Die seit etwa zwei Wochen geltenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beschränkungen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus betreffen auch Sportvereine. Liga- oder Trainingsbetrieb sind für alle Spielklassen und Sportarten ausgesetzt. Wirtschaftliche Schäden drohen sowohl Erstliga- als auch Amateurvereinen. Bernhard Uzelino ist 1. Vorsitzender der Basketballgemeinschaft Litzendorf. Mit ihm haben wir über die Folgen für seinen Verein gesprochen.
Herr Uzelino, wie hat sich die Vereinsarbeit der BG Litzendorf durch die Allgemeinverfügung verändert? Was ist momentan an Vereinsarbeit noch möglich?
Bernhard Uzelino: Das Vereinsleben ruht nahezu vollständig – zumindest was den sportlichen Bereich unserer Abteilungen Basketball, Cheerleading, Aktive Freizeit, Kinderturnen und Prävention anbelangt. Die Vereinsarbeit an sich, also organisatorische Aufgaben wie Kassen- und Mitgliederverwaltung, Planungen für die Zeit nach der Krise und die kommende Saison laufen im Hintergrund weiter. Gerade haben wir unsere Beiratsversammlung in der vergangenen Woche abgehalten, aber halt nicht wie üblich im Nebenraum einer Gaststätte, sondern in schriftlicher Form mittels E‑Mail. Was unsere anstehende Jahreshauptversammlung am 25. April angeht, so werden wir diese wohl nicht an diesem Tag abhalten. Da so eine JHV aber zwingend vorgeschrieben ist, werden wir nach einem Ausweichtermin suchen müssen.
Welche Schäden verursacht die Corona-Krise im Verein?
Bernhard Uzelino: Das ist noch nicht absehbar. Ein Folgeschaden könnte sein, dass viele Aktive (vor allem Kinder und Jugendliche) die Lust an ihrem Sport verlieren, weil sie eben keine Möglichkeit mehr haben, ihn auszuüben – sei es im Training oder im Wettkampf. Wenn sich die Krise also lange hinzieht, könnte das sogar Vereinsaustritte zur Folge haben. Grundsätzlich hoffe ich allerdings, dass auch im Sportverein die Leute etwas enger zusammenrücken – im übertragenen Sinne natürlich – und dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl sogar gestärkt wird.
Wie ist die BGL für einen wochen- oder monatelangen Stillstand gerüstet?
Bernhard Uzelino: Ehrlich gesagt gar nicht, weil ein solches Szenario nicht vorhersehbar war. Allerdings versuchen wir, unsere Mitglieder über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Insbesondere, wenn es um politische Entscheidungen wie Ausgangsbeschränkungen und Hallenschließungen geht oder um die Vorgaben der Sportverbände.

Bernhard Uzelino, der 1. Vorsitzende der Basketballgemeinschaft Litzendorf.
Wie sehen die finanziellen Auswirkungen aus? Muss mit Ausfällen an Sponsorenzahlungen gerechnet werden?
Bernhard Uzelino: Im Grunde kann durch die Corona-Krise sogar Geld gespart werden, denn in dieser Zeit fallen ja keine Hallenmieten für Trainings- und Spielzeiten an, beziehungsweise werden hoffentlich ja wohl nicht erhoben. Außerdem entfallen auch Schiedsrichterkosten und so weiter. Das ist dann aber schon die einzig gute Auswirkung, die Corona für die Vereine hat. Hoffentlich halten sich finanzielle Auswirken im Rahmen. Jedoch muss tatsächlich mit Vereinsaustritten und somit dem Verlust von Mitgliedsbeiträgen gerechnet werden, ebenso wie mit dem Abspringen einiger Sponsoren. Gerade für unsere beiden Regionalliga-Teams sind aber diese Sponsorengelder fast unverzichtbar. In Anbetracht dieser extremen Wirtschaftslage muss man aber mit dem Rückzug von Sponsoren rechnen und dafür auch Verständnis zeigen. Wir wollen versuchen, Lösungen zu finden, die unseren Unterstützern, aber auch unserem Verein gerecht werden. Das jedoch alles zu seiner Zeit, denn Unternehmer und Betriebe haben jetzt mit Sicherheit ganz andere Probleme.
