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Oberfranken

Wech­sel nach sie­ben Jahren

Luder­schmid folgt auf Piwer­netz: Neu­er Regie­rungs­prä­si­dent für Oberfranken

Bay­erns Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann hat Regie­rungs­prä­si­den­tin Heid­run Piwer­netz ver­ab­schie­det und ihren Nach­fol­ger Flo­ri­an Luder­schmid ins Amt ein­ge­führt. Vor­her war Luder­schmid Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent der Oberpfalz.

Wie die ober­frän­ki­sche Regie­rung mit­teil­te, hat Bay­erns Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann am Mitt­woch (27. Sep­tem­ber) Heid­run Piwer­netz bei einem Fest­akt in Bay­reuth aus dem Amt der Regie­rungs­prä­si­den­tin ver­ab­schie­det und ihren Nach­fol­ger Flo­ri­an Luder­schmid ins Amt eingeführt.

Herr­mann wür­dig­te dabei die Ver­diens­te von Heid­run Piwer­netz in den letz­ten sie­ben Jah­ren als Regie­rungs­prä­si­den­tin. „Dass Sie nun vom Baye­ri­schen Land­tag zur Prä­si­den­tin des Obers­ten Rech­nungs­ho­fes gewählt wur­den und zurück nach Mün­chen gehen, ist der krö­nen­de Abschluss einer Kar­rie­re, die ihres­glei­chen sucht.“

Herr­mann ging zudem auf Piwer­net­zes Arbeit wäh­rend der Coro­na-Pan­de­mie ein. „Durch Kon­zen­tra­ti­on aller ver­füg­ba­ren Arbeits­kräf­te konn­ten Sie mit Ihrem Team allei­ne von März bis Mai 2020 rund 21.500 Anträ­ge auf Coro­na-Sofort­hil­fen ver­ab­schie­den und dabei Aus­zah­lun­gen von ins­ge­samt 149 Mil­lio­nen leisten.“

Glei­cher­ma­ßen wich­tig sei es ihr eben­so immer gewe­sen, den Stand­ort Ober­fran­ken als attrak­ti­ve Familien‑, Genuss‑, Natur- und Tou­ris­mus­re­gi­on bekannt­zu­ma­chen. Piwer­netz habe das Bild Ober­fran­kens als leis­tungs­star­ke und lie­bens­wer­te Regi­on zur ihrer Her­zens­an­ge­le­gen­heit gemacht und vor Ort immer eine ganz star­ke Prä­senz gezeigt.

Nach­fol­ger im Amt des Regie­rungs­prä­si­den­ten ist Flo­ri­an Luder­schmid, frü­her Lei­ter des Minis­ter­bü­ros im Innen­mi­nis­ters und seit April 2021 Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent der Ober­pfalz. Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent wird Tho­mas Engel. Zu Luder­schmid sag­te Joa­chim Herr­mann: „Sie haben Ihre bis­he­ri­gen Auf­ga­ben immer mit Begeis­te­rungs­fä­hig­keit und Enga­ge­ment ange­nom­men. Es zeich­net Sie aus, dass Sie im bes­ten Sin­ne des Wor­tes neu­gie­rig auf ande­re Men­schen sind und ein Talent haben, Men­schen zusammenzubringen.“

Nach­fol­ger von Heid­run Piwernetz

Flo­ri­an Luder­schmid neu­er Regie­rungs­prä­si­dent von Oberfranken

Flo­ri­an Luder­schmid wird neu­er Regie­rungs­prä­si­dent von Ober­fran­ken. Das hat das baye­ri­sche Kabi­nett auf Vor­schlag von Innen­mi­nis­ter Joa­chim Herr­mann ent­schie­den. Luder­schmid, bis­her Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent der Ober­pfalz, folgt auf Heid­run Piwernetz.

Der Regie­rungs­be­zirk Ober­fran­ken bekommt einen neu­en Regie­rungs­prä­si­den­ten, wie das baye­ri­sche Staats­mi­nis­te­ri­um des Innern am Diens­tag (25. Juli) bekannt­gab. Zum 1. Sep­tem­ber über­nimmt Flo­ri­an Luder­schmid das Amt. Er folgt damit auf Heid­run Piwer­netz, die ab Sep­tem­ber als Prä­si­den­tin den Obers­ten Rech­nungs­hofs in Bay­ern leitet.

„Luder­schmid ist ein top­qua­li­fi­zier­ter Spit­zen­ju­rist, der sich auf ver­schie­de­nen Ebe­nen in unter­schied­li­chen Auf­ga­ben- und Res­sort­be­rei­chen der Staats­ver­wal­tung sehr bewährt hat“, sag­te Innen­mis­ter Joa­chim Herr­mann (CSU).

2007 leg­te Flo­ri­an Luder­schmid sei­ne ers­te juris­ti­sche Staats­prü­fung ab. Sei­ne ers­te Sta­ti­on in der Lan­des­ver­wal­tung hat­te er 2007 in der Poli­zei­ab­tei­lung des Innen­mi­nis­te­ri­ums im Sach­ge­biet „Recht der öffent­li­chen Sicher­heit und Ord­nung“ inne. 2010 wech­sel­te er in die Staats­kanz­lei, um dort die Ange­le­gen­hei­ten des Innen­mi­nis­te­ri­ums zu vertreten.

Auch bei sei­ner nächs­ten Sta­ti­on, im Land­rats­amt Starn­berg, war die Lei­tung der Abtei­lung Öffent­li­che Sicher­heit und Ord­nung Luder­schmids Schwer­punkt. Im Anschluss über­nahm der heu­te 46-Jäh­ri­ge die Lei­tung der Ver­tre­tung des Innen­mi­nis­te­ri­ums in Ber­lin. Anschlie­ßend führ­te er bis zum Jahr 2021 das Büro des Innen­mi­nis­ters, ehe er als Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent in sei­ne ober­pfäl­zi­sche Hei­mat wechselte.

„Sei­ne umfang­rei­chen, viel­fäl­ti­gen Erfah­run­gen wie auch sei­ne her­aus­ra­gen­den Füh­rungs­qua­li­tä­ten und per­sön­li­chen Kom­pe­ten­zen unter­strei­chen sei­ne Eig­nung, künf­tig die Regie­rung von Ober­fran­ken zu lei­ten“, ist sich Joa­chim Herr­mann sicher.

