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Kreiswasserwacht

Was­ser­wacht Bamberg

Eine Mischung aus Sport, Spaß und gemein­nüt­zi­ger Tätigkeit

Das Haupt­ziel der Kreis­was­ser­wacht Bam­berg ist klar in ihrer Sat­zung for­mu­liert: Bekämp­fung des Ertrin­kungs­to­des. Wie dabei auf dem Was­ser und auch an Land vor­ge­gan­gen wird hat uns Ste­phan Grie­bel erklärt. Er ist seit vier Jah­ren Vor­sit­zen­der der Kreis­was­ser­wacht Bam­berg und mit Ret­tungs­boo­ten regel­mä­ßig auch auf den ört­li­chen Gewäs­sern unterwegs.

Herr Grie­bel, wie sieht das täg­li­che Arbei­ten der Was­ser­wacht Orts­grup­pe Bam­berg aus?

Ste­phan Grie­bel: Täg­li­che Arbei­ten gibt es eigent­lich kei­ne, weil die Was­ser­wacht eine ehren­amt­li­che Orga­ni­sa­ti­on ist. Es gibt in ganz Bay­ern eigent­lich kei­ne haupt­amt­li­chen Was­ser­wacht­ler, außer fünf Mit­ar­bei­ter in Mün­chen, die für die Ver­wal­tung des Lan­des­ver­ban­des mit 150.000 Mit­glie­dern zustän­dig sind. Wie bei der frei­wil­li­gen Feu­er­wehr haben aber auch wir Funk­mel­de-Emp­fän­ger. Die inte­grier­te Leit­stel­le alar­miert die Mit­glie­der der Schnell­ein­satz­grup­pe und dann rücken sie von ihrem Arbeits­platz oder von zuhau­se oder wo auch immer sie sich gera­de auf­hal­ten zur Ein­satz­stel­le aus. Die Wach­diens­te fin­den, ab dem Beginn der Bade­sai­son, an den Wochen­en­den, am Main-Donau-Kanal und an den umlie­gen­den Wach­sta­tio­nen an Flüs­sen und Seen statt. Eines unse­rer Boo­te patrouil­liert zum Bei­spiel von Vier­eth bis Schleu­se Bam­berg und auf dem Main, hoch bis zur Eisen­bahn­brü­cke bei Hall­stadt. Wie­der­keh­ren­de Auf­ga­ben an Land sind unter ande­rem die wöchent­li­che Dienst­ver­samm­lung am Mon­tag, bei der Aus­bil­dun­gen, Vor­trä­ge und auch mal kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den. Durch die Pan­de­mie haben die­se Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen in letz­ter Zeit natür­lich ein wenig gelitten.


Wie vie­le Ein­sät­ze hat­ten Sie letz­tes Jahr? Wel­cher Art waren die Ein­sät­ze zumeist?

Ste­phan Grie­bel: Not­fall­ein­sät­ze hat­ten wir letz­tes Jahr 15, womit wir voll in unse­rem Schnitt lie­gen. Meis­tens waren es Sach­ber­gun­gen oder Hil­fe­leis­tun­gen für Gewer­be, die am Was­ser arbei­ten – Bau­un­ter­neh­men oder Berufs­schiff­fahrt. Oder eben Ret­tungs­ein­sät­ze, wenn jemand am oder im Was­ser in Not gera­ten ist.


Wie oft wird es rich­tig brenzlig?

Ste­phan Grie­bel: Das ist es bei uns eigent­lich immer. Es gibt kei­nen Stan­dard-Was­ser-Ret­tungs­ein­satz. Dadurch, dass es sich immer um Ein­sät­ze aus beson­de­ren Lagen oder Situa­tio­nen her­aus han­delt, ist jeder Ein­satz immer hoch brenz­lig. Hin­zu kommt, dass wir als ehren­amt­li­che Semi-Pro­fis immer nur dann beauf­tragt wer­den, wenn kein ande­rer mehr hel­fen kann.


Sie haben vier Schnell­ein­satz­grup­pen. Wo sind die­se stationiert?

Ste­phan Grie­bel: Sie ver­tei­len sich über den Stadt- und Land­kreis und kom­men aus Bam­berg, Strul­len­dorf, Brei­ten­güß­bach und Bau­nach. Ent­spre­chend sind die Boo­te sta­tio­niert oder zen­tral untergebracht.


Mit eini­gen Aus­nah­men wie der Hain­ba­de­stel­le ist es ver­bo­ten, in den Bam­ber­ger Gewäs­sern zu schwim­men. Hal­ten sich die Leu­te daran?

Ste­phan Grie­bel: Die Bevöl­ke­rung hält sich nicht dar­an – lei­der. Vor allen Din­gen im Bereich des Schiff­bau­plat­zes. Dort hat­ten wir letz­tes Jahr zwei Tote. Oder auch im Bereich der Bug­er Spit­ze wer­den es immer mehr Leu­te, die dort unver­nünf­ti­ger­wei­se ins Was­ser gehen. Zum Bei­spiel Indi­vi­du­al­sport­ler, die für sich allein trai­nie­ren und letz­tes Jahr nicht in die Schwimm­bä­der konn­ten, zie­hen dort ihre Bah­nen und set­zen sich damit einem gro­ßen Risi­ko aus. Ein klei­ner Tipp für alle, die allein schwim­men: Mit einer Boje im Schlepp­tau wäre alles sicher, das gilt auch im Win­ter für die Eisschwimmer.


