Stu­die: Kita-Besuch kann sozia­le Unter­schie­de angleichen

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Kita
Das Leibniz Institut am Wilhelmsplatz, Foto: Tim Kipphan
Kom­pe­ten­zen von Kin­dern ent­wi­ckeln sich unter­schied­lich – ins­be­son­de­re, weil sich die Ent­wick­lungs- und Lern­mög­lich­kei­ten in ihren Fami­li­en von­ein­an­der unter­schei­den. Eine neue Stu­die des Leib­niz-Insti­tuts für Bil­dungs­ver­läu­fe zeigt nun, dass für Kin­der aus sozi­al schwä­che­ren Fami­li­en der Besuch einer Kin­der­ta­ges­stät­te beson­ders berei­chernd ist. Her­kunfts­be­zo­ge­ne Unter­schie­de in den kogni­ti­ven Kom­pe­ten­zen kön­nen so ver­rin­gert wer­den. Pro­ble­ma­tisch ist jedoch, dass gera­de Kin­der aus benach­tei­lig­ten Eltern­häu­sern wesent­lich stär­ker von feh­len­den Betreu­ungs­plät­zen betrof­fen sind, als sol­che von bes­ser gestell­ten Eltern.

Die häus­li­che Lern­um­ge­bung spielt für Klein­kin­der eine zen­tra­le Rol­le bei ihrer kogni­ti­ven, sozia­len und emo­tio­na­len Ent­wick­lung, so das Leib­niz-Insti­tut für Bil­dungs­ver­läu­fe in einer Mit­tei­lung. Wie viel die Kin­der ler­nen, hän­ge dabei stark vom sozia­len und wirt­schaft­li­chen Hin­ter­grund der Fami­lie ab. Der Besuch einer Kin­der­ta­ges­stät­te (Kita) hin­ge­gen kann für Kin­der unab­hän­gig von den Bedin­gun­gen im Eltern­haus Vor­tei­le brin­gen, weil sie dort ande­re Din­ge ler­nen als zuhau­se, bei­spiels­wei­se durch das Mit­ein­an­der mit Gleich­alt­ri­gen oder durch den Kon­takt mit päd­ago­gi­schen Konzepten.

Die Stu­die, die auf Längs­schnitt­da­ten von 992 Kin­dern im Natio­na­len Bil­dungs­pa­nel (NEPS) basiert, konn­te nun zei­gen, wel­che Kin­der in ihrer Ent­wick­lung beson­ders stark von einer insti­tu­tio­nel­len Betreu­ung pro­fi­tie­ren. Die Ergeb­nis­se zei­gen, dass Kin­der aus bes­ser gestell­ten Fami­li­en im Alter von zwei Jah­ren häu­fi­ger eine Betreu­ungs­ein­rich­tung besu­chen als Kin­der aus sozi­al benach­tei­lig­ten Eltern­häu­sern. Letz­te­re zie­hen aber die grö­ße­ren Vor­tei­le aus einem Besuch im Hin­blick auf ihre kogni­ti­ven Kom­pe­ten­zen, bei­spiels­wei­se in Bereich Mathe­ma­tik oder beim Wortschatz.

Umge­kehrt bringt der Besuch einer Kita Kin­dern aus Fami­li­en mit einem sehr hohen sozia­len und wirt­schaft­li­chen Sta­tus kei­ne Vor­tei­le in ihren kogni­ti­ven Kom­pe­ten­zen. Auf ihre Mathe­ma­tik­kennt­nis­se wirkt er sich sogar ten­den­zi­ell nach­tei­lig aus. Unab­hän­gig von ihrer Her­kunft gilt für alle Kin­der, dass der Kita-Besuch ihre sozi­al-emo­tio­na­len Kom­pe­ten­zen stärkt.

Was wäre, wenn?

Die For­schen­den des Leib­niz Insti­tuts konn­ten in ihrer Stu­die zudem auf­zei­gen, dass der Besuch einer Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung das sozia­le Gefäl­le in den Kom­pe­ten­zen von Kin­dern min­dert und sozi­al aus­glei­chend wir­ken kann. Prof. Dr. Corin­na Klei­nert sagt dazu: „Unse­re Simu­la­tio­nen mit einem „Was wäre, wenn“-Szenario zei­gen: Wür­den alle Kin­der eine Kita besu­chen, wür­den die sozia­len Ungleich­hei­ten in den Kom­pe­ten­zen gerin­ger aus­fal­len als heu­te. Wür­den alle Kin­der aus­schließ­lich durch ihre Eltern betreut, wür­den sich die sozia­len Ungleich­hei­ten in der Ent­wick­lung hin­ge­gen verstärken.“

Kri­tisch sehen die For­schen­den unter­des­sen die Zugangs­mög­lich­kei­ten zu insti­tu­tio­nel­ler Kin­der­be­treu­ung in Deutsch­land. Obgleich die Vor­tei­le gera­de für schlech­ter gestell­te Fami­li­en am höchs­ten sind, besu­chen nur 35 Pro­zent der Kin­der aus die­sen Fami­li­en im Alter von zwei Jah­ren eine Einrichtung.

Bei bes­ser gestell­ten Fami­li­en liegt die Wahr­schein­lich­keit eines Kita­be­suchs hin­ge­gen bei 60 Pro­zent. Trotz eines bestehen­den Rechts­an­spruchs auf insti­tu­tio­nel­le Betreu­ung hängt die tat­säch­li­che Inan­spruch­nah­me stark vom sozia­len und wirt­schaft­li­chen Hin­ter­grund der Eltern ab.

Die For­schen­den for­dern des­halb nicht nur, die Anzahl an Betreu­ungs­plät­zen wei­ter aus­zu­bau­en, son­dern auch den Zugang für benach­tei­lig­te Kin­der zu erleich­tern. Bei­des sei eine lang­fris­tig loh­nen­de staat­li­che Inves­ti­ti­on in den Abbau sozia­ler Ungleich­heit und die all­ge­mei­ne För­de­rung von Kom­pe­ten­zen bei Kindern.

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