Zulieferer haben, spielt die soziale Verantwortung zu den weltweiten Partnern eine Schlüsselrolle.“ So habe man die eigenen Standards auf ein gutes Niveau gebracht. Besonders bei der Transparenz der Lieferketten müsse man sich ständig weiterentwickeln. Das Textilunternehmen erstellt einmal im Jahr einen Social Report. „Zur Nachhaltigkeit gehört aber auf jeden Fall auch das Vertrauen von Kunden“, unterstreicht Wagner. Klar sei zudem: Mit oder ohne Leitfaden müsse man Nachhaltigkeit immer neu denken und an die eigenen Herausforderungen anpassen.
Beim Leuchtenhersteller RZB Rudolf Zimmermann, Bamberg GmbH ist Nachhaltigkeit längst zur Chefsache geworden. Der Technische Leiter Dr. Sergio Drawert schildert den Einstieg: „Für uns war es anfangs eine Überraschung, was wir in Sachen Nachhaltigkeit schon alles tun.“ Einer Pflicht-Berichterstattung steht er zwar positiv gegenüber, weist aber darauf hin, dass man auch das Personal dafür haben muss. Für sein Unternehmen sei die Erstellung aber ohnehin alternativlos, „denn gerade Großkunden fordern diesen Nachweis aktiv ein und sortieren Zulieferer auch hin und wieder aus, wenn sie nicht nachhaltig genug aufgestellt sind.“ Sein Tipp für die ersten Schritte: „Einfach mal anfangen! Besser mit wenig Inhalten starten als gar nicht.“
Die Tandem-Reihe „Wissenschaft & Praxis“ fördert den beidseitigen Transfer aus der Wissenschaft in die Betriebspraxis und umgekehrt. Deshalb beurteilte Prof. Dr. Frank Schiemann die genannten Praxisbeispiele anschließend aus wissenschaftlicher Sicht, ging auf die Vorteile einer nachhaltigen Unternehmensausrichtung ein und räumte auch einige Mythen zu dem Thema aus. „Für eine nachhaltige Ausrichtung sprechen der leichtere Zugang zu Finanzierungen, eine verbesserte Reputation und der langfristige Nutzen bei der strategischen Ausrichtung“, so der BWL-Professor. Zudem helfe der Nachhaltigkeitsgedanke beim frühzeitigen Erkennen von Risiken. Laut Schiemann heißt Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht gleich mehr Bürokratie, wenn man das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge behält. Und zuletzt: „Nachhaltigkeit im Unternehmen gefährdet nicht den Wirtschaftsstandort, sondern ist ein Teil der aktiven Zukunftssicherung für Betriebe.“
Tandem-Reihe “Wissenschaft & Praxis”
Die Tandemreihe ist eine Gemeinschaftsinitiative der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der IHK für Oberfranken Bayreuth und der Handwerkskammer für Oberfranken. Sie bringt einmal pro Jahr Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Ziel ist es, den Austausch untereinander zu fördern und den beidseitigen Transfer von Wissen anzuregen.
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Großer Einsatz für den Wirtschaftsstandort Oberfranken
IHK würdigt langjährige Prüferinnen und Prüfer aus Stadt und Landkreis Bamberg
101 Prüferinnen und Prüfer hat die IHK für Oberfranken Bayreuth für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Prüfertätigkeit ausgezeichnet. Sie alle haben über 20, 30 und teilweise sogar 40 Jahre hinweg die berufliche Bildung in Oberfranken bereichert, unzählige Stunden ihrer Zeit ehrenamtlich investiert und mit ihrem jahrelangen Engagement die Aus- und Weiterbildung in der Region gestärkt, sagte IHK-Präsident Dr. Michael Waasner.
Zu den geehrten Persönlichkeiten aus Stadt und Landkreis Bamberg gehören für 20 Jahre Herbert Grimmer, Bruno Maierhöfer, Claus Dieter Hofmann, Nikolaus Motschenbacher, Bernhard Zenk, Bernhard Müller, Marlies Stürmer-Baum sowie Michael Zöberlein, für 30 Jahre Harry Berner, Gisela Hofmann, Bernhard Röder und Lieselotte Straub, sowie für 40 Jahre Raimund Bähr.
