Der Dramaturg und Autor John von Düffel wird neuer Intendant des ETA Hoffmann Theaters. Gestern Abend legte sich der Stadtrat auf den
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Nachfolge von Sibylle Broll-Pape
ETA Hoffmann Theater: John von Düffel wird neuer Intendant
Der Dramaturg und Autor John von Düffel wird neuer Intendant des ETA Hoffmann Theaters. Gestern Abend legte sich der Stadtrat auf den 57-Jährigen fest, der im Sommer 2025 die Nachfolge von Sibylle Broll-Pape übernehmen wird.
„Ich bin überzeugt, dass wir mit John von Düffel einen kompetenten Intendanten gefunden haben, der das Theater erfolgreich weiterentwickeln wird“, zitiert eine Mitteilung des Rathauses Oberbürgermeister Andreas Starke nach der Personal-Entscheidung im Stadtrat gestern Abend (25. Oktober).
Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar freute sich zudem über ein großes Bewerbungs-Interesse an der Stelle. 68 Einzelpersonen und Teams haben sich laut Rathaus um die Leitungsstelle für das Theater beworben. „Das zeigt den hohen Stellenwert, den sich das ETA Hoffmann Theater mittlerweile erarbeitet hat“, sagte Siebenhaar. Ein Verdienst, der ganz wesentlich mit Sibylle Broll-Pape zusammenhängt und für den wir ihr gar nicht genug danken können.“ Sibylle Broll-Pape hat das Theater seit 2015 als Intendantin geführt und in dieser Zeit verschiedene nationale Preise gewonnen.
Eine knapp 20-köpfige Findungskommission, bestehend aus Theaterfachleuten, Kulturwissenschaftlern, Personalvertretern und PolitikerInnen aller Stadtrats-Fraktionen, Wählergruppierungen und Ausschussgemeinschaften des Stadtrats, sichtete die Bewerbungen und führte die Vorstellungsgespräche, ehe nun die finale Entscheidung im Stadtrat getroffen wurde.
Werdegang John von Düffels
Mit John von Düffel fiel die Wahl auf einen Mann, der in der deutschen Theater- und Literaturszene hohe Wertschätzung genieße, so das Rathaus weiter.
1989 hat von Düffel über Erkenntnistheorie promoviert, seitdem war er als Autor und Dramaturg an Theatern in Stendal, Oldenburg, Basel und Bonn tätig. Von 2000 bis 2009 arbeitete er am Thalia Theater Hamburg. Danach wirkte er bis heute als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und unterrichtet parallel als Professor für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.
Seine zahlreichen Theaterstücken und Bühnenbearbeitungen zeigen eine große Vielseitigkeit. Von Romanen, antiken Stoffen bis hin zum Kindertheater und leichten Musiktheater ist alles dabei. So brachte er zum Beispiel auch die Bully-Herbig-Erfolgskomödie „Schuh des Manitu“ als Musical auf die Bühne.
Seine Romane „Vom Wasser“ (1998), „Houwelandt“ (2004) verkauften sich gut, genau wie sein neuestes Buch über Askese „Das Wenige und das Wesentliche“ (2022). In Bamberg hat John von Düffel bereits Spuren hinterlassen, als er 2008 die Poetikprofessur an der Universität innehatte. Schon damals habe die Stadt ihn und seine Frau Katja angezogen.
Schwerpunkt Kinder- und Jugendtheater
Wenn John von Düffel im Sommer 2024 nach Bamberg zurückkehrt, um die Theatersaison 2025 //2026 vorzubereiten, will er viele Pläne und Ideen mit nach Franken bringen. „Ich will das Lokale mit dem Überregionalen versöhnen, ebenso wie die Unterhaltung mit dem Ernst. Das Schwere muss man nicht immer schwer erzählen, sondern es kann auch leichtfüßig und spielerisch daherkommen“, sagte von Düffel bei seiner Vorstellung im Stadtrat und verwies auf musikalische Formate wie das Musical oder die Oper.
Ihm sei zudem sehr an einer Kooperation mit der Freien Szene gelegen, aber auch mit anderen Stadttheatern und Kulturträgern. „Einen Schwerpunkt möchte ich auf das Kinder- und Jugendtheater legen und das Haus zum Mehrgenerationentheater erweitern“, sagte von Düffel.
