Aufgrund des Krieges in der Ukraine benötigen zahlreiche Menschen dringend Hilfe – sowohl in den Kriegsgebieten als auch in Bamberg, denn zahlreiche Kriegsflüchtlinge sind seit Ende Februar 2022 in die Metropolregion Nürnberg gekommen. Solche Unterstützung für Hilfsbedürftige organisiert der ukrainische Verein „Bamberg:UA e.V.“ – mit tatkräftiger Mithilfe aus der Zivilgesellschaft.
Unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar organisierte Bamberg:UA eine Solidaritätsdemonstration mit der Ukraine auf dem Maxplatz in Bamberg und sammelte mittels der Initiative „Bamberg hilft Ukraine“ die ersten humanitären Hilfsgüter. Die Website des Vereins „Bamberg:UA e.V.“ wurde komplett überarbeitet und Hunderte Freiwillige sagten ihre Unterstützung zu.
Bereits seit 2014 als studentische Initiative aktiv
Jedoch gibt es „Bamberg:UA“ nicht erst seit Kurzem. Bereits 2014 gab es in Bamberg jene engagierte Gruppe ukrainischer Studierender, die zum Studieren nach Deutschland gekommen waren und sich der gemeinnützigen Tätigkeit für ihr Herkunftsland verschrieben hatten. „Aus einer kleinen studentischen Initiative wuchs über die Jahre hinweg eine große Familie von gutherzigen Menschen heran“, sagt Mariia Stetsko, Koordinatorin der Arbeitsgruppe „Betreuung von Kommunikationskanälen“.
2017 ist die damalige Interessengemeinschaft offiziell als „Bamberg:UA e.V.“ in das Vereinsregister eingetragen worden. Zwar war der Bereich der humanitären Hilfe bereits vor Kriegsausbruch Bestandteil der Vereinsarbeit, jedoch gestaltete sich das Engagement vorher insgesamt deutlich vielfältiger.
„Vor dem Krieg konnten wir uns auf Kultur- und Bildungsprojekte konzentrieren. Darüber hinaus war es für uns immer wichtig, ukrainische Jugendliche sowohl in der Ukraine als auch in Deutschland zu unterstützen. Das Motto unseres Vereins lautete „Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft“, weshalb mitunter der Austausch von ukrainischen und deutschen Jugendlichen und Samstagsschulen für Kinder gefördert wurden“, so Stetsko, die mit Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft blickt und fortführt: „Für uns sind es nicht nur schreckliche Bilder in den Nachrichten. Es geht um unsere Heimat, unsere Landsleute, Familien und Freunde. Schock und Angst können lähmend wirken, aber wir haben sie zu unserer Kraftquelle umgewandelt.“
35 Mitglieder und mehr als 150 Ehrenamtliche
Offiziell hat der Verein 35 Mitglieder, wobei sich das Kernteam aus etwa 20 Personen zusammensetzt. Einige der Mitglieder verweilen aufgrund ihres beruflichen Werdegangs zwar nicht mehr in Bamberg und leben teilweise sogar in Österreich oder (wieder) in der Ukraine, sind nichtsdestotrotz aber nach wie vor aktive Vereinsmitglieder. Dies ist sogar förderlich für die Gesamtvernetzung. Neue Mitglieder sind jedoch derzeit nicht vorgesehen. Unterstützt wird der Verein seit Beginn der Geschehnisse in der Ukraine von mehr als 150 Ehrenamtlichen in den verschiedenen Bereichen.
Einer dieser äußerst engagierten Freiwilligen ist Oleksii Lonski, dessen Frau Anna ebenfalls in der Vereinsarbeit eingebunden ist und die Koordination der Freiwilligen im Bereich der medizinischen Versorgung vornimmt. Oleksii stammt aus der Ukraine und ist 2014 aus dem aktuell umkämpften Cherson als Austauschstudent nach Deutschland gekommen, um seinen Master an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im Fachbereich der Germanistik anzugehen.
Mittlerweile ist er ein vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lizenzierter Dozent und beschäftigt sich sowohl mit berufsbezogenen Kursen als auch Integrationskursen. Kontakt zu anderen Studierenden aus der Ukraine hat er schnell bei seinen sonntäglichen Besuchen in der ukrainischen Kirche gefunden. Hinzu kommt, dass der Pfarrer der ukrainischen Kirche in Bamberg bereits 2014 im umfangreichen Stil per LKW-Ladungen Hilfsgüter in die Ukraine für Hilfsbedürftige geschickt hatte. Auf diese Art und Weise entwickelte sich zunächst ein eher unregelmäßiges Engagement innerhalb der studentischen Initiative einschließlich der ersten Jahre des später offiziell bestehenden Vereins. Bis vor wenigen Monaten, als sich am 24. Februar alles schlagartig änderte.

