Die Solidarische Landwirtschaft Bamberg, kurz Solawi, hat ein angespanntes Jahr hinter sich. Ende Oktober 2019 erfuhr der Verein, dass die Stadt Bamberg ihre Anbaufläche in der Südflur, nahe der brose-Arena, anderweitig verkaufen will. Allerdings bot das Rathaus der Solawi auch eine neue Landfläche, die nur ein paar Schritte entfernt liegt, zur Pacht an. Wir haben mit Elisabeth Prüm, Mitglied im Organisationsteam der Solawi, über das neue Stück Land gesprochen.
Die Solawi Bamberg sieht sich als Alternative zur konventionellen Landwirtschaft und hat sich dem nachhaltigen und ökologischen Anbau regionaler Produkte verschrieben. Allerdings werden die Ernteprodukte nicht an örtliche Zwischenhändler wie Supermärkte verkauft, sondern direkt vor Ort an die Kundinnen und Kunden abgegeben, die bei Solawi die Bezeichnung Ernteteiler tragen. Die Ernteteiler zahlen während des ganzen Jahres einen bestimmten Beitrag, wodurch sich unter anderem der Lohn des Gärtners finanziert, und bekommen ihren Anteil an der Ernte.
Frau Prüm, Solawi Bamberg wurde 2017 gegründet. Wie kommt der Verein bei der Bamberger Bevölkerung an, wie stark ist der Zuspruch?
Elisabeth Prüm: Unsere Warteliste ist so lang, dass es einer zweiten Solawi bedürfte, um alle Menschen, die dabei sein wollen, versorgen zu können.
Wie erklären Sie sich diese Beliebtheit?
Elisabeth Prüm: In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels wächst bei vielen Menschen der Wunsch nach einer gesunden, fair produzierten Ernährung. Wir liefern dafür das biologisch angebaute Gemüse.
Wie haben Sie reagiert als Sie Ende Oktober erfahren haben, dass die Stadt Ihr Grundstück an der Südflur verkaufen wird?
Elisabeth Prüm: Wir waren entsetzt, vor allem, weil wir aus der Zeitung davon erfahren haben und nicht direkt von der Stadt informiert wurden.
Haben Sie von dem Angebot, ein anderes Stück Land unweit der Südflur pachten zu können, auch erst aus der Zeitung erfahren? Wie lief die Überbringung dieses Angebots ab?
Elisabeth Prüm: Nein. Von der Stadt kam schnell das Angebot einer Ausgleichsfläche. In einer gemeinsamen Ortsbegehung wurde dann das entsprechende Stück Land an der Südflur ausgesucht. Wir konnten Wünsche äußern, die auch überwiegend Gehör fanden.
Wie sahen diese Wünsche aus, welche wurden Ihnen nicht erfüllt?
Elisabeth Prüm: Entgegen des ursprünglichen Vorschlags konnten wir uns auf eine Fläche am Rand der Kurzumtriebsplantage an der Südflur einigen – dies gewährleistet einen leichteren Zugang. Es wurde auch eine Reihe Pappeln an der einen Schmalseite stehen gelassen als Begrenzung. Eine Hilfe beim Umzug konnte seitens der Stadt nicht zugesagt werden. Dafür haben wir nun einen langfristigen Pachtvertrag.
Oberbürgermeister Andreas Starke nannte die neue Pacht “eine gute Lösung”. Sehen Sie das auch so?
Elisabeth Prüm: Ja, es ist eine gute Lösung. Wir haben mit einem Pachtvertrag auf zehn Jahre eine langfristige Perspektive. Die Fläche ist größer als die bisherige, es können mehr Menschen mit Gemüse versorgt werden. Auch für unseren Selbsterntegarten namens Sega Süd ist Platz auf dem Gelände.
Ist das neue Gelände für Ihre Ansprüche geeigneter oder ungeeigneter als das alte?
Elisabeth Prüm: Dadurch, dass es größer ist, gibt es mehr Möglichkeiten, zum Beispiel können wir Obstbäume und Beerensträucher anbauen. Es ist allerdings auch viel zu tun: eine Hecke pflanzen und einen Zaun errichten beispielsweise. Dafür wird auch zusätzlich Geld gebraucht, sodass vor kurzem eine Crowd funding aktion gestartet wurde.
Wie läuft der Umzug aufs neue Gelände bisher?
Elisabeth Prüm: Die Stadt hat veranlasst, dass das Gelände gerodet und umgepflügt wurde und außerdem eine Gründüngung ausgebracht. Eine weitere Bodenbearbeitung ist zugesagt.
Viele weitere Arbeiten haben wir für den Winter geplant: So werden wir einen Folientunnel und einen Geräteschuppen aufstellen und Obstbäume pflanzen.
Was wird es in der nächsten Solawi-Saison dort alles geben? Welches Angebot, welche Projekte, welche Pläne haben Sie für 2021?
Elisabeth Prüm: Es können 30 neue Ernteteiler aufgenommen und fast das ganze Jahr über mit frischem Gemüse versorgt werden und: wir werden einen zweiten Gärtner anstellen. Außerdem sollen wie bisher im Rahmen der Projektwerkstatt des Bund Naturschutz unterschiedlichste Bildungsprojekte, Workshops und Führungen mit Schulklassen und vielen anderen Gruppen durchgeführt werden.