In Bay­reuth und Wunsiedel

Test mit Medi­ka­men­ten­droh­nen: Trans­port von Arzneimitteln

Staus oder abge­le­ge­ne Orte stel­len für Apo­the­ken bei der Zustel­lung von Medi­ka­men­ten, gera­de in Not­fäl­len, oft eine Her­aus­for­de­rung dar. Der ober­frän­ki­sche Regie­rungs­be­zirk tes­tet dar­um Medi­ka­men­ten­droh­nen, die her­kömm­li­che Boten­gän­ge mit dem Auto ergän­zen sollen.

Wie „Ober­fran­ken Offen­siv“, die PR-Agen­tur des Regie­rungs­be­zirks, mit­teil­te, sol­len in Stadt und Land­kreis Bay­reuth und im Land­kreis Wun­sie­del bald zwei Medi­ka­men­ten­droh­nen Arz­nei­mit­tel aus­lie­fern. Eigens für den Trans­port von Medi­ka­men­ten ent­wi­ckelt, sind die Flug­ge­rä­te jeweils fünf Kilo­gramm schwer und sol­len Medi­ka­men­te bis zu 30 Kilo­me­tern weit tra­gen können.

Bevor die Test­pha­se begin­nen kann, müs­sen laut „Ober­fran­ken Offen­siv“ aller­dings noch orga­ni­sa­to­ri­sche Hür­den genom­men wer­den. Außer­dem habe Sicher­heit Prio­ri­tät. Ent­spre­chend besitzt die Droh­ne acht Roto­ren, davon sind vier als Ersatz geplant. Es gibt zwei Akku­sys­te­me, die par­al­lel lau­fen, einen Flug­steue­rungs­com­pu­ter und einen Sicher­heits­com­pu­ter, der den gesam­ten Flug­pro­zess über­wacht. Auch ein Ret­tungs­sys­tem ist ein­ge­baut, das bei Fehl­funk­tio­nen die Droh­ne mit einem Fall­schirm lang­sam lan­den lässt.

Fünf Apo­the­ken betei­li­gen sich an der Test­pha­se der Medi­ka­men­ten­droh­nen, die die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung in Ober­fran­ken ver­bes­sern soll. Dr. Andre­as Paul, Betrei­ber meh­re­rer Apo­the­ken in Bay­reuth, ist einer der Test-Teil­neh­mer. Er wird eine Droh­ne nut­zen, um eine Arzt­pra­xis in Bind­lach zu belie­fern, die regel­mä­ßig kurz­fris­tig Medi­ka­men­te anfor­dert. Durch die Droh­ne wür­de die Lie­fe­rung mit dem Auto ent­fal­len und die Arz­nei wäre schnel­ler in der Pra­xis verfügbar.

Das Flug­ge­rät soll dau­er­haft in Pauls Apo­the­ke sta­tio­niert sein und dort lagern. Vor dem den Flug belädt das Team der Apo­the­ke die Droh­ne und bringt sie dann zu einem vor­her fest­ge­leg­ten Start­punkt. GPS-gelei­tet soll sie voll­au­to­ma­tisch flie­gen. Der Flug wird aber von einem Fern­pi­lo­ten, der in Ber­lin sitzt, überwacht.

Preis der deut­schen Wirtschaft

Inno­va­ti­ons­ort 2022: Ober­fran­ken gewinnt Publikumspreis

Am 4. Novem­ber hat das Infor­ma­ti­ons­netz­werk „Die Deut­sche Wirt­schaft“ den Wirt­schafts­preis „Inno­va­tor des Jah­res“ an Unter­neh­men, Orte und Per­so­nen in Ber­lin ver­lie­hen. Die Regi­on Ober­fran­ken und ihre Ent­wick­lungs­agen­tur wur­den dabei „Inno­va­ti­ons­ort des Jah­res 2022“ gewählt.

Seit 2017 ver­leiht das Infor­ma­ti­ons­netz­werk „Die Deut­sche Wirt­schaft“ jähr­lich den Publi­kums­preis der deut­schen Wirt­schaft. Die­ser geht an Unter­neh­men, Orte oder Per­so­nen, die „mus­ter­gül­tig für Inno­va­ti­ons­kraft und Erneue­rung ste­hen“, so das Netz­werk. Für sein Stand­ort­kon­zept ging einer der „Inno­va­ti­ons­ort des Jah­res 2022“-Preise an den Regie­rungs­be­zirk Oberfranken.

Eine Mit­tei­lung der Ent­wick­lungs­agen­tur „Ober­fran­ken Offen­siv“ zitiert ihre Vor­sit­zen­de und
Regie­rungs­prä­si­den­tin Heid­run Piwer­netz ent­spre­chend. „Es wird täg­lich Her­vor­ra­gen­des in Ober­fran­ken geleis­tet. Über­all sto­ßen wir lang­fris­ti­ge und nach­hal­ti­ge Zukunfts­pro­jek­te an und ent­wi­ckeln Neu­es. Das gelingt, weil wir alle gemein­sam dar­an arbei­ten, unse­re Regi­on nach vor­ne zu brin­gen. Die­ser Preis, gera­de auch der Publi­kums­preis zeigt, dass man uns als inno­va­ti­ve Zukunfts­re­gi­on wahrnimmt.“

Bei ihrer Ent­schei­dung habe die Jury vor allem die Her­an­ge­hens­wei­se der Ent­wick­lungs­agen­tur als inno­va­tiv gewer­tet. Die­se habe den Image­pro­zess für die Regi­on ange­sto­ßen, um Fach­kräf­te­man­gel ent­ge­gen­zu­wir­ken, regio­na­le Iden­ti­tät zu stär­ken und Blei­be­per­spek­ti­ven zu schaffen.

Zusätz­lich zur Jury­be­wer­tung gab es eine Online-Abstim­mung für den Publi­kums­preis der deut­schen Wirt­schaft. Auch hier behaup­te­te sich Ober­fran­ken. Es setz­te sich durch gegen fünf wei­te­re Inno­va­ti­ons­or­te Orte in Bonn, Grün­hei­de (Bran­den­burg), Wil­lich (Nord­rhein-West­fa­len), Neu­ried (Baden-Würt­tem­berg) und Lau­sanne (Schweiz).

Blitz­um­fra­ge der IHK 

Ober­frän­ki­sche Wirt­schaft erheb­lich unter Druck

Alles blickt gebannt auf die Gas­lie­fe­run­gen aus Russ­land. Aber wel­che Aus­wir­kun­gen haben eigent­lich Coro­na, Lie­fer­eng­päs­se und dras­ti­sche Preis­stei­ge­run­gen auf die ober­frän­ki­sche Wirt­schaft? Enor­me, wie eine aktu­el­le Blitz­um­fra­ge der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zeigt.

