In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Lisa Badum die Fragen beantwortet. Die gebürtige Forchheimerin ist Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen.
Frau Badum, was mögen Sie an Politik? Was nicht?
Dass man etwas ändern und verbessern kann und das Vertrauen, das einem die Menschen dafür bei der Wahl entgegenbringen. Frustrierend ist es, wenn nicht alles so schnell klappt, wie man es gern hätte. Aber Ausdauer lohnt sich!
Die Regierungskoalition hat derzeit in Umfragen keine Regierungsmehrheit. Welche der drei Parteien trägt welche Schuld daran?
Ich würde sagen, da haben sicher Alle ihren Anteil. Die Grünen haben zwar im Vergleich zur Wahl am wenigsten in den Umfragen verloren, aber das ist für mich nicht der wichtigste Punkt. Am wichtigsten ist für mich, dass ich hinter der Politik stehen kann, die wir machen und in den Spiegel schauen kann. Und da sehe ich ganz klar, dass wir Grüne Verantwortung übernommen haben in einer schwierigen Energiekrise. Robert Habeck und die Anstrengung vieler Menschen und der Unternehmen haben uns gemeinsam gut über den Winter gebracht. Und ich sehe, dass wir weiter für die Zukunft arbeiten, in der es unseren Kindern auch noch gut geht. Deswegen war es richtig, dass wir für das neue Gebäudeenergiegesetz und die Kindergrundsicherung gerungen haben und dass wir ganz real die Bedingungen für die Energiewende verbessert haben, auch in Bayern. Insgesamt wurden bereits 170 Gesetze von der Ampel verabschiedet.
Sollten sich diese Zustimmungswerte bis zur nächsten Bundestagswahl nicht verbessern – wer wäre Ihnen als Bundeskanzler lieber: Friedrich Merz, Markus Söder, Hendrik Wüst oder Daniel Günther?
Eigentlich haben wir ja mittlerweile die Tradition einer Frau im Bundeskanzleramt. Vielleicht ist Olaf Scholz darum nur eine Zwischenphase…
Sind die Aktivitäten der letzten Generation der gesellschaftlichen Zustimmung zum Klimaschutz gut oder abträglich?
Für mich ist die wichtigere Frage, warum Menschen so verzweifelt sind, dass sie sich festkleben und sich beschimpfen und teilweise verprügeln lassen. Offensichtlich haben sie Angst vor der Zukunft und nicht das Vertrauen, dass wir als Gesellschaft genug tun für Klimaschutz. Wir müssen ihnen diese Angst nehmen durch beherztes Handeln statt Unterlassen.
Wie ist Ihre Meinung zur Entscheidung von Markus Söder, Hubert Aiwanger im Amt zu lassen?
Halte ich für falsch. Es geht nicht darum, dass man in seiner Jugend keine Fehler machen darf, sondern wie man damit umgeht. Zu seinen Fehlern stehen, sieht anders aus. Es fehlt echte Aufklärung, die Reue und das Bewusstsein für die Hypothek unserer Geschichte und auch wie es den überlebenden Generationen damit geht.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Ja. Am liebsten durch unsere schöne Fränkische Schweiz.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Die sind ganz einfach notwendig für ein Informationsangebot frei von kommerziellen Interessen.
Töten Sie Insekten?
Ganz bewusst kann das bei nervigen Fliegen schon mal vorkommen, aber meistens fliegen sie mit genügend Geduld dann doch von selbst wieder weg.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Wir machen als Ampel gerade einen ersten Schritt zur Cannabis-Legalisierung. Wichtig ist dabei immer: Jugendschutz, ein verantwortungsvoller Konsum und keinen Unbeteiligten schaden.
Ihr Leben wird verfilmt. Wer sollte Sie spielen?
Am besten jemand aus Franken.
Wovor haben Sie Angst?
Dass wir die Klimakrise nicht mehr in den Griff bekommen und die Konflikte zunehmen. Und vor der zunehmenden Verschiebung des Sagbaren in Richtung menschenfeindlicher Haltungen.
Ist die Lüge ein legitimes Mittel in der Politik?
Natürlich nicht. Das zerstört Vertrauen.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Dass im Kanzleramt Sandstein aus Franken unweit von Bamberg verbaut wurde.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Dass wir die Klimakrise noch in den Griff bekommen.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Ein ausgiebiges Frühstück mit Zeitungslektüre, danach eine kleine Wanderung, Abkühlen im Fluss und schließlich Ausklang auf dem Keller.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Immer noch über die vielen Lügen, die über das Heizungsgesetz verbreitet wurden und werden. Ich bin regelmäßig für Vorträge zum Thema in ganz Bayern unterwegs. Es ist erschreckend, wie viele Falschinformationen kursieren.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Das Zirpen von Grillen.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Gutes Essen. Deswegen ist es gut in der Genussregion zu wohnen!
Wie viele Apps sind auf Ihrem Handy? Welche benutzen Sie am meisten?
