Wer für die letzten Tage der Sommerferien Lust auf Schatzsuche oder Schnitzeljagd via GPS als Freizeitbeschäftigung hat, kann direkt hier in Bamberg damit anfangen. „Geocaching“ ist unverbindlich, zeitlich autark und dabei oft kostenfrei. Was man für das Outdoor-Game braucht und wie und ob es funktioniert – unsere Autorin war (mit zwei Kindern) auf Entdeckerinnentour.
Raus an die Luft und bei sonnig-warmem Wetter mit dem Handy im Gepäck rauf aufs Fahrrad: Als Anfängerinnen haben wir uns die Geocaching-App des Anbieters www.geocaching.com aufs Handy runtergeladen und eine einfache Route vom Stadtteil Bamberg-Ost nach Memmelsdorf ausgesucht. Insgesamt sieben Caches wollen wir unterwegs entdecken. Der erste „Bouldern in Bamberg“ soll an der Memmelsdorfer Straße gegenüber der Einfahrt zur Boulderhalle „Block Helden“ versteckt sein. Wir sind gespannt.
Gerade mal ein paar Minuten dauert es, bis wir hin geradelt sind und, wie in der App angezeigt, ein altes Fahrrad, befestigt an einem großen Baum, vorfinden. Nach genauem Hinsehen entdecken wir auch den Cache, also das Versteck: an dem Fahrrad ist eine kleine Dose angebracht. In ihr befindet sich ein Logbuch, in dem sich bereits viele andere Hobbycacher eingetragen haben. Wir schauen nochmals in die App auf dem Handy und lesen unter „Beschreibung und Hinweise“, was es mit dem Cache „Bouldern in Bamberg“ auf sich hat, tragen uns auch in das gut gefüllte Logbuch ein und freuen uns, dass wir das Versteck so schnell gefunden haben. Auch in der App haben sich bereits einige Hobbycacher bedankt und einen Kommentar hinterlassen. Denn das kann man alternativ zum Logbuch ebenfalls tun, sollte man gerade keinen Stift dabeihaben. Viele Besucher kürzen ihre Dankesworte im Internet zudem oft einfach mit „TFTC“ ab, was so viel bedeutet wie „Thanks for the Cache“, also „Danke für den Cache“, in Deutsch auch „DFDC“ abgekürzt.
Zurück aufs Fahrrad geht es gleich weiter. Auf dem Weg zum nächsten Cache beendet ein platter Reifen jedoch jäh unsere Tour. Wir müssen nach Hause schieben und entscheiden uns unterwegs für ein Eis als kleines Trostpflaster bei einem Eiscafe. Dort besprechen wir, wie es mit den anderen Caches weitergehen soll. Da sie immer vorhanden sind, können wir ganz ohne Zeitdruck auch in den nächsten Tagen einen neuen Versuch starten.
Der Trend zu diesem Outdoor-Game kommt aus den USA. Rund 15 Millionen Nutzer zählt die amerikanische Plattform www.geocaching.com, auf der etwa drei Millionen Caches weltweit verwaltet werden. Das Spiel könnte für Hobbycacher somit auch im Urlaub für Abwechslung sorgen.
Mehrere Hundert Caches in der Umgebung
In der Stadt Bamberg und im Landkreis gibt es mehrere Hundert dieser Verstecke kleiner Schätze. Gibt man den Standort „Bamberg, Bavaria“ auf der Geocaching-Website ein, werden über 650 Ergebnisse angezeigt, dazu deren Bezeichnung, Entfernung, Koordinaten, Größe und auch, ob der Cache gerade eine Wartung benötigt. Diese Information ist für den „Owner“, also den Eigentümer eines Verstecks, der sich den Cache ausgedacht hat und pflegt, wichtig. Aktuelle Infos zum Zustand des Cache werden so über die Community weitergegeben. Auch, wann der Cache versteckt und meist zuletzt aufgefunden wurde, ist online einsehbar.
Die Caches selbst sind unterschiedlich. Sie können größer oder kleiner, nur mit einem Logbuch, aber auch mit kleinen Nettigkeiten zum Tauschen ausgestattet sein. Wichtig dabei: Wer sich etwas aus einem Cache nimmt, sollte etwas anderes, gleichwertiges zurücklegen, damit sich auch andere Cacher über gut gefüllte Verstecke freuen können.
Verstecke gegenüber „Muggeln“ zu verraten, ist zudem verpönt. Als Muggel werden Leute bezeichnet, die sich nicht für das Spiel interessieren, also sich außerhalb der Geocaching-Welt befinden. Ähnlich wie in den Harry Potter-Geschichten, in denen mit Muggel diejenigen Menschen gemeint sind, die nicht die Fähigkeit zum Zaubern besitzen. Demnach sollte man sich bei der Suche möglichst unauffällig verhalten.
