Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen

Das Stadt­echo fragt: Lisa Badum antwortet

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Lisa Badum
Lisa Badum in der Kuppel des Reichstaggebäudes, Foto: Thomas Trutschel/Photothek
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Lisa Badum die Fra­gen beant­wor­tet. Die gebür­ti­ge Forch­hei­me­rin ist Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te für Bünd­nis 90/​Die Grünen.
Frau Badum, was mögen Sie an Poli­tik? Was nicht?

Dass man etwas ändern und ver­bes­sern kann und das Ver­trau­en, das einem die Men­schen dafür bei der Wahl ent­ge­gen­brin­gen. Frus­trie­rend ist es, wenn nicht alles so schnell klappt, wie man es gern hät­te. Aber Aus­dau­er lohnt sich!

Die Regie­rungs­ko­ali­ti­on hat der­zeit in Umfra­gen kei­ne Regie­rungs­mehr­heit. Wel­che der drei Par­tei­en trägt wel­che Schuld daran?

Ich wür­de sagen, da haben sicher Alle ihren Anteil. Die Grü­nen haben zwar im Ver­gleich zur Wahl am wenigs­ten in den Umfra­gen ver­lo­ren, aber das ist für mich nicht der wich­tigs­te Punkt. Am wich­tigs­ten ist für mich, dass ich hin­ter der Poli­tik ste­hen kann, die wir machen und in den Spie­gel schau­en kann. Und da sehe ich ganz klar, dass wir Grü­ne Ver­ant­wor­tung über­nom­men haben in einer schwie­ri­gen Ener­gie­kri­se. Robert Habeck und die Anstren­gung vie­ler Men­schen und der Unter­neh­men haben uns gemein­sam gut über den Win­ter gebracht. Und ich sehe, dass wir wei­ter für die Zukunft arbei­ten, in der es unse­ren Kin­dern auch noch gut geht. Des­we­gen war es rich­tig, dass wir für das neue Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz und die Kin­der­grund­si­che­rung gerun­gen haben und dass wir ganz real die Bedin­gun­gen für die Ener­gie­wen­de ver­bes­sert haben, auch in Bay­ern. Ins­ge­samt wur­den bereits 170 Geset­ze von der Ampel verabschiedet.

Soll­ten sich die­se Zustim­mungs­wer­te bis zur nächs­ten Bun­des­tags­wahl nicht ver­bes­sern – wer wäre Ihnen als Bun­des­kanz­ler lie­ber: Fried­rich Merz, Mar­kus Söder, Hen­drik Wüst oder Dani­el Günther?

Eigent­lich haben wir ja mitt­ler­wei­le die Tra­di­ti­on einer Frau im Bun­des­kanz­ler­amt. Viel­leicht ist Olaf Scholz dar­um nur eine Zwischenphase…

Sind die Akti­vi­tä­ten der letz­ten Gene­ra­ti­on der gesell­schaft­li­chen Zustim­mung zum Kli­ma­schutz gut oder abträglich?

Für mich ist die wich­ti­ge­re Fra­ge, war­um Men­schen so ver­zwei­felt sind, dass sie sich fest­kle­ben und sich beschimp­fen und teil­wei­se ver­prü­geln las­sen. Offen­sicht­lich haben sie Angst vor der Zukunft und nicht das Ver­trau­en, dass wir als Gesell­schaft genug tun für Kli­ma­schutz. Wir müs­sen ihnen die­se Angst neh­men durch beherz­tes Han­deln statt Unterlassen.

Wie ist Ihre Mei­nung zur Ent­schei­dung von Mar­kus Söder, Hubert Aiwan­ger im Amt zu lassen?

Hal­te ich für falsch. Es geht nicht dar­um, dass man in sei­ner Jugend kei­ne Feh­ler machen darf, son­dern wie man damit umgeht. Zu sei­nen Feh­lern ste­hen, sieht anders aus. Es fehlt ech­te Auf­klä­rung, die Reue und das Bewusst­sein für die Hypo­thek unse­rer Geschich­te und auch wie es den über­le­ben­den Gene­ra­tio­nen damit geht.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Ja. Am liebs­ten durch unse­re schö­ne Frän­ki­sche Schweiz.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Nein.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Die sind ganz ein­fach not­wen­dig für ein Infor­ma­ti­ons­an­ge­bot frei von kom­mer­zi­el­len Interessen.

