Extramei­le für Kunst

Spen­den­lauf brach­te mehr als 13.000 Kilometer

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Beim Benefizlauf an Silvester wurden alle Erwartungen übertroffen, Foto: Pixabay
Das End­ergeb­nis des vom Stadt­ver­band für Sport orga­ni­sier­ten Spen­den­laufs zuguns­ten der Kunst liegt vor. Alle Erwar­tun­gen wur­den bei der gest­ri­gen Ver­an­stal­tung bei Wei­tem übertroffen.

Das fina­le Ergeb­nis, das um 19:27 Uhr fest­stand, hat­te eine Dimen­si­on, die nie­mand erwar­tet hat­te: Ins­ge­samt wur­den 13.849,05 Kilo­me­ter gelau­fen, dem Ruf des Stadt­ver­ban­des folg­ten 1.160 Teil­neh­men­de. Stadt­ver­bands-Vor­stands­chef Wolf­gang Reich­mann konn­te es nicht fas­sen: „Wenn ich die­se Zah­len sehe, dann bin ich ein­fach nur über­glück­lich und fas­sungs­los, aber im posi­ti­ven Sin­ne.” Unter­stützt wur­de der Stadt­ver­band für Sport vom FC Ein­tracht Bam­berg als Koope­ra­ti­ons­part­ner. Des­sen Vor­stands­mit­glied Sascha Dorsch zeig­te sich sprach­los: „Was an Sil­ves­ter und Neu­jahr pas­siert ist, hat mich ver­stum­men las­sen. Nie hät­ten wir mit die­ser Reso­nanz gerech­net. Wir haben so vie­le Dan­kes­mails bekom­men, ich den­ke, wir haben da einen Nerv getrof­fen. Von daher bin ich wirk­lich berührt, wie stark sich die Stadt und die Regi­on hier mit den Kunst­schaf­fen­den soli­da­risch zei­gen. Ich habe im per­sön­li­chen Gespräch öfter gehört, dass es den Läufern/​innen eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit war, den Kunst­schaf­fen­den ein Zei­chen zu geben, dass sie nicht allei­ne sind und vie­le Sport­ler und Bür­ger der Stadt hier hel­fen wollen.”

Beim „#extramei­le­fuer­kunst“ rief der Stadt­ver­band am 31. Dezem­ber Sport­le­rin­nen und Sport­ler auf, die Lauf­schu­he zu schnü­ren und zusam­men min­des­tens 5.000 Kilo­me­ter zu lau­fen. Die Lauf­be­reit­schaft war kaum noch zu top­pen, so dass der Stadt­ver­band mit sei­nem Koope­ra­ti­ons­part­ner FC Ein­tracht Bam­berg am Lauft­ag um 15:38 Uhr in Jubel­stür­me aus­brach: „Da wur­de die magi­sche Zahl durch bock­star­ke 60 Kilo­me­ter von Dani­el Hof­stät­ter geknackt, der Kerl lief näm­lich sage und schrei­be 60 Kilo­me­ter. Unglaub­lich”, so ein völ­lig per­ple­xer Wolf­gang Reich­mann. Jetzt sind vom Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Bro­se 5.000 Euro fäl­lig – die­se hat­te das Unter­neh­men in Aus­sicht gestellt, wenn 5.000 Kilo­me­ter gelau­fen wer­den. „Mit die­ser Sum­me soll den von den Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie betrof­fe­nen Kunst­schaf­fen­den gehol­fen wer­den. Dass die Akti­ven uns jedoch, um es locker zu for­mu­lie­ren, die Bude ein­ge­rannt haben, ist Wahn­sinn. Vie­le aus unse­rem Team haben am Sil­ves­ter­tag noch nach 22 Uhr gezählt, und am Neu­jahrs­tag wur­den bis kurz vor 19 Uhr die ein­ge­gan­ge­nen Mel­dun­gen aus­ge­wer­tet. Man darf nicht ver­ges­sen, dass sogar noch am frü­hen Abend des 1. Janu­ar gelau­fe­ne Kilo­me­ter gemel­det wurden.” 