„Aktu­ell hat man in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung den Ein­druck, dass Coro­na ein The­ma ist, das nur neben­her läuft”, so Dr. Micha­el Waas­ner, Prä­si­dent der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth. „Tat­säch­lich ist Coro­na aber mit­ten unter uns, wie die meis­ten Unter­neh­men an den Per­so­nal­aus­fäl­len spür­bar mer­ken.” Bei nicht weni­ger als 74 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men sei­en aktu­ell die Betriebs­ab­läu­fe von coro­nabe­ding­ten Per­so­nal­aus­fäl­len beein­träch­tigt. Bei der Indus­trie lie­ge, wie die IHK für Ober­fran­ken mit­teil­te, der Anteil sogar bei 80 Pro­zent, gefolgt vom Bereich Handel/​Tourismus (72 Pro­zent) und den Dienst­leis­tun­gen (69 Prozent).

Teil­wei­se erheb­li­che coro­nabe­ding­te Aus­fäl­le in Unternehmen

Die Aus­wir­kun­gen von Coro­na rei­chen so weit, dass ein Vier­tel aller Unter­neh­men aktu­ell gezwun­gen sei, sogar orga­ni­sa­to­ri­sche Ein­hei­ten still­zu­le­gen. Hier sind Dienst­leis­tungs­be­trie­be leicht über­pro­por­tio­nal betrof­fen. „Die­se Aus­fäl­le machen unse­ren Unter­neh­men schwer zu schaf­fen”, betont der IHK-Prä­si­dent. „Pro­duk­te, die nicht her­ge­stellt wer­den, Filia­len oder inha­ber­ge­führ­te Geschäf­te und Dienst­leis­tungs­be­trie­be, die geschlos­sen blei­ben, Lkw und Bus­se, die auf dem Hof ste­hen blei­ben, sind die Konsequenz.”

Gera­de ein­mal 13 Pro­zent der Befrag­ten ver­zeich­ne­ten nach Ermitt­lung der Kam­mer kei­ne nen­nens­wer­ten coro­nabe­ding­ten Aus­fäl­le. 20 Pro­zent der Unter­neh­men bekla­gen eine Aus­fall­quo­te von bis zu 5 Pro­zent, wei­te­re 46 Pro­zent eine Aus­fall­quo­te von bis zu 15 Pro­zent. Bei 16 Pro­zent der Befrag­ten lie­ge die Aus­fall­quo­te sogar zwi­schen 15 und 25 Pro­zent, bei wei­te­ren fünf Pro­zent der Unter­neh­men fal­le aktu­ell mehr als ein Vier­tel der Beschäf­tig­ten aus.

„Für den kom­men­den Herbst erwar­ten wir wie­der stär­ke­re Ein­schrän­kun­gen durch Maß­nah­men der Poli­tik”, so Dr. Waas­ner. „Die­se soll­ten aber nicht nach dem inzwi­schen bekann­ten Sche­ma erfol­gen, dass diens­tags Ver­ord­nun­gen ange­kün­digt, in der Nacht von Frei­tag auf Sams­tag in Kraft tre­ten und bereits Mon­tag­früh von den Unter­neh­men umzu­set­zen sind.”

Vie­le Unter­neh­men bekla­gen unter­bro­che­ne Lieferketten

Immer mehr Unter­neh­men sind erheb­lich von unter­bro­che­nen Lie­fer­ket­ten oder Roh­stoff­man­gel betrof­fen. Dies betrifft längst prak­tisch alle Bran­chen, vor allem die Indus­trie, aber auch Han­del und Tou­ris­mus. Dr. Waas­ner: „Immer häu­fi­ger ste­hen des­we­gen Bän­der still, blei­ben Rega­le leer oder ist die Spei­se­kar­te ausgedünnt.”

In sehr vie­len Fäl­len muss für Roh­stof­fe und Vor­pro­duk­te auch mehr bezahlt wer­den. Dr. Waas­ner: „Oft sogar spür­bar mehr. Für Volu­men­ar­ti­kel im Stahl­be­reich das Zwei- bis Drei­fa­che, für Halb­lei­ter­chips auch mal weit dar­über.” 62 Pro­zent aller Unter­neh­men sei­en von Preis­stei­ge­run­gen erheb­lich betrof­fen, wei­te­re 31 Pro­zent zumin­dest teil­wei­se. Beson­ders in der Indus­trie, aber auch im Han­del und Tou­ris­mus, haben Unter­neh­men mit Preis­stei­ge­run­gen erheb­lich zu kämp­fen, hier lie­ge der Anteil bei 78 und 70 Prozent.

Nicht über­ra­schend, dass sich vier von fünf Unter­neh­men nach Alter­na­ti­ven bei Lie­fer­ket­ten und Bezugs­quel­len umschau­en. Aller­dings sehe die Hälf­te davon kei­ne rea­lis­ti­sche Mög­lich­keit, kurz­fris­tig neue Lie­fer­ket­ten aufzubauen.

Gas­knapp­heit: Aus­wir­kun­gen auf Geschäfts­tä­tig­keit befürchtet

Zu coro­nabe­ding­ten Aus­fäl­len, unter­bro­che­nen Lie­fer­ket­ten und dras­tisch stei­gen­den Prei­sen kom­me noch eine dro­hen­de Gas­knapp­heit dazu. 67 Pro­zent der Unter­neh­men rech­ne­ten hier mit Beein­träch­ti­gun­gen, dar­un­ter 27 Pro­zent mit erheb­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen. Wei­te­re sie­ben Pro­zent befürch­te­ten sogar, ihre Geschäfts­tä­tig­keit in den kom­men­den Mona­ten kom­plett ein­stel­len zu müs­sen. In der Indus­trie lie­ge der Anteil der Unter­neh­men, die mit erheb­li­chen Ein­schnit­ten rech­net, sogar bei 40 Pro­zent. Hier sei­en es außer­dem sie­ben Pro­zent, die einen voll­stän­di­gen Pro­duk­ti­ons­stopp nicht ausschließen.

Vie­le Unter­neh­men arbei­ten an Absi­che­rungs­stra­te­gien für den Fall einer Gas­knapp­heit, etwa einem “fuel switch”, also der Nut­zung von Koh­le oder Öl als Gas­er­satz, und prü­fen Ener­gie­ein­spa­run­gen oder ande­re Maß­nah­men. 40 Pro­zent der Befrag­ten erar­bei­ten bereits Absi­che­rungs­stra­te­gien. Wei­te­re 35 Pro­zent haben nach Anga­ben der IHK ihre Optio­nen geprüft, sehen aber kei­ne rea­lis­ti­schen Umsetzungsmöglichkeiten.