Verschiedene Symbole zur Kennzeichnung
In der App sind die Verstecke mit verschiedenen Symbolen gekennzeichnet. So kann man sich auch als Einsteiger schnell zurechtfinden. Der normale, traditionelle Cache in grün etwa, wird mit einer Box angezeigt. Ein Rätsel- oder Mystery-Cache trägt ein Fragezeichen und ist in der Farbe Lila auf der digitalen Schatzkarte eingetragen.
Zwei Boxen auf einem orangefarbenen Symbol bedeuten, dass hier ein Multi-Cache versteckt ist, sprich, dass mehrere, oft knifflige Hinweise zu dem Schatz führen.
Wem das Symbol einer Sprechblase in Rot in naher Umgebung angezeigt wird, der kann dort an einem Event der Geocaching-Community teilnehmen, bei dem sich Fans regelmäßig treffen und über ihre Erfahrungen mit den Caches und den Neuigkeiten rund um das Outdoor-Game austauschen. Für ein solches Event können sich Geocacher auch auf der Website des Anbieters bewerben. Gewinnen sie es, dürfen sie ein so genanntes „Community Celebration Event“ ausrichten, das sich je nach Anzahl der Teilnehmenden hinsichtlich seiner Größe unterscheidet. Je nachdem, was am Ort des Geschehens möglich ist, gibt es Events, Megas oder sogar so genannte Gigas. Letztere sind hier in der Region allerdings nicht verbreitet.
Alternative Websites für Geocacher
Als Neuling im geocachen sollte man zunächst nach Verstecken mit einem geringen Schwierigkeitsgrad Ausschau halten. Das sind vornehmlich die in Grün gekennzeichneten Punkte mit der einzelnen Box als Symbol. Manchmal werden aber auch nicht alle verfügbaren Caches angezeigt, sondern es sind einige deaktiviert. Diese sind Premium-Nutzern vorbehalten, die sich für die Bezahlversion der Website entscheiden, um keinen Cache zu verpassen.
Wem das zu umständlich ist, der kann alternativ auch auf die Internetseite www.opencaching.de ausweichen. Sie funktioniert nach einem offenen, freien und nichtkommerziellen System und wird von dem Verein Opencaching Deutschland e. V. mit Sitz in Voerde in Nordrhein-Westfalen betrieben. Ebenfalls eine große Community zählt die Website www.bettercacher.org. Sie soll für besonders gute und qualitative Caches stehen.
Zweiter Versuch für die Fahrrad-Tour
Zurück zu der Ursprungsseite für das Spiel, das es schon seit Anfang der 2000er-Jahre gibt, orientieren wir uns weiter auf www.geocaching.com für die Planung unserer Route nach Memmelsdorf. Nach der Reparatur des platten Reifens wagen wir an einem neuen sonnigen Nachmittag einen zweiten Versuch für die Fahrrad-Tour zu den anderen sechs Verstecken, die auf dem Weg dahin liegen und noch von uns gefunden werden wollen.
Wir fahren erneut los mit dem Handy im Gepäck. Unser erstes Ziel ist der Cache „Zwischen Autobahn und Stocksee“, der am Stocksee in der Abzweigung zum Hauptsmoorwald liegen soll. Wir schalten, am Ziel angekommen, die Navigationsfunktion in der App ein und hoffen auf ein schnelles Ergebnis. Doch, leider können wir auch nach 15 Minuten intensivem Suchen im Kreis herum, den Cache nicht finden. Auch der Hinweis „magnetico“ hilft uns nicht wirklich weiter, zumal auf dem Stück Leitplanke am angezeigten Punkt gerade ein verliebtes Pärchen sitzt, das wir nicht stören wollen.
Wir fahren weiter zurück auf den Radweg in Richtung Memmelsdorf bis zu einer Abzweigung nach dem Friedhof und der Fasanerie auf der linken Seite, an der in der Wiese die große steinerne Skulptur „Selena“ steht, die im Rahmen eines Bildhauersymposiums entstanden ist.
Die Einfahrt zu dem Schotterweg ist mit Vorsicht zu genießen: Man sollte nicht zu schnell mit dem Fahrrad sein, da man auf Schotter bekanntlich nicht so gut bremsen kann. So bekommen wir auf dem Weg zu „Käptn Blaubärs geheime Schatzkarte – 2“ gerade noch einmal die Kurve. Wir radeln ein Stück und nutzen wieder die Navi-Funktion bis zu einem kleinen Wäldchen am Wegrand.