„Sie haben Großes geleistet für die Zukunft unserer Wirtschaftsregion“, so der IHK-Präsident. Qualifizierte Nachwuchsfachkräfte seien Voraussetzung für wettbewerbsfähige Unternehmen. „Es ist das Verdienst aller Prüferinnen und Prüfer, dass die berufliche Aus- und Weiterbildung hierzulande einen so guten Ruf genießt.“
Ehrenamtliches Engagement sei immer eine Leistung. Über so viele Jahre hinweg ausgeübt, sei das Ehrenamt aber schon ein besonders herausragendes Verdienst, so IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Er bedankte sich bei den Geehrten für deren große Einsatzbereitschaft.
Dr. Waasner nutzte die Gelegenheit auch, um für die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung zu werben. Nicht allein ein Studium führt zum Erfolg, sagte der IHK-Präsident und warb für die erfolgreiche Kampagne #könnenlernen der IHKs in den sozialen Medien, in der Jugendliche über ihre Berufsausbildung berichten. Nicht zuletzt sei die berufliche Bildung einer der größten Hebel gegen den Fachkräftemangel und punkte durch ihren hohen Praxisbezug.
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Konjunkturumfrage im IHK-Gremium Bamberg
Leichte Abkühlung in Bambergs Konjunktur
Die Konjunktur in der Region Bamberg gibt zum Start in den Sommer etwas nach, sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage, als auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth unter Bamberger Unternehmen. Demnach sinke der IHK-Konjunkturklimaindex für Bamberg um 4 auf 96 Punkte.
Die aktuelle Geschäftslage werde der Umfrage zufolge in Stadt und Landkreis Bamberg ausgeglichen bewertet. Jeweils 27 Prozent der befragten Unternehmen beurteilten ihre Lage als gut beziehungsweise schlecht. Im Vergleich zum Jahresbeginn stelle dies eine leichte konjunkturelle Abkühlung dar, die sich auch im Auftragsgeschehen und der Auslastung für die vorangegangenen sechs Monate widerspiegele. 45 Prozent der Befragten geben ein gesunkenes Auftragsvolumen im Inland zu Protokoll, ein knappes Drittel der Unternehmen berichte zudem von nicht ausreichend ausgelasteten Kapazitäten (32 Prozent).
„Unsere Unternehmen stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Besonders problematisch sind die geringe Nachfrage aus dem In- und Ausland, hohe Kosten für Mitarbeitende und der Mangel an Fachkräften“, so Herbert Grimmer, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Bamberg. „Im Frühjahr sorgten außerdem die politischen Entwicklungen in Deutschland sowie die Zollpolitik der USA für große Unsicherheit.”
Erwartungen geben nach
Die Unternehmen der Region Bamberg blickten eher kritisch auf die kommenden zwölf Monate. 22 Prozent der befragten Unternehmen prognostizierten eine Verbesserung ihrer Geschäfte, 29 Prozent eine Verschlechterung. Damit falle das Urteil pessimistischer aus als zu Jahresbeginn.
Nur 14 Prozent der Befragten rechneten mit steigenden Inlandsinvestitionen, 20 Prozent erwarteten sinkende Investitionen, jedes vierte Unternehmen gebe an, keinerlei Investitionen zu tätigen. Kritisch präsentiere sich auch die erwartete Beschäftigtensituation. Während 23 Prozent der Befragten erwarteten, dass die Belegschaft am Standort sinken werde, sehen nur 5 Prozent einem Wachstum entgegen.
Gremiums-Vorsitzender Grimmer sieht angesichts dieser Ergebnisse dringenden Handlungsbedarf: „Zum Zeitpunkt der Konjunkturumfrage war eine neue Regierung erst in Sichtweite. Umso mehr brauchen wir jetzt zügige Entscheidungen und positive Impulse, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommen kann.”
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IHK-Gremium Bamberg warnt vor zusätzlicher Bürokratie und höheren Preisen
Bamberger Wirtschaft fordert Verzicht auf Verpackungssteuer
Herbert Grimmer, Vorsitzender des IHK-Gremiums Bamberg, spricht sich gegen die Einführung einer kommunalen Verpackungssteuer aus, wie die IHK mitteilt. Anlass sind aktuelle Diskussionen in mehreren bayerischen Kommunen.
