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Bayerische Theatertage

Für „Das Vermächtnis“

ETA Hoff­mann Thea­ter erhält Ein­la­dung zu Baye­ri­schen Theatertagen

Mit der Insze­nie­rung von „Das Ver­mächt­nis (The Inhe­ri­tance) – Teil 1“ ist das ETA Hoff­mann Thea­ter zu den 39. Baye­ri­schen Thea­ter­ta­gen ein­ge­la­den wor­den. Dabei han­delt es sich bereits um die zwei­te Aus­zeich­nung für das Thea­ter in die­sem Jahr.

Vom 29. Mai bis 16. Juni 2024 wer­den in Ingol­stadt die 39. Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge statt­fin­den. Die Ver­an­stal­tung ist das größ­te Thea­ter­fes­ti­val Bay­erns. Wie das ETA Hoff­mann Thea­ter mit­teil­te, hat es für die Insze­nie­rung von „Das Ver­mächt­nis (The Inhe­ri­tance) – Teil 1“ nun eine Ein­la­dung nach zu den Baye­ri­schen Thea­ter­ta­gen erhal­ten. Regie führ­te die schei­den­de Inten­dan­tin Sibyl­le Broll-Pape. Den genau­en Spiel­ter­min für das Bam­ber­ger Gast­spiel wird noch bekanntgegeben.

„Das Ver­mächt­nis“ von Matthew Lopez erzählt eine Geschich­te über Soli­da­ri­tät, Gemein­schaft und die Bedeu­tung einer quee­ren Wahl­fa­mi­lie. Sibyl­le Broll-Papes Insze­nie­rung, mit der das Bam­ber­ger Thea­ter die Spiel­zeit 2023 /​/​2024 eröff­ne­te, sorg­te laut ETA Hoff­mann Thea­ter beim Publi­kum für Stan­ding Ova­tions und ern­te­te Lob von der Fach­pres­se. „Wenn man wäh­rend einer Vor­stel­lung eine Steck­na­del fal­len hören könn­te, weiß man, hier geschieht Magi­sches. Es gibt meh­re­re sol­cher Momen­te in Sibyl­le Broll-Papes Insze­nie­rung“, habe etwa die Süd­deut­sche Zei­tung geschrieben.

Dem schloss sich die Fach­ju­ry der Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge, bestehend aus Thea­ter­schaf­fen­den und Kulturjournalist:innen, an und wähl­te „Das Ver­mächt­nis (The Inhe­ri­tance) – Teil 1“ als eine der her­aus­ra­gen­den Insze­nie­run­gen in Bay­ern für die 39. Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge aus. Nach der Aus­zeich­nung mit dem Preis der Deut­schen Thea­ter­ver­la­ge im Som­mer ist die Ein­la­dung nach Ingol­stadt bereits die zwei­te Ehrung des ETA Hoff­mann Thea­ters in die­sem Jahr.

In Bam­berg ist der ers­te Teil von Matthew Lopez´ Büh­nen­epos wie­der am 12. und 13. Janu­ar 2024 zu sehen. Der zwei­te Teil fei­ert am 26. Janu­ar Pre­mie­re. Als Dop­pe­le­vent mit bei­den Tei­len hin­ter­ein­an­der soll das Werk dann erst­mals am 24. Febru­ar gezeigt werden.

Baye­ri­sche Theatertage

Bereits zum fünf­ten Mal ver­an­stal­tet das Stadt­thea­ter Ingol­stadt die Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge. Aus mehr als 60 Bewer­bun­gen lud eine Fach­ju­ry, bestehend aus Frie­de­ri­ke Engel (Lei­te­rin der Tafel­hal­le, Nürn­berg), Andrea Erl (Künst­le­ri­sche Lei­te­rin Thea­ter Mumm­pitz, Nürn­berg), Chris­toph Lei­bold (Baye­ri­scher Rund­funk), Gabrie­le Reb­holz (Dra­ma­tur­gin, Stadt­thea­ter Ingol­stadt), Tho­mas Schwar­zer (Deut­scher Büh­nen­ver­ein, Lan­des­ver­band Bay­ern) und Ingrid Tro­bitz (stell­ver­tre­ten­de Inten­dan­tin, Resi­denz­thea­ter Mün­chen) die ihrer Mei­nung nach sehens­wer­tes­ten Insze­nie­run­gen der Sai­son nach Ingol­stadt ein. Neben dem Thea­ter­pro­gramm gibt es ein Eröff­nungs­fest, Work­shops und Late-Night-Pro­gram­me, Podiumsdiskussionen.

