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Landwirtschaft

Land­wirt­schaft in Oberfranken 

52 Meis­ter­brie­fe an Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und ‑meis­ter übergeben

52 ober­frän­ki­sche Land­wir­tin­nen und Land­wir­te haben die höchs­te Stu­fe im prak­ti­schen Bereich erreicht: Im Rah­men einer Fei­er­stun­de haben neun Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und 43 Land­wirt­schafts­meis­ter aus den Land­krei­sen Bam­berg, Bay­reuth, Coburg, Hof, Kro­nach, Kulm­bach, Lich­ten­fels und Wun­sie­del im Fich­tel­ge­bir­ge ihre Meis­ter­brie­fe erhalten.

„Sie hat­ten den Mut, sich den Her­aus­for­de­run­gen der Meis­ter­prü­fung zu stel­len. Sie hat­ten ein Ziel vor Augen und haben die­ses kon­se­quent ver­folgt und auch erreicht”, lob­te Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent Tho­mas Engel die frisch­ge­ba­cke­nen Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten in sei­ner Begrü­ßung. “Als Land­wir­tin­nen und Land­wir­te gestal­ten Sie das Land­schafts­bild und erzeu­gen regio­na­le Lebens­mit­tel. Vie­le von Ihnen stel­len auch rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie aus Holz, Bio­gas oder Pho­to­vol­ta­ik zur Ver­fü­gung. Mit der Fort­bil­dung zu Meis­te­rin­nen und Meis­tern der Land­wirt­schaft haben Sie sich nun umfas­send qua­li­fi­ziert, die gro­ßen fach­li­chen und gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen sou­ve­rän zu meistern.”

Dr. Micha­el Kar­rer, Bil­dungs­re­fe­rent im Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und Fors­ten, hielt den Fest­vor­trag zum The­ma “Bil­dung – ein Stück Lebens­kraft”.
Die land­wirt­schaft­li­che Fort­bil­dung in Bay­ern mit den Fach­schu­len und der Meis­ter­aus­bil­dung ver­mitt­le den Stu­die­ren­den ein Fun­da­ment, auf dem hohe Tür­me gebaut wer­den könn­ten. Minis­te­ri­al­rat Dr. Kar­rer zitier­te Charles Dar­win mit den Wor­ten: „Es ist nicht die stärks­te Spe­zi­es, die über­lebt, auch nicht die intel­li­gen­tes­te, es ist die­je­ni­ge, die sich am ehes­ten dem Wan­del anpas­sen kann.”

„Unse­re land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be pro­du­zie­ren hoch­wer­ti­ge Lebensmittel“

Wei­te­re Gruß­wor­te spra­chen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Mar­tin Schöf­fel und der Land­rat des Land­krei­ses Kulm­bach, Klaus Peter Söll­ner. „Jedem muss klar sein: Unse­re Lebens­mit­tel­ver­sor­gung kann nur durch eine star­ke Land­wirt­schaft gesi­chert wer­den. Unse­re Bau­ern­fa­mi­li­en leis­ten einen ent­schei­den­den Bei­trag zum Erhalt unse­rer ein­zig­ar­ti­gen Kul­tur­land­schaft und sie erzeu­gen dabei hoch­wer­ti­ge Lebens­mit­tel“, beton­te MdL Mar­tin Schöf­fel. „Als Meis­te­rin­nen und Meis­ter sind Sie Exper­ten in Sachen Land­wirt­schaft. Dafür gebührt Ihnen unser Respekt.“ Gera­de in Zei­ten von glo­ba­len Kri­sen müs­se die hei­mi­sche Land­wirt­schaft gestärkt wer­den.
Auch Land­rat Klaus Peter Söll­ner beton­te die Bedeu­tung der Land­wirt­schaft. „Unse­re land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be pro­du­zie­ren hoch­wer­ti­ge Lebens­mit­tel und stär­ken die regio­na­len Kreis­läu­fe. Die Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und ‑meis­ter sind ein wich­ti­ger Mosa­ik­stein für die posi­ti­ve Fort­ent­wick­lung Ober­fran­kens”, so der Landrat.

Im Anschluss zeich­ne­te Minis­te­ri­al­rat Dr. Kar­rer die bes­ten 20 Pro­zent der Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer mit dem Meis­ter­preis der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung aus, bevor die Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und ‑meis­ter durch den Vor­sit­zen­den des Bezirks­ver­ban­des land­wirt­schaft­li­cher Meis­ter und Aus­bil­der in Ober­fran­ken (VLM), Rudi Steu­er, sowie VLM Ober­fran­ken-Geschäfts­füh­rer Arno Eisen­acher offi­zi­ell in den Ver­band der Land­wirt­schafts­meis­ter auf­ge­nom­men wurden.


