Rund um die Heckenpflanzung um das neue Solawi-Gelände in der Südflur zwischen der Versuchsanstalt (LWG) und Kaufland werden künftig herrlich duftende Kräuter
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Biotope in der Stadt verbinden
Umweltreferent und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp sät Wildkräuter bei der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi)
Rund um die Heckenpflanzung um das neue Solawi-Gelände in der Südflur zwischen der Versuchsanstalt (LWG) und Kaufland werden künftig herrlich duftende Kräuter und Gräser wachsen: Umweltreferent und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp hat zusammen mit den beiden Solawi-Gärtnern Mathieu und Simon einen Wildkräutersaum ausgesät.
Hier wachsen schon bald Natternkopf, Hornklee, Thymian, Klatschmohn oder Pastinake und vieles mehr. Das Klima- und Umweltamt hat der Solidarischen Landwirtschaft drei Kilogramm Regio-Saatgut, eine Mischung für Feldraine und Säume, zur Aussaat auf stadteigenem Grund zur Verfügung gestellt.
Auch die Heckenpflanzung um das Solawi-Gelände besteht ausschließlich aus gebietsheimischen Gehölzen, die genetisch aus der Region Nordbayern stammen. Die Pflanzung der rund 750 Sträucher fand im November 2020 statt, vermittelt wurden die Gehölze über das Klima- und Umweltamt und den Landschaftspflegeverband Bamberg. „Als Untere Naturschutzbehörde haben wir den Antrag ohne Einschränkung befürwortet. Die Hecke dient dem Biotopverbund in der Südflur und durch die Mischung aus mehreren Gehölzarten fördert sie die biologische Vielfalt ganz besonders“, betont der Naturschutzbeauftragte der Stadt Bamberg, Dr. Jürgen Gerdes. Durch die Anlage von Hecken und Feldgehölzen in nicht allzu großer Entfernung voneinander soll der Hauptsmoorwald über die Südflur und die Buger Wiesen mit dem Bruderwald verbunden werden. Sie dienen vielen Tierarten, die das freie Feld scheuen, als Ausbreitungskorridore.
Die Stadt Bamberg ist Mitglied im Landschaftspflegeverband Landkreis Bamberg e.V., der für solche Maßnahmen Mittel des Freistaates über die Regierung von Oberfranken beantragt. Der Freistaat fördert die Gesamtkosten von 2.700 Euro zu 70 Prozent, den Eigenanteil von 810 Euro übernimmt das Klima- und Umweltamt. „Die Solidarische Landwirtschaft ist eine innovative Strategie für eine lebendige, verantwortungsvolle Landwirtschaft, die gleichzeitig die Existenz der Menschen, die dort arbeiten, sicherstellt und einen essenziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leistet“, begründet Umweltreferent und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp die finanzielle Unterstützung des Projekts.
Weitere Informationen
Die Solawi Bamberg wurde 2017 ins Leben gerufen. Im Jahr 2018 wurde die erste Saison gestartet. Solawi ist eine Gruppe engagierter Menschen gemischten Alters, die aus der Bewegung Transition Bamberg hervorgegangen ist. Gemäß dem Transition-Motto “einfach. jetzt. machen.” Will sie konkret den Wandel zu einer nachhaltigeren und solidarischeren Lebensweise in Bamberg voranbringen. Außer den beiden Gärtnern arbeiten alle ehrenamtlich, weil sie Spaß daran haben und ihnen die Solawi am Herzen liegt. Nicht alle sind gleichzeitig auch Ernteteiler:innen, einige versorgen sich mit Gemüse aus dem eigenen Garten oder Gemeinschaftsgarten.
Darüber hinaus haben die pädagogisch versierten Kräfte in den eigenen Reihen in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz Bamberg das Bildungsprojekt „Vom Acker auf den Teller“ ins Leben gerufen. Durch den Erhalt von Fördermitteln können Teile der in diesem Rahmen stattfindenden Bildungsarbeit auf Honorarbasis bezahlt werden.
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Neue Anbaufläche
Solawi Bamberg
Die Solidarische Landwirtschaft Bamberg, kurz Solawi, hat ein angespanntes Jahr hinter sich. Ende Oktober 2019 erfuhr der Verein, dass die Stadt Bamberg ihre Anbaufläche in der Südflur, nahe der brose-Arena, anderweitig verkaufen will. Allerdings bot das Rathaus der Solawi auch eine neue Landfläche, die nur ein paar Schritte entfernt liegt, zur Pacht an. Wir haben mit Elisabeth Prüm, Mitglied im Organisationsteam der Solawi, über das neue Stück Land gesprochen.
