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Klima

Neu­jahrs­emp­fang in Fürth

Erz­bis­tum Bam­berg zeigt „Lei­den­schaft für das Klima“

Unter dem Mot­to „Lei­den­schaft für das Kli­ma“ hat das Erz­bis­tum Bam­berg in Fürth zu sei­nem Neu­jahrs­emp­fang ein­ge­la­den. Erz­bi­schof Her­wig Gössl erin­ner­te am Sams­tag in sei­ner Anspra­che an die Umwelt-Enzy­kli­ka „Lau­da­to si“ von Papst Fran­zis­kus vor zehn Jah­ren. Fest­red­ne­rin war die Augs­bur­ger Moral­theo­lo­gin Prof. Kers­tin Schlögl-Flierl, die in ihrem Vor­trag dazu auf­rief, „von der Hoff­nung ins Han­deln“ zu kommen.

Erz­bi­schof Gössl stell­te fest, dass in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren die Sen­si­bi­li­tät den Kli­ma­schutz betref­fend ste­tig gewach­sen sei. Der­zeit sehe er die Mensch­heit aber an einem Schei­de­punkt: „Eine Mehr­heit ist heu­te bereit, Kli­ma­schutz­pro­gram­me zuguns­ten einer flo­rie­ren­den Wirt­schaft zurück­zu­fah­ren und Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung als Luxus­pro­blem zu begreifen.“

Auch wenn die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels immer stär­ker spür­bar sei­en, schei­ne der Enthu­si­as­mus, sich für eine Begren­zung der Erd­er­wär­mung ein­zu­set­zen, deut­lich abge­kühlt zu sein. „In den Dis­kus­sio­nen wird die­se Pro­ble­ma­tik, die letzt­lich eine Über­le­bens­fra­ge der Mensch­heit ist, immer öfter in Gegen­satz gebracht zu der eben­falls bedeu­ten­den, aber dem Ein­zel­nen wesent­lich näher lie­gen­den Fra­ge nach der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung, dem eige­nen Arbeits­platz und dem erwor­be­nen Wohl­stand“, so Gössl.

Papst Fran­zis­kus erken­ne im The­ma Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung eine höchst sozia­le Fra­ge, die für den Fort­be­stand der Mensch­heit beson­de­re Prio­ri­tät habe. „Jeder von uns muss sich in gewis­ser Wei­se für die Zer­stö­rung ver­ant­wort­lich füh­len, der unser gemein­sa­mes Haus aus­ge­setzt ist“, zitier­te Gössl den Papst. Er bezog sich dabei neben der Umwelt­ver­schmut­zung auch auf die unmensch­li­che Behand­lung von Migran­ten, Des­in­for­ma­ti­on und Ableh­nung jeder Form von Dia­log. Es bedür­fe kul­tu­rel­ler und struk­tu­rel­ler Ver­än­de­run­gen für einen dau­er­haf­ten Wan­del. „Der Kern der christ­li­chen Bot­schaft“, so Gössl, „hängt zuin­nerst zusam­men mit unse­rer sozia­len Ver­ant­wor­tung und mit der Umset­zung kon­kre­ter Schrit­te, auch im Blick auf glo­ba­le Herausforderungen.“

Auch Pro­fes­so­rin Schlögl-Flierl stell­te in ihrer Rede fest, dass das zuneh­men­de Wis­sen über den Kli­ma­wan­del und die auch in Deutsch­land spür­ba­ren Fol­gen bei vie­len Men­schen ohne Fol­gen für ihr Han­del blie­ben. Als Bei­spiel nann­te sie das Ein­kau­fen im Bio­markt mit dem SUV. Im Kon­text der Kli­ma­kri­se wer­de Ver­ant­wor­tung ger­ne von einem Akteur zum nächs­ten gescho­ben, ohne dass eine Hand­lung in Gang kom­me. Mit der Fra­ge der Kli­ma­ver­ant­wor­tung habe sich im ver­gan­ge­nen Jahr auch der Deut­sche Ethik­rat befasst, in dem sie Mit­glied ist. „Es wird aner­kannt, dass Ein­zel­per­so­nen sehr wohl Ver­hal­tens­än­de­run­gen zei­gen müs­sen, eine mora­li­sche Mit­wir­kungs­pflicht haben, aber dabei kein mora­li­sches Hel­den­tum ver­langt wer­den darf.“