„Gefühlt ist ganz Bam­berg und die Regi­on auf den Beinen”

Um 9 Uhr am Sil­ves­ter­tag ging es los mit dem Erfas­sen der ers­ten ein­ge­gan­ge­nen Mel­dun­gen. Kurz nach 13 Uhr hieß es aus dem Zähl­zen­trum: „Wahn­sinn…! Gefühlt ist ganz Bam­berg und die Regi­on auf den Bei­nen. Mitt­ler­wei­le ste­hen wir bei 2.800 Kilo­me­ter. Nur noch 2.200 km bis zum gro­ßen Ziel.” Gegen 15 Uhr mel­de­te der Mode­ra­tor der Face­book­sei­te: „Fast 4.000 Kilo­me­ter schon. Leu­te, ihr seid wahn­sin­nig, wir arbei­ten aktu­ell an vier Rech­nern par­al­lel und kom­men nicht mehr hin­ter­her. Dan­ke an alle Läufer*innen.”

Eine Viel­zahl von auf­mun­tern­den Dankesworten

Bis dahin waren nicht nur Bam­berg und die Regi­on beim Lau­fen, son­dern auch Men­schen außer­halb der Welt­kul­tur­er­be­stadt: Erlan­gen, Nürn­berg, aus dem All­gäu, Lör­rach, Karls­ru­he, Ber­lin, Cott­bus – die Mel­dun­gen der gelau­fe­nen Kilo­me­ter zuguns­ten der Kunst­schaf­fen­den kann­ten kei­ne Gren­zen. Die Fol­ge: die Vor­stands­mit­glie­der des Stadt­ver­ban­des – Wolf­gang Gra­der, Robert Hat­zold, Heinz Kunt­ke, Wolf­gang Reich­mann und Mäx Zil­li­bil­ler sowie die den Ver­band in Web­an­ge­le­gen­hei­ten unter­stüt­zen­de Sibyl­le Kretz­schmar – hat­ten beim Aus­zäh­len alle Hän­de voll zu tun. „Völ­lig klar ist auch, dass der Stadt­ver­band ohne die Mit­ar­beit des FC Ein­tracht Bam­berg das alles nie­mals hät­te stem­men kön­nen. Nicht ver­ges­sen dür­fen wir daher des­sen Leu­te Abi Bas­ka­ran, Sascha Dorsch und Niklas Rajc­zyk”, dankt Vor­sit­zen­der Reich­mann neben sei­nen Vor­stands­mit­glie­dern auch den Hel­fern des FCE.

