Eine neue Studie der Universität Bamberg zu Reaktanz in der Gesundheitskommunikation zeigt, dass Aufforderungen, zum Beispiel gesünder zu leben, Konsumveränderungen erschweren können. Anders ausgedrückt: Trotz besseren Wissens weigern sich Menschen oft, ihr Verhalten zu ändern, wenn sie dazu aufgefordert werden.
Viele Informationskampagnen versuchen, Menschen von einem gesunden Verhalten zu überzeugen. So werden wir fast täglich aufgefordert, uns mehr zu bewegen, gesünder zu essen oder mit dem Rauchen aufzuhören. Die Forschung zeigt, dass solche Botschaften durchaus wirken können, ihre Effekte aber begrenzt sind, wie die Universität Bamberg mitteilte. Ein Erklärungsansatz dafür ist das Phänomen der psychologischen Reaktanz.
Durch die Aufforderung, das eigene Verhalten zu ändern, können sich Menschen dabei in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Sie reagieren dann verärgert oder trotzig, ignorieren die Botschaft oder verstärken das unerwünschte Verhalten sogar. So konnten verschiedene Studien zeigen, dass Gesundheitsbotschaften, die darauf abzielten weniger zu rauchen oder zu trinken, gegenteilige Effekte bewirkten. Eine gesteigerte Einnahme der Stoffe war im Gegenteil die Folge. Ein ähnliches Beispiel aus jüngster Vergangenheit waren die Ablehnung und der Trotz, mit denen ein großer Teil der Bevölkerung auf die Möglichkeit der Covid-Impfung reagierte.
Wie beeinflusst Reaktanz Aufmerksamkeitsprozesse?
Während die Auswirkungen psychologischer Reaktanz in vielen Bereichen gut untersucht sind, ist wenig über die zugrundeliegenden kognitiven Prozesse bekannt. Eine Studie von Forschenden der Universitäten Bamberg und Erfurt untersuchte nun, wie Reaktanz Aufmerksamkeitsprozesse beeinflusst.
Dazu wurden die Studien-Teilnehmenden in mehrere Gruppen eingeteilt. Eine Experimentalgruppe wurde aufgefordert, kein Fleisch mehr zu konsumieren, um Gesundheit und Umwelt zu schützen. Eine Kontrollgruppe bekam hingegen keine solche Botschaft. Anschließende Messungen zeigten, dass fleischessende Mitglieder der Experimentalgruppe verärgerter auf die Aufforderung regaierte als fleischessende Personen in der Kontrollgruppe.
„Das Ergebnis deutet darauf hin“, sagt Philipp Sprengholz, Juniorprofessor für Gesundheitspsychologie der Universität Bamberg, „dass die durch Gesundheitsbotschaften ausgelöste Reaktanz unsere Aufmerksamkeit in Richtung ungesunder Konsumgelegenheiten verschieben kann. Dadurch kann die beabsichtigte Verhaltensänderung erschwert und ungesundes Verhalten möglicherweise sogar verstärkt werden.“
In zukünftigen Studien sollen Aufmerksamkeitsprozesse und ihre Auswirkungen auf tatsächliches Konsumverhalten genauer untersucht werden. Die aktuellen Befunde deuten jedoch bereits darauf hin, dass Gesundheitsbotschaften möglichst wenig Reaktanz auslösen sollten.