„Eine Verpackungssteuer würde weder Müll spürbar reduzieren noch Nachhaltigkeit fördern. Stattdessen belastet sie Verbraucher, Handel und Gastronomie finanziell und schafft unnötige Bürokratie“, sagt Herbert Grimmer.
Schon heute gelten zahlreiche Vorschriften zur Vermeidung von Verpackungen. Dazu zählten etwa die Mehrwegpflicht, Beteiligungen am dualen System und Verbote bestimmter Einwegkunststoffe. „Neue lokale Steuern schaffen zusätzliche Bürokratie und belasten Unternehmen und Kommunen gleichermaßen”, ergänzt Andreas Wandner, Referent für Steuern, Finanzen und Handelsregister bei der IHK für Oberfranken Bayreuth.
In einem gemeinsamen Positionspapier warnen die neun bayerischen Industrie- und Handelskammern vor einem Flickenteppich unterschiedlicher kommunaler Regelungen.
Die Wirtschaftsvertreter fordern die Politik auf, ihr Versprechen einzuhalten und keine weiteren bürokratischen Lasten zu schaffen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, bräuchten Unternehmen Entlastung statt neuer Belastungen. Jede zusätzliche Steuer schwäche zudem die Kaufkraft und gefährde Investitionen.
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Internet: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht
Wirtschaftskammern und Polizei: Cybersicherheit wichtiger denn je zuvor
Die Gefahren für Unternehmen durch Cyberkriminalität standen im Fokus der Jubiläumsveranstaltung “Zehn Jahre Cyber-Incident-Response-Team (CIRT) Oberfranken” im Schloss Thurnau mit rund 200 Teilnehmern. Mehrere Unternehmer schildern eindrucksvoll, was ein Cyberangriff auf ein Unternehmen auslösen kann, wie die IHK für Oberfranken mitteilt.
Der Zusammenschluss der drei oberfränkischen Wirtschaftskammern IHK für Oberfranken Bayreuth, IHK zu Coburg, Handwerkskammer für Oberfranken sowie der oberfränkischen Polizei zielt darauf ab, den Unternehmen im Regierungsbezirk präventiv, informativ und beratend zur Seite zu stehen. Im Schadensfall soll es vor allem darum gehen, als Netzwerk zu agieren und für das betroffene Unternehmen schnell den richtigen Ansprechpartner zu finden.
Was so ein Cyberangriff anrichten kann, schilderten bei der Veranstaltung in Thurnau eindrucksvoll Kilian Stürmer vom gleichnamigen Unternehmen in Hallstadt, Philipp Herpich von Startpunkt Digital (Hof) und Michael Ziebis von der Konzeptbau GmbH aus Bayreuth. “Es fühlt sich fürchterlich an“, so Stürmer. Alles habe stillgestanden, 300 Mitarbeiter hätten nichts mehr tun können. In Herpichs Unternehmen sei schnell klar gewesen, dass es sich um einen Sicherheitsvorfall handele. Doch wie die Angreifer ins System gekommen sind, das sei bis heute nicht hundertprozentig geklärt. Auch Michael Ziebis bestätigte: “Alle Daten waren verschlüsselt, wir konnten nichts retten.“
Wie Angreifer ins System kommen, führte Marco di Filippo vom IT-Unternehmen whitelisthackers GmbH aus Bamberg live vor. Er ist seit über 20 Jahren im IT-Consulting tätig, sein Spezialgebiet sind organisatorische und technische IT-Sicherheitsprüfungen und ‑konzepte. “Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, aber ich kann es dem Angreifer schwer machen”, versicherte er. Di Filippo gab zu bedenken, dass die Kriminellen nicht gezielt nach Unternehmen, sondern gezielt nach Sicherheitslücken suchen. Di Filippo: “Deshalb kann es auch jeden treffen.”
Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Cyberangriffs zu werden, bezifferte di Filippo auf 1:2. Demgegenüber stehe die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden bei 1:250.000. Konkret warnte der Fachmann davor, Passwörter mehrfach zu benutzen und über Jahre unverändert zu lassen. Drei von vier Nutzern machten aber genau diesen Fehler.