Zu viele zum Zählen. Am wichtigsten sind mein (zu voller) Kalender, E‑Mail-App, Social Media und (zu viele) Messengerdienste. In Sitzungswochen natürlich auch die Bundestags-App.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
Da genieße und schweige ich.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Wahrscheinlich war das Radfahren ohne Licht in meiner Studienzeit… die Bamberger Polizei war da immer sehr genau.
Was war Ihr schönster politischer Moment?
Mein knapper Einzug in den Bundestag 2017, der erst um 6 Uhr früh nach dem Wahltag feststand. Spätestens seitdem weiß ich: Man muss für Dinge kämpfen, auch wenn sie einem erst unrealistisch erscheinen.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf einer Listenaufstellung wurde meine Rede unerwartet vorgezogen und ich musste dann aus der Toilette zur Bühne rennen.
Gibt es einen wiederkehrenden Albtraum, der von Ihrem Beruf handelt?
Glücklicherweise nicht!
Mit welcher großen Politikerin/welchem großen Politiker können Sie gar nichts anfangen?
Ich möchte da jetzt keine einzelne Person rausgreifen, generell finde ich es gut, dass man sich heute nicht mehr mit übertriebener Männlichkeit und Härte präsentieren muss, um PolitikerIn zu sein und auch verletzlich und nachdenklich sein kann. Bei manchen ist das aber noch nicht angekommen und das finde ich schade.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Da habe ich keines.
Bei welchem historischen Ereignis wären Sie gern dabei gewesen?
Da gibt es sehr viele, weil ich großer Geschichtsfan bin. Der Fall der Mauer hätte mich schon sehr interessiert, als Schabowski die legendäre Pressekonferenz gegeben hat.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Das sollten besser Andere beurteilen.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Die meisten, gerade wenn die Leute sich ihrer bewusst sind. Ich mag es, wenn Leute authentisch sind und man weiß, woran man ist.
Ihre Lieblingstugend?
Für seine Überzeugungen einzustehen und sich dabei nicht zu verstellen.
Ihr Hauptcharakterzug?
Das sollten besser Andere beurteilen.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Den Flux-Kompensator aus „Zurück in die Zukunft“.
Haben Sie ein Vorbild?
Alle Frauen, die uns den Weg in die Politik geebnet haben. Angefangen bei denen, die das Wahlrecht erkämpft haben, über die ersten weiblichen Abgeordneten bis heute.
Wofür sind Sie dankbar?
Für sehr vieles. Meine Familie und dass ich meine Nichten und Neffen aufwachsen sehen darf, für langjährige und feste Freundschaften und natürlich dafür, dass ich selbst das Glück hatte, im wunderschönen Franken nahe der Fränkischen Schweiz groß zu werden.
Was lesen Sie gerade?
Die „Kommissar Charitos“-Reihe von Petros Markaris auf Griechisch (meine Liebe zu Griechenland begann durch ein Auslandssemester).
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
„Eine Odyssee“ von Daniel Mendelssohn, der Soundtrack von „Dirty Dancing“ (echte Klassiker!) und „Forrest Gump“.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Das habe ich natürlich schon vergessen, weil es mich wohl nicht beeindruckt hat.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Manche Kerwalieder.
Was war Ihre größte Modesünde?
Meine gesamte Jugendzeit war in modisch schwierigen Epochen. Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre… Aber jetzt ist das sogar wieder in.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Es ist ja das Wesen das Smalltalks, dass man spontan in Kontakt kommt. Geplant geht da gar nichts!
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Claudia Roth bei ihrem Besuch in Bamberg Anfang September.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Mit Brauerinnen und Brauern aus der Region, sie sind am Puls der Zeit und der Abend wird sehr unterhaltsam sein.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Es gibt viele Expertinnen und Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet und ich freue mich immer, wenn ich ein kleines bisschen von ihnen lernen kann. Darum haben wir Abgeordnete so viele Gesprächstermine.
Was finden Sie langweilig?
Die immer gleichen Horrormärchen über die Energiewende. Dabei ist erneuerbare Energie weltweit auf dem Vormarsch. Beim jährlichen Zubau ist uns China mittlerweile um Längen voraus und auch darum dürfen wir nicht nachlassen. Der Fusionsreaktor Sonne schickt uns Unmengen kostenloser Energie, die wir hier nutzen können. Wie cool ist das?!
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen zu gehen?
Ein Lied ist zu kurz. Man muss zumindest noch mal abwarten, ob es danach besser wird.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
Ewiger Unfrieden, keine Versöhnung und keine Vergebung.
Wie glauben Sie, würde die Lisa Badum von vor zehn Jahren auf die Lisa Badum von heute reagieren?
Da gäbe es einen hohen Wiedererkennungswert.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Klein fühlen sehr positiv besetzt: Am Strand unter dem Sternenhimmel zu sitzen.
Ich kann nicht leben ohne…
Olivenöl und Feta.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
In meiner Studentenzeit war ich gern im Morph Club, als es ihn noch gab. Seit meinem Mandat im Bundestag habe ich leider nicht mehr so viel Zeit für Clubs.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Was war die absurdeste Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Die war sicher so absurd, dass ich sie verdrängt habe.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Ein Helles.