Von hoher Bedeutung sei für ihn auch die Vermittlung von Literatur, aber in Verbindung mit dem Alltag der Konsumenten. Deshalb wählte er den lateinischen Satz „Tua res agitur“ als Leitbild. Dieses „Deine Sache wird verhandelt“ soll verdeutlichen, das er Themen, welche die Stadt bewegen, im Theater aufgreifen will.
„Ich bin überwältigt, dass mir die Stadt Bamberg das Vertrauen schenkt, mein Konzept in den nächsten Jahren am ETA Hoffmann Theater umsetzen zu dürfen. Es wird eine große Freude für mich sein, hier wirken zu können“, sagte John von Düffel nach seiner Wahl.
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Sibylle Broll-Pape geht 2025
Neue Intendanz für das E.T.A‑Hoffmann-Theater gesucht
2025 wird die Intendanz des E.T.A‑Hoffmann-Theaters frei. Die Stadt Bamberg hat die Stelle nun offiziell ausgeschrieben.
Seit 2015 leitet Sibylle Broll-Pape als Intendantin das Bamberger ETA Hoffmann Theater. Diese Stelle muss sie im Jahr 2025 allerdings räumen. Im März hatte der Stadtrat Broll-Papes Wunsch abgelehnt, das Theater über 2025 hinaus noch zwei Jahre länger zu leiten. Nun sucht Bamberg nach einer neuen Intendantin oder einem neuen Intendanten, wie das Rathaus am Dienstag mitteilte. Nachdem in einer ersten Sitzung der Findungskommission unter anderem der Ausschreibungstext finalisiert worden sei, können sich Interessierte nun bis 16. Juli 2023 auf die Position der Intendanz bewerben.
Die Findungskommission, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Stadtrates und der Verwaltung, sowie aus externen Fachleuten der Kultur- und Theaterbranche, sichtet dann die eingereichten Bewerbungen und lädt passende KandidatInnen zu Vorstellungsgesprächen nach Bamberg ein. Der Auswahlprozess soll bis Ende Jahres abgeschlossen sein.
Stellenanforderungen
Was muss man mitbringen, um die Intendanz-Stelle zu bekommen? Der Ausschreibungstext gibt Aufschluss: Gesucht wird eine engagierte Persönlichkeit oder ein Team mit umfangreichen Erfahrungen im Theaterbetrieb, insbesondere im Leitungsbereich, sowie der Bereitschaft, das E.T.A.-Hoffmann-Theater, gemeinsam mit dem Verwaltungsleiter, im Rahmen der organisatorischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, anspruchsvoll, engagiert und verantwortungsbewusst in die Zukunft zu führen. Kooperationen mit den Theaterhäusern der Metropolregion und der Freien Szene Bambergs seien zudem ausdrücklich erwünscht.
Auch erwartet sich die Stadt eine abgeschlossene akademische Ausbildung im theater- oder kulturwissenschaftlichen Bereich oder umfassende Theatererfahrung. Die Position erfordere weiterhin Überzeugungs- und Durchsetzungskraft, Kommunikationsfähigkeit, Organisationsgeschick, Führungskompetenz und Teamfähigkeit. Flexibilität und ein sicheres Auftreten seien ebenso unabdingbar. Wer die Stelle bekommt, erhält, so das Rathaus, einen Fünfjahresvertrag mit Option auf Verlängerung.
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Spielzeiteröffnung
Neue Spielzeit im ETA Hoffmann Theater
Seit 1. Juli wird am ETA Hoffmann Theater wieder geprobt. Nach einem Eröffnungs-Liederabend am 3. Oktober soll am 9. Oktober die neue Spielzeit mit Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ beginnen – jeweils mit der Verpflichtung, auf der Bühne und im Publikum Corona-Abstandsregeln einzuhalten. Wie genau die Umsetzung dieser Vorgaben mit der Inszenierung von Theaterstücken vereinbar sein wird, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Intendantin und Regisseurin Sibylle Broll-Pape ist aber guter Dinge, dass Theaterschaffende mit ihren Ausdrucksmitteln vertretbare Lösungen finden werden. Wir haben die Intendantin zum Gespräch getroffen.
Frau Broll-Pape, wie geht es Ihnen nach monatelangem Stillstand?
Sibylle Broll-Pape: Man möchte gerne wieder Theater machen. Wir haben bis dahin eine ganze Menge zu tun, aber eben nicht das, was die Seele eines Theaters ausmacht: inszenieren, proben, Vorstellungen zeigen – das fehlt.
