Tan­dem-Rei­he “Wis­sen­schaft & Pra­xis” beschäf­tigt sich mit Nach­hal­tig­keit in der Betriebsführung

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Nachhaltigkeit
Im Live-Talk (von links): Prof. Dr. Frank Schiemann (Uni Bamberg), Dr. Sergio Drawert (RZB Rudolf Zimmermann, Bamberg GmbH), Nicole Wagner (GREIFF Mode GmbH & Co. KG), Johannes Lange (HANNESLANGE GmbH & Co. KG) und Moderatorin Sandra Peter (IHK für Oberfranken Bayreuth). Foto: Dominik Ochs Fotografie
Bringt es Vor­tei­le, sich mit Nach­hal­tig­keit im Unter­neh­men zu beschäf­ti­gen? Vor wel­chen Her­aus­for­de­run­gen ste­hen Betrie­be dabei? Die Tan­dem-Rei­he „Wis­sen­schaft & Pra­xis“ von Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg, IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth und Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken gab bei der Dis­kus­si­on unter dem Titel „Daten, Druck und Durch­blick – Unter­neh­me­ri­sche Nach­hal­tig­keit zwi­schen Anspruch und All­tag“ allen Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern einen Ein­blick in ver­schie­de­ne Her­an­ge­hens­wei­sen, Erfah­run­gen und grund­sätz­li­che Fragen.

Gemein­sam ver­tra­ten die Dis­ku­tie­ren­den die Hal­tung, dass Nach­hal­tig­keit im Betrieb vie­le posi­ti­ve Effek­te für die zukunfts­ori­en­tier­te Aus­rich­tung von Unter­neh­men und Betrie­ben bie­ten kann. Wich­tig sei nur, die ers­ten Schrit­te zu wagen. Auf dem Podi­um waren Prof. Dr. Frank Schie­mann, Inha­ber des Lehr­stuhls für BWL, ins­be­son­de­re Con­trol­ling an der Uni­ver­si­tät Bam­berg, Schrei­ner­meis­ter Johan­nes Lan­ge, Geschäfts­füh­rer der HANNESLANGE GmbH & Co. KG aus Eber­mann­stadt, Nico­le Wag­ner, Cor­po­ra­te Social Respon­si­bi­li­ty Mana­ge­rin bei der GREIFF Mode GmbH & Co. KG aus Bam­berg sowie Dr. Ser­gio Dra­wert, Tech­ni­scher Lei­ter bei RZB Rudolf Zim­mer­mann Bam­berg GmbH, vertreten.

Als Basis der Dis­kus­si­on dien­te eine Umfra­ge unter den Besu­che­rin­nen und Besu­chern der TAN­DEM-Rei­he 61 Pro­zent der Teil­neh­men­den an der Ver­an­stal­tung wären mit einer ver­pflich­ten­den Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung für Betrieb und Unter­neh­men ein­ver­stan­den. Immer­hin mes­sen und steu­ern 39 Pro­zent Nach­hal­tig­keit bereits intern. Sie ver­bin­den den Begriff „Nach­hal­tig­keit“ in ers­ter Linie mit Ver­ant­wor­tung, Wett­be­werbs­fä­hig­keit und Zukunft. Die Pra­xis­part­ner in der Dis­kus­si­ons­run­de sind da in ihren Betrie­ben schon ein Stück wei­ter, haben nach­hal­ti­ge Ele­men­te längst in ihre Unter­neh­mens­stra­te­gie integriert.

Für Schrei­ner­meis­ter Johan­nes Lan­ge steckt die Nach­hal­tig­keit auto­ma­tisch in der DNA des Hand­werks. Trotz­dem sieht er sich als „Über­zeu­gungs­tä­ter“ und hat in sei­nem Betrieb schon vie­le nach­hal­ti­ge Pro­jek­te rea­li­siert bei der Ener­gie­ver­sor­gung und Ener­gie­ein­spa­rung, der Abfall­ent­sor­gung, der Nut­zung regio­na­ler Wert­schöp­fungs­ket­ten und bei der Reduk­ti­on von „grau­er Ener­gie“ beim Bau. Sein Cre­do „Nach­hal­tig­keit ist eine Her­aus­for­de­rung, die sich ren­tiert. Wenn man am The­ma dran­bleibt, kommt am Ende auch etwas Gutes her­aus.“ Zudem sieht er einen wei­te­ren Nut­zen für sei­ne Schrei­ne­rei „Unse­re Kun­den erle­ben unse­re nach­hal­ti­ge Arbeit direkt in der Werk­statt, sehen sie auf unse­rer Home­page und in den Social-Media-Kanä­len. Auch dadurch ent­wi­ckelt sich Ver­trau­en zum Betrieb.“ Eine Pflicht zur Bericht­erstat­tung sieht er den­noch kri­tisch „Für klei­ne Betrie­be ist der Auf­wand per­so­nell nicht machbar.“

