Aus­stel­lung „Wun­der, Wei­he, Wege.“

250 Jah­re Basi­li­ka Vierzehnheiligen

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Vierzehnheiligen
„Vierzehnheiligen und Kloster Banz in Unterfranken“, Schröder (Vorname unbekannt), um 1880, kolorierter Stahlstich, Foto: Ludmila Kvapilová-Klüsener, Diözesanmuseum Bamberg
Seit 250 Jah­ren ragen die mehr als 70 Meter hohen Dop­pel­tür­me der Wall­fahrts­kir­che Vier­zehn­hei­li­gen in den Him­mel über Bad Staf­fel­stein, seit 125 trägt sie den Ehren­ti­tel Basi­li­ka minor. Die Aus­stel­lung „Wun­der, Wei­he, Wege.“ im Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­um gibt noch bis 13. Novem­ber Auf­schluss dar­über, „was die­se Kir­che so beson­ders macht.“

Seit dem Spät­mit­tel­al­ter hat die katho­li­sche Kir­che euro­pa­weit in ihrer Glau­bens­pra­xis begon­nen, eine 14-köp­fi­ge Grup­pe von Schutz­pa­tro­nen anzu­ru­fen. Bei die­sen Not­hel­fern han­delt es sich um vier­zehn Hei­li­ge aus früh­christ­li­chen Zei­ten des drit­ten und vier­ten Jahr­hun­derts. Einer der Hel­fer steht zum Bei­spiel in Momen­ten der Lebens­ge­fahr zur Sei­te, ein ande­rer bei Krank­heit und ein wei­te­rer bei Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit teuf­li­schen Kräften.

Zu Ehren die­ser Not­hel­fer wur­den euro­pa­weit Kapel­len und Kir­chen gebaut. So auch in der Bam­ber­ger Regi­on, die mit der Basi­li­ka Vier­zehn­hei­li­gen bei Bad Staf­fel­stein ein beson­ders berühm­tes Exem­plar ihr Eigen nennt.

Eine Über­lie­fe­rung besagt, dass die 14 Hei­li­gen 1445 einem ört­li­chen Schä­fer erschie­nen sind und ver­lang­ten, dass an Ort und Stel­le eine Kapel­le für sie gebaut wer­de. Als eini­ge Tage spä­ter eine kran­ke Frau an eben jenem Ort schlag­ar­tig gesun­