Kriminalität der Zukunft
Die Polizei sei fest entschlossen, digitale Bedrohungen nicht nur zu erkennen, sondern auch zu bekämpfen, so der oberfränkische Polizeivizepräsident Ulrich Rothdauscher. Dazu hatte er eigens das mobile digitale Forensik-Labor “PALADIN” zur Veranstaltung mitgebracht. Das Fahrzeug, ein auf den ersten Blick unscheinbarer Mercedes Sprinter, kommt vor Ort zum Einsatz, um Spuren und Hinweise bei Computern schneller zu verwerten.
Der Polizeivizepräsident rief dazu auf, die Mitarbeiter in den Betrieben zu sensibilisieren und ein Bewusstsein für die Gefahren zu schaffen. Längst nicht mehr nur große Unternehmen seien betroffen. Es könne jedes Unternehmen in jeder Branche treffen. “Cyberangriffe sind die Kriminalität der Zukunft. Unser Ziel ist es, den Blick für diese Bedrohungen zu schärfen“, so Rothdauscher. “Die Frage ist nicht ob, sondern wann es einen trifft.“
Einen konkreten Tipp hatte Kilian Stürmer von Stürmer Maschinenbau noch für alle Unternehmerinnen und Unternehmer: Er setzt auf die 3–2‑1-Regelung. Das bedeutet: Drei Kopien sollte es von sämtlichen Daten geben, auf zwei unterschiedliche Medien, von denen eine außer Haus aufbewahrt wird.
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USA für viele Unternehmen kein verlässlicher Handelspartner mehr
IHK-Umfrage zieht kritische Bilanz nach 100 Tagen Trump
Die sprunghafte Politik des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump verunsichert die oberfränkischen Unternehmen mit Geschäftskontakten in die USA massiv, wie eine aktuelle Blitzumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth zeigt.
Das Urteil über die ersten 100 Tage seiner Präsidentschaft zeichnet ein ernüchterndes Bild: Für 34 Prozent der Befragten sind die USA kein verlässlicher Handelspartner mehr. Für gerade einmal acht Prozent der befragten Unternehmen mit US-Geschäftskontakten sind die USA weiterhin ein verlässlicher Geschäftspartner, weitere 58 Prozent können dies aktuell noch nicht abschätzen. “Wirtschaft braucht Verlässlichkeit”, macht Dr. Michael Waasner deutlich, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Die Unberechenbarkeit verunsichert unsere Unternehmen zutiefst, insbesondere die Folgen der teilweise extremen Zollsätze sind kaum abzuschätzen. Den Unternehmen bleibt in der aktuellen Lage nur übrig, auf Sicht zu fahren.”
Die transatlantischen Spannungen treffen die Wirtschaft hart, sind die USA doch der größte Abnehmer bayerischer Produkte. Dazu kommen die unsicheren Konjunkturaussichten. Vor allem die Automobilzulieferer, Oberfrankens bedeutendste Arbeitgeber, spüren den zunehmenden Druck. Dr. Waasner: „Viele Unternehmen sind ohnehin schon in einer schwierigen Situation, die durch die aktuelle US-Politik noch verschärft wird. Flexibilität in den Lieferketten und alternative Absatzmärkte stehen jetzt weit oben auf der strategischen Agenda.”
Unternehmen kritisieren “Chaos” und “unvorhersehbare Folgen”
Die Kommentare der befragten Unternehmen zur aktuellen US-Politik fallen deutlich aus. „Die Welt spielt Schach”, so die Einschätzung eines Handelsunternehmens zu den aktuellen Entwicklungen im Welthandel. „Ein absolutes Chaos mit unvorhersehbaren Folgen”, ergänzt ein Unternehmensvertreter aus der Industrie. „Chaotisch, unseriös, erpresserisch, arrogant und selbstzerstörerisch” die Meinung eines Unternehmens aus dem Bausektor zu dem ersten 100 Tagen Trump. Verschiedene Statements zeigen aber auch die Angst der Unternehmen um die Stabilität der Demokratie in den USA.
Die Unternehmen sehen vielfältige Risiken durch die aktuelle US-Politik. Besonders kritisch bewertet werden mögliche Handelshemmnisse (83 Prozent), negative Auswirkungen der US-Sanktionen auf andere Weltmärkte (77 Prozent) sowie die Instabilität der Finanzmärkte (63 Prozent).