Hier sei die Poli­tik gefor­dert, alle Mög­lich­kei­ten zu nut­zen, um die Ener­gie­spei­cher zu fül­len sowie Gas zur Strom­pro­duk­ti­on bis auf wei­te­res durch Koh­le oder Atom­kraft zu erset­zen. „Wenn Unter­neh­men in die­ser Kri­sen­si­tua­ti­on Gas kurz­fris­tig durch Öl oder Koh­le erset­zen wol­len, dür­fen ihnen außer­dem kei­ne Stei­ne in den Weg gelegt wer­den. Bei Ertei­lung nöti­ger immis­si­ons­schutz­recht­li­cher Geneh­mi­gun­gen muss die aktu­el­le Not­la­ge berück­sich­tigt wer­den. Wir ver­tei­di­gen uns in einem Wirt­schafts­krieg.” for­dert Dr. Waasner.

Aktu­ell gebe es extrem vie­le Her­aus­for­de­run­gen für die Unter­neh­men. „Las­sen Sie uns die­se lösen, indem wir unse­re Chan­cen unbü­ro­kra­tisch nut­zen” appel­liert Dr. Waas­ner an Poli­tik und Verwaltung.

Land­wirt­schaft in Oberfranken 

52 Meis­ter­brie­fe an Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und ‑meis­ter übergeben

52 ober­frän­ki­sche Land­wir­tin­nen und Land­wir­te haben die höchs­te Stu­fe im prak­ti­schen Bereich erreicht: Im Rah­men einer Fei­er­stun­de haben neun Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und 43 Land­wirt­schafts­meis­ter aus den Land­krei­sen Bam­berg, Bay­reuth, Coburg, Hof, Kro­nach, Kulm­bach, Lich­ten­fels und Wun­sie­del im Fich­tel­ge­bir­ge ihre Meis­ter­brie­fe erhalten.

„Sie hat­ten den Mut, sich den Her­aus­for­de­run­gen der Meis­ter­prü­fung zu stel­len. Sie hat­ten ein Ziel vor Augen und haben die­ses kon­se­quent ver­folgt und auch erreicht”, lob­te Regie­rungs­vi­ze­prä­si­dent Tho­mas Engel die frisch­ge­ba­cke­nen Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten in sei­ner Begrü­ßung. “Als Land­wir­tin­nen und Land­wir­te gestal­ten Sie das Land­schafts­bild und erzeu­gen regio­na­le Lebens­mit­tel. Vie­le von Ihnen stel­len auch rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie aus Holz, Bio­gas oder Pho­to­vol­ta­ik zur Ver­fü­gung. Mit der Fort­bil­dung zu Meis­te­rin­nen und Meis­tern der Land­wirt­schaft haben Sie sich nun umfas­send qua­li­fi­ziert, die gro­ßen fach­li­chen und gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen sou­ve­rän zu meistern.”

Dr. Micha­el Kar­rer, Bil­dungs­re­fe­rent im Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und Fors­ten, hielt den Fest­vor­trag zum The­ma “Bil­dung – ein Stück Lebens­kraft”.
Die land­wirt­schaft­li­che Fort­bil­dung in Bay­ern mit den Fach­schu­len und der Meis­ter­aus­bil­dung ver­mitt­le den Stu­die­ren­den ein Fun­da­ment, auf dem hohe Tür­me gebaut wer­den könn­ten. Minis­te­ri­al­rat Dr. Kar­rer zitier­te Charles Dar­win mit den Wor­ten: „Es ist nicht die stärks­te Spe­zi­es, die über­lebt, auch nicht die intel­li­gen­tes­te, es ist die­je­ni­ge, die sich am ehes­ten dem Wan­del anpas­sen kann.”

„Unse­re land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be pro­du­zie­ren hoch­wer­ti­ge Lebensmittel“

Wei­te­re Gruß­wor­te spra­chen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Mar­tin Schöf­fel und der Land­rat des Land­krei­ses Kulm­bach, Klaus Peter Söll­ner. „Jedem muss klar sein: Unse­re Lebens­mit­tel­ver­sor­gung kann nur durch eine star­ke Land­wirt­schaft gesi­chert wer­den. Unse­re Bau­ern­fa­mi­li­en leis­ten einen ent­schei­den­den Bei­trag zum Erhalt unse­rer ein­zig­ar­ti­gen Kul­tur­land­schaft und sie erzeu­gen dabei hoch­wer­ti­ge Lebens­mit­tel“, beton­te MdL Mar­tin Schöf­fel. „Als Meis­te­rin­nen und Meis­ter sind Sie Exper­ten in Sachen Land­wirt­schaft. Dafür gebührt Ihnen unser Respekt.“ Gera­de in Zei­ten von glo­ba­len Kri­sen müs­se die hei­mi­sche Land­wirt­schaft gestärkt wer­den.
Auch Land­rat Klaus Peter Söll­ner beton­te die Bedeu­tung der Land­wirt­schaft. „Unse­re land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be pro­du­zie­ren hoch­wer­ti­ge Lebens­mit­tel und stär­ken die regio­na­len Kreis­läu­fe. Die Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und ‑meis­ter sind ein wich­ti­ger Mosa­ik­stein für die posi­ti­ve Fort­ent­wick­lung Ober­fran­kens”, so der Landrat.

Im Anschluss zeich­ne­te Minis­te­ri­al­rat Dr. Kar­rer die bes­ten 20 Pro­zent der Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer mit dem Meis­ter­preis der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung aus, bevor die Land­wirt­schafts­meis­te­rin­nen und ‑meis­ter durch den Vor­sit­zen­den des Bezirks­ver­ban­des land­wirt­schaft­li­cher Meis­ter und Aus­bil­der in Ober­fran­ken (VLM), Rudi Steu­er, sowie VLM Ober­fran­ken-Geschäfts­füh­rer Arno Eisen­acher offi­zi­ell in den Ver­band der Land­wirt­schafts­meis­ter auf­ge­nom­men wurden.


Hin­ter­grund zur Meisterfortbildung

Die Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten haben mit der Meis­ter­qua­li­fi­zie­rung die höchs­te Stu­fe der Fort­bil­dung im prak­ti­schen Bereich erreicht. Sie sind damit bes­tens gerüs­tet, den eige­nen Betrieb zu bewirt­schaf­ten oder als Füh­rungs­kräf­te in vor- und nach­ge­la­ger­ten Berei­chen tätig zu werden.