Welche Arbeiten stehen zurzeit an?
Sibylle Broll-Pape: Hygienemaßnahmen entwickeln zum Beispiel. Wir wissen ja bereits, dass wir ab 1. Juli wieder proben können, aber wir müssen Konzepte entwickeln, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen das zu machen ist. Und wir überlegen natürlich, wie das Bühnengeschehen aussehen wird, wenn im Oktober die neue Spielzeit beginnt. Das sind alles Dinge, die für mich eher fachfremd waren.
Wie geht es dem Ensemble, auch unter finanziellen Gesichtspunkten?
Sibylle Broll-Pape: Unter finanziellen Gesichtspunkten sind sie durch ihr Festengagement am ETA Hoffmann Theater abgefedert, aber sie scharren natürlich schon mit den Hufen und möchten endlich wieder richtig arbeiten können. Ganz beschäftigungslos waren sie unter anderem mit der Video-Reihe „ETA@home“ zwar nicht, aber das ist natürlich nicht vergleichbar mit einem ständigen Proben- und Vorstellungsbetrieb. Schauspieler brauchen genau das, sie müssen das die ganze Zeit weiter praktizieren. Und sie brauchen den Kontakt zum Publikum. Sie müssen spielen können und sie brauchen das Feedback vom Publikum. Wenn da lange Zeit nichts zurückkommt, fehlt etwas Fundamentales.
Kulturschaffende haben in den zurückliegenden Wochen immer wieder die zu geringe Unterstützung von staatlicher Seite kritisiert. Können Sie nachvollziehen, was in Kulturschaffenden im Angesicht dieser geringschätzigen Behandlung vorgeht?
Sibylle Broll-Pape: Ich glaube, dass wir als Kulturschaffende uns nie großartigen Illusionen darüber hingegeben haben, dass wir bei der Politik die Nummer eins wären. Insofern hätte ich auch nichts anderes erwartet. Wir haben auch keine finanzielle Lobby hinter uns, wie etwa der Fußball oder die Autoindustrie, die über ganz andere Druckmittel verfügen. Deswegen ist Kultur auch nicht das Erste, worüber in der Politik nachgedacht wird. So ist es eben. Aber ich bin schon froh, dass überhaupt über Kultur nachgedacht wird und es durchaus Wertschätzung gibt. Ich glaube aber, dass die wirklich schwierigen Jahre erst noch kommen. Der jetzige Stillstand ist nicht so problematisch, wie das, was finanziell noch kommen könnte.
Das heißt?
Sibylle Broll-Pape: Jetzt muss Geld ausgegeben und jetzt müssen Schulden gemacht werden. Dieses Geld muss aber auch irgendwann wieder reinkommen, in den Stadtsäckel zum Beispiel. Das heißt, die Budgets, auch die für Kultur, könnten in den nächsten Jahren insgesamt reduziert werden. Das befürchte ich.
Wie geht es dem ETA Hoffmann Theater derzeit finanziell?
Sibylle Broll-Pape: Im Moment gehen wir sehenden Auges ins Defizit. Wir tun sehr viel, um das Defizit zu verkleinern. Zum Großteil werden wir das auch schaffen, aber es wird uns eben nicht gelingen, das Defizit aus eigener Kraft vollständig verschwinden zu lassen. Wir hoffen also auch weiterhin auf Unterstützung durch die Stadt.
Gibt es schon Rückmeldungen aus dem Rathaus bezüglich finanzieller Unterstützung des Theaters?
Sibylle Broll-Pape: Nein, aber das kann ich in gewisser Weise nachvollziehen, weil die Stadt selber noch nicht weiß, wie der kommende Haushalt aussehen wird und man noch bis zum Herbst warten möchte, um die Höhe des städtischen Defizits einzuschätzen.
Wie sehen die Sparmaßnahmen des ETA Hoffmann Theaters aus?
Sibylle Broll-Pape: Wir haben Produktionen absagen oder verschieben müssen, das heißt, wir haben Gagen eingespart und die Kosten für Material wie zum Beispiel Kulissen und Kostüme. Auch sind wir größtenteils in Kurzarbeit.
Lässt sich aus der Not eine Tugend machen, indem man zum Beispiel spartanische Kulissen zum künstlerischen Ausdrucksmittel macht?
Sibylle Broll-Pape: Meine Bühnenbilder sind meistens reduziert. Mehr lässt sich dort eben nicht zusammensparen.