Alle, die mit­ge­ar­bei­tet haben, kön­nen Geschich­ten erzäh­len: Von Maxi­mi­li­an, der die ers­ten Kilo­me­ter zum Bäcker und zurück­ge­lau­fen ist, um dann noch gute acht Kilo­me­ter zusätz­lich bei­zu­steu­ern und – wohl auf den Hund gekom­men – von die­sem beglei­tet wur­de, des­sen vier­bei­ni­ge Kilo­me­ter jedoch nicht ange­rech­net wur­den. Vom klei­nen Joschua, der einen Kilo­me­ter lief, was der Stadt­ver­band kom­men­tier­te mit: „Was sagt Jack im Film Tita­nic? Weil jeder Tag zählt. In die­sem Fall zählt jeder Kilo­me­ter”. Von Peter, der mit sei­nem Arbeits­kol­le­gen Robert vier Kilo­me­ter lief und dann allei­ne fast zehn wei­te­re Kilo­me­ter fol­gen ließ. Von Tho­mas, der sei­ne Leis­tung von gut 21 Kilo­me­tern sel­ber als „klei­nen Bei­trag” bezeich­ne­te. Von Ben aus der U12 des FC Ein­tracht Bam­berg mit gut zehn Kilo­me­tern. Von Ste­fa­nie, die gegen 11 Uhr als 100. lau­fen­de Per­son erfasst wur­de. Von Jas­min, die als gebür­ti­ge Bam­ber­ge­rin ihren Bei­trag von gut acht Kilo­me­tern im All­gäu bei­steu­er­te. Von Tho­mas, für den es aus dienst­li­chen Grün­den eine Pflicht war, mit­zu­lau­fen und der gute 15 Kilo­me­ter auf­leg­te. Von Sven, der einen Mara­thon mit 42 Kilo­me­tern bei­steu­er­te. Von Nata­lie, die in der Daten­bank als tau­sends­te Teil­neh­men­de erfasst wur­de. Die Lis­te der unglaub­lich erbrach­ten Lauf­leis­tun­gen lie­ße sich schier end­los fort­füh­ren. „Aber nicht nur die gemeis­ter­ten Kilo­me­ter wur­den gemel­det, uns erreich­ten auch eine Viel­zahl von auf­mun­tern­den Dan­kes­wor­ten. Daher auf die­sem Weg noch­mals gro­ßes Kom­pli­ment an alle Läu­fe­rin­nen und Läu­fer, ver­bun­den mit der Zusi­che­rung, dass wir sie tat­säch­lich alle gele­sen haben”, lässt Reich­mann wissen.

Hek­ti­scher Jahreswechsel

Der ehe­ma­li­ge Leh­rer hat zudem noch eine Bit­te an alle Lau­fen­den: „Bei so einer extrem gro­ßen Reso­nanz und bei einem im Ver­hält­nis betrach­tet klei­nen Team dau­er­te das Zäh­len und Erfas­sen deut­lich län­ger als vor­ge­se­hen. Viel­leicht ging auch man­cher Post auf Face­book unter, viel­leicht ist man­cher Name nicht kor­rekt geschrie­ben wor­den, viel­leicht wur­de auch die eine oder ande­re Lauf­leis­tung der ver­kehr­ten Per­son zuge­teilt. Das pas­siert nun mal, hier­für bit­te ich im Namen des Stadt­ver­ban­des und unse­res Part­ners FC Ein­tracht Bam­berg um Nach­sicht.“ Auch für Sascha Dorsch waren die letz­ten Tage arbeits­in­ten­siv: „Das war der hek­tischs­te Jah­res­wech­sel, den ich je erlebt habe. Ich war zwei Tage unter „Strom”. Dan­ke auch mal an mei­ne Fami­lie, dass sie sol­che Aktio­nen immer mit­trägt – es sind übri­gens auch alle mit­ge­lau­fen. Sie wis­sen ja, dass der Papa da etwas spinnt”.

Tri­ath­let Chris Dels gene­riert 1.000 Euro Prä­mie 

Dem Ruf zu Lau­fen folg­ten auch vie­le bekann­ten Gesich­ter der Regi­on. Tri­ath­let Chris Dels gewann eine Wet­te gegen den Wirt­schafts­club Bam­berg: Der 36-Jäh­ri­ge lief 20 Kilo­me­ter am Stück, dafür gibt es zu den 5.000 Euro der Fir­ma Bro­se zusätz­lich 1.000 Euro vom Wirt­schafts­club. Des­sen Vor­sit­zen­der Wil­fried Käm­per zahlt das Geld ger­ne aus, denn „eines der Grund­an­lie­gen des Wirt­schafts­clubs Bam­berg ist die Unter­stüt­zung und die Zusam­men­ar­beit aller Unter­neh­mer in Bam­berg. Dies gilt natür­lich auch beson­ders in der aktu­el­len Situa­ti­on.“ Sei­nen Bei­trag zu den 5.000 Kilo­me­tern leis­te­te unter ande­rem auch Wolf­gang Metz­ner – Bam­bergs drit­ter Bür­ger­meis­ter hat­te Wochen vor dem Lauf sei­ne Zusa­ge gege­ben und lief mit. „Allei­ne jedoch wer­de ich die 5.000 Kilo­me­ter nicht schaf­fen”, hieß es vor Weih­nach­ten in der humor­voll ver­pack­ten Zusa­ge. Metz­ners Amts­kol­le­ge Jonas Glüsen­kamp hat­te sich eben­falls in die Schar der Akti­ven ein­ge­reiht. Stadt­ver­bands­vor­stands­mit­glied Robert Hat­zold augen­zwin­kernd: „Viel­leicht ist der Lauf neben dem Die­nen einer guten Sache für Jonas Glüsen­kamp und Wolf­gang Metz­ner auch eine Abwechs­lung zur bestimmt nicht immer ver­gnü­gungs­steu­er­pflich­ti­gen Kommunalpolitik”. 