Nach einem Jahr prak­ti­scher Tätig­keit in einem land­wirt­schaft­li­chen Betrieb besu­chen die Fort­bil­dungs­teil­neh­me­rin­nen und ‑teil­neh­mer für drei Semes­ter die Land­wirt­schafts­schu­le. Anschlie­ßend berei­ten sie sich wäh­rend eines wei­te­ren Jah­res mit berufs­be­glei­ten­den Lehr­gän­gen und Prü­fun­gen auf die Abschluss­prü­fung zum/​zur Landwirtschaftsmeister/​in vor.

Inhal­te der Meis­ter­prü­fung sind unter ande­rem im Bereich der Pro­duk­ti­ons- und Ver­fah­rens­tech­nik der Ver­gleich und die Bewer­tung von Pro­duk­ti­ons­ver­fah­ren bei der pflanz­li­chen oder tie­ri­schen Erzeu­gung mit einem 12 mona­ti­gen prak­ti­schen Arbeits­pro­jekt, im Bereich der Unter­neh­mens­füh­rung die Ana­ly­se und Beur­tei­lung eines frem­den Betrie­bes und im Bereich der Mit­ar­bei­ter­füh­rung eine prak­ti­sche Arbeitsunterweisung.

„700 Mal im Monat wird einem ver­zwei­fel­ten Men­schen geholfen“ 

Kri­sen­dienst Ober­fran­ken fei­ert Jubiläum

Ein Jahr Voll­be­trieb des Kri­sen­diens­tes in Ober­fran­ken – seit dem 1. Juli 2021 errei­chen Men­schen in see­li­schen Not­la­gen unter der Num­mer 0800–6553000 beim Kri­sen­dienst rund um die Uhr einen Ansprech­part­ner. Beim Bezirk Ober­fran­ken, der den Dienst im Jahr 2021 auf­ge­baut hat, zog man im Rah­men einer Fei­er­stun­de Bilanz.

„Mitt­ler­wei­le ver­zeich­nen wir rund 700 Anru­fe im Monat“, so Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm. „Das zeigt, wie wich­tig die Ein­rich­tung des Kri­sen­diens­tes war und wie wich­tig es ist, die­ses Ange­bot zu stär­ken und aus­zu­bau­en!“ Zu die­sem Zweck unter­zeich­ne­ten der Bezirk Ober­fran­ken, das Poli­zei­prä­si­di­um Ober­fran­ken und die betei­lig­ten Trä­ger der Frei­en und Öffent­li­chen Wohl­fahrts­pfle­ge eine Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung, die die Zusam­men­ar­beit wei­ter festigt.

Der Kri­sen­dienst Ober­fran­ken wur­de vom Bezirk Ober­fran­ken auf Grund­la­ge des Baye­ri­schen Psy­chisch-Kran­ken-Hil­fe-Geset­zes auf­ge­baut und wei­ter­ent­wi­ckelt. Rund 2 Mil­lio­nen Euro nimmt der Bezirk dafür im Jahr in die Hand. Er arbei­tet eng mit Trä­gern der Frei­en und Pri­va­ten Wohl­fahrts­pfle­ge zusam­men: Betrei­ber der Leit­stel­le in Bay­reuth ist Dr. Loew Sozia­le Dienst­leis­tun­gen. Die Teams, die in beson­ders her­aus­for­dern­den Fäl­len zu den Men­schen fah­ren, wer­den von den Sozi­al­psych­ia­tri­schen Diens­ten in Ober­fran­ken gestellt. An den Aben­den, Wochen­en­den und Fei­er­ta­gen über­neh­men dies die AWF-Kräf­te unter Lei­tung der Dia­ko­nie Hoch­fran­ken. Damit hat Ober­fran­ken eine bay­ern­weit ein­zig­ar­ti­ge trä­ger­über­grei­fen­de Struk­tur für den Betrieb des Kri­sen­diens­tes geschaf­fen. „Wir alle bil­den zusam­men ein sta­bi­les Netz­werk, um Men­schen in see­li­schen Kri­sen auf­zu­fan­gen!“ stell­te Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm fest.

„Die Band­brei­te der Anlie­gen und Pro­ble­me ist sehr groß“

Wie umfang­reich das Hilfs­an­ge­bot des Kri­sen­diens­tes bereits ange­nom­men wird, ver­deut­lich­te Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm in sei­ner Rede: „Allein im Mai wur­de der Kri­sen­dienst 768 Mal kon­tak­tiert. Unab­hän­gig davon, wie schwer jeder ein­zel­ne Hil­fe­ruf wog: 768 Mal blieb ein Mensch nicht allein mit sei­nen Pro­ble­men, blieb nicht sich selbst über­las­sen, son­dern hat Hil­fe gefun­den.“ Wie der Bezirks­tags­prä­si­dent beton­te, wögen psy­chi­sche Belas­tun­gen in Fol­ge von Erkran­kun­gen nicht sel­ten schwe­rer als die eigent­li­che kör­per­li­che Erkran­kung: „Wer sich dann nicht selbst aus einer Kri­se befrei­en kann, der wird vom Kri­sen­dienst Ober­fran­ken aufgefangen.“

In der Leit­stel­le in Bay­reuth lau­fen alle Anru­fe bei der Not­fall­num­mer 0800–6553000 zusam­men. Hier ste­hen qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te für ein Gespräch zur Ver­fü­gung. „Der Kri­sen­dienst bie­tet ein nied­rig­schwel­li­ges, frei­wil­li­ges, regio­na­les und vor allem auch anony­mes Ange­bot“, erklä­ren der Ver­ant­wort­li­che für die Leit­stel­le, Klaus Mei­er­hö­fer, und Gebiets­ko­or­di­na­tor Mar­tin Schus­ter. Die kon­kre­ten Hilfs­maß­nah­men sei­en dabei sehr unter­schied­lich: „Jedes Mal, wenn das Tele­fon klin­gelt, erwar­tet einen gewis­ser­ma­ßen eine Wun­der­tü­te: Die Band­brei­te der Anlie­gen und Pro­ble­me ist sehr groß, von ein­fa­chem Rede­be­darf bei all­täg­li­chen Sor­gen bis hin zu wirk­lich exis­ten­zi­el­len Kri­sen“, so Mei­er­hö­fer. Mar­tin Schus­ter wag­te auch einen Blick in die Zukunft: „Neben der anhal­ten­den Coro­na-Pan­de­mie wird die Situa­ti­on der Geflüch­te­ten, ins­be­son­de­re aus der Ukrai­ne, eine zukünf­ti­ge Her­aus­for­de­rung sein. Auch die­sen Men­schen muss unser Hilfs­an­ge­bot bekannt gemacht wer­den. Der Kri­sen­dienst lebt davon, dass er bekannt ist und noch bekann­ter wird.“