Das Motto der kommenden Spielzeit lautet „Wo stehen wir?“. Warum haben Sie es gewählt, was bedeutet es?
Sibylle Broll-Pape: Wir haben uns schon vor fast einem Jahr für dieses Motto entschieden. Damals waren wir noch auf der Suche nach einem Slogan, der Bezug dazu hat, dass wir schon fünf Jahre hier sind, was die Hälfte meiner Vertragslaufzeit als Intendantin ausmacht. Da fängt man an zu überlegen, was man gemacht hat und wo es noch hingehen soll. Das Motto drückt aber auch aus, worüber zeitgenössischen Theaterautor*innen heute nachdenken. Uns ist aufgefallen, dass sehr viele Autor*innen angefangen haben, eine Art Bestandaufnahme unseres Landes und unserer Gesellschaft zu machen. Das fanden wir sehr spannend. Dass das Motto jetzt, nach Monaten des Stillstandes, aber erst so richtig passt, das hätte niemand gedacht.
Geschah entsprechend auch die Auswahl der Stücke für die neue Saison vor Corona? Beziehungsweise würde der Spielplan anders aussehen, wenn Sie ihn unter dem Eindruck der Pandemie zusammengestellt hätten?
Sibylle Broll-Pape: Wir haben überlegt, ob wir uns umentscheiden und aus dem Spielplan tatsächlich einen reinen Corona-Spielplan machen sollten. Aber letztendlich haben wir diesen Schritt abgelehnt. Wir haben das Gefühl, dass Corona schon genug Aufmerksamkeit bekommt. Aber, was die Krise mit sich gebracht hat, ist, dass es sie gesellschaftliche Probleme, die die ganze Zeit schon da waren, viel deutlicher in den Fokus rückt.
Sind bereits Theaterstücke, die sich mit der Virus-Thematik befassen, geschrieben worden?
Sibylle Broll-Pape: Ja.
Finden Sie das gut oder schlecht?
Sibylle Broll-Pape: Ich verstehe das sehr gut und ich verstehe auch jedes Theater, das solche Stücke zeigen will. Aber ich glaube auch, dass das Thema sowieso in künftigen Inszenierungen vorkommen wird. Es kann auch gar nicht anders sein, als dass wir damit auf unsere Art und Weise umgehen, schon aus dem Grund, dass wir auf der Bühne jetzt anders arbeiten und zum Beispiel Abstände einhalten müssen. Das Thema wird also implizit mit dabei sein, auch wenn es nicht explizit genannt wird.
Vor der eigentlichen Spielzeiteröffnung am 9. Oktober veranstalten Sie am 3. Oktober einen Liederabend. Das kommt mir ein bisschen wie das Pfeifen im dunklen Wald vor.
Sibylle Broll-Pape: Das sehe ich nicht so. Aber natürlich haben wir einen Auftakt gesucht, der unserem Publikum wieder Lust und Spaß auf Theater macht, der in gewisser Weise feiert, dass wir wieder da sind. Der Abend wird viel mit uns, mit Bamberg und der jetzigen Situation zu tun haben.
Warum haben Sie für das erste Stück der neuen Spielzeit „Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow ausgewählt?
Sibylle Broll-Pape: Eigentlich war es für die zurückliegende Spielzeit geplant, zum damaligen Motto „Fortschritt“. Wir hatten auch schon das Bühnenbild gebaut, waren eigentlich fertig und standen einen Tag vor Probenbeginn, aber dann mussten wir die Spielzeit abbrechen. Alles in die Tonne schmeißen wollten wir aber nicht, mit all der bereits geleisteten Arbeit. Ich finde, es ist tatsächlich ein perfektes Stück, um die kommende Spielzeit zu beginnen, weil es sehr genau auf die Thematik gesellschaftlicher Probleme und Umbrüche, wie wir sie derzeit erleben, passt. Außerdem bin ich sehr gespannt, wie ich damit umgehen kann, so viele Menschen unter Corona-Bedingungen auf der Bühne zu haben. Das reizt mich.
Wie wird das Bühnengeschehen, gerade bei körperlichen Szenen, aussehen, wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler Abstand zueinander halten müssen und sich nicht berühren dürfen?