38. Baye­ri­sche Theatertage 

„Kit­ze­lei­en – Der Tanz der Wut“ erhält den Publikumspreis

Zum Abschluss der 38. Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge, die in die­sem Jahr vom ETA Hoff­mann Thea­ter in Bam­berg aus­ge­rich­tet wur­den, wur­de am gest­ri­gen Sams­tag der Publi­kums­preis ver­ge­ben. Unter allen gezeig­ten Gast­spie­len bekam die Kul­tur­büh­ne Spa­gat aus Mün­chen mit „Kit­ze­lei­en – Der Tanz der Wut“ die bes­te Bewer­tung von den Zuschaue­rin­nen und Zuschauern.

Regie bei der deutsch­spra­chi­gen Erst­auf­füh­rung von „Kit­ze­lei­en – Der Tanz der Wut“ führt Thors­ten Krohn, gespielt wird das Solo-Stück, das sich um das The­ma Kin­des­miss­brauch dreht, von Luc­ca Züchner.

Die hei­le Welt der acht­jäh­ri­gen Odet­te zer­split­tert, als Ronald, ein Freund der Fami­lie, sie sexu­ell miss­braucht. Das Tan­zen, das sie von Kin­des­bei­nen an liebt, wird ihre ein­zi­ge Zuflucht. 22 Jah­re spä­ter beginnt Odet­te, das Erleb­te auf­zu­ar­bei­ten. Mit wüten­der Kraft und lebens­ret­ten­dem Humor erzählt Odet­te ihre Geschich­te, durch­läuft Höhen und Tie­fen auf ihrem Weg zurück zu sich selbst und ent­deckt schließ­lich, was sie tun muss, um das Blatt zu wenden.

„Kit­ze­lei­en – Der Tanz der Wut“ erzählt von die­sen oft typi­schen Wegen eines Kin­des, das Opfer von sexua­li­sier­ter Gewalt gewor­den ist. Der Mono­log basiert auf der wah­ren Geschich­te der Autorin, genau­so wahr wie die alar­mie­ren­de Rea­li­tät: jedes Jahr wer­den in Deutsch­land tau­sen­de Miss­brauchs­fäl­le gezählt, die Dun­kel­zif­fer ist hoch. Die Geschich­te spricht laut und deut­lich aus, was vie­le nicht hören wol­len, was in Bausch und Bogen abge­lehnt wird. Denn was ist uner­träg­li­cher als der Miss­brauch eines Kindes?

Die­se One-Woman-Show wid­met sich einem sehr erns­ten The­ma jedoch mit gro­ßer Leich­tig­keit, sogar mit viel Humor. Die Schau­spie­le­rin Luc­ca Züch­ner glei­tet von einer Rol­le in die nächs­te, ver­wan­delt sich von einem Moment zum ande­ren. Sie führt die Zuse­he­rin­nen und Zuse­her ins tiefs­te Inne­re des Tan­zes, wo es ihr erlaubt ist, all das aus­zu­drü­cken, was nicht gesagt wer­den kann.

Für die Cho­reo­gra­phi­sche Ein­rich­tung bei „Kit­ze­lei­en – Der Tanz der Wut“ ist Sophie Char­lot­te Becker ver­ant­wort­lich, für die Dra­ma­tur­gie Ste­pha­nie Tschun­ko, für das Licht Janik Val­ler und für Musik-/Sound­de­sign Moritz Hasse.

Weg­wei­sen­de Aus­wahl und 100 Pro­zent Aus­las­tung angekündigt

38. Baye­ri­sche Thea­ter­ta­ge in Bamberg

Wenn vom 13. bis 28. Mai die 38. Aus­ga­be der Baye­ri­schen Thea­ter­ta­ge statt­fin­det, ist es bereits das sieb­te Mal, dass das ETA Hoff­mann Thea­ter ihr Aus­rich­ter ist. Nach­dem Bay­erns größ­tes Thea­ter­fes­ti­val 2021 pan­de­mie­be­dingt aus­fal­len muss­te, plant das ETA Thea­ter die Rück­kehr 2022 in eben­so gro­ßen Dimensionen.