Der Vize­prä­si­dent der ober­frän­ki­schen Poli­zei, Armin Schmel­zer, bestä­tig­te aus Sicht der Poli­zei den gro­ßen Wert der bis­he­ri­gen Zusam­men­ar­beit: „Die Zahl der gemein­sa­men Ein­sät­ze ist beacht­lich, vie­le Kri­sen kön­nen in Zusam­men­ar­beit mit Leit­stel­le und Kri­sen­dienst wort­wört­lich ‚auf dem kur­zen Dienst­weg‘ erle­digt wer­den“, so Schmel­zer. Um Ver­ständ­nis bat er dafür, dass der Kri­sen­dienst nicht immer zum Ein­satz kom­men kön­ne: „Bei einer aku­ten Not­la­ge sind wir lei­der auf­grund des unmit­tel­ba­ren Hand­lungs­be­darfs auf poli­zei­li­che Mit­tel beschränkt. Nicht zuletzt sehen wir uns auch schwie­ri­ge­ren gesell­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen aus­ge­setzt: Die sprich­wört­li­che Zünd­schnur wird bei vie­len Men­schen lei­der schein­bar immer kürzer.“

Klaus Mei­er­hö­fer vom Kri­sen­dienst hob die gro­ße Bedeu­tung der Ein­bin­dung der Poli­zei her­vor: „Die Poli­zei ist eine der wich­tigs­ten öffent­li­chen Instan­zen, um schnell qua­li­fi­zier­te Kri­sen­hil­fe anzu­bah­nen“, heißt es dazu in der Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung, die im Rah­men der Fei­er­stun­de unter­zeich­net wur­de. Kon­kret bedeu­tet dies, dass die Poli­zei bei einem Ein­satz, mit Zustim­mung des Betrof­fe­nen, den Kri­sen­dienst ver­stän­digt. Die­ser kann im bes­ten Fall dees­ka­lie­rend wir­ken und eine Zwangs­un­ter­brin­gung verhindern.

Wirt­schaft zuneh­mend unter Druck

Erheb­li­che Aus­wir­kun­gen des Ukrai­ne-Krie­ges auf Oberfranken

Hei­mi­sche Unter­neh­men schla­gen Alarm: 89 Pro­zent haben mit gestie­ge­nen Ener­gie­kos­ten zu kämp­fen oder rech­nen mit höhe­ren Kos­ten, so die Ergeb­nis­se einer Blitz­um­fra­ge der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zu den Aus­wir­kun­gen des Ukrai­ne-Krie­ges. Gabrie­le Hohen­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, for­dert kurz­fris­tig spür­ba­re Ent­las­tun­gen von Unter­neh­men und Verbrauchern.

Obwohl die Zahl der bei der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth gemel­de­ten Unter­neh­men mit Wirt­schafts­kon­tak­ten nach Russ­land (cir­ca 200), in die Ukrai­ne (cir­ca 100) und Weiß­russ­land (cir­ca 60) ver­gleichs­wei­se über­schau­bar ist, sind die Aus­wir­kun­gen von Krieg und Wirt­schafts­sank­tio­nen längst flä­chen­de­ckend und bran­chen­über­grei­fend zu spü­ren, am stärks­ten in der Indus­trie, aber auch im Groß­han­del. Direkt betrof­fen vom Krieg mit der Ukrai­ne oder den Sank­tio­nen gegen Russ­land und Weiß­russ­land sind laut IHK-Blitz­um­fra­ge 13 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men. Hin­zu kom­men aber wei­te­re 68 Pro­zent, die indi­rekt betrof­fen sind, sei es wegen stei­gen­der Prei­se, Trans­port­pro­ble­men oder Lie­fer­eng­päs­sen. „Die Aus­wir­kun­gen des Krie­ges sind längst in Ober­fran­ken ange­kom­men”, macht IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin Gabrie­le Hohen­ner deutlich.

Kos­ten­stei­ge­run­gen und Lie­fer­eng­päs­se set­zen Unter­neh­men unter Druck

Nicht nur die zuletzt stark gestie­ge­nen Ener­gie­kos­ten machen den Unter­neh­men Kopf­zer­bre­chen, son­dern auch die Preis­ent­wick­lung für Roh­stof­fe und Vor­leis­tun­gen (68 Pro­zent). 63 Pro­zent der Befrag­ten geben außer­dem Stö­run­gen in den Lie­fer­ket­ten und der Logis­tik an, 46 Pro­zent sogar das kom­plet­te Feh­len von Roh­stof­fen und Vor­leis­tun­gen. Hin­zu kom­men 29 Pro­zent, die ent­we­der schon Geschäfts­part­ner ver­lo­ren haben oder mit einem sol­chen Ver­lust rech­nen. 36 Pro­zent der befrag­ten Indus­trie­un­ter­neh­men schlie­ßen nicht ein­mal mehr einen Pro­duk­ti­ons­stopp aus.

„Im Janu­ar waren die ober­frän­ki­schen Unter­neh­men mit der aktu­el­len Geschäfts­la­ge noch ver­gleichs­wei­se zufrie­den und blick­ten vor­sich­tig opti­mis­tisch in die Zukunft”, so IHK-Kon­junk­tur­re­fe­rent Mal­te Tie­de­mann. „Das hat sich in den ver­gan­ge­nen Wochen aber spür­bar zum Schlech­te­ren ver­än­dert. Kopf­zer­bre­chen macht unse­ren Mit­glieds­un­ter­neh­men dabei vor allem die Par­al­le­li­tät der Herausforderungen.”

Drei von vier Unter­neh­men wol­len ihre gestie­ge­nen Kos­ten über Preis­stei­ge­run­gen auf­fan­gen, falls die­se auf dem Markt durch­setz­bar sind. Das ist ein spür­bar höhe­rer Anteil als im bun­des­wei­ten Ver­gleich. Auch will etwa jedes drit­te Unter­neh­men in erneu­er­ba­re Ener­gien inves­tie­ren, deut­lich mehr als im Bun­des­ge­biet. Hohen­ner: „Das sind wich­ti­ge unter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dun­gen, auch wenn sie erst mit­tel- bis lang­fris­tig zum Tra­gen kommen.”

