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Nahrung

Dra­ma­ti­sche Lage im Bam­ber­ger Gastgewerbe 

Gewerk­schaft NGG for­dert Mindest-Kurzarbeitergeld

Ange­sichts wei­ter­hin geschlos­se­ner Restau­rants, Cafés und Hotels in Stadt und Land­kreis Bam­berg macht die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) auf die wach­sen­de Not­la­ge der Beschäf­tig­ten auf­merk­sam – und for­dert die Ein­füh­rung eines Min­dest-Kurz­ar­bei­ter­gel­des von 1.200 Euro im Monat. Die NGG geht davon aus, dass die Kurz­ar­beit aktu­ell erneut die Aus­ma­ße des Lock­downs vom Früh­jahr ver­gan­ge­nen Jah­res ange­nom­men hat. Damals mel­de­ten 183 gast­ge­werb­li­che Betrie­be in der Stadt Bam­berg – das sind 75 Pro­zent aller Betrie­be der Bran­che in der Stadt – und 142 Betrie­be im Kreis Bam­berg – 66 Pro­zent aller Betrie­be – Kurz­ar­beit an.

Die Zahl der Köchin­nen, Kell­ner und Hotel­fach­leu­te in Kurz­ar­beit stieg im April 2020 auf 1.357 in der Stadt, auf 703 im Land­kreis. Dies geht aus einer Son­der­aus­wer­tung der Bun­des­agen­tur für Arbeit her­vor. Nach Anga­ben des Ifo-Insti­tuts waren im Janu­ar 2021 bun­des­weit 56 Pro­zent aller Beschäf­tig­ten des Gast­ge­wer­bes in Kurz­ar­beit. Zum Ver­gleich: In der Gesamt­wirt­schaft lag die Quo­te bei ledig­lich 7,8 Pro­zent.
„Im Unter­schied zu ande­ren Bran­chen dau­ert der der­zei­ti­ge Lock­down für die Gas­tro­no­mie und Hotel­le­rie immer­hin schon seit Anfang Novem­ber. Die Beschäf­tig­ten wis­sen nicht mehr, wie sie noch ihre Mie­te bezah­len sol­len. Ihre letz­ten Reser­ven sind längst auf­ge­braucht. Und es könn­ten noch Mona­te ver­ge­hen, bis Hotels und Gast­stät­ten wie­der öff­nen“, sagt Micha­el Grundl, Geschäfts­füh­rer der NGG-Regi­on Ober­fran­ken. „Wegen ohne­hin nied­ri­ger Löh­ne und feh­len­der Trink­gel­der spitzt sich die Lage der Beschäf­tig­ten auch in Bam­berg und dem Land­kreis dra­ma­tisch zu. Ohne schnel­le und unbü­ro­kra­ti­sche Hil­fe dro­hen den Men­schen exis­ten­ti­el­le Pro­ble­me“, betont Grundl.

Zusam­men mit der Ver­ein­ten Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di) hat die NGG des­halb Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel und die Koali­ti­ons­spit­zen in einem offe­nen Brief auf­ge­for­dert, ein bran­chen­über­grei­fen­des Min­dest-Kurz­ar­bei­ter­geld in Höhe von 1.200 Euro pro Monat ein­zu­füh­ren. Am 11. Febru­ar debat­tiert auch der Deut­sche Bun­des­tag über das The­ma. Außer­dem haben ver.di und die NGG eine Online-Peti­ti­on zum Min­dest-Kurz­ar­bei­ter­geld gestar­tet. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu die­ser gibt es unter https://www.ngg.net/mindest-kug

„Wenn die Poli­tik Unter­neh­men mit enor­men Steu­er­mit­teln unter­stützt, um eine Plei­te­wel­le zu ver­hin­dern, dann muss auch genug Geld für die da sein, die jetzt jeden Cent zwei­mal umdre­hen müs­sen“, sagt Micha­el Grundl. Gera­de in klei­ne­ren Pen­sio­nen und Gast­stät­ten in der Regi­on ver­dien­ten vie­le Beschäf­tig­te kaum mehr als den gesetz­li­chen Min­dest­lohn. Eine Kell­ne­rin, die in Voll­zeit zum Min­dest­lohn arbei­tet, kommt im ers­ten Bezugs­mo­nat auf nur 728 Euro Kurz­ar­bei­ter­geld (ledig, ohne Kin­der, Kir­chen­steu­er), so die NGG. Selbst nach der Erhö­hung auf 80 Pro­zent des Ein­kom­mens, wie sie nach sie­ben Mona­ten Kurz­ar­beit greift, blei­ben nur 971 Euro im Monat.