In ers­ter Linie soll das für die Aus­las­tung des Publi­kums­raums gel­ten. „Vor dem Hin­ter­grund einer hof­fent­lich zurück­ge­hen­den Pan­de­mie“, sag­te ETA-Inten­dan­tin Sibyl­le Broll-Pape bei der Vor­stel­lung des Spiel­plans der Thea­ter­ta­ge, „gehen wir von 100 Pro­zent Publi­kums-Aus­las­tung aus.“ Auch eine „rau­schen­de Eröff­nungs­fei­er“ und ein Berg­fest, jeweils inklu­si­ve eines eigens gebrau­ten Fes­ti­val­biers, Kon­zer­te und Dis­kus­si­ons­run­den sind geplant. „Es soll ein­fach ein Fest für Bam­berg und das Publi­kum sein.“

Die­sem Publi­kum hat das Aus­wahl­gre­mi­um ein Pro­gramm von mehr als 25 Stü­cken zusam­men­ge­stellt. Um die Aus­wahl der Insze­nie­run­gen, die Thea­ter aus ganz Bay­ern in Bam­berg auf die Büh­ne brin­gen wer­den, tref­fen zu kön­nen, reis­te das Gre­mi­um um ETA-Dra­ma­tur­gie­lei­te­rin Vic­to­ria Weich die letz­ten Mona­te durch den Frei­staat und sich­te­te mehr als 100 Pro­duk­tio­nen. Her­aus­ge­kom­men ist ein Spiel­plan mit Insze­nie­run­gen von unter ande­rem dem Main­fran­ken­thea­ter Würz­burg, dem Thea­ter Hof, dem Münch­ner Resi­denz- und Volks­thea­ter, den Staats­thea­tern Nürn­berg und Augs­burg, dem Lan­des­thea­ter Schwa­ben und dem Bam­ber­ger Thea­ter im Gärtnerviertel.

Auf dem Pro­gramm für Kin­der und Jugend­li­che ste­hen Bei­trä­ge vom, zum Bei­spiel, Lan­des­thea­ter Coburg oder dem Thea­ter Mumm­pitz aus Nürn­berg. Zur Eröff­nung zeigt das ETA Thea­ter mit der Urauf­füh­rung von „Ein neu­es Stück“ von The­re­sia Wal­ser sei­nen ein­zi­gen eige­nen Bei­trag zum Programm.

Aus­wahl der Produktionen

Die letz­li­che Aus­wahl der­je­ni­gen Pro­duk­tio­nen, die nach Bam­berg ein­ge­la­den wer­den, geschah indes nach „selbst­ge­stell­ten Kri­te­ri­en“, so Sibyl­le Broll-Pape, und müs­se zum Haus pas­sen. Anders aus­ge­drückt heißt das: je zeit­ge­nös­si­scher, des­to bes­ser. Vic­to­ria Weich fass­te die Aus­wahl in die­sem Sin­ne gar als eine „weg­wei­sen­de für das Baye­ri­sche Thea­ter“ zusammen.

Auch wenn Insze­nie­run­gen älte­rer Stü­cke oder von Klas­si­kern bei der Zusam­men­stel­lung des Pro­gramms nicht ver­ges­sen wor­den sei­en, und durch­aus „für Ver­gnü­gen sor­gen kön­nen“, erkennt das Gre­mi­um das Poten­zi­al des Weg­wei­sen­den eher in zeit­ge­nös­si­schen Produktionen.

„Es geht nicht mehr nur um Goe­the“, sag­te Vic­to­ria Weich. „An den Pro­duk­tio­nen, die wir aus­ge­wählt haben, kann man erken­nen, wie sich Thea­ter heu­te mit Wirk­lich­keit aus­ein­an­der­setzt.“ Spe­zi­ell in die­ser Offen­heit gegen­über aktu­el­len The­men wie zum Bei­spiel Gleich­be­rech­ti­gung und Iden­ti­tät habe man Weg­wei­sen­des aus­ge­macht. Inwie­weit das Pro­gramm der Thea­ter­ta­ge im Ange­sicht der Tat­sa­che, dass gera­de in der Thea­ter­sze­ne bereits seit Jah­ren sol­che The­ma­ti­ken behan­delt wer­den, aber wirk­lich neue Wege beschrei­tet, sei dahingestellt.

Eine Aus­sa­ge, die Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke im Zuge der Vor­stel­lung des Spiel­plans mach­te, passt inso­fern auf jeden Fall dop­pelt. Dank der Per­spek­ti­ve deut­lich ent­spann­te­rer Rah­men­be­din­gun­gen für das Fes­ti­val als in den bei­den Coro­na-Jah­ren zuvor „sind die Thea­ter­ta­ge auch eine Rück­kehr zur Normalität.“