Fuß­ball Bay­ern­li­gist FC Ein­tracht Bam­berg leis­te­te sei­nen Bei­trag und ließ sei­ne Spie­ler Simon Koll­mer, Tobi­as Linz, Marc Reisch­mann und Tobi­as Ulb­richt Fuß­ball­schu­he mit Lauf­schu­hen tau­schen und schick­te sie auf die Stre­cke. Damit jedoch nicht genug: Flü­gel­flit­zer Linz lief gut zehn Kilo­me­ter im Tri­kot des Dritt­li­gis­ten TSV 1860 Mün­chen, was den ehe­ma­li­gen FCE-Fuß­bal­ler Alex­an­der Deptal­la zu einer wei­te­ren Spen­de von 100 Euro ver­an­lass­te. Am Start waren zudem unter ande­rem die ehe­ma­li­ge Lang­stre­cken­läu­fe­rin Inga­le­na Heuck, Kaba­ret­tist Mäc Här­der, Nach­wuchs­spie­ler und Mit­ar­bei­ten­de aus der Ver­wal­tung von Bas­ket­ball Bun­des­li­gist Bro­se Bam­berg, Jonas Ochs von „Bam­bäg­ga“, Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Ursu­la Sowa und Stadt­rä­tin Danie­la Reinfelder.

Fach­ju­ry ent­schei­det im Janu­ar über die Ver­tei­lung der Gelder

Wie genau lief der Tag ab? Am Sil­ves­ter­tag konn­ten ab 5 Uhr am Mor­gen bis 21 Uhr am Abend alle Teil­neh­men­den ihr läu­fe­ri­sches Vor­ha­ben in Angriff neh­men. Die Lauf­stre­cke und die Uhr­zeit konn­te selbst bestimmt wer­den. Von der Stre­cke oder vom Ziel muss­te sozu­sa­gen ein Beweis­fo­to von dem Läu­fer mit den Anga­ben zu den zurück­ge­leg­ten Kilo­me­tern an den Stadt­ver­band für Sport gesen­det wer­den, wel­ches auf der Face­book­sei­te ver­öf­fent­licht wur­de. Neben der sport­li­chen Leis­tung galt es jedoch auch, die auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie ver­häng­ten staat­li­chen Rege­lun­gen zu beach­ten. Stadt­ver­bands­vor­sit­zen­der Wolf­gang Reich­mann: „Wer gelau­fen ist, hat sich völ­lig kor­rekt ver­hal­ten, denn Indi­vi­du­al­sport war und ist ja erlaubt. Nur an die Aus­gangs­sper­re zwi­schen 21 Uhr und 5 Uhr muss­te sich gehal­ten wer­den.” Jetzt geht es dar­um, die Spen­den­sum­me von 6.000 Euro, die sich durch zusätz­li­che Spen­den noch erhöht, zu ver­tei­len. Hier­für wird der­zeit eine mehr­köp­fi­ge Jury zusam­men­ge­stellt. Die­se soll noch in die­sem Monat ent­schei­den, wer aus dem Finanz­topf in wel­cher Höhe unter­stützt wird.

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