Laut Nico­le Wag­ner habe sich die GREIFF Mode GmbH & Co. KG für ihre Nach­hal­tig­keits­rei­se ent­schie­den, um die vor­han­de­nen Unter­neh­mens­wer­te wei­ter zu stär­ken. „Wir arbei­ten seit 2014 sys­te­ma­tisch an unse­rer nach­hal­ti­gen Aus­rich­tung, aller­dings ohne exakt aus­ge­ar­bei­te­ten Leit­fa­den. Nach­dem wir inter­na­tio­na­le Zulie­fe­rer haben, spielt die sozia­le Ver­ant­wor­tung zu den welt­wei­ten Part­nern eine Schlüs­sel­rol­le.“ So habe man die eige­nen Stan­dards auf ein gutes Niveau gebracht. Beson­ders bei der Trans­pa­renz der Lie­fer­ket­ten müs­se man sich stän­dig wei­ter­ent­wi­ckeln. Das Tex­til­un­ter­neh­men erstellt ein­mal im Jahr einen Social Report. „Zur Nach­hal­tig­keit gehört aber auf jeden Fall auch das Ver­trau­en von Kun­den“, unter­streicht Wag­ner. Klar sei zudem: Mit oder ohne Leit­fa­den müs­se man Nach­hal­tig­keit immer neu den­ken und an die eige­nen Her­aus­for­de­run­gen anpassen.

Beim Leuch­ten­her­stel­ler RZB Rudolf Zim­mer­mann, Bam­berg GmbH ist Nach­hal­tig­keit längst zur Chef­sa­che gewor­den. Der Tech­ni­sche Lei­ter Dr. Ser­gio Dra­wert schil­dert den Ein­stieg: „Für uns war es anfangs eine Über­ra­schung, was wir in Sachen Nach­hal­tig­keit schon alles tun.“ Einer Pflicht-Bericht­erstat­tung steht er zwar posi­tiv gegen­über, weist aber dar­auf hin, dass man auch das Per­so­nal dafür haben muss. Für sein Unter­neh­men sei die Erstel­lung aber ohne­hin alter­na­tiv­los, „denn gera­de Groß­kun­den for­dern die­sen Nach­weis aktiv ein und sor­tie­ren Zulie­fe­rer auch hin und wie­der aus, wenn sie nicht nach­hal­tig genug auf­ge­stellt sind.“ Sein Tipp für die ers­ten Schrit­te: „Ein­fach mal anfan­gen! Bes­ser mit wenig Inhal­ten star­ten als gar nicht.“

Die Tan­dem-Rei­he „Wis­sen­schaft & Pra­xis“ för­dert den beid­sei­ti­gen Trans­fer aus der Wis­sen­schaft in die Betriebs­pra­xis und umge­kehrt. Des­halb beur­teil­te Prof. Dr. Frank Schie­mann die genann­ten Pra­xis­bei­spie­le anschlie­ßend aus wis­sen­schaft­li­cher Sicht, ging auf die Vor­tei­le einer nach­hal­ti­gen Unter­neh­mens­aus­rich­tung ein und räum­te auch eini­ge Mythen zu dem The­ma aus. „Für eine nach­hal­ti­ge Aus­rich­tung spre­chen der leich­te­re Zugang zu Finan­zie­run­gen, eine ver­bes­ser­te Repu­ta­ti­on und der lang­fris­ti­ge Nut­zen bei der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung“, so der BWL-Pro­fes­sor. Zudem hel­fe der Nach­hal­tig­keits­ge­dan­ke beim früh­zei­ti­gen Erken­nen von Risi­ken. Laut Schie­mann heißt Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung nicht gleich mehr Büro­kra­tie, wenn man das Kos­ten-Nut­zen-Ver­hält­nis im Auge behält. Und zuletzt: „Nach­hal­tig­keit im Unter­neh­men gefähr­det nicht den Wirt­schafts­stand­ort, son­dern ist ein Teil der akti­ven Zukunfts­si­che­rung für Betriebe.“


Tan­dem-Rei­he “Wis­sen­schaft & Praxis”

Die Tan­dem­rei­he ist eine Gemein­schafts­in­itia­ti­ve der Otto-Fried­rich-Uni­ver­si­tät Bam­berg, der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth und der Hand­werks­kam­mer für Ober­fran­ken. Sie bringt ein­mal pro Jahr Wis­sen­schaft und Wirt­schaft zusam­men. Ziel ist es, den Aus­tausch unter­ein­an­der zu för­dern und den beid­sei­ti­gen Trans­fer von Wis­sen anzuregen.

Wei­te­re, stän­dig aktua­li­sier­te Infor­ma­tio­nen zu der Ver­an­stal­tungs­rei­he sind hier zu fin­den. 

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