Natürlich bedeutet das nicht, dass die Unternehmen künftig auf den US-amerikanischen Markt verzichten: 56 Prozent der Befragten bleiben bei ihrer bisherigen Unternehmensstrategie, immerhin fünf Prozent wollen ihr Engagement in den USA erhöhen, weitere 16 Prozent dagegen ihr Engagement zurückfahren.
Sollten die derzeit ausgesetzten US-Zölle tatsächlich in Kraft treten, rechnen rund drei Viertel der befragten Unternehmen mit negativen Auswirkungen auf ihr US-Geschäftsmodell.
Ein gutes Drittel der Befragten befürchtet außerdem eine Beeinträchtigung des China-Geschäfts durch die US-Handelspolitik. In ihren Kommentaren befürchten betroffene Unternehmen eine Instabilität der Lieferketten und einen verstärkten Wettbewerbsdruck durch chinesische Anbieter auf dem europäischen Markt. „Ich befürchte eine Flut chinesischer Billigprodukte“, so ein Unternehmensvertreter. Zudem weisen mehrere Unternehmen darauf hin, dass eine Verlagerung der Produktion von China in die USA erhebliche Mehrkosten verursachen würde und das notwendige Know-how für die Produktion in den USA oft gar nicht vorhanden sei.
Unternehmer auf der Suche nach neuen Handelspartnern
Unterschiedlicher könnte die Einschätzung der Geschäftsbeziehungen in den kommenden vier Jahren nicht ausfallen. Während gerade einmal 13 Prozent der Befragten mit einer positiven Entwicklung der Geschäftsbeziehungen mit den USA rechnen, sind es bei China 50 Prozent. Genau umgekehrt fallen die negativen Erwartungen aus. Während 53 Prozent der Unternehmen pessimistisch auf die weiteren Geschäftsbeziehungen mit den USA blicken, sind es bei China trotz aller Herausforderungen nur 17 Prozent.
Andere Märkte gewinnen aus Sicht der exportorientierten Unternehmen an Attraktivität. Vor allem die Eurozone (68 Prozent), die anderen EU-Länder (inclusive Schweiz und Norwegen mit 40 Prozent), China (28 Prozent), der Asien-Pazifik-Raum (28 Prozent), das Vereinigte Königreich (22 Prozent) und Kanada (22 Prozent) rücken verstärkt in den Fokus oberfränkischer Unternehmen.
„Protektionismus statt Globalisierung – diese Entwicklung drückt der amerikanische Präsident der gesamten Welt auf. Umso wichtiger ist es, dass die Politik in Brüssel und Berlin weiter geschlossen für einen freien Welthandel eintritt und sich konsequent für niedrige Zölle zwischen den USA und der EU stark macht”, fordert Dr. Waasner.
Die Zahl der Anfragen zu den Themenkomplexen “Außenhandel” und vor allem “Zölle” ist bei der IHK für Oberfranken Bayreuth zuletzt auf jeden Fall deutlich angestiegen.
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Unternehmen fordern Maßnahmen zur Wettbewerbsfähigkeit
IHK-Blitzumfrage zeigt dringenden Handlungsbedarf der Politik
Einen enormen Handlungsbedarf seitens der Politik und speziell für die neue Bundesregierung sieht die oberfränkische Wirtschaft, so eine Blitzumfrage unter den Mitgliedern der IHK für Oberfranken Bayreuth im Vorfeld der Bundestagswahl.
Die oberfränkische Wirtschaft befindet sich enorm unter Druck. Kurz vor der Wahl holte die IHK für Oberfranken Bayreuth von ihren Mitgliedsunternehmen ein Stimmungsbild ein. Die zentrale Frage: Was muss die neu gewählte Bundesregierung aus Sicht der Unternehmen vornehmlich anpacken? „Diese Forderungen haben nicht nur Relevanz für unsere Wirtschaft selbst, sondern für jeden von uns. Denn nur wenn die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft stimmen, geht es mit unserem Land aufwärts”, verdeutlicht Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, die große Bedeutung der Wirtschaft für die Gesamtgesellschaft.