Wir steigen dort ab und sehen uns um. Das Navi zeigt uns genau den Eintrittspunkt an, wo der Cache im Wäldchen versteckt sein soll: Wir sind mutig, trauen uns hinein und finden tatsächlich eine gut verschlossene, mittelgroße Dose am Fuße eines Baumes, die man auch für eine vergessene Brotdose halten könnte. Beim vorsichtigen Schütteln und Öffnen der Dose sehen wir aber sogleich ein schönes Logbuch sowie ein kleines Zertifikat, das bestätigt, dass es sich hier um einen Original-Cache handelt. Der oder die Owner haben zudem ein paar Nettigkeiten mit in die Dose gelegt. Wir sind begeistert über den schönen Cache, tragen uns ins Logbuch ein und bemühen uns, ihn genau an der vorgefundenen Stelle wieder gut verschlossen abzulegen.
Caches bei Schloss Seehof
Weiter geht es nach Schloss Seehof, in dessen Garten an den jeweiligen Eingängen gleich mehrere Caches versteckt sein sollen. Allerdings sind diese in unserer Ansicht in der App jetzt deaktiviert und wohl nur für Premium-Mitglieder sichtbar. Daher können wir auch die Beschreibungen und Hinweise nicht abrufen.
Wir fangen trotzdem an zu suchen und finden auch prompt den ersten Cache „TOOOOOR! 3“. Das Versteck ist richtig gut und vor allem für Muggel vermutlich kaum zu erkennen. Wir entdecken es fast schon zufällig. Zum Vorschein kommt eine kleine runde, gut verschlossene Dose mit einem eingerollten Logbuch. Wir tragen uns auch hier ein und machen uns gleich weiter auf die Suche nach „TOOOOOR! 2“ und fahren ein Stück durch den Schlosspark. Am Ziel angekommen werden wir trotz intensiver Suche leider nicht fündig. Einzig eine verlorene Haarklammer und ein kleines, leeres Likörfläschchen lassen auf ein vergangenes, wohl rauschendes Fest schließen.
Eine Dose mit einem Logbuch bleibt aus. Wir hoffen auf „TOOOOOR! 1“ gegenüber des Figurenweihers am Altsee. Doch, auch hier haben die Owner ganze Arbeit geleistet und dem Cache offenbar ein so gutes Versteck gegeben, dass wir etwas ratlos nach etwa 15 Minuten Suche in der heißen Sonne fürs erste aufgeben. Wir beobachten noch eine faszinierend blau schimmernde Libelle, die von Grashalm zu Grashalm schwirrt und beschließen, ein andermal weiterzusuchen und wieder die Heimreise anzutreten. Zudem wollen wir einen letzten Cache auf dem Weg unserer Rad-Tour in jedem Fall noch finden.
Von unserem Ausflugsziel Schloss Seehof machen wir noch ein paar Fotos und fahren zurück durch den Schlosspark, vorbei am Cafe, auf dessen Terrasse viele Besucher gerade den sonnigen Nachmittag genießen, und steuern direkt wieder hinaus aus dem Schlossgelände auf den Radweg in Richtung Bamberg.
Die Sommerferien können kommen
Jetzt radeln wir ein ganzes Stück, bis nach Bamberg zurück. Unterwegs pflücken wir noch ein paar Sonnenblumen und schalten schon mal die Navi-Funktion in der App zu dem Cache „Stadion an der Breitenau“ ein. Wieder in Bamberg sehen wir eine größere Baustelle und können uns kaum vorstellen, dass hier in der Nähe am Wegrand ein Cache versteckt sein soll. Doch, auf die Navi-Funktion ist auch hier Verlass und so finden wir einen großen Baum vor, auf dessen Rückseite das Versteck ist.
Tatsächlich müssen wir gar nicht lange suchen, um ein durchsichtiges, längliches Gefäß mit Schraubdeckel zu entdecken. Darin befindet sich gut sichtbar ein schmales Logbuch. Wir freuen uns, den letzten Cache, den wir uns vorgenommen hatten, doch noch gefunden zu haben und nehmen den Weg wieder zurück nach Hause, mit erneuter Zwischenstation beim Eiscafe. Denn jetzt haben wir uns ja schon zum zweiten Mal ein Eis und vor allem auch eine Pause verdient.
In den Sommerferien wird es noch viele Gelegenheiten geben, weiterzuspielen und andere spannende Caches im Stadtgebiet und im Landkreis zu erkunden. Wir sind in jedem Fall begeistert von diesem Outdoor-Game und auch so ein bisschen neugierig, was man noch Tolles entdecken kann. Langweilig wird es angesichts der vielen verschiedenen Caches wohl sicher nicht werden.