Für wann rechnen Sie mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs?
Bernhard Uzelino: Der Spielbetrieb in den BB-Ligen wurde ja komplett eingestellt und im Amateurbereich die Saison für beendet erklärt. Wir hoffen, dass möglichst bald wieder ein risikofreies Training erfolgen und der Spielbetrieb mit der neuen Saison 2020⁄21 aufgenommen werden kann. Sobald wieder der Schulbetrieb einsetzt, sollte auch wieder öffentlicher Sport möglich sein. Man muss einfach die weitere Entwicklung abwarten.
Befürchten Sie ein Sterben kleinerer Sportvereine?
Bernhard Uzelino: Nein, das befürchte ich nicht! Gerade kleinere Vereine haben ja wahrscheinlich keine allzu hohen Fixkosten, wobei ich hier nur für die BGL sprechen kann. Wenn die Mitgliederzahlen einigermaßen stabil bleiben, die Vereine vielleicht eine kleine Finanzreserve haben, dann sollten die Auswirkungen dieser Krisenzeit zu bewältigen sein.
Veranstalten Sie für Ihre Sportlerinnen und Sportler Trainingsangebote für zuhause? Wie sehen diese aus?
Bernhard Uzelino: In dieser Hinsicht bieten wir noch nichts an – unsere Sportler sind ja schließlich keine Profis. Wenn die Beschränkungen des Ausganges und der öffentlichen Sportmöglichkeiten allerdings noch länger bestehen bleiben, wäre so etwas vielleicht vorstellbar. Bis dahin hoffe ich, dass alle Aktiven versuchen, sich selbst fit zu halten. Von einem Team weiß ich, dass sie sich selbst ein Training für zu Hause auferlegt haben. Es muss also nicht immer alles reglementiert werden und eine gewisse Eigeninitiative kann niemals schaden.
Ein Großteil der Einnahmen der BGL entsteht durch die Litzendorfer Kirchweih, die im September stattfindet. Wie ist dabei der Stand der Planungen?
Bernhard Uzelino: Das ist natürlich auch ein Thema! Die BGL ist ein Verein mit vielen Mannschaften und Abteilungen, die Hallenkapazitäten für Trainings- und Spielbetrieb brauchen. Die Litzendorfer Turnhalle ist leider viel zu klein und hoffnungslos ausgebucht, so dass wir aktuell auch Hallen in Memmelsdorf, Stegaurach, Hirschaid und Strullendorf anmieten müssen. Das verursacht natürlich hohe Kosten, die wir nur allein mit den Mitgliedsbeiträgen nicht begleichen können. Das Ausrichten der Litzendorfer Kirchweih und die daraus resultierenden Einnahmen sind für unseren Verein fast überlebensnotwendig. Ob im September Großveranstaltungen schon wieder erlaubt sind, bleibt abzuwarten. Aktuell planen wir aber so, dass die Kirchweih wie gewohnt stattfindet. Falls ja, sollten sich die Leute schonmal die Zeit von 11. bis 14. September freihalten. Wenn die Kirchweih aber ausfallen würde, wäre das schon ein herber Verlust.
Erhält die BGL Hilfe staatlicher oder gesellschaftlicher Art? In welchem Umfang?
Bernhard Uzelino: Das weiß ich nicht, darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht und noch nicht informiert. Aber danke für den Hinweis! In dieser schweren Zeit müssen viele Menschen um ihre Existenz bangen, Privatpersonen wie auch Firmen. Und all jene sollten zuallererst die Möglichkeit auf Unterstützung bekommen, da müssen Vereine einfach mal hintenanstehen. Sollte die BGL tatsächlich in Schieflage geraten, so bleibt dann immer noch die Möglichkeit, auf Hilfsangebote zurückzugreifen – sofern so etwas für Sportvereine überhaupt vorgesehen ist. Sport und Vereine sind zwar wichtig, aber es gibt tatsächlich weitaus Wichtigeres!