Gestern war „Tag des Waldes“. Zu diesem Anlass hat der Bund Naturschutz Bamberg über den Zustand der örtlichen Wälder informiert. Fazit: Der Wald ist von oben und unten in Gefahr.
In den 1970er Jahren hat die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) als Reaktion auf das Waldsterben für den 21. März den alljährlichen „Tag des Waldes“ ins Leben gerufen. Zu diesem Anlass teilte der Bund Naturschutz Bamberg (BN) gestern mit, dass viele Wälder Bayerns stark geschädigt und deutschlandweit bereits etwa 600.000 Hektar abgestorben sind. Zum Waldsterben von oben durch die Klimaerhitzung komme außerdem ein Waldsterben von unten durch Rehe und Hirsche hinzu.
Diese Waldschäden haben, so die Mitteilung weiter, in Bayern beginnend mit dem Hitze- und Dürrejahr 2018 deutlich zugenommen. Nach dem Waldzustandsbericht 2023 sind fast 90 Prozent der Bäume geschädigt, mehr als 38 Prozent weisen deutliche Schäden auf.
„Auch bei uns in der Region sind die Waldschäden überall sichtbar“, sagt Erich Spranger, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Bamberg. „Besonders schlimm ist das Waldsterben im Frankenwald.“ Dort seien mehr als 10.000 Hektar Fläche bereits kahl. „Was die Klimakrise im Frankenwald angerichtet hat, passiert in kleinerem Ausmaß auch bei uns. So haben sich Fichtenbestände in der Region Bamberg schon weitgehend verabschiedet. Weiterhin sterben auch Kiefern und Buchen in großem Umfang ab.“ Zusätzlich problematisch sei, „dass es auf großen Flächen kaum Waldverjüngung gibt, weil Rehe die jungen Bäume auffressen“, so Spranger.
Appell an den Wirtschaftsminister
Darum fordert der BN, die Wälder, insbesondere naturnahe Wälder und deren Böden, als Kohlenstoffspeicher bestmöglich zu erhalten. Dazu müssen laut der Organisation neben einer naturnahen, schonenden Waldbewirtschaftung vor allem Wildbestände derart reduziert werden, dass der Wald von selbst wachsen kann. Vor allem müssten diejenigen Baumarten aufwachsen können, die an die Extreme der Klimakrise am besten angepasst sind. Dies seien etwa Eichen, Buchen, Weißtannen, Ahornarten, Linden und Kirschen – Baumarten, die allerdings auch besonders stark vom Verbiss durch Wild betroffen seien. „Abgesehen von den Wäldern der Staatsforsten und der Stadt Bamberg sind wir von einer gut funktionierenden Naturverjüngung ohne Zaun im Raum Bamberg meist noch weit entfernt“, heißt es dazu in der Mitteilung des BN.
Entsprechend appelliert Richard Mergner, Vorsitzender des BN Bayern, an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, zu dessen Ressort auch die Staatsforsten gehören: „Die künftigen Rahmenbedingungen für die Abschüsse von Rehen und Hirschen müssen so festgelegt und auch durchgesetzt werden, dass ein junger stabiler Mischwald ohne Zaun aufwachsen kann.“ Beispiele aus den Regierungsbezirken würden zeigen, dass dies machbar sei, wenn die Abschüsse entsprechend deutlich erhöht würden.
In Bayern registrieren die Forstbehörden die Entwicklungen der Waldverjüngung und die Verbissquoten nach Baumarten. Zuletzt untersuchten die Forstbehörden 2021 die Waldverjüngung auf mehr als 21.000 Verjüngungsflächen mit etwa 2,1 Millionen Bäumchen und stellten einen zu hohen Verbiss fest. In vielen Fällen habe sich diese Situation seit vielen Jahren nicht gebessert.