Was macht mich internetsüchtig?

Uni­ver­si­tät Bam­berg: Stu­die zu Online-Suchtverhalten

2 Min. zu lesen
Online-Suchtverhalten
Die Universität am Markusplatz, Sitz der Psychologie, Foto: Jürgen Schabel, Universität Bamberg
Eine For­schungs­grup­pe unter Betei­li­gung der Uni­ver­si­tät Bam­berg beschäf­tigt sich mit Online-Sucht­ver­hal­ten. Nun wur­de die Stu­die um drei Jah­re verlängert.

Ein­fach auf­hö­ren? Das ist online beim Com­pu­ter­spie­len, Shop­ping, Por­no­schau­en oder in den Sozia­len Medi­en für eini­ge Men­schen kaum mög­lich. Neben dem sucht­ar­ti­gen Com­pu­ter­spie­len, das die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) bereits als Erkran­kung aner­kennt, kann es auch zu Online-Sucht­ver­hal­ten kom­men. Dazu gehö­ren hem­mungs­lo­ser Por­no­gra­phie­kon­sum, exzes­si­ves Shop­ping und sozia­les Netz­wer­ken, die zum ernst­haf­ten Pro­blem wer­den kön­nen. Oft gelingt es Betrof­fe­nen nicht, ihr Ver­hal­ten trotz nega­ti­ver Kon­se­quen­zen zu verändern.

Wie sich das Sucht­ver­hal­ten ent­wi­ckelt und ändern lässt, ist das The­ma einer trans­re­gio­na­len For­schungs­grup­pe. Gelei­tet wird die Grup­pe „Affec­ti­ve and cogni­ti­ve mecha­nisms of spe­ci­fic Inter­net-use dis­or­ders“ (ACSID), die bereits seit 2017 besteht, von Prof. Dr. Mat­thi­as Brand von der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen. Aus Bam­berg ist Prof. Dr. Sabi­ne Steins-Löber, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Kli­ni­sche Psy­cho­lo­gie und Psy­cho­the­ra­pie, betei­ligt. Wie die Uni­ver­si­tät Bam­berg mit­teilt, hat nun die Deut­sche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) ein­ge­wil­ligt, die Stu­die für drei wei­te­re Jah­re und mit etwa wei­te­ren fünf Mil­lio­nen Euro zu för­dern. Auf die Uni­ver­si­tät Bam­berg ent­fal­len davon mehr als 300.000 Euro.

Bam­ber­ger Psy­cho­lo­gie bei drei Teil­stu­di­en dabei

Bis­her konn­ten die For­schen­den vor allem her­aus­fin­den, dass indi­vi­du­el­le kogni­ti­ve und impuls­ge­steu­er­te Pro­zes­se eine beson­de­re Rol­le spie­len. Durch sie kön­nen online­be­zo­ge­ne Süch­te ent­ste­hen und auf­recht­erhal­ten wer­den. Die­ses Wis­sen hilft dabei, Prä­ven­ti­on und The­ra­pie der Stö­run­gen zu ver­bes­sern. „Den­noch sind noch vie­le psy­cho­lo­gi­sche und neu­ro­bio­lo­gi­sche Mecha­nis­men unklar. Auf die­se wol­len wir uns in der zwei­ten För­der­pha­se kon­zen­trie­ren“, sagt Mat­thi­as Brand.

Die Uni­ver­si­tät Bam­berg ist in der neu­en För­der­pha­se an drei Teil­stu­di­en betei­ligt. „In Bam­berg wer­den wir aus­ge­hend von unse­ren Ergeb­nis­sen der ers­ten För­der­pe­ri­ode feder­füh­rend gemein­sam mit der Medi­zi­ni­schen Hoch­schu­le Han­no­ver eine soge­nann­te Pro­of-of-con­cept Stu­die durch­füh­ren“, sagt Sabi­ne Steins-Löber. Sol­che Stu­di­en die­nen dazu zu über­prü­fen, ob eine neu­ent­wi­ckel­te Inter­ven­ti­on tat­säch­lich einen krank­heits­re­le­van­ten Mecha­nis­mus beeinflusst.„Wir über­prü­fen dabei, wie sich eine com­pu­ter­ge­stütz­te Inter­ven­ti­on auf zugrun­de­lie­gen­de auto­ma­ti­sier­te Pro­zes­se bei Com­pu­ter­spiel­sucht und Kauf­sucht auswirkt.“

Dar­über hin­aus ist die Bam­ber­ger Wis­sen­schaft­le­rin an einer wei­te­ren Pro­of-of-con­cept Stu­die bera­tend betei­ligt. „Dabei geht es um die Nut­zung von Bio­feed­back im Rah­men einer Reiz­ex­po­si­ti­ons­be­hand­lung, um das Ver­lan­gen nach Com­pu­ter­spie­len zu redu­zie­ren“, sagt Steins-Löber. Bei Bio­feed­back-Ver­fah­ren geht es dar­um, dass Patient:innen ler­nen sol­len, auf Signa­le ihres Kör­pers zu ach­ten, um damit selbst ihre Kör­per­funk­tio­nen zu beein­flus­sen. So sol­len sie lang­fris­tig Selbst­kon­trol­le über die­se Kör­per­funk­tio­nen erlangen.

In der drit­ten Teil­stu­die führt Steins-Löber gemein­sam mit ihren Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen eine Stu­die zu Gen­der­aspek­ten bei Inter­net­nut­zungs­stö­run­gen durch. In Bam­berg wer­den die For­schen­den dafür Inter­views mit Betrof­fe­nen durch­füh­ren. Sie wol­len her­aus­fin­den, wel­che gen­der­spe­zi­fi­schen Unter­schie­de es in den sub­jek­ti­ven Erklä­run­gen der Betrof­fe­nen zur Ent­ste­hung und Auf­recht­erhal­tung ihrer Erkran­kung gibt. „Zudem wol­len wir her­aus­fin­den, wel­che Fak­to­ren dazu bei­tra­gen, dass eine betrof­fe­ne Per­son Hilfs­an­ge­bo­te annimmt oder nicht, und ob es dabei gen­der­spe­zi­fi­sche Unter­schie­de gibt. Ein Fak­tor könn­te etwa die Stig­ma­ti­sie­rung der Betrof­fe­nen sein“, sagt Steins-Löber.

Weiterer Artikel

Stadt­echo-Kolum­ne

Flo­ri­an Herrn­le­ben: Nix mehr, wie es mal war! Sapperlot!

Nächster Artikel

iSo – Inno­va­ti­ve Sozialarbeit

„BKK Star­k³“: Pro­jekt zur Resi­li­enz­för­de­rung in der Ganztagesschule