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Schlachthof Bamberg

Grü­ne Stadtratsfraktion

Erl­wein-Quar­tier: Vor­schlag erhält Zuspruch

Posi­ti­ve Reso­nanz erhielt die grü­ne Stadt­rats­frak­ti­on für ihren Vor­schlag, das Schlacht­hof­ge­län­de zu einem „Erl­wein-Quar­tier“ zu ent­wi­ckeln. Den Schlacht­hof von der Fir­ma Tön­nies füh­ren zu las­sen, kommt für die Frak­ti­on unter­des­sen nicht in Frage.

Der Bam­ber­ger Schlacht­hof hat wirt­schaft­li­che Pro­ble­me und kann nicht mehr so wei­ter­lau­fen wie bis­her. Die Bam­ber­ger Grü­nen haben ges­tern in einer Mit­tei­lung bekannt­ge­ge­ben, die „Rea­li­tät“ anzu­er­ken­nen, dass der Schlacht­hof kei­ne wirt­schaft­li­che Zukunft hat. Statt­des­sen sol­le unter dem Namen „Erl­wein-Quar­tier“ auf dem Are­al ein soge­nann­tes „Urba­nes Gebiet“ geplant wer­den, das ein Neben­ein­an­der von Woh­nen, Arbei­ten, Frei­zeit, kul­tu­rel­len und sozia­len Ein­rich­tun­gen erlaubt.

„Vie­le posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen aus der Zivil­ge­sell­schaft haben wir für das „Erl­wein-Quar­tier“ bekom­men“, sag­te der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Chris­ti­an Hader eini­ge Tage nach dem Start der Home­page. Auch aus der Bam­ber­ger Wirt­schaft, die viel­fach über Gewer­be­flä­chen­man­gel kla­ge, sei Zuspruch ein­ge­gan­gen. „Wir haben Rück­mel­dun­gen von Betrie­ben erhal­ten, die sich an dem Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess betei­li­gen wol­len. Nicht zuletzt für den Erhalt von Arbeits­plät­zen ist das ein sehr gutes Signal, und wir wol­len unse­re hei­mi­sche Wirt­schaft hier best­mög­lich unterstützen.“

Grü­nes „Nein“ zu Tönnies

Indes­sen bekräf­tig­te Haders Kol­le­gin Ulri­ke Sän­ger die grü­ne Posi­ti­on nach der jüngs­ten Sit­zung des Auf­sichts­rats der Schlacht­hof GmbH, in dem sie ihre Frak­ti­on ver­tritt. „Ein indus­tri­el­ler Groß­schlacht­hof unter der Füh­rung der Fir­ma Tön­nies kommt für uns nicht in Frage.“

Ent­spre­chend habe sie sich als Auf­sichts­rat, wie alle ande­ren Auf­sichts­rä­te auch, gegen eine Über­nah­me durch Tön­nies aus­ge­spro­chen. Der Ein­fluss des Kon­zerns ist laut Sän­ger und Hader jedoch schon jetzt der­art bestim­mend gewor­den, dass die Schlacht­hof GmbH weit von einem lokal oder regio­nal ori­en­tier­ten Betrieb ent­fernt ist.

Erschwe­rend kom­me aus Ulri­ke Sän­gers Sicht hin­zu, dass es rund um die Fir­ma Tön­nies immer wie­der Skan­da­le gäbe. Als Bei­spiel führ­te sie die jüngs­ten Vor­wür­fe an, Tön­nies ver­ar­bei­te ohne die ver­pflich­ten­de Kenn­zeich­nung soge­nann­tes Sepa­ra­to­ren­fleisch. Dabei han­delt es sich um eine brei­ar­ti­ge Mas­se aus Fleischresten.

Für die Grü­nen sei des­halb auch klar, dass für den Schlacht­hof kein wei­te­res Steu­er­geld ver­wen­det wer­den dür­fe. „Es ist nicht die Auf­ga­be der Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger, die Fir­ma Tön­nies mit Steu­er­mit­teln zu sub­ven­tio­nie­ren“, so Hader.

Das Ende des Schlacht­hofs in der jet­zi­gen Form müs­se dabei kei­nes­wegs zwangs­läu­fig das Ende von Nutz­tier-Schlach­tung im Raum Bam­berg bedeu­ten, beton­ten Hader und Sän­ger wei­ter. Krea­ti­ve Lösungs­vor­schlä­ge wur­den auch hier in die von den Grü­nen initi­ier­te Debat­te ein­ge­bracht. So kön­ne man sich etwa einen genos­sen­schaft­li­chen Betrieb ansäs­si­ger Metz­ge­rei­en und Bau­ern­hö­fe oder einen Zweck­ver­band aus Stadt und Land­kreis vor­stel­len. „Nur wenn wir uns von Tön­nies los­lö­sen, kön­nen regio­na­le Model­le in den Vor­der­grund tre­ten“, sag­ten Sän­ger und Hader.