Die Bam­ber­ger Orts­grup­pe der Was­ser­wacht hat 500 Mit­glie­der – das klingt nach ziem­lich viel. Wor­an liegt der Zuspruch?

Ste­phan Grie­bel: Das sind tat­säch­lich ziem­lich vie­le Mit­glie­der, ja. Die Beliebt­heit der Was­ser­wacht liegt wahr­schein­lich an der Kom­bi­na­ti­on, die die Was­ser­wacht bie­tet, einer Mischung aus Spaß, einer gemein­nüt­zi­gen Rotes-Kreuz-Tätig­keit, Men­schen hel­fen und sich kör­per­lich betä­ti­gen zu kön­nen. Es ist nicht wie im Sani­täts­be­reich. Bei uns ist auch der Frei­zeit­cha­rak­ter sehr hoch ange­sie­delt. Wie bei der Berg­wacht – nur haben wir mehr Was­ser als Berge.


Wie vie­le der 500 Mit­glie­der sind regel­mä­ßig auf den Boo­ten vertreten?

Ste­phan Grie­bel: Unge­fähr 70. Die ande­ren unter­stüt­zen die Was­ser­wacht­ein­satz­kräf­te vom Land aus.


Man möch­te doch aber mei­nen, dass man sich der Was­ser­wacht anschließt, um auf dem Was­ser zu sein. Aber das klingt, als ob sich mehr Leu­te bei Ihnen mel­den, um eher Land­diens­te zu machen.

Ste­phan Grie­bel: Nein, da gibt es kei­ne Ten­denz. Den meis­ten unse­rer Mit­glie­der ist es eigent­lich egal, ob sie auf dem Was­ser oder an Land dabei sind. Sie machen den jewei­li­gen Dienst ger­ne, weil sie ger­ne helfen.


Als ehren­amt­li­che Orga­ni­sa­ti­on finan­ziert sich die Was­ser­wacht über Spen­den­gel­der und Mit­glieds­bei­trä­ge. Wie geht es der Was­ser­wacht wirtschaftlich?

Ste­phan Grie­bel: Es läuft, auch wenn wir finan­zi­ell kei­ne gro­ßen Sprün­ge machen kön­nen. Wir hof­fen, dass sich die Pan­de­mie­la­ge bald ent­spannt und wir unse­ren Nor­mal­be­trieb wie­der auf­neh­men kön­nen. An der Stel­le möch­te ich erwäh­nen, dass der Rein­erlös des Bam­ber­ger Rosen­mon­tags­balls des Baye­ri­schen Roten Kreu­zes voll­stän­dig an das Rote Kreuz gespen­det wird und so auch die Arbeit der Was­ser­wacht mitfinanziert.


Wel­che per­sön­li­chen Eigen­schaf­ten soll­te man mit­brin­gen, um Mit­glied bei der Was­ser­wacht wer­den zu können?

Ste­phan Grie­bel: Man soll­te Team­play­er sein. Ansons­ten sind alle bei uns will­kom­men. Man muss nicht ein­mal der Super-Sport­ler sein – auch als unsport­li­cher Mensch kann man sei­nen Platz und sei­ne Auf­ga­be bei uns fin­den. Spaß am Was­ser­sport scha­det aber natür­lich nicht.


Was geht in Ihnen vor, wenn Sie im Boot auf dem Was­ser sind?

Ste­phan Grie­bel: Es ist eine groß­ar­ti­ge Sache, Strei­fe zu fah­ren. Da spürt man eine gewis­se Frei­heit und Natur­ver­bun­den­heit. Außer­dem sieht man sei­ne Stadt vom Was­ser aus einer ganz ande­ren Per­spek­ti­ve. Den Leu­ten, die nicht in einem Boot auf den Flüs­sen unter­wegs sind, ent­geht was.


Sie haben außer Kin­der­schwimm­kur­sen und Ret­tungs­schwim­mer­kur­sen, Ers­te-Hil­fe- und Sani­täts­aus­bil­dung auch eine brei­te Jugendarbeit.

Ste­phan Grie­bel: Unse­re Jugend­ar­beit ist auch eine tol­le Geschich­te. Ab dem sechs­ten Lebens­jahr kann man Mit­glied bei uns wer­den und wird dann alters­ge­recht in Jugend­grup­pen ein­ge­teilt und an die Rote-Kreuz-Arbeit bei der Was­ser­wacht herangeführt.


Aber haben Sie genug Nach­wuchs oder lei­det auch die Was­ser­wacht unter Nachwuchsproblemen?

Ste­phan Grie­bel: Nach­wuchs­pro­ble­me wür­de ich es noch nicht nen­nen, aber wir sind besorgt über den Nach­wuchs. Wir haben sehr vie­le Kin­der in unse­ren Jugend­grup­pen, aber wenn es irgend­wann dar­um geht, mit 16 oder 17 in den Ein­satz­dienst über­zu­tre­ten, ist es oft so, dass die jun­gen Erwach­se­nen durch Schu­le, Berufs­aus­bil­dung so stark ein­ge­bun­den sind, dass ihnen zu wenig Zeit bleibt. Daher ent­schei­den sich vie­le gegen den ehren­amt­li­chen Dienst.


Wei­te­re Informationen:


http://www.wasserwacht-bamberg.de


https://www.kvbamberg.brk.de/


Spen­den­ti­cket Rosen­mon­tags­ball: https://brk-rosenmontagsball.de/