Schülerinnen und Schüler des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums haben zum 1000-jährigen Bestehen von St. Stephan einen Audioguide für die Kirche am Stephansberg entwickelt. Eigentlich
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TiG – Theater im Gärtnerviertel
Experimentierfreudiges Theater an ungewöhnlichen Orten
Am 24. September eröffnet das TiG – Theater im Gärtnerviertel seine neue Spielzeit mit Friedrich Schillers Klassiker “Die Jungfrau von Orleans”. Stephan Bach, Jonathan Bamberg, Valentin Bartzsch, Ursula Gumbsch und Martin Habermeyer spielen, TiG-Leiterin Nina Lorenz führt Regie. Mit ihr haben wir uns zum Interview getroffen.
Frau Lorenz, in welchem Zustand startet das TiG in die Spielzeit 2021//2022?
Nina Lorenz: Wir haben einen ereignisreichen Sommer hinter uns und haben mit unserem TiG-Sommertheaterfestival versucht, die Monate Juni, Juli und August bestmöglich zu nutzen, um mehrere Produktionen und viel Live-Theater anzubieten. Für die neue Spielzeit 2021//2022 sind wir gut gerüstet und hoffen, unseren Spielplan aufrecht halten zu können. Jedoch, es hängt nicht von uns alleine ab.
Welche Änderungen gab es in den zurückliegenden eineinhalb Jahren?
Nina Lorenz: Die Änderungen haben sich auf das Nicht-Spielen können belaufen. Das waren harte Einschnitte, auch finanziell. Ansonsten ist das Ensemble konstant geblieben, keiner musste gehen und neue Gesichter sind dazu gekommen.
Wie hat sich die Sponsoren- und Förderlage entwickelt?
Nina Lorenz: Die Sponsoren haben uns die Treue gehalten, ebenso ist der Freundeverein des TiG eine großartige Unterstützung. Ein Teil der gestellten Förderanträge wurde allerdings gekürzt, was gerade in diesen Zeiten umso schwerer wiegt.
Nach einem Jahr, in dem kulturelle Institutionen durch die Politik mehr oder weniger ignoriert wurden – sind Sie nach wie vor überzeugt, mit dem Theater das Richtige zu tun oder hat die Pandemie Zweifel aufkommen lassen?
Nina Lorenz: Nein, die Pandemie hat keine Zweifel aufkommen lassen. Kunst und Kultur und speziell Theater sind wichtig und nicht wegzudenken aus unserer Gesellschaft. Theater bietet den gemeinsamen Atem und das gemeinsame Erleben, ist einmalig und immer live. Der Austausch zwischen dem Publikum und den Schauspieler*innen auf der Bühne schafft einen gemeinsamen Raum und bestenfalls können wir durch diesen Austausch Dinge bewegen und Perspektiven verändern.
Heißt es jetzt also “jetzt erst recht”?
Nina Lorenz: Es heißt, weitermachen!
Warum haben Sie für die Spielzeiteröffnung am 24. September “Die Jungfrau von Orleans” ausgewählt?
Nina Lorenz: In der „Jungfrau von Orleans“ geht es um Glaubenskriege und einen großen Fanatismus der Figur der Johanna. Ihr mitleidloses und blindes Handeln macht sie zu einem Werkzeug der Mächtigen, der Politiker und der Pragmatiker. Sie wird benutzt und taktisch eingesetzt. Damit sind wir sehr nah dran an der heutigen Zeit und Assoziationen zu sich radikalisierenden Jugendlichen, die still in den heiligen Krieg ziehen oder sich als rechtsradikale Gottes-Kämpfer sehen und für ihre vermeintlich richtige Sachen kämpfen, stellen sich ein, da kann man auch an die Morde des NSU denken. Das Leben der Jeanne d‘Arc wurde von vielen Seiten benutzt und für eigene Zwecke ausgenutzt und missbraucht, bis heute, bis zu Marie Le Pen. Aus diesem Grunde ist dieser Stoff, dieses Stück, hoch aktuell. Und es erzählt vom Krieg, den Grausamkeiten und dem Grauen im Krieg. Auch das hat bis heute nicht aufgehört.
“Die Jungfrau von Orleans” ist eines der am häufigsten gespielten Stücke von Friedrich Schiller. Was wird die Inszenierung des TiG bieten, das noch nicht zu sehen war?