Hin­ter­grund zur Meisterfortbildung

Die Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten haben mit der Meis­ter­qua­li­fi­zie­rung die höchs­te Stu­fe der Fort­bil­dung im prak­ti­schen Bereich erreicht. Sie sind damit bes­tens gerüs­tet, den eige­nen Betrieb zu bewirt­schaf­ten oder als Füh­rungs­kräf­te in vor- und nach­ge­la­ger­ten Berei­chen tätig zu werden.

Nach einem Jahr prak­ti­scher Tätig­keit in einem land­wirt­schaft­li­chen Betrieb besu­chen die Fort­bil­dungs­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer für drei Semes­ter die Land­wirt­schafts­schu­le. Anschlie­ßend berei­ten sie sich wäh­rend eines wei­te­ren Jah­res mit berufs­be­glei­ten­den Lehr­gän­gen und Prü­fun­gen auf die Abschluss­prü­fung zum/​zur Landwirtschaftsmeister/​in vor.

Inhal­te der Meis­ter­prü­fung sind unter ande­rem im Bereich der Pro­duk­ti­ons- und Ver­fah­rens­tech­nik der Ver­gleich und die Bewer­tung von Pro­duk­ti­ons­ver­fah­ren bei der pflanz­li­chen oder tie­ri­schen Erzeu­gung mit einem 12 mona­ti­gen prak­ti­schen Arbeits­pro­jekt, im Bereich der Unter­neh­mens­füh­rung die Ana­ly­se und Beur­tei­lung eines frem­den Betrie­bes und im Bereich der Mit­ar­bei­ter­füh­rung eine prak­ti­sche Arbeitsunterweisung.

Neue Anbau­flä­che

Sola­wi Bamberg

Die Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft Bam­berg, kurz Sola­wi, hat ein ange­spann­tes Jahr hin­ter sich. Ende Okto­ber 2019 erfuhr der Ver­ein, dass die Stadt Bam­berg ihre Anbau­flä­che in der Süd­flur, nahe der bro­se-Are­na, ander­wei­tig ver­kau­fen will. Aller­dings bot das Rat­haus der Sola­wi auch eine neue Land­flä­che, die nur ein paar Schrit­te ent­fernt liegt, zur Pacht an. Wir haben mit Eli­sa­beth Prüm, Mit­glied im Orga­ni­sa­ti­ons­team der Sola­wi, über das neue Stück Land gesprochen.

Die Sola­wi Bam­berg sieht sich als Alter­na­ti­ve zur kon­ven­tio­nel­len Land­wirt­schaft und hat sich dem nach­hal­ti­gen und öko­lo­gi­schen Anbau regio­na­ler Pro­duk­te ver­schrie­ben. Aller­dings wer­den die Ern­te­pro­duk­te nicht an ört­li­che Zwi­schen­händ­ler wie Super­märk­te ver­kauft, son­dern direkt vor Ort an die Kun­din­nen und Kun­den abge­ge­ben, die bei Sola­wi die Bezeich­nung Ern­te­tei­ler tra­gen. Die Ern­te­tei­ler zah­len wäh­rend des gan­zen Jah­res einen bestimm­ten Bei­trag, wodurch sich unter ande­rem der Lohn des Gärt­ners finan­ziert, und bekom­men ihren Anteil an der Ernte.

Frau Prüm, Sola­wi Bam­berg wur­de 2017 gegrün­det. Wie kommt der Ver­ein bei der Bam­ber­ger Bevöl­ke­rung an, wie stark ist der Zuspruch?

Eli­sa­beth Prüm: Unse­re War­te­lis­te ist so lang, dass es einer zwei­ten Sola­wi bedürf­te, um alle Men­schen, die dabei sein wol­len, ver­sor­gen zu können.

Wie erklä­ren Sie sich die­se Beliebtheit?

Eli­sa­beth Prüm: In Zei­ten des fort­schrei­ten­den Kli­ma­wan­dels wächst bei vie­len Men­schen der Wunsch nach einer gesun­den, fair pro­du­zier­ten Ernäh­rung. Wir lie­fern dafür das bio­lo­gisch ange­bau­te Gemüse.