36 Pro­zent der Unter­neh­men wol­len die Lager­hal­tung erhö­hen, jedes Vier­te der befrag­ten Unter­neh­men ist auf der Suche nach neu­en Lie­fe­ran­ten. „Lei­der wird aktu­ell in jedem vier­ten Unter­neh­men auch über Per­so­nal­an­pas­sun­gen nach­ge­dacht. Wenn man sich vor Augen hält, dass unse­re Mit­glieds­un­ter­neh­men im Janu­ar noch ver­zwei­felt nach Fach­kräf­ten gesucht haben, ver­deut­licht das die Dra­ma­tik der Lage wohl am bes­ten”, so Hohen­ner. „Kurz­fris­ti­ge Ent­las­tun­gen der Unter­neh­mer und der Ver­brau­cher sind des­halb das Gebot der Stun­de”, mahnt Hohenner.

Zum Teil erheb­li­che Preis­stei­ge­run­gen, dazu lan­ge Lie­fer­zei­ten und Mate­ri­al­man­gel sind eine gefähr­li­che Mischung. Das zei­gen auch anony­mi­sier­te Aus­sa­gen eini­ger Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer deut­lich. „Als Ver­ar­bei­ter von Papier und Pap­pe haben wir mit erheb­li­chen Preis­er­hö­hun­gen zu kämp­fen. Eben­so haben wir Lie­fer­eng­päs­se oder sehr lan­ge Mate­ri­al­vor­lauf­zei­ten.” Ein Ver­le­ger wird noch deut­li­cher: „Wenn über­haupt Papier ver­füg­bar ist, ist der Preis oft mehr als dop­pelt so hoch wie vor Coro­na und jetzt wird die Preis­stei­ge­rung durch den Anstieg der Ener­gie­prei­se bei Gas und Strom noch inten­si­viert. Teil­wei­se ist gar kein Papier verfügbar.”

Ein ande­res Unter­neh­men hat zuletzt die Lie­fe­run­gen aus Russ­land ein­ge­stellt, was aber nicht ohne Kon­se­quen­zen auf die eige­ne Pro­duk­ti­on bleibt. Bei­spiel­haft kann zum Bei­spiel der euro­päi­sche Bedarf an Elek­tro­band – einem Mate­ri­al mit beson­de­ren magne­ti­schen Eigen­schaf­ten – ohne rus­si­sche Ein­fuh­ren nicht gedeckt wer­den kann. „Ohne die­sen Werk­stoff kei­ne Elek­tro­mo­bi­li­tät und stär­ke­re Elek­tri­fi­zie­rung indus­tri­el­ler Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se.” Ein­fuh­ren aus Chi­na, Japan und Korea sind der­zeit mit hohen Zöl­len belegt. Der ein­zi­ge Aus­weg sei hier die kurz­fris­ti­ge Erhö­hung der zoll­frei­en Ein­fuhr­men­gen aus die­sen Ländern.

Kon­sum­kli­ma spür­bar verschlechtert

Ein Unter­neh­mer rech­net vor, dass die Trans­port­kos­ten in den ver­gan­ge­nen sechs Mona­ten um 30 bis 40 Pro­zent gestie­gen sind. Wel­che schwer­wie­gen­den Fol­gen eine Stö­rung der Lie­fer­ket­ten hat, macht fol­gen­de Aus­sa­ge deut­lich: „Die Abfall­lo­gis­tik und damit die Ent­sor­gungs­si­cher­heit ist teil­wei­se gefähr­det, weil Trans­por­te ein­fach nicht mehr durch­führ­bar sind und inzwi­schen auch Papier­fa­bri­ken und Stahl­wer­ke wegen der Ener­gie­prei­se die Ver­wer­tungs­ka­pa­zi­tä­ten ein­schrän­ken.” Hohen­ner ergänzt: „An die­sem Bei­spiel zeigt sich, dass der­zeit vie­le Zahn­rä­der nicht mehr ineinandergreifen.”

Längst ist nicht nur die Indus­trie betrof­fen, son­dern auch der Groß- und Ein­zel­han­del. Auch hier­zu ein Zitat: „Der Han­del, etwa im Mode­sek­tor, ist fast zum Erlie­gen gekom­men. Selbst online wird fast nichts umge­setzt. Alle Men­schen sind ver­schreckt, was zuneh­mend auf die Kauf­lau­ne Aus­wir­kun­gen hat. Rele­van­te Ware kommt nicht ins Lager, da Viet­nam einen har­ten Lock­down hin­ter sich hat und nun kei­ne Con­tai­ner für die Ver­schif­fung zur Ver­fü­gung stehen.”

Aus­wir­kun­gen des Kon­flik­tes auf Oberfranken

Besorg­nis­er­re­gen­de Ent­wick­lung in der Ukraine

Besorgt von der Ent­wick­lung in der Ukrai­ne zeigt sich auch die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, in deren Ein­zugs­ge­biet rund 300 Unter­neh­men Geschäfts­be­zie­hun­gen zu Russ­land und wei­te­re 200 mit der Ukrai­ne unterhalten.

„Unse­re Unter­neh­men – nicht nur die mit Geschäfts­be­zie­hun­gen zu Russ­land und der Ukrai­ne – bli­cken vol­ler Sor­ge auf den Russ­land – Ukrai­ne – Kon­flikt”, so Gabrie­le Hohen­ner, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth.

Gut 300 Unter­neh­men aus dem IHK-Ein­zugs­ge­biet haben nach IHK-Infor­ma­tio­nen aktu­ell Geschäfts­be­zie­hun­gen zu Russ­land und wei­te­re 200 sind in der Ukrai­ne aktiv. „Gera­de die­se Unter­neh­men beob­ach­ten die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen inten­siv und hof­fen auf eine Dees­ka­la­ti­on und eine Rück­kehr zum Dia­log”, so Hohen­ner wei­ter. Man­fred Gößl, Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Baye­ri­schen Indus­trie- und Han­dels­kam­mer­ta­ges, ergänzt: „Es gilt das Pri­mat der Poli­tik und der Auf­recht­erhal­tung des Dialogs.”