Auf­sichts­rats­sit­zung

Schlacht­hof Bam­berg: Kei­ne Ver­pach­tung an Großkunden

Der Schlacht­hof Bam­berg hat wirt­schaft­li­che Pro­ble­me. Ihn zu deren Lösung an einen Groß­kun­den zu ver­pach­ten, hat der Auf­sichts­rat aber nun ausgeschlossen.

Der Schlacht­hof Bam­berg soll nicht an einen Groß­kun­den ver­pach­tet wer­den. Die­se Ent­schei­dung des Auf­sichts­rats hat die Stadt Bam­berg am Mitt­woch, 22. Juni, in einer Mit­tei­lung bekannt­ge­ge­ben. In einer zwei­ein­halb­stün­di­gen Sit­zung hat­te sich das Gre­mi­um mit der aktu­el­len Situa­ti­on bei der Schlacht­hof Bam­berg GmbH aus­ein­an­der­ge­setzt. „Am Ende hat sich, wie von mir ein­ge­for­dert, ein kla­res Mei­nungs­bild erge­ben. Dar­an kön­nen sich sowohl die GmbH als auch die Ver­wal­tung der Stadt Bam­berg beim wei­te­ren Vor­ge­hen ori­en­tie­ren“, erklär­te Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der und Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Starke.

Zu Beginn der Sit­zung hat­ten Inte­rims-Geschäfts­füh­rer Juli­an Schulz und Wirt­schafts­re­fe­rent Dr. Ste­fan Gol­ler einen Über­blick über die aktu­el­le Situa­ti­on gege­ben. Die­se stel­le sich in der gesam­ten Bran­che als sehr schwie­rig dar. Die grund­sätz­li­chen Pro­ble­me, mit denen der Schlacht­hof Bam­berg zu kämp­fen habe, sei­en viel­sei­tig. Ein ver­än­der­tes Kon­sum­ver­hal­ten, die afri­ka­ni­sche Schwein­pest und die Coro­na-Pan­de­mie hät­ten genau­so Aus­wir­kun­gen wie der Ukrai­ne-Krie­ge und Per­so­nal­kos­ten bei aus­blei­ben­den Schlachtungen.

„Das sind die wah­ren Grün­de für die Kri­se“, sag­te OB Star­ke. Zusätz­lich wür­den sich nun auch die öffent­li­chen Dis­kus­sio­nen um die Zukunft des Betriebs nega­tiv aus­wir­ken. So sei es nach dem Bekannt­wer­den der Situa­ti­on zu einer höhe­ren Zahl an Kün­di­gun­gen in den ver­gan­ge­nen sechs Wochen gekommen.

Gesprä­che mit Groß­kun­den, ja – Ver­pach­tung, nein

Schulz und Gol­ler berich­te­ten in der Auf­sichts­rats­sit­zung auch von ers­ten Gesprä­chen mit den Groß­kun­den Tön­nies und Vion. Die­se sei­en mit dem Ziel geführt wor­den, den Schlacht­hof lang­fris­tig mit einer „schwar­zen Null“ betrei­ben zu können.

Hier bestehe grund­sätz­lich die Bereit­schaft, wei­ter­hin in Bam­berg schlach­ten zu las­sen und dafür bestehen­de Ver­ein­ba­run­gen anzu­pas­sen. Wei­te­ren Model­len, wie etwa eine Ver­pach­tung an Groß­kun­den, erteil­te der Auf­sichts­rat aber eine kla­re Absa­ge. „Es ist ganz klar: Wenn der Schlacht­hof wei­ter exis­tie­ren soll, bleibt er in städ­ti­scher Hand“, fasst Andre­as Star­ke die Über­zeu­gung aller Auf­sichts­rä­te zusammen.

Zusätz­lich beauf­tra­ge der Auf­sichts­rat ein­stim­mig die Schlacht­hof-Geschäfts­füh­rung damit, die Preis­ver­hand­lun­gen mit den bei­den Groß­kun­den in enger Abstim­mung mit der Stadt Bam­berg zu füh­ren. In die Ver­hand­lun­gen sei zudem auch die Bam­ber­ger Flei­scher-Innung ein­zu­bin­den. Die­se habe Inter­es­se an einem eige­nen Betrieb des Schlacht­hofs angemeldet.

Grün­de der schwie­ri­gen Situation

Wirt­schaft­li­che Pro­ble­me im Schlacht­hof Bamberg

Der Schlacht­hof Bam­berg hat wirt­schaft­li­che Schwie­rig­kei­ten. For­de­run­gen nach Schlie­ßung wur­den zuletzt laut. Sei­ne Geschäfts­füh­rung und der Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de Andre­as Star­ke infor­mier­ten nun das Per­so­nal über die der­zei­ti­ge Situa­ti­on und ihre Grün­de. Mitt­ler­wei­le wur­den auch Ver­hand­lun­gen mit einem Groß­kon­zern begonnen.