Nina Lorenz: Wir setzen mit der Inszenierung unsere eigenen Akzente und verknüpfen das Ganze mit der Musik. Live an der Orgel begleitet Ingrid Kasper die Inszenierung, in Kooperation mit der Kirchenmusik St. Stephan sind der musica-viva-chor bamberg, der Chor der Kantorei, der Jugendkantorei und der Gospelchor St. Stephan zu erleben. Der Spielort ist St. Stephan Bamberg – wir spielen im Hauptschiff der Kirche, dürfen den Altar überbauen und zentral in der Kirche spielen. Eine großartige Möglichkeit, die uns die Gemeinde St. Stephan bietet!
Wie sehen Ihre Planungen aus, falls steigende Inzidenzen Kulturaufführungen erneut gefährden sollten?
Nina Lorenz: Viele Möglichkeiten haben wir nicht. Bei „Die Jungfrau“ würden wir nicht nochmal um ein Jahr verschieben, sondern daraus einen Film machen. Aber das hoffen wir nicht.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie den weiteren Spielplan zusammengestellt?
Nina Lorenz: Der neue Spielplan beinhaltet Stücke, die, coronabedingt, im letzten Jahr ausfallen mussten, wie „Die Jungfrau von Orleans“ und „Die Dreigroschenoper“ von Bertold Brecht, die ab März 2022 geplant ist. Spielort bleibt die Malerwerkstatt der Handwerkskammer für Oberfranken, darüber freuen wir uns sehr. Für die weiteren Stücke planen wir, heutige Autor*innen zu Wort kommen zu lassen.
Auf was kann sich das Publikum in der kommenden Spielzeit gefasst machen?
Nina Lorenz: Auf spannendes, lebendiges, experimentierfreudiges Theater an ungewöhnlichen Spielorten.
TiG – Theater im Gärtnerviertel
„Die Jungfrau von Orleans“
24. September, 20 Uhr
St. Stephan Bamberg, Stephansplatz 5
Weitere Informationen unter:
- September 19, 2021
- Sebastian Quenzer
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Live-Stream aus St. Stephan
Weihnachtskonzert
In stark reduzierter, aber darum womöglich besinnlicherer Form findet am kommenden Sonntag, dem 6. Dezember, um 17 Uhr in der Kirche St. Stephan das 37. Weihnachtskonzert der VR-Bank Bamberg Forchheim statt. Da die Teilnahme eines Publikums derzeit nicht möglich ist, überträgt die Bank das Konzert per Live-Stream. Dekanatskantorin, Kirchenmusikdirektorin und Organistin Ingrid Kasper ist zum 12. Mal beim Weihnachtskonzert dabei und leitet die Aufführung.
Frau Kasper, wie sollte das Weihnachtskonzert ursprünglich aussehen?
Ingrid Kasper: Ursprünglich war geplant, das Weihnachtskonzert, das wir jedes Jahr zusammen mit der VR-Bank und unter Teilnahme von Mitgliedern der Bamberger Symphoniker spielen, mit dem 1000-jährigen Jubiläum der Stephanskirche zu verbinden. Wir wollten mit einem der Chöre aus St. Stephan Johann Sebastian Bachs Weihnachsoratorium und eine Stephanuskantate aufführen. Aber diese Idee haben wir schon im März über den Haufen geworfen. Also haben wir überlegt, was wir stattdessen machen könnten. Der nächste Plan sah ein Konzert ohne Orchestermusiker und mit einem Teil des Chors der Kantorei vor. 30 der 150 Chormitglieder sollten im Hochchor der Kirche singen. Ich hatte dabei vor allem die Hoffnung, die jugendlichen Chormitglieder einbinden zu können. Dafür haben wir im September auch schon geprobt. Da dann aber auch Proben nicht mehr erlaubt waren, mussten wir auch diesen Plan verwerfen.
In welcher Form findet das Konzert nun tatsächlich statt?
Ingrid Kasper: Seit Dienstagmittag steht folgendes Konzept: Auf der Orgelempore werden zwei Sängerinnen, Susanne Bernhard und Victoria De Sousa Real, zwei Mitglieder der Symphoniker, Barbara Bode an der Oboe und Violinist Boris-Alexander Jusa, und ich an der Orgel das Konzert geben. Ein Chor wird nicht teilnehmen und auf dem Programm stehen Arien aus Bachs Weihnachtsoratorium und zum Schluss gibt es den Abendsegen von Engelbert Humperdinck.
Wird da weihnachtliche Stimmung aufkommen können?