Viel­mehr müss­ten auf allen Ebe­nen die Akteu­re zusam­men­ar­bei­ten, wodurch es zu einem sach­li­chen und kon­struk­ti­ven Dis­kurs auf den ver­schie­de­nen Ebe­nen kom­men müs­se. Sie rief zu einer „lösungs­ori­en­tier­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on“ auf: Poli­ti­ker und Medi­en soll­ten weder über­zo­ge­nen Alar­mis­mus zei­gen noch die Pro­ble­me ver­harm­lo­sen. „Das Hin­aus­zö­gern wirk­sa­mer Schrit­te ist aus Grün­den der inter­ge­ne­ra­tio­nel­len Gerech­tig­keit ethisch nicht zu recht­fer­ti­gen“, sag­te die Pro­fes­so­rin und for­der­te Han­deln „jetzt und hier“.

Zu einem Dis­kurs brin­ge die katho­li­sche Kir­che viel­fäl­ti­ge Impul­se ein. Auch 2023 habe Papst Fran­zis­kus in sei­nem Apos­to­li­schen Schrei­ben „Lau­da­te Deum“ den aktu­el­len Zustand der Debat­te rund um den Kli­ma­wan­del ange­pran­gert. Kon­kret schlug die Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Moral­theo­lo­gie der Uni­ver­si­tät Augs­burg vor, dass Pri­vat­per­so­nen beim Umwelt­bun­des­amt Anre­gun­gen ein­ho­len könn­ten, wie sie ihren All­tag Schritt für Schritt kli­ma­freund­li­cher gestal­ten kön­nen. Dies sei in den Berei­chen Ener­gie, Rei­ni­gung und Ernäh­rung mit ein­fa­chen Maß­nah­men in jedem Haus­halt mög­lich. Als Bei­spie­le nann­te sie das Redu­zie­ren der Zim­mer­tem­pe­ra­tur, das Trin­ken von Lei­tungs­was­ser und den Ver­zehr von weni­ger tie­ri­schen Lebens­mit­teln. Beim Kli­ma­wan­del gehe es um klei­ne Schrit­te. Jedes Han­deln müs­se auf die „Enkel­taug­lich­keit“ über­prüft werden.

Der Für­ther Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Jung wür­dig­te in sei­nem Gruß­wort das Wir­ken der Kir­che in der Gesell­schaft. Die Kir­che kön­ne Kin­der­gär­ten und Senio­ren­hei­me betrei­ben wie ande­re auch. Aber das Kern­an­lie­gen der Kir­che sei die Ver­kün­di­gung der fro­hen Botschaft.

Musi­ka­lisch gestal­tet wur­de der Emp­fang in der Für­ther Stadt­hal­le von der Musik­grup­pe „Patch­work“ der Musik­schu­le Fürth unter Lei­tung von Jan Hem­ba­cher. Zu den Gäs­ten zähl­ten neben dem baye­ri­schen Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann zahl­rei­che Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter aus Kir­che, Poli­tik und Gesellschaft.

Kli­ma­wan­del

Weiß­tan­nen im Klimawandel-Test

Mit einer Ver­suchs­flä­che unter­stützt die Stadt Bam­berg ein bun­des­wei­tes Pro­jekt der Arbeits­ge­mein­schaft Natur­ge­mä­ße Wald­wirt­schaft vor dem Hin­ter­grund des Klimawandels.

Der Wei­pels­dor­fer Wald der Bür­ger­spi­tal­stif­tung Bam­berg ist einer von sie­ben Stand­or­ten in Bay­ern, in denen eine Ver­suchs­flä­che für die Anpflan­zung von Weiß­tan­nen ein­ge­rich­tet wur­de. Damit unter­stützt die Stadt Bam­berg ein bun­des­wei­tes Pro­jekt zur Eta­blie­rung der Weiß­tan­ne unter Lei­tung der Arbeits­ge­mein­schaft Natur­ge­mä­ße Wald­wirt­schaft Deutsch­land e. v. (ANW).


