Han­deln aus Trotz

Uni­ver­si­tät Bam­berg: Stu­die zur Reaktanz

1 Min. zu lesen
Reaktanz
Die Universität Bamberg am Markusplatz, Foto: S. Quenzer
Eine neue Stu­die der Uni­ver­si­tät Bam­berg zu Reak­tanz in der Gesund­heits­kom­mu­ni­ka­ti­on zeigt, dass Auf­for­de­run­gen, zum Bei­spiel gesün­der zu leben, Kon­sum­ver­än­de­run­gen erschwe­ren kön­nen. Anders aus­ge­drückt: Trotz bes­se­ren Wis­sens wei­gern sich Men­schen oft, ihr Ver­hal­ten zu ändern, wenn sie dazu auf­ge­for­dert werden.

Vie­le Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen ver­su­chen, Men­schen von einem gesun­den Ver­hal­ten zu über­zeu­gen. So wer­den wir fast täg­lich auf­ge­for­dert, uns mehr zu bewe­gen, gesün­der zu essen oder mit dem Rau­chen auf­zu­hö­ren. Die For­schung zeigt, dass sol­che Bot­schaf­ten durch­aus wir­ken kön­nen, ihre Effek­te aber begrenzt sind, wie die Uni­ver­si­tät Bam­berg mit­teil­te. Ein Erklä­rungs­an­satz dafür ist das Phä­no­men der psy­cho­lo­gi­schen Reaktanz.

Durch die Auf­for­de­rung, das eige­ne Ver­hal­ten zu ändern, kön­nen sich Men­schen dabei in ihrer Ent­schei­dungs­frei­heit ein­ge­schränkt füh­len. Sie reagie­ren dann ver­är­gert oder trot­zig, igno­rie­ren die Bot­schaft oder ver­stär­ken das uner­wünsch­te Ver­hal­ten sogar. So konn­ten ver­schie­de­ne Stu­di­en zei­gen, dass Gesund­heits­bot­schaf­ten, die dar­auf abziel­ten weni­ger zu rau­chen oder zu trin­ken, gegen­tei­li­ge Effek­te bewirk­ten. Eine gestei­ger­te Ein­nah­me der Stof­fe war im Gegen­teil die Fol­ge. Ein ähn­li­ches Bei­spiel aus jüngs­ter Ver­gan­gen­heit waren die Ableh­nung und der Trotz, mit denen ein gro­ßer Teil der Bevöl­ke­rung auf die Mög­lich­keit der Covid-Imp­fung reagierte.

Wie beein­flusst Reak­tanz Aufmerksamkeitsprozesse?

Wäh­rend die Aus­wir­kun­gen psy­cho­lo­gi­scher Reak­tanz in vie­len Berei­chen gut unter­sucht sind, ist wenig über die zugrun­de­lie­gen­den kogni­ti­ven Pro­zes­se bekannt. Eine Stu­die von For­schen­den der Uni­ver­si­tä­ten Bam­berg und Erfurt unter­such­te nun, wie Reak­tanz Auf­merk­sam­keits­pro­zes­se beeinflusst.

Dazu wur­den die Stu­di­en-Teil­neh­men­den in meh­re­re Grup­pen ein­ge­teilt. Eine Expe­ri­men­tal­grup­pe wur­de auf­ge­for­dert, kein Fleisch mehr zu kon­su­mie­ren, um Gesund­heit und Umwelt zu schüt­zen. Eine Kon­troll­grup­pe bekam hin­ge­gen kei­ne sol­che Bot­schaft. Anschlie­ßen­de Mes­sun­gen zeig­ten, dass fleisch­essen­de Mit­glie­der der Expe­ri­men­tal­grup­pe ver­är­ger­ter auf die Auf­for­de­rung regai­er­te als fleisch­essen­de Per­so­nen in der Kontrollgruppe.

„Das Ergeb­nis deu­tet dar­auf hin“, sagt Phil­ipp Spreng­holz, Juni­or­pro­fes­sor für Gesund­heits­psy­cho­lo­gie der Uni­ver­si­tät Bam­berg, „dass die durch Gesund­heits­bot­schaf­ten aus­ge­lös­te Reak­tanz unse­re Auf­merk­sam­keit in Rich­tung unge­sun­der Kon­sum­ge­le­gen­hei­ten ver­schie­ben kann. Dadurch kann die beab­sich­tig­te Ver­hal­tens­än­de­rung erschwert und unge­sun­des Ver­hal­ten mög­li­cher­wei­se sogar ver­stärkt werden.“

In zukünf­ti­gen Stu­di­en sol­len Auf­merk­sam­keits­pro­zes­se und ihre Aus­wir­kun­gen auf tat­säch­li­ches Kon­sum­ver­hal­ten genau­er unter­sucht wer­den. Die aktu­el­len Befun­de deu­ten jedoch bereits dar­auf hin, dass Gesund­heits­bot­schaf­ten mög­lichst wenig Reak­tanz aus­lö­sen sollten.

Weiterer Artikel

FC Ein­tracht Bam­berg ist dabei

Regio­nal­li­ga Bay­ern: Paa­run­gen des ers­ten Spiel­tags bekanntgegeben

Nächster Artikel

Pro­test­tag „Alarm­stu­fe Rot: Kran­ken­häu­ser in Not“

Kran­ken­häu­ser der Regi­on for­dern mehr Unter­stüt­zung von Regierung