Viel Solidarität mit Bamberg:UA
„Meine Frau ist wie viele andere ehrenamtliche Helfer aktuell sehr eingespannt. Ich unterstütze sie dabei momentan massiv“, sagt Oleksii Lonski. „So haben wir seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine alle Apotheken in Bamberg kontaktiert und nachgefragt, ob sie uns im Bereich der medizinischen Versorgung helfen könnten. Nochmals: Wir haben tatsächlich alle Apotheken in Bamberg kontaktiert – und ich kann keine Apotheke nennen, die uns nicht in irgendeiner Form geholfen hat. Diese Unterstützung haben die Leute in der Ukraine sofort gespürt. Ich bin ehrlich gesagt sehr begeistert, dass so viele Menschen mitmachen. Darüber hinaus hat uns die Stadt Bamberg zwei Lager in der Lagarde Kaserne zur Verfügung gestellt – dort können wir alle Hilfsmittel sammeln und bis zum Versand lagern. Das Lager ist zweimal pro Woche geöffnet. Wirklich sehr viele Bamberger – darunter auch sehr viele Schüler von etlichen Schulen in und um Bamberg – beteiligen sich an den Spendenaktionen. Mitmachen lohnt sich auf jeden Fall, denn ich könnte ebenfalls nicht einfach nur rumstehen und nichts tun, wenn es meinem Nachbarn schlecht ginge.“
Oleksii ist dankbar und von der Solidarität im Bamberger Raum schlichtweg begeistert. Jedoch ist er zugleich sehr traurig und schockiert über die aktuellen Ereignisse: „Ich habe eigentlich angenommen, dass man aus vergangenen Kriegen vielleicht etwas gelernt hat und auf sie verzichtet – dem scheint leider nicht so zu sein.“
Mit Zuversicht in die Zukunft und hoffen auf bessere Zeiten
Die Arbeit des ukrainischen Vereins kann sich auf jeden Fall sehen lassen – selbstverständlich auch Dank der Helfer. Man konnte ein deutliches Zeichen setzen und auf Unterstützung aus der gesamten Bevölkerung zurückgreifen.
„In den vergangenen Wochen haben wir tatsächlich 16 Rettungswagen gekauft und in die Ukraine transportiert! Das hat uns alle sehr gefreut, aber erneut gleichzeitig traurig gemacht. Ich werde nie verstehen können, weshalb man so viel Geld in Waffen steckt und damit so viel Leid anrichtet. Stattdessen könnte man das Geld gezielt in viele andere Bereiche wie beispielsweise in die Entwicklung und Forschung investieren“, so Oleksii Lonski.
Die Stadt Bamberg unterstützt die Hilfesuchenden sehr. Viele Hotels werden teilweise fast ausschließlich Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Trotzdem werden weitere Schlafplätze benötigt, meint Oleksii, der bisher selbst vier Familien bei sich empfangen und vor allem auf den ersten Metern in Deutschland stark unterstützt hat.
„Geflüchtete aufzunehmen, wäre eine große Hilfe, denn viele Flüchtlinge wohnen weiterhin in Sporthallen, obwohl die Stadt bereits sehr viel unternimmt.“ Weitere Helferinnen und Helfer werden dringend benötigt, um unter anderem Arzneimittel und dergleichen zusammen mit anderen Hilfsgütern zu sortieren, verpacken und auf die LKWs aufzuladen. Auch LKW- und Sprinter-Fahrer, die freiwillig die Güter zur Grenze oder in die Ukraine bringen könnten, wären eine enorme Hilfe für alle Beteiligten und grundlegend wichtig.
Mariia Stetsko fasst zusammen: „Die deutsche Gesellschaft leistet eine enorme Hilfe für uns und die Ukraine. Auch die Stadt Bamberg steht uns zur Seite. Es ist unglaublich, was wir in den letzten Monaten – weit über die Grenzen Bambergs hinaus – gemeinsam geleistet haben. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir nicht in unseren Bemühungen nachlassen, denn niemand kann vorhersehen, wie lange dieser Krieg noch anhalten wird. Wir dürfen uns nicht an die neue Realität gewöhnen, sondern müssen mit aller Kraft versuchen, den Frieden in der Ukraine wiederherzustellen.“