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Arbeit

IG BAU kri­ti­siert „Kar­rie­re­fal­le Minijob“

Frau­en beson­ders stark von Fol­gen der Pan­de­mie betroffen

Sie küm­mern sich stär­ker um Haus­halt und Kin­der, haben nied­ri­ge­re Ein­kom­men und müs­sen häu­fi­ger um ihren Job fürch­ten: Anläss­lich des Inter­na­tio­na­len Frau­en­tags am 8. März hat die Gewerk­schaft IG BAU vor einem Rück­schritt bei der Gleich­be­rech­ti­gung in Fol­ge der Coro­na-Pan­de­mie gewarnt.

„Ins­be­son­de­re Mini­jobs wer­den in der Kri­se zuneh­mend zur Kar­rie­re­fal­le“, kri­ti­siert Bezirks­vor­sit­zen­der Gerald Nick­las. Nach Anga­ben der Arbeits­agen­tur sind aktu­ell 63 Pro­zent der ins­ge­samt rund 10.500 gering­fü­gig ent­lohn­ten Arbeits­ver­hält­nis­se in der Stadt Bam­berg in Frau­en­hand. In der Gebäu­de­rei­ni­gung liegt der Frau­en­an­teil bei den 450-Euro-Stel­len sogar bei 77 Pro­zent. Im Kreis Bam­berg liegt der Anteil der Frau­en bei der­zeit 61 Pro­zent der ins­ge­samt rund 12.100 gering­fü­gig ent­lohn­ten Arbeits­ver­hält­nis­se, in der Gebäu­de­rei­ni­gung sogar bei 82 Prozent.

„Gering­fü­gig Beschäf­tig­te gehen nicht nur beim Kurz­ar­bei­ter­geld leer aus. Sie sind auch häu­fi­ger von Ent­las­sun­gen betrof­fen“, so Nick­las. Die IG BAU plä­diert dafür, die Mini­jobs in der jet­zi­gen Form abzu­schaf­fen und sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig zu machen. Eine Anhe­bung der Ver­dienst­gren­ze auf 600 Euro, wie sie eini­ge Arbeit­ge­ber­ver­bän­de for­dern, lie­fe hin­ge­gen auf einen Aus­bau pre­kä­rer Arbeits­ver­hält­nis­se hinaus.

Erwerbs­ar­beits­zeit von Frau­en stär­ker gesun­ken als die von Män­nern

Zudem ste­he das Ehe­gat­ten-Split­ting einer ech­ten Gleich­be­rech­ti­gung am Arbeits­markt im Weg. „Durch hohe Abzü­ge in der Steu­er­klas­se 5 bleibt vie­len Frau­en nur wenig vom Brut­to­ver­dienst. Das führt auch zu gerin­gen Arbeits­lo­sen­an­sprü­chen und Ein­bu­ßen beim Eltern­geld“, kri­ti­siert Nick­las. Die Poli­tik müs­se das The­ma in die­sem Wahl­jahr anpa­cken und eine Reform der Ein­kom­mens­steu­er voranbringen.

Die IG BAU Ober­fran­ken ver­weist zugleich auf die gestie­ge­ne Belas­tung von Frau­en in der Pan­de­mie. „In Zei­ten geschlos­se­ner Kitas und Schu­len bleibt die Kin­der­be­treu­ung nach wie vor meist an den Frau­en hän­gen. Hin­zu kom­men die Arbeit im Haus­halt und die Pfle­ge von Ange­hö­ri­gen“, unter­streicht Nick­las. Neben bes­se­ren poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen sei hier auch ein gesell­schaft­li­ches Umden­ken nötig. „Män­ner, die beruf­lich etwas zurück­tre­ten, kön­nen der Part­ne­rin hel­fen, den nächs­ten Kar­rie­re­schritt zu gehen und Las­ten in der Fami­lie fai­rer zu verteilen.“

Nach einer reprä­sen­ta­ti­ven Unter­su­chung der Hans-Böck­ler-Stif­tung ist die durch­schnitt­li­che Erwerbs­ar­beits­zeit von Frau­en im Zuge der Coro­na-Kri­se stär­ker gesun­ken als die von Män­nern. Vor Aus­bruch der Pan­de­mie arbei­te­ten Frau­en dem­nach im Durch­schnitt fünf Stun­den pro Woche weni­ger als Män­ner in einem bezahl­ten Job. Im Herbst 2020 betrug die Dif­fe­renz bei Erwerbs­tä­ti­gen mit betreu­ungs­be­dürf­ti­gen Kin­dern elf Stun­den pro Woche. Zwei Drit­tel der befrag­ten berufs­tä­ti­gen Frau­en mit Kin­dern gab an, in der Part­ner­schaft den grö­ße­ren Teil der Kin­der­be­treu­ung zu über­neh­men. Sie­ben Pro­zent sahen die Haupt­ver­ant­wor­tung bei ihrem Part­ner, 27 Pro­zent spra­chen von einer Gleich­ver­tei­lung der Sorgearbeit.