Ingrid Kasper: Auf jeden Fall! Es wird nicht nur wegen des Weihnachtsoratoriums sehr festlich sein, denke ich. Wir werden Kerzenbeleuchtung haben und die Leute, die sich den Live-Stream des Konzerts ansehen, bekommen nicht nur die Musikerinnen und Musiker zu sehen, sondern auch Kamera-Aufnahmen der Krippe oder des Adventskranzes in St. Stephan. Ob wir jedoch mit genug Abstand Kameraleute vor Ort haben können, vor allem oben auf der Empore, oder nur feststehende Kameras, müssen wir noch prüfen. Ich glaube also schon, dass sich das Konzert weihnachtlich anfühlen wird. Wie es in dieser Corona-Krise so oft der Fall ist, machen wir im Kleinen das, was den Kern der Sache darstellt. Ich habe überhaupt den Eindruck, dass sich das Konzert gerade durch die Reduzierung von Besetzung und Programm aufs Wesentliche und die Kernaussage noch weihnachtlicher und inniger als sonst anfühlen wird. Meine Choristen und vor allem die jugendlichen Mitglieder werde ich aber trotzdem wahnsinnig vermissen. Ich hoffe, sie sitzen alle vor den Bildschirmen und sehen zu.
Ist das Ihr erstes Online-Stream-Konzert?
Ingrid Kasper: Ich habe vor einiger Zeit für die Landessynode ein bisschen Musik aus meinem Wohnzimmer gemacht. Das war für mich eine ganz neue Dimension, Musik weiterzugeben. Zum einen fehlte mir die Rückkopplung ans Publikum, die ich normalerweise über ein Raumempfinden wahrnehme. Dennoch war es spannend, im Nachhinein in den Chats und in persönlichen Nachrichten zu lesen, wie die Musik angekommen ist. Das wird für uns Musiker spannend in der kommenden Zeit, dass wir etwas ins Universum schicken und nicht direkt spüren, wie und ob es ankommt. Natürlich könnte man sagen, dass man es ohne Publikum ja bleiben lassen kann. Aber ich finde es zum Beispiel auch spannend, dass sich Leute in den Stream einklinken können, die das Konzert nicht besuchen würden. Meine Mutter lebt in der Nähe von Wien und kann von da aus zuschauen. Oder Leute, die im Krankenhaus liegen, können auch dabei sein.
Kann zwischen dem heutigen Donnerstag und kommendem Sonntag, dem Tag des Konzerts, doch noch irgendetwas dazwischenkommen, das das Konzept umstößt oder das ganze Konzert ausfallen lässt?
Ingrid Kasper: Nein! Wir haben mit dem Kirchenvorstand und dem Landtag alles abgeklärt und jetzt ist alles ganz sicher. Wir dürfen.
Weihnachtskonzert der VR Bank Bamberg Forchheim
Sonntag, 6. Dezember, 17 Uhr, St. Stephan Bamberg
Stream unter:
- Dezember 3, 2020
- Text und Foto: Sebastian Quenzer
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Geschichte zum Hören
Audioguide für St. Stephan
Schülerinnen und Schüler des E.T.A. Hoffmann-Gymnasiums haben zum 1000-jährigen Bestehen von St. Stephan einen Audioguide für die Kirche am Stephansberg entwickelt.
Eigentlich sollte die Übergabe des Audioguides von Gymnasium zu Kirche mit einer Vernissage und verschiedenen Begleitveranstaltungen vonstattengehen. Aber ähnlich der für dieses Jahr geplanten, aber mittlerweile abgesagten oder verschobenen Feierlichkeiten fürs Kirchenjubiläum, musste ein etwas reduzierter Akt genügen.
Mitte Mai überreichten Markus Knebel, Leiter des E.T.A.-Gymnasiums, Martin Stübinger, verantwortlicher Lehrer, und Jule Prell, als Vertretung der beteiligten Schulklassen, Pfarrer Walter Neunhoeffer in St. Stephan elf Plaketten, die in der Kirche angebracht und die die Hörstationen des Guides markieren werden.
Auf jeder davon ist ein QR-Code abgedruckt. Scannt man diese beispielsweise per Smartphone ein, lassen sich zahlreiche Informationen zur jeweiligen Station und der Geschichte St. Stephans abrufen. Die Texte dazu haben die Schülerinnen und Schüler, alle aus der achten bis zehnten Klasse, selbst recherchiert und für den Audioguide eingesprochen. Der fachliche Input dafür kam von der Staatsbibliothek und von Walter Neunhoeffer, mit denen zusammen das Projekt entwickelt wurde.
Die Schülerinnen und Schüler und Martin Stübinger hoffen, mit dem Guide Wissen über die Geschichte von St. Stephan zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass die Kirche im Bewusstsein bleibt.
Hier geht es zu den Audio-Files: eta.aiacs.net
- Mai 18, 2020
- Autor: Sebastian Quenzer
- Foto: Sebastian Quenzer