Töten Sie Insekten?

Ganz bewusst kann das bei ner­vi­gen Flie­gen schon mal vor­kom­men, aber meis­tens flie­gen sie mit genü­gend Geduld dann doch von selbst wie­der weg.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Wir machen als Ampel gera­de einen ers­ten Schritt zur Can­na­bis-Lega­li­sie­rung. Wich­tig ist dabei immer: Jugend­schutz, ein ver­ant­wor­tungs­vol­ler Kon­sum und kei­nen Unbe­tei­lig­ten schaden.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wer soll­te Sie spielen?

Am bes­ten jemand aus Franken.

Wovor haben Sie Angst?

Dass wir die Kli­ma­kri­se nicht mehr in den Griff bekom­men und die Kon­flik­te zuneh­men. Und vor der zuneh­men­den Ver­schie­bung des Sag­ba­ren in Rich­tung men­schen­feind­li­cher Haltungen.

Ist die Lüge ein legi­ti­mes Mit­tel in der Politik?

Natür­lich nicht. Das zer­stört Vertrauen.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Dass im Kanz­ler­amt Sand­stein aus Fran­ken unweit von Bam­berg ver­baut wurde.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Dass wir die Kli­ma­kri­se noch in den Griff bekommen.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Ein aus­gie­bi­ges Früh­stück mit Zei­tungs­lek­tü­re, danach eine klei­ne Wan­de­rung, Abküh­len im Fluss und schließ­lich Aus­klang auf dem Keller.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Immer noch über die vie­len Lügen, die über das Hei­zungs­ge­setz ver­brei­tet wur­den und wer­den. Ich bin regel­mä­ßig für Vor­trä­ge zum The­ma in ganz Bay­ern unter­wegs. Es ist erschre­ckend, wie vie­le Falsch­in­for­ma­tio­nen kursieren.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Das Zir­pen von Grillen.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Gutes Essen. Des­we­gen ist es gut in der Genuss­re­gi­on zu wohnen!

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Han­dy? Wel­che benut­zen Sie am meisten?

Zu vie­le zum Zäh­len. Am wich­tigs­ten sind mein (zu vol­ler) Kalen­der, E‑Mail-App, Social Media und (zu vie­le) Mes­sen­ger­diens­te. In Sit­zungs­wo­chen natür­lich auch die Bundestags-App.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

Da genie­ße und schwei­ge ich.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Wahr­schein­lich war das Rad­fah­ren ohne Licht in mei­ner Stu­di­en­zeit… die Bam­ber­ger Poli­zei war da immer sehr genau.

Was war Ihr schöns­ter poli­ti­scher Moment?

Mein knap­per Ein­zug in den Bun­des­tag 2017, der erst um 6 Uhr früh nach dem Wahl­tag fest­stand. Spä­tes­tens seit­dem weiß ich: Man muss für Din­ge kämp­fen, auch wenn sie einem erst unrea­lis­tisch erscheinen.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Auf einer Lis­ten­auf­stel­lung wur­de mei­ne Rede uner­war­tet vor­ge­zo­gen und ich muss­te dann aus der Toi­let­te zur Büh­ne rennen.

Gibt es einen wie­der­keh­ren­den Alb­traum, der von Ihrem Beruf handelt?

Glück­li­cher­wei­se nicht!

Mit wel­cher gro­ßen Politikerin/​welchem gro­ßen Poli­ti­ker kön­nen Sie gar nichts anfangen?

Ich möch­te da jetzt kei­ne ein­zel­ne Per­son raus­grei­fen, gene­rell fin­de ich es gut, dass man sich heu­te nicht mehr mit über­trie­be­ner Männ­lich­keit und Här­te prä­sen­tie­ren muss, um Poli­ti­ke­rIn zu sein und auch ver­letz­lich und nach­denk­lich sein kann. Bei man­chen ist das aber noch nicht ange­kom­men und das fin­de ich schade.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Da habe ich keines.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis wären Sie gern dabei gewesen?