Sibylle Broll-Pape: Solche Szenen gibt es dann eben nicht. Da muss man sich etwas Adäquates einfallen lassen. Zuerst dachten wir schon, wie schade das ist, aber eigentlich ist es auch spannend und eine Herausforderung. Wie kann man trotzdem klarmachen, was zwischen Figuren passiert, ohne dass sie sich anfassen?
Aber können dabei dieselbe Stimmung und Energie entstehen?
Sibylle Broll-Pape: Ich glaube schon. Es kann auch viel über Sprache erreicht werden oder über die Position von Menschen im Raum. Wir probieren es aus und sind gespannt auf das Ergebnis.
Seit 1. Juli läuft der Probenbetrieb. Wie sehen die bisherigen Erfahrungen mit Proben unter Corona-Abstandsregeln aus?
Sibylle Broll-Pape: Es macht einfach richtig Spaß, wieder gemeinsam zu proben. Das Tragen von Abstandshaltern und andere hygienebedingte Einschränkungen sind zwar manchmal etwas hinderlich, bringen uns im Gegenzug aber immer wieder auf neue, spannende Ideen.
Könnte es passieren, dass während der Proben oder Aufführungen ein Punkt erreicht wird, an dem Sie oder das Ensemble entnervt aufgeben?
Sibylle Broll-Pape: Nein. Das könnten wir uns einfach nicht leisten. Wir haben drei Premieren im Oktober geplant und die wollen wir einfach zeigen. Aber natürlich weiß kein Mensch, wie sich die Situation um das Virus im Oktober darstellen wird. Natürlich könnte ich denken, dass sowieso eine zweite Infektionswelle kommt und dann gar nichts stattfindet. Aber ich versuche, mir meinen Optimismus zu erhalten.
Sind Geisterauftritte ohne Publikum, zum Beispiel für den Online-Konsum, denkbar?
Sibylle Broll-Pape: Das ist eine Überlegung wert, aber ich fände diese Lösung sehr schade. Das wäre eigentlich kein Theater.
Grundlegend gefragt, welche Rolle spielt das Publikum während einer Theater-Aufführung? Es sitzt ja eigentlich nur still im Dunkeln.
Sibylle Broll-Pape: Es ist vielleicht nicht so laut wie beim Fußball, aber man spürt seine Anwesenheit, die Energie, die aus dem Publikum kommt. Man spürt, dass da Aufmerksamkeit ist.
Wie könnte Theater mit Abstandhalten auf der Bühne und in den Sitzreihen auf das Publikum wirken?
Sibylle Broll-Pape: Ich glaube, dass die Leute gespannt genug sind, es einfach auszuprobieren.
Beziehungsweise, was hat ein Mitglied des Publikums von der normalerweise dicht gepackten Anwesenheit anderer, wenn auch stiller Zuschauerinnen und Zuschauer?
Sibylle Broll-Pape: Eine Menge, weil Theater trotz der Stille ein starkes soziales Ereignis ist. Man erlebt etwas zusammen und spürt die anderen Menschen im Raum. Ich glaube, Menschen brauchen das.
Halten die Abonnentinnen und Abonnenten Ihnen bisher die Treue oder werden Abonnements vermehrt gekündigt?
Sibylle Broll-Pape: Zum großen Teil bleiben sie uns treu. Wir erhalten sehr zugewandte und unterstützende Rückmeldungen.
Wie sieht das Ensemble die Pflicht zum Abstand?
Sibylle Broll-Pape: Im Moment überwiegt die Vorfreude, überhaupt wieder miteinander arbeiten zu können.
Was, wenn die Spielzeit doch wieder abgebrochen werden muss?
Sibylle Broll-Pape: Da möchte Ich jetzt nicht darüber nachdenken. Wenn sie abgebrochen wird, wird sie abgebrochen und wir setzen mit neuen Planungen zu einem anderen Zeitpunkt wieder an. Wir werden nicht die Hände in den Schoß legen und aufgeben.
Gibt es etwas Positives, das Sie persönlich aus der Krise ziehen können?
Sibylle Broll-Pape: Ach, das berühmte Positive in der Krise. Ich weiß nicht, eigentlich nichts. Das eine ist, dass das Virus zahlreiche Menschenleben gefordert hat, was soll daran gut sein? Und dann diese ganzen wohlmeinenden Sprüche, dass man Zeit hat, über sich nachzudenken und so weiter, die sind gut und schön, aber ich mache das wie viele andere Menschen sowieso andauernd. Dafür habe ich keine Krise gebraucht.