Der Aufsichtsrat des Bamberger Schlachthofs hat dem Stadtrat empfohlen, den Betrieb des Unternehmens zu schließen. Dies sei wirtschaftlich unumgänglich.
Dem Schlachthof Bamberg fehlen seit dem Jahreswechsel rund 350 Rinder pro Woche, was einem wöchentlichen Defizit von rund 40.000 Euro entspricht. Berichte und Analysen über diese jüngsten Entwicklungen, so das Rathaus in einer Mitteilung, haben den Aufsichtsrat der GmbH nun mehrheitlich überzeugt. Demnach bestehe keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive zur Fortführung des Betriebs. Deshalb sah sich das Gremium am Freitag (9. März) veranlasst, dem Stadtrat die Einstellung des Geschäftsbetriebes zu empfehlen.
„Das Gremium hat folgerichtig festgestellt“, sagte Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Starke, „dass nun der Stadtrat als Vertreter des Gesellschafters in der Vollsitzung am 20. März die unvermeidlichen Konsequenzen ziehen muss.“ So soll der Stadtrat am 20. März zur Zukunft des Schlachthofes Bamberg entscheiden. Offen bleibe der Zeitrahmen für die Schließung, der unter anderem von Verträgen mit den Kunden abhängt. Außerdem will man „verantwortungsvoll und sensibel die Interessen der Belegschaft“ in den Blick nehmen, so der Geschäftsführer Julian Müller.
In der zweiten Schlachthof-Aufsichtsratssitzung innerhalb von acht Tagen legten die Mitglieder laut Rathaus-Mitteilung großen Wert auf eine sorgfältige Bewertung der Lage und möglicher Optionen für die Zukunft. Auch hätten sie sich erste Konzepte für einen alternativen Schlachthof-Betrieb und für eine grundsätzlich andere Nutzung des Areals präsentieren lassen. „Ein wirtschaftlicher Betrieb ohne ausreichende Schlachtmengen der Großkunden ist aber nicht darstellbar“, sagte Julian Müller. Wegen der vorhandenen Infrastruktur und der hohen Umbaukosten wäre auch eine Verkleinerung nicht zielführend.
„Höchst unsicheres Marktumfeld“
Bambergs Wirtschaftsreferent Stefan Goller wies zudem darauf hin, dass nicht nur die aktuell fehlende Liquidität problematisch sei. Auch eine Perspektive zur Finanzierung notwendiger Investitionen durch Fördermittel des Freistaates Bayern oder durch eine Beteiligung umliegender Landkreise fehle. „Sollte sich der Stadtrat dennoch dafür entscheiden“, sagte Goller, „diese Investitionen weitgehend alleine zu stemmen, dann muss die Politik wissen, dass man sich über mehrere Jahre in einem höchst unsicheren Marktumfeld bewegt. Das kann ich nicht empfehlen.“
Am Ende seiner Sitzung kam der Aufsichtsrat zu dem Ergebnis, dass die Einstellung des Geschäftsbetriebes unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten unumgänglich ist. Den Aufsichtsräten sei dabei besonders wichtig gewesen, dass die Sorgen der rund 165 Mitarbeitenden am Schlachthof besonders berücksichtigt werden. Sie beauftragten deshalb die Geschäftsführung, im Fall der Schließung „die berechtigten Interessen der Belegschaft zu wahren und gemeinsam mit der Stadtverwaltung alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zu prüfen und zu unterstützen“.
Auch für Oberbürgermeister Starke sei das ein wichtiges Anliegen. „Wir kommunizieren hier offen und zeitnah mit den Menschen, die den Betrieb aktuell am Laufen halten“, sagte er, „und wollen ihnen nach Möglichkeit auch eine Perspektive für eine Weiterbeschäftigung bei der Stadt bieten.“