Da gibt es sehr vie­le, weil ich gro­ßer Geschichts­fan bin. Der Fall der Mau­er hät­te mich schon sehr inter­es­siert, als Schab­ow­ski die legen­dä­re Pres­se­kon­fe­renz gege­ben hat.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Das soll­ten bes­ser Ande­re beurteilen.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Die meis­ten, gera­de wenn die Leu­te sich ihrer bewusst sind. Ich mag es, wenn Leu­te authen­tisch sind und man weiß, wor­an man ist.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Für sei­ne Über­zeu­gun­gen ein­zu­ste­hen und sich dabei nicht zu verstellen.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Das soll­ten bes­ser Ande­re beurteilen.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Den Flux-Kom­pen­sa­tor aus „Zurück in die Zukunft“.

Haben Sie ein Vorbild?

Alle Frau­en, die uns den Weg in die Poli­tik geeb­net haben. Ange­fan­gen bei denen, die das Wahl­recht erkämpft haben, über die ers­ten weib­li­chen Abge­ord­ne­ten bis heute.

Wofür sind Sie dankbar?

Für sehr vie­les. Mei­ne Fami­lie und dass ich mei­ne Nich­ten und Nef­fen auf­wach­sen sehen darf, für lang­jäh­ri­ge und fes­te Freund­schaf­ten und natür­lich dafür, dass ich selbst das Glück hat­te, im wun­der­schö­nen Fran­ken nahe der Frän­ki­schen Schweiz groß zu werden.

Was lesen Sie gerade?

Die „Kom­mis­sar Charitos“-Reihe von Petros Mar­ka­ris auf Grie­chisch (mei­ne Lie­be zu Grie­chen­land begann durch ein Auslandssemester).

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

„Eine Odys­see“ von Dani­el Men­dels­sohn, der Sound­track von „Dir­ty Dancing“ (ech­te Klas­si­ker!) und „For­rest Gump“.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Das habe ich natür­lich schon ver­ges­sen, weil es mich wohl nicht beein­druckt hat.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Man­che Kerwalieder.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Mei­ne gesam­te Jugend­zeit war in modisch schwie­ri­gen Epo­chen. Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jah­re… Aber jetzt ist das sogar wie­der in.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Es ist ja das Wesen das Small­talks, dass man spon­tan in Kon­takt kommt. Geplant geht da gar nichts!

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Clau­dia Roth bei ihrem Besuch in Bam­berg Anfang September.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Mit Brauer­in­nen und Brau­ern aus der Regi­on, sie sind am Puls der Zeit und der Abend wird sehr unter­halt­sam sein.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Es gibt vie­le Exper­tin­nen und Exper­ten auf ihrem jewei­li­gen Gebiet und ich freue mich immer, wenn ich ein klei­nes biss­chen von ihnen ler­nen kann. Dar­um haben wir Abge­ord­ne­te so vie­le Gesprächstermine.

Was fin­den Sie langweilig?

Die immer glei­chen Hor­ror­mär­chen über die Ener­gie­wen­de. Dabei ist erneu­er­ba­re Ener­gie welt­weit auf dem Vor­marsch. Beim jähr­li­chen Zubau ist uns Chi­na mitt­ler­wei­le um Län­gen vor­aus und auch dar­um dür­fen wir nicht nach­las­sen. Der Fusi­ons­re­ak­tor Son­ne schickt uns Unmen­gen kos­ten­lo­ser Ener­gie, die wir hier nut­zen kön­nen. Wie cool ist das?!

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen zu gehen?

Ein Lied ist zu kurz. Man muss zumin­dest noch mal abwar­ten, ob es danach bes­ser wird.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

Ewi­ger Unfrie­den, kei­ne Ver­söh­nung und kei­ne Vergebung.

Wie glau­ben Sie, wür­de die Lisa Badum von vor zehn Jah­ren auf die Lisa Badum von heu­te reagieren?

Da gäbe es einen hohen Wiedererkennungswert.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Klein füh­len sehr posi­tiv besetzt: Am Strand unter dem Ster­nen­him­mel zu sitzen.

Ich kann nicht leben ohne…

Oli­ven­öl und Feta.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

In mei­ner Stu­den­ten­zeit war ich gern im Morph Club, als es ihn noch gab. Seit mei­nem Man­dat im Bun­des­tag habe ich lei­der nicht mehr so viel Zeit für Clubs.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Tän­ze­rin.

Was war die absur­des­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Die war sicher so absurd, dass ich sie ver­drängt habe.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Die Hoff­nung stirbt zuletzt.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Ein Hel­les.

Lisa Badum, Sep­tem­ber 2023.
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