Die schwie­ri­ge wirt­schaft­li­che Lage der Schlacht­hof Bam­berg GmbH hat unter­schied­li­che Grün­de. Geschäfts­füh­rer Jan Wer­le-Emler fass­te die wich­tigs­ten Ursa­chen bei einer Betriebs­ver­samm­lung die­se Woche zusammen.

Die Coro­na-Pan­de­mie habe das wirt­schaft­li­che Ergeb­nis mas­siv belas­tet. Im Jahr 2021 hät­ten Prä­ven­ti­on und Bekämp­fung der Pan­de­mie zu gro­ßen Mehr­auf­wen­dun­gen geführt. Nach posi­ti­ven Tests in der Beleg­schaft sei es ins­ge­samt mehr als fünf Wochen lang zu per­so­nel­len Aus­fäl­len an den Schlacht­li­ni­en gekom­men. Die Zahl der Rin­der-Schlach­tun­gen sei ent­spre­chend zurück­ge­gan­gen. Auch im lau­fen­den Jahr sei­en die Aus­wir­kun­gen von Coro­na noch zu spü­ren. Die­se hohen Ein­nah­men­ver­lus­te hät­ten wesent­lich die schlech­ten Ergeb­nis­se in den Jah­ren 2020 und 2021 verursacht.

Als zwei­ten Grund nann­te Wer­le-Emler den Ukrai­ne- Krieg. Die­ser habe die Prei­se für Roh­stof­fe und Ener­gie in kür­zes­ter Zeit enorm stei­gen las­sen. Fut­ter­mit­tel sei teu­rer gewor­den und in der Fol­ge hät­ten sich auch die Ein­kaufs­prei­se für Schwei­ne und Rin­der nahe­zu ver­dop­pelt. Auf der ande­ren Sei­te kön­ne man die ver­trag­lich zuge­si­cher­ten Lie­fer­prei­se für Fleisch nicht mehr ein­hal­ten. Somit sei auch für 2022 kei­ne Bes­se­rung der wirt­schaft­li­chen Lage im Bam­ber­ger Schlacht­hof in Sicht.

Außer­dem ver­hin­de­re die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest Expor­te. Im Sep­tem­ber 2020 wur­de die Krank­heit in Bran­den­burg erst­mals in Deutsch­land bestä­tigt. Das Virus befällt und tötet aus­schließ­lich Haus- und Wild­schei­ne. Vie­le Nicht-EU-Län­der haben infol­ge­des­sen ein Export-Ver­bot für deut­sches Schwei­ne­fleisch aus­ge­spro­chen. Dies ließ wie­der­um die Schlacht­zah­len bun­des­weit sin­ken. Auch Bam­berg sei davon betroffen.

Den vier­ten Grund für die Situa­ti­on im Schlacht­hof mach­te Jan Wer­le-Emler im geän­der­ten Kon­sum-Ver­hal­ten, das den Markt schrump­fen las­se, aus. All­ge­mein sei der Fleisch­kon­sum seit dem Jahr 2018 deut­lich rück­läu­fig. Haben die Deut­schen in den zwei Jahr­zehn­ten zuvor pro Kopf rund 61 Kilo­gramm Fleisch im Jahr ver­zehrt, so sank die­ser Wert bis 2021 auf 55 Kilo­gramm. Es sei davon aus­zu­ge­hen, dass sich die­ser Trend, der sich auch in Bam­berg nie­der­schla­ge, wei­ter anhalte.

Fra­gen der Belegschaft

Dann konn­te die Beleg­schaft Fra­gen und Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge ein­brin­gen. Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke, der gleich­zei­tig Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der städ­ti­schen Schlacht­hof GmbH ist, bedank­te sich für die Rück­mel­dun­gen und beton­te: „Mir ist auch sehr wich­tig, den Stim­men der Beleg­schaft in wei­te­ren Ver­lauf Gehör zu ver­schaf­fen. Jeder Arbeits­platz ist wich­tig. Es ist das Ziel unse­rer gemein­sa­men Anstren­gung, auch die Anlie­gen der Beleg­schaft im wei­te­ren Ver­fah­ren zu berücksichtigen“

Am Ende der Betriebs­ver­samm­lung sicher­te der Ober­bür­ger­meis­ter den Anwe­sen­den zu, den Dia­log fort­zu­set­zen und zu einer wei­te­ren Ver­samm­lung ein­zu­la­den, sobald kon­kre­te Ergeb­nis­se erar­bei­tet wor­den seien.

Ver­hand­lun­gen mit Tönnies

Mitt­ler­wei­le hat die Stadt Bam­berg Ver­hand­lun­gen über eine Zusam­men­ar­beit mit dem, immer wie­der in der Kri­tik ste­hen­den, Fleisch-Groß-Pro­du­zen­ten Tön­nies begon­nen. Der Auf­takt sei gut gewe­sen sag­te Andre­as Star­ke – in der kom­men­den Woche wol­le man die Ver­hand­lun­gen fortsetzen.