Wie haben Sie reagiert als Sie Ende Okto­ber erfah­ren haben, dass die Stadt Ihr Grund­stück an der Süd­flur ver­kau­fen wird?

Eli­sa­beth Prüm: Wir waren ent­setzt, vor allem, weil wir aus der Zei­tung davon erfah­ren haben und nicht direkt von der Stadt infor­miert wurden.

Haben Sie von dem Ange­bot, ein ande­res Stück Land unweit der Süd­flur pach­ten zu kön­nen, auch erst aus der Zei­tung erfah­ren? Wie lief die Über­brin­gung die­ses Ange­bots ab?

Eli­sa­beth Prüm: Nein. Von der Stadt kam schnell das Ange­bot einer Aus­gleichs­flä­che. In einer gemein­sa­men Orts­be­ge­hung wur­de dann das ent­spre­chen­de Stück Land an der Süd­flur aus­ge­sucht. Wir konn­ten Wün­sche äußern, die auch über­wie­gend Gehör fanden.

Wie sahen die­se Wün­sche aus, wel­che wur­den Ihnen nicht erfüllt?

Eli­sa­beth Prüm: Ent­ge­gen des ursprüng­li­chen Vor­schlags konn­ten wir uns auf eine Flä­che am Rand der Kur­zum­triebs­plan­ta­ge an der Süd­flur eini­gen – dies gewähr­leis­tet einen leich­te­ren Zugang. Es wur­de auch eine Rei­he Pap­peln an der einen Schmal­sei­te ste­hen gelas­sen als Begren­zung. Eine Hil­fe beim Umzug konn­te sei­tens der Stadt nicht zuge­sagt wer­den. Dafür haben wir nun einen lang­fris­ti­gen Pachtvertrag.

Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke nann­te die neue Pacht “eine gute Lösung”. Sehen Sie das auch so?

Eli­sa­beth Prüm: Ja, es ist eine gute Lösung. Wir haben mit einem Pacht­ver­trag auf zehn Jah­re eine lang­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve. Die Flä­che ist grö­ßer als die bis­he­ri­ge, es kön­nen mehr Men­schen mit Gemü­se ver­sorgt wer­den. Auch für unse­ren Selbst­ern­te­gar­ten namens Sega Süd ist Platz auf dem Gelände.

Ist das neue Gelän­de für Ihre Ansprü­che geeig­ne­ter oder unge­eig­ne­ter als das alte?

Eli­sa­beth Prüm: Dadurch, dass es grö­ßer ist, gibt es mehr Mög­lich­kei­ten, zum Bei­spiel kön­nen wir Obst­bäu­me und Bee­ren­sträu­cher anbau­en. Es ist aller­dings auch viel zu tun: eine Hecke pflan­zen und einen Zaun errich­ten bei­spiels­wei­se. Dafür wird auch zusätz­lich Geld gebraucht, sodass vor kur­zem eine Crowd fun­ding akti­on gestar­tet wurde.

Wie läuft der Umzug aufs neue Gelän­de bisher?

Eli­sa­beth Prüm: Die Stadt hat ver­an­lasst, dass das Gelän­de gero­det und umge­pflügt wur­de und außer­dem eine Gründün­gung aus­ge­bracht. Eine wei­te­re Boden­be­ar­bei­tung ist zuge­sagt.
Vie­le wei­te­re Arbei­ten haben wir für den Win­ter geplant: So wer­den wir einen Foli­en­tun­nel und einen Gerä­te­schup­pen auf­stel­len und Obst­bäu­me pflanzen.

Was wird es in der nächs­ten Sola­wi-Sai­son dort alles geben? Wel­ches Ange­bot, wel­che Pro­jek­te, wel­che Plä­ne haben Sie für 2021?

Eli­sa­beth Prüm: Es kön­nen 30 neue Ern­te­tei­ler auf­ge­nom­men und fast das gan­ze Jahr über mit fri­schem Gemü­se ver­sorgt wer­den und: wir wer­den einen zwei­ten Gärt­ner anstel­len. Außer­dem sol­len wie bis­her im Rah­men der Pro­jekt­werk­statt des Bund Natur­schutz unter­schied­lichs­te Bil­dungs­pro­jek­te, Work­shops und Füh­run­gen mit Schul­klas­sen und vie­len ande­ren Grup­pen durch­ge­führt werden.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter:

www.solawi-bamberg.de

Infor­ma­tio­nen zur Crowd­fun­ding-Kam­pa­gne unter:

www.startnext.com/en/solawi-neu