Bürokratieabbau als Kernforderung mit 98 Prozent Zustimmung
„Nicht verwunderlich, dass das Thema ‘Bürokratieabbau’ die Rangliste der Top-Themen der oberfränkischen Wirtschaft klar anführt. Die Brisanz des Themas für die Wirtschaft wird anhand der Befragung jedoch noch einmal deutlich“, fasst Wolfram Brehm, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken Bayreuth, die Ergebnisse zusammen. So gibt mit 98 Prozent Zustimmung nahezu jedes der befragten Unternehmen an, dass der Abbau von Bürokratie von der Politik primär angegangen werden muss.
Auf der To-Do-Liste für die neu gewählte Regierung folgt auf Rang zwei die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren (73 Prozent Zustimmung). Auf dem dritten Platz liegen gleichauf die Forderung nach Steuerentlastungen für Unternehmen sowie die Begrenzung von Sozialabgaben (70 Prozent). Aber auch die Beschleunigung und Digitalisierung von Verwaltungsleistungen (68 Prozent) sowie Maßnahmen zur Reduktion der staatlichen Belastung des Strompreises (59 Prozent) spielen aus Sicht der Unternehmerinnen und Unternehmer eine herausragende Rolle. Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, betont: „Die aus Sicht der Wirtschaft dringlichsten Themen hat die neue Regierung zu großen Teilen selbst in der Hand. Auf die EU zeigen oder auf geopolitische Krisen zu verweisen, das funktioniert nicht. Die Politik kann und muss nun dringend zur Tat schreiten.“
Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland in Gefahr
Die IHK-Mitgliedsunternehmen wurden gebeten, die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland im Vergleich zum Corona-Herbst 2021 einzuschätzen. “Bedenklich stimmt, dass die Unternehmen bei fast allen Indikatoren eine Verschlechterung wahrnehmen“, fasst Brehm die Situation zusammen.
So stuft die absolute Mehrheit der Befragten – 96 Prozent – die Wettbewerbsfähigkeit in Bezug auf die Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik schlechter ein als im Herbst 2021. „Unsere Wirtschaft ist spürbar ins Hintertreffen geraten“, warnt Dr. Waasner. „Ohne umfassende Reformen droht Deutschland, international endgültig den Anschluss zu verlieren. Die Belange der Wirtschaft müssen wieder stärker in den Fokus rücken. Viele Politiker haben den Ernst der Lage noch nicht erkannt.“ Eine deutliche Verschlechterung der Rahmenbedingungen nehmen die Unternehmen außerdem bei den Aspekten Bürokratie und Auflagen (93 Prozent), Arbeitskosten (89 Prozent) sowie den Kosten für Strom- (86 Prozent) und Gasversorgung (85 Prozent) wahr.
Gelder für notwendige Maßnahmen sollten aus Einsparungen kommen
Auf die Frage, wie die in den kommenden Jahren notwendigen zusätzlichen öffentlichen Investitionen für die Sicherung von Wohlstand und Wachstum sowie die Transformation der Wirtschaft finanziert werden sollen, zeigt das IHK-Unternehmensbarometer zur Bundestagswahl eine eindeutige Tendenz: Während 38 Prozent der Aussage zustimmen, dass der Kreditspielraum der öffentlichen Haushalte erheblich erweitert werden sollte, stimmen drei von vier Befragten zu, dass die Finanzierung vornehmlich über Einsparungen an anderer Stelle in den öffentlichen Haushalten vorgenommen werden sollte.
„Die Herausforderungen sind immens und müssen zeitnah, kompetent und zukunftsorientiert gelöst werden“, mahnt Dr. Waasner. „Andernfalls drohen Insolvenzen, Verlagerungen und Arbeitsplatzabbau. Die Weichen müssen jetzt gestellt werden.“ IHK-Präsident und IHK-Hauptgeschäftsführer sichern aber auch zu, dass die IHK-Organisation die neue Bundesregierung bei dieser Herkulesaufgabe unterstützen wird.
„Die Fraktionen müssen sich angesichts der herausfordernden weltpolitischen und der schwierigen wirtschaftlichen Lage zeitnah auf eine neue Bundesregierung verständigen. Wir können uns ein monatelanges Gezerre nicht leisten”, macht Brehm deutlich. „Ist die Regierungsbildung abgeschlossen, ist es unabdingbar, dass die Auswirkungen auf die Wirtschaft wieder bei jeder politischen Entscheidung mitgedacht werden”, gibt Dr. Waasner der Politik abschließend mit auf den Weg.