Die Solawi Bamberg sieht sich als Alternative zur konventionellen Landwirtschaft und hat sich dem nachhaltigen und ökologischen Anbau regionaler Produkte verschrieben. Allerdings werden die Ernteprodukte nicht an örtliche Zwischenhändler wie Supermärkte verkauft, sondern direkt vor Ort an die Kundinnen und Kunden abgegeben, die bei Solawi die Bezeichnung Ernteteiler tragen. Die Ernteteiler zahlen während des ganzen Jahres einen bestimmten Beitrag, wodurch sich unter anderem der Lohn des Gärtners finanziert, und bekommen ihren Anteil an der Ernte.
Frau Prüm, Solawi Bamberg wurde 2017 gegründet. Wie kommt der Verein bei der Bamberger Bevölkerung an, wie stark ist der Zuspruch?
Elisabeth Prüm: Unsere Warteliste ist so lang, dass es einer zweiten Solawi bedürfte, um alle Menschen, die dabei sein wollen, versorgen zu können.
Wie erklären Sie sich diese Beliebtheit?
Elisabeth Prüm: In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels wächst bei vielen Menschen der Wunsch nach einer gesunden, fair produzierten Ernährung. Wir liefern dafür das biologisch angebaute Gemüse.
Wie haben Sie reagiert als Sie Ende Oktober erfahren haben, dass die Stadt Ihr Grundstück an der Südflur verkaufen wird?
Elisabeth Prüm: Wir waren entsetzt, vor allem, weil wir aus der Zeitung davon erfahren haben und nicht direkt von der Stadt informiert wurden.
Haben Sie von dem Angebot, ein anderes Stück Land unweit der Südflur pachten zu können, auch erst aus der Zeitung erfahren? Wie lief die Überbringung dieses Angebots ab?
Elisabeth Prüm: Nein. Von der Stadt kam schnell das Angebot einer Ausgleichsfläche. In einer gemeinsamen Ortsbegehung wurde dann das entsprechende Stück Land an der Südflur ausgesucht. Wir konnten Wünsche äußern, die auch überwiegend Gehör fanden.
Wie sahen diese Wünsche aus, welche wurden Ihnen nicht erfüllt?
Elisabeth Prüm: Entgegen des ursprünglichen Vorschlags konnten wir uns auf eine Fläche am Rand der Kurzumtriebsplantage an der Südflur einigen – dies gewährleistet einen leichteren Zugang. Es wurde auch eine Reihe Pappeln an der einen Schmalseite stehen gelassen als Begrenzung. Eine Hilfe beim Umzug konnte seitens der Stadt nicht zugesagt werden. Dafür haben wir nun einen langfristigen Pachtvertrag.
Oberbürgermeister Andreas Starke nannte die neue Pacht “eine gute Lösung”. Sehen Sie das auch so?
Elisabeth Prüm: Ja, es ist eine gute Lösung. Wir haben mit einem Pachtvertrag auf zehn Jahre eine langfristige Perspektive. Die Fläche ist größer als die bisherige, es können mehr Menschen mit Gemüse versorgt werden. Auch für unseren Selbsterntegarten namens Sega Süd ist Platz auf dem Gelände.
Ist das neue Gelände für Ihre Ansprüche geeigneter oder ungeeigneter als das alte?
Elisabeth Prüm: Dadurch, dass es größer ist, gibt es mehr Möglichkeiten, zum Beispiel können wir Obstbäume und Beerensträucher anbauen. Es ist allerdings auch viel zu tun: eine Hecke pflanzen und einen Zaun errichten beispielsweise. Dafür wird auch zusätzlich Geld gebraucht, sodass vor kurzem eine Crowd funding aktion gestartet wurde.
Wie läuft der Umzug aufs neue Gelände bisher?
Elisabeth Prüm: Die Stadt hat veranlasst, dass das Gelände gerodet und umgepflügt wurde und außerdem eine Gründüngung ausgebracht. Eine weitere Bodenbearbeitung ist zugesagt.
Viele weitere Arbeiten haben wir für den Winter geplant: So werden wir einen Folientunnel und einen Geräteschuppen aufstellen und Obstbäume pflanzen.
Was wird es in der nächsten Solawi-Saison dort alles geben? Welches Angebot, welche Projekte, welche Pläne haben Sie für 2021?
Elisabeth Prüm: Es können 30 neue Ernteteiler aufgenommen und fast das ganze Jahr über mit frischem Gemüse versorgt werden und: wir werden einen zweiten Gärtner anstellen. Außerdem sollen wie bisher im Rahmen der Projektwerkstatt des Bund Naturschutz unterschiedlichste Bildungsprojekte, Workshops und Führungen mit Schulklassen und vielen anderen Gruppen durchgeführt werden.