Preis­ent­wick­lung von Ener­gie und Roh­stof­fen im Fokus

Vor dem Hin­ter­grund mög­li­cher Sank­tio­nen gerät die Preis­ent­wick­lung von Ener­gie und Roh­stof­fen in den Fokus, ist Russ­land doch ein wich­ti­ger Expor­teur. „Etwa die Hälf­te sei­nes Erd­gas­be­darfs deckt Deutsch­land in Russ­land”, so Hohen­ner. Aber auch etwa für Alu­mi­ni­um, Titan oder Pal­la­di­um sei Russ­land ein wich­ti­ger Lie­fe­rant. „Mit­tel- und lang­fris­tig ist es erfor­der­lich, sich bei der Roh­stoff­ver­sor­gung unbe­dingt brei­ter aufzustellen.”

Sie emp­fiehlt Unter­neh­men mit Nie­der­las­sun­gen in der Ukrai­ne drin­gend, die Sicher­heits­hin­wei­se des Aus­wär­ti­gen Amtes zu beachten.

Ver­stärk­ter Trend zur Dienstleistungsgesellschaft

Arbeits­markt in Ober­fran­ken erholt sich

Die Coro­na-Pan­de­mie und die damit ver­bun­de­nen Maß­nah­men schüt­teln seit Anfang 2020 den Arbeits­markt in Ober­fran­ken kräf­tig durch, so die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth in einer aktu­el­len Ana­ly­se. Nach einem Rück­gang der Beschäf­tig­ten­zah­len von über 3.800 Mit­ar­bei­tern im Jahr 2020 konn­te sich der Arbeits­markt im Jahr 2021 wie­der erho­len und leg­te ins­ge­samt um knapp 4.200 neue Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se auf 438.662 zu.

Mit dem Anstieg der Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­se 2021 sei die Del­le am Arbeits­markt aus dem ers­ten Pan­de­mie­jahr wie­der wett­ge­macht wor­den, betont der stell­ver­tre­ten­de IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Wolf­gang Brehm. „Das sind gute Nach­rich­ten, die zei­gen, dass Ober­fran­ken mit sei­nen Wirt­schafts­räu­men nach der Kri­se ein star­kes Come­back hin­legt. Auf den zwei­ten Blick erkennt man jedoch star­ke Ver­schie­bun­gen zwi­schen den Bran­chen und auch stark unter­schied­li­che Ent­wick­lun­gen in den Teil­re­gio­nen des IHK-Bezirks.“

Getra­gen wer­de der neue Auf­schwung vor­nehm­lich vom Dienst­leis­tungs­sek­tor, so berich­tet die IHK, die sich bei den ver­gli­che­nen Beschäf­tig­ten­zah­len zum 30. Juni des jewei­li­gen Jah­res auf die Daten der Agen­tur für Arbeit bezieht. Ver­glei­che man den Beschäf­tig­ten­stand aus dem Vor-Coro­na-Jahr 2019 mit dem des Jah­res 2021, könn­ten die öffent­li­chen und pri­va­ten Dienst­leis­tun­gen mit einem Plus von 4.705 auf­war­ten (+4,1%). Dazu zäh­le unter ande­rem das Gesund­heits- und Sozi­al­we­sen, die öffent­li­che Ver­wal­tung mit ihren Gesund­heits­äm­tern und das Seg­ment Erzie­hung und Unter­richt. In der Sum­me waren hier laut der Daten­ba­sis im ver­gan­ge­nen Jahr 118.883 beschäftigt.

Die Unter­neh­mens­dienst­leis­tun­gen steu­ern ein wei­te­res Plus von 3.216 hin­zu (+5,5%). Hier­zu zäh­len etwa tech­ni­sche und wis­sen­schaft­li­che Dienst­leis­tun­gen, Kom­mu­ni­ka­ti­on sowie Finanz- und Ver­si­che­rungs­dienst­leis­ter. In die­sem Wirt­schafts­sek­tor sind ins­ge­samt 62.034 Men­schen tätig sind. Eine wei­te­re Wachs­tums­bran­che ist der Logis­tik­sek­tor, ergänzt Mal­te Tie­de­mann, IHK-Kon­junk­tur­re­fe­rent. Verkehrs‑, Trans­port und Logis­tik­dienst­leis­ter konn­ten dort im Ver­gleich zu 2019 um 1.801 auf 21.390 Mit­ar­bei­ter zule­gen (+9,2%).

„Der Trend hin zu den Dienst­leis­tun­gen voll­zieht sich auch im Ober­fran­ken. Er hat sich in der Pan­de­mie sogar noch ver­stärkt”, so Brehm und ver­weist auf ande­re Bran­chen, die den Ein­bruch aus dem Jahr 2020 noch nicht kom­plett kom­pen­siert haben.

Indus­trie unter Druck

Allen vor­an habe das Ver­ar­bei­ten­de Gewer­be nomi­nal am stärks­ten Arbeits­plät­ze abge­baut: Von 2019 auf 2021 ver­mel­de die ober­frän­ki­sche Indus­trie ein Minus von ins­ge­samt 7.750 Beschäf­tig­ten (-5,7%) auf 129.051. Wei­te­re Rück­gän­ge müss­ten das Hotel- und Gast­stät­ten­ge­wer­be mit minus 1.342 (-11,2%) und der Han­del mit minus 1.227 (-2,0%) ver­bu­chen. Beim Han­del sei jedoch eine Trend­wen­de zu beob­ach­ten, denn von 2020 auf 2021 sei wie­der ein Per­so­nal­auf­bau zu verzeichnen.

Sor­ge berei­tet der IHK vor allem der star­ke Beschäf­tig­ten­rück­gang im Ver­ar­bei­ten­den Gewer­be, denn nach wie vor ist die Wirt­schafts­struk­tur Ober­fran­kens von einem star­ken und weit über­durch­schnitt­li­chen Indus­trie­be­satz gekenn­zeich­net. Ein­mal weg­ge­fal­le­ne indus­tri­el­le Arbeits­plät­ze kön­nen in der Regel nur schwer kom­pen­siert wer­den. Einen Grund dafür sieht Brehm in sich über­la­gern­den Effek­ten. „Neben den Fol­gen der Pan­de­mie lei­den vie­le Indus­trie­be­trie­be aktu­ell vor allem unter den stark gestie­ge­nen Roh­stoff- und Ener­gie­prei­sen. Zudem sind vie­le Lie­fer­ket­ten noch immer gestört, so dass ein­ge­gan­ge­ne Auf­trä­ge nicht abge­ar­bei­tet wer­den kön­nen”, so Brehm. Die coro­nabe­ding­ten Ein­schrän­kun­gen spie­len im zwei­ten Jahr der Pan­de­mie in der Indus­trie dage­gen eine ver­gleichs­wei­se unter­ge­ord­ne­te Rolle.

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