Die bayerische Wirtschaft ist im vergangenen Jahr gewachsen, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) konnte um 0,3 Prozent zulegen. Die Lobbyvereinigung vbw sieht den Zuwachs jedoch differenziert.
Obwohl die Wirtschaft in Deutschland insgesamt im Jahr 2023 geschrumpft ist, verzeichnete Bayern im selben Jahr ein leichtes Wachstum. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik meldet, wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 nominal um 7,2 Prozent. Preisbereinigt bedeutet das einen Zuwachs von 0,3 Prozent. In Deutschland nimmt das Bruttoinlandsprodukt 2023 indessen um 0,3 Prozent ab.
Die Lobbyvereinigung vbw (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.) freut sich jedoch nur bedingt. „Der Freistaat steht besser da als der Bund“, zitiert eine Mitteilung vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt, „denn das deutsche BIP ist 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft. Damit konnte eine Rezession vermieden werden. Aber faktisch tritt die Wirtschaft auch in Bayern auf der Stelle.“
Die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt etwas bessere wirtschaftliche Entwicklung 2023 liegt laut vbw auch an der Branchenstruktur im Freistaat. „Insbesondere die M+E Industrie und darin die Automobilindustrie hat im Freistaat ein stärkeres Gewicht als deutschlandweit“, sagt Brossardt. „Die Automobilindustrie in Bayern konnte 2023 ein deutliches Produktionswachstum von 10,3 Prozent erzielen, weil die Produktion nicht mehr wie in den Vorjahren durch Material- und Lieferengpässe beeinträchtigt worden ist.“ Klar sei aber auch: „Diese deutliche Produktionssteigerung ging von einem sehr niedrigen Niveau aus und muss vor dem Hintergrund der vorhergehenden Krisenjahre gesehen werden.“
Sorge macht der vbw die wirtschaftliche Entwicklung in den energieintensiven Industriezweigen wie Chemieindustrie oder Baugewerbe. „In der Chemieindustrie ist die Produktion 2023 um 12,0 Prozent geschrumpft, in der Bauindustrie um 7,1 Prozent. Vor allem die gestiegenen Zinsen machen der Bauindustrie zu schaffen“, sagt Brossardt. Branchenübergreifend würden Unternehmen zudem unter verschlechterten Standortbedingungen, Steuern und Bürokratie leiden.
Für das laufende Jahr prognostiziert die vbw einen Zuwachs des bayerischen BIP um 0,3 Prozent. „Die wirtschaftliche Lage im Freistaat ist und bleibt schwierig“, sagt Brossardt. „Denn die hohen Energiekosten, die hohen Zinsen, die schwache Weltwirtschaft und die allgemeine Unsicherheit belasten die Unternehmen schwer.“