Corona, steigende Energie- und Rohstoffpreise, Lieferengpässe, eine hohe Inflation, und eine Konsumlaune auf historischem Tiefststand: Die oberfränkische Wirtschaft sieht sich immer größeren Herausforderungen ausgesetzt. Entsprechende Einschätzungen der Geschäftslage hat eine Konjunkturbefragung der IHK für Oberfranken Bayreuth geliefert.
„Unsere Unternehmen sind aktuell extrem verunsichert”, zitiert eine Mitteilung der IHK für Oberfranken Bayreuth ihren Präsidenten Michael Waasner bei der Vorstellung der jüngsten IHK-Konjunkturbefragung. „Das spiegelt sich in den Konjunkturerwartungen für 2023 wider, die in noch nie dagewesenem Umfang nachgeben.“
Wobei oberfränkische Unternehmen laut Konjunkturbefragung noch recht gut positioniert seien, sagt Malte Tiedemann, Konjunkturreferent der IHK für Oberfranken Bayreuth. 35 Prozent der Befragten seien mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, nur 18 Prozent nicht.
Getragen werde diese positive Einschätzung aber vor allem vom Tourismussektor. Im Vergleich zur Konjunkturbefragung im Frühjahr habe sich die Geschäftslage in anderen Wirtschaftsgruppen aber verschlechtert.
Deutliche Rückgänge im Vergleich zum Frühjahr vermelde vor allem der Einzelhandel, der unter der drastisch nachlassenden Konsumlaune leidet. Das gelte auch für die Baubranche, die mit steigenden Zinsen, Rohstoffknappheit und Teuerungen beim Baumaterial zu kämpfen habe. Ebenfalls einen leichten Dämpfer vermelden Industrie und Großhandel.
Negative Erwartungen für 2023
Nicht überraschend seien laut Konjunkturbefragung deshalb die negativen Erwartungen für 2023. Nur noch neun Prozent der Befragten rechne mit einer Verbesserung der Geschäftslage, 53 Prozent dagegen mit einer Verschlechterung. Laut IHK seien die Konjunkturaussichten sogar noch nie derart negativ beurteilt worden. Die Unternehmen würden zudem mit einem starken Rückgang des Auftragsvolumens rechnen, vor allem bei der Auslandsnachfrage.
Als Hauptursache für den pessimistischen Ausblick geben viele Branchen die Preisentwicklung bei Energie, Rohstoffen und Vorprodukten an. Für etwa 85 Prozent der befragten Betriebe stelle diese Entwicklung ein Hemmnis für den Geschäftsbetrieb dar. Die stärksten Risiken würden Unternehmen darüber hinaus vor allem bei der Inlandsnachfrage und dem Fachkräftemangel sehen.
Die IHK fordert entsprechend wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen. Anfangen müsse man bei einer raschen Umsetzung der Gas- und Strompreisbremse und dem beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien. Dafür seien ein drastischer Abbau bürokratischer Hemmnisse und effizientere Planungsverfahren erforderlich.