„Zentren visionär entwickeln“ war das Kernthema im 5. Oberfränkischen Kommunalforum. Ziel der IHK-Kommunalforen ist eine engere Kooperation zwischen Wirtschaft und Kommunen.
Verwaiste Innenstädte mit maroden Gebäuden sollen nicht das zukünftige Bild bayerischer Innenstädte bestimmen – darüber war man sich am 3. Juni in Bayreuth auf dem 5. Oberfränkischen IHK-Kommunalforum einig. Die Teilnehmenden machten Vorschläge und äußerten Ideen, wie Innenstädte aussehen könnten.
Nachdenken über die Stadt von übermorgen
Dr. Katharina Hackenberg vom Bundesinstitut für Bau‑, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sprach sich für eine „Stadtentwicklung der Vielen“ aus. Es sei wichtig, „inter- und transdiziplinäre Expertenrunden vor Ort“ genauso einzubinden wie Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen. Ziel müsse es sein, die Multifunktionalität der Innenstädte und der Ortszentren zu sichern und auszubauen. „Wir müssen die Zukunft von Städten neu entwickeln“, sagte Frau Hackenberg. „Die Zukunft wandelt sich schneller als wir denken.” Deshalb sei ein Nachdenken über die Stadt von übermorgen erforderlich. Dabei gebe es nicht das eine Erfolgsrezept. Jede Stadt müsse die Grundsatzfrage wie sie leben wolle für sich selbst beantworten und entsprechende Maßnahmen entwickeln. Dafür nennt das BBSR verschiedene Methoden auf www.stadtvonübermorgen.de.
Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla setzt auf eine sinnvolle Verknüpfung verschiedener Nutzungsmöglichkeiten und Coworking-Spaces. Zudem sieht sie Handwerk und Dienstleistungen als wichtige Bestandteile städtischer Zentren. Experimentieren sei wichtig, auch wenn nicht jede Idee erfolgreich sei. „Das, was jeder bietet, wird niemanden mehr anlocken, unsere Innenstädte müssen überraschen”, sagte Döhla.
Onlineverkauf und Ladengeschäfte kein Gegensatz
Um neben ihrem Online-Angebot auch Nähe zur Kundschaft zu haben, ließ sich Carolin Schuberth mit einem Ladengeschäft in der Kulmbacher Innenstadt nieder. Zum Thema, ob ein Online-Handel auch ein Ladengeschäft benötigt, sagte Schubert auf dem Kommunalforum: „Ich könnte auf den Laden verzichten. Ich sehe aber nicht mehr das entweder oder zwischen Online- und Ladenverkauf. Ich sehe nur noch das Zusammenspiel von beiden, also das hybride Modell.“ Ihr Ziel mit dem neuen Geschäft sei es, vor Ort präsent zu sein und ihre Marke anfassbar zu machen.
Bayerns Finanzminister Albert Füracker machte deutlich, dass sich die Kommunen auf den Freistaat verlassen könnten, auch wenn die Herausforderungen täglich mehr würden. „Wir nehmen viel Geld in die Hand für Städtebauförderung, Dorferneuerung und die Sonderprogramme Innenstadt.”
Im Kommunalforum wurde klar, dass Mischnutzung in Innenstädten und Ortskernen immer wichtiger werde, sagte Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Eine Mischung aus Handel und Erlebniswert sei ebenfalls wichtig, wobei der Einzelhandel allein nicht mehr ausreiche für eine Belebung der Innenstädte. „Der Einzelhandel ist aber die tragende Säule der Innenstädte und muss es auch bleiben, weshalb er bestmöglich unterstützt werden muss.”