Hin­ter­grund: Die kli­ma­sta­bi­le und eben­so leis­tungs­star­ke Weiß­tan­ne ist in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels eine Opti­on, einer rohen­den Ver­knap­pung von wei­ßem Nadel­holz zu begeg­nen. Die Weiß­tan­ne ist aus wirt­schaft­li­cher Sicht die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve zur Fich­te, die in unse­ren Brei­ten zwei­fel­los zu den Ver­lie­rern der Kli­ma­er­wär­mung gehört.

Im Rah­men des Pro­jek­tes Weiß­tan­ne 2.0, das vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ernäh­rung und Land­wirt­schaft (BMEL) über die Fach­agen­tur Nach­wach­sen­de Roh­stof­fe e. V. (FNR) geför­dert wird, soll einer­seits die Weiß­tan­ne in unse­ren Wäl­dern auf grö­ße­rer Flä­che neu ein­ge­bracht wer­den. Par­al­lel hier­zu wer­den deutsch­land­weit 58 ein­ge­zäun­te, 0,25 Hekt­ar gro­ße Beob­ach­tungs­flä­chen ange­legt. Auf die­sen Flä­chen wer­den Weiß­tan­nen­pflan­zen zwei­er ver­schie­de­ner Her­künf­te gepflanzt und deren Wuchs­ver­hal­ten lang­fris­tig wis­sen­schaft­lich untersucht. 

Forst­amts­lei­ter Johan­nes Höl­zel (l.) und sein Vor­gän­ger Klaus Schulz (r.) vor der Ver­suchs­flä­che im Wei­pels­dor­fer Wald

Ver­gli­chen wird die hei­mi­sche Weiß­tan­ne, die an die bis­he­ri­gen ört­li­chen Gege­ben­hei­ten ange­passt ist, mit Weiß­tan­nen­pflan­zen aus Rumä­ni­en. Die­se wach­sen in einer Regi­on, in der der­zeit ein Kli­ma vor­herrscht, das nach eini­gen Kli­ma­mo­del­len zukünf­tig in Deutsch­land erwar­tet wird. Von den sie­ben Ver­suchs­flä­chen in Bay­ern ist befin­det sich nun eine im Wei­pels­dor­fer Wald. Neben einer Erwei­te­rung des Gen­pools erhofft sich das Pro­jekt­kon­sor­ti­um einen Erkennt­nis­ge­winn zur Anpas­sungs­fä­hig­keit der Weiß­tan­ne unter den Zei­chen des Klimawandels.

„Die Stadt Bam­berg freut sich, einen Bei­trag zum zukunfts­ori­en­tier­ten The­ma ‚nach­hal­ti­ge Siche­rung eines gesun­den Misch­wal­des‘ leis­ten zu kön­nen“, so Forst­amts­lei­ter Johan­nes Hölzel.


War­um Weißtannen?

Nach der bis­he­ri­gen land­läu­fi­gen Mei­nung ist die Weiß­tan­ne eine Baum­art der Mit­tel­ge­bir­ge. Wie For­schungs­er­geb­nis­se aber zei­gen, ist die Weiß­tan­ne in der Lage, auf viel­fäl­ti­gen Stand­or­ten auch im Flach­land gesund und mit Zukunfts­per­spek­ti­ve zu wach­sen. Dies gilt auch bei den zu erwar­ten­den kli­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen. Die Weiß­tan­ne ist somit eine wirt­schaft­lich inter­es­san­te Baum­art für zukunfts­taug­li­che Mischwälder.

Gleich­zei­tig hat die Weiß­tan­ne auch eine sehr hohe öko­lo­gi­sche Bedeu­tung. Sie wur­zelt viel tie­fer als die Fich­te, wird von den Fich­ten­bor­ken­kä­fern geschmäht und kann ein sehr hohes Alter errei­chen. Damit trägt sie in hohem Maße zur dau­er­haf­ten Sta­bi­li­sie­rung des Öko­sys­tems Wald bei, sehr zum Nut­zen der viel­fäl­ti­gen Pflan­zen- und Tier­welt und des Menschen.