Stu­die

Jede oder jeder fünf­te Aus­ge­wan­der­te sieht Vor­tei­le in der Pandemie

2 Min. zu lesen
Der Standort Feldkirchenstraße der Universität Bamberg. Foto: Jürgen Schabel, Copyright Universität Bamberg
Sie leben in einem frem­den Land, machen sich mit einer neu­en Spra­che und Kul­tur ver­traut, haben weni­ge Freund­schaf­ten in ihrer Umge­bung geknüpft: Ver­setzt man sich in Beschäf­tig­te aus dem Aus­land hin­ein, könn­te man ver­mu­ten, dass die Coro­na-Pan­de­mie sie beson­ders hart trifft. Wie geht es ihnen tat­säch­lich? Eine Bam­ber­ger Psy­cho­lo­gin hat unter­sucht, wie sich die gegen­wär­ti­ge Lage auf Beschäf­tig­te aus dem Aus­land auswirkt.

„Über­ra­schen­der­wei­se fin­det jede oder jeder fünf­te Aus­ge­wan­der­te die Aus­wir­kun­gen der Pan­de­mie posi­tiv – ande­rer­seits fin­det auch ein Vier­tel unse­rer Befrag­ten die Situa­ti­on nega­tiv“, sagt Anh Nguy­en, Sozi­al- und Orga­ni­sa­ti­ons­psy­cho­lo­gin sowie Pro­jekt­mit­ar­bei­te­rin an der Uni­ver­si­tät Bam­berg. Sie erforscht gemein­sam mit Prof. Dr. Mai­ke And­re­sen seit Anfang 2020 im Rah­men des inter­na­tio­na­len For­schungs­pro­jekts „GLOMO – Glo­bal mobi­li­ty of employees“, war­um Migran­tin­nen und Migran­ten lang­fris­tig für Unter­neh­men arbei­ten. Nun legen sie Zwi­schen­er­geb­nis­se mit Bezug zur Coro­na-Pan­de­mie vor.


Vor allem Sin­gles bewer­ten die Pan­de­mie negativ

Zwi­schen Juli und Novem­ber 2020 hat Anh Nguy­en eine Online-Umfra­ge unter 707 aus­ge­wan­der­ten Beschäf­tig­ten durch­ge­führt. Die Befrag­ten stam­men aus 98 ver­schie­de­nen Län­dern und leben nun als Migran­tin­nen und Migran­ten in Groß­bri­tan­ni­en, Deutsch­land oder Frank­reich. 21,8 Pro­zent geben an, dass sich ihr Leben durch die Pan­de­mie ver­bes­sert hat. 

„Die posi­tiv gestimm­ten Per­so­nen freu­en sich bei­spiels­wei­se dar­über, dass sie mehr Zeit für ihre Part­ne­rin oder ihren Part­ner haben“, erklärt Anh Nguy­en. „Und sie fin­den es schön, etwas dazu­ge­lernt zu haben – über Tech­no­lo­gien oder auch über ihre per­sön­li­chen Bedürf­nis­se, Stand­punk­te und Hand­lun­gen.“ Die Hälf­te aller Befrag­ten (50,8 Pro­zent) sagt, dass sich ihr Leben durch die Pan­de­mie weder ver­bes­sert noch ver­schlech­tert habe.

Anh Nguy­en arbei­tet an der Uni­ver­si­tät Bam­berg für das inter­na­tio­na­le Pro­jekt GLOMO. Quel­le: BAGSS/​Universität Bamberg 

Aller­dings neh­men 27,4 Pro­zent die aktu­el­le Situa­ti­on als Ver­schlech­te­rung wahr. „Man­che Men­schen machen sich zum Bei­spiel Sor­gen um ihr mate­ri­el­les Ein­kom­men“, erläu­tert Anh Nguy­en. „Ins­ge­samt bewer­ten vor allem Sin­gles, getrenn­te oder geschie­de­ne Per­so­nen die Pan­de­mie nega­tiv. Das betrifft mehr Frau­en als Män­ner, da Frau­en ten­den­zi­ell zurück­ge­zo­ge­ner leben und dadurch weni­ger per­sön­li­che Kon­tak­te haben.“ Sie emp­fiehlt den Unter­neh­men, gera­de die­se Arbeit­neh­me­rin­nen zu unter­stüt­zen: Sie könn­ten Akti­vi­tä­ten wie Wald­spa­zier­gän­ge oder gemein­sa­me Online-Mit­tag­essen orga­ni­sie­ren und Frau­en ver­net­zen. Oder sie könn­ten Rund­mails mit Hilfs­an­ge­bo­ten ver­schi­cken, etwa mit Infor­ma­tio­nen zu psy­cho­lo­gi­scher Hilfe.


GLOMO – ein inter­dis­zi­pli­nä­res, euro­päi­sches Großprojekt

Die Zwi­schen­er­geb­nis­se sind Teil des Gesamt­pro­jekts GLOMO, das von Janu­ar 2018 bis Mai 2022 läuft. In dem inter­dis­zi­pli­nä­ren For­schungs­pro­jekt unter­sucht die Uni­ver­si­tät Bam­berg gemein­sam mit acht euro­päi­schen Part­ner­uni­ver­si­tä­ten und ‑orga­ni­sa­tio­nen die Arbeit­neh­mer­mo­bi­li­tät. Mai­ke And­re­sen, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Betriebs­wirt­schafts­leh­re, ins­be­son­de­re Per­so­nal­ma­nage­ment und Orga­ni­sa­tio­nal Beha­viour, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg koor­di­niert GLOMO. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on unter­stützt das Pro­jekt mit 3,9 Mil­lio­nen Euro im För­der­pro­gramm „Hori­zont 2020“. GLOMO gehört zum For­schungs­schwer­punkt „Empi­ri­sche Sozi­al­for­schung zu Bil­dung und Arbeit“ der Uni­ver­si­tät Bamberg.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen und aktu­el­le Mel­dun­gen zum Schwer­punkt sind abruf­bar unter https://www.uni-bamberg.de/forschung/profil/bildung-und-arbeit/

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu GLOMO sind zu fin­den unter https://glomo.eu/

Weiterer Artikel

Stadt und Land­kreis Bam­berg tref­fen Vorbereitungen 

Drit­te Coro­na-Wel­le im Anmarsch

Nächster Artikel

75 Jah­re Bam­ber­ger Symphoniker

Jubi­lä­ums­kon­zert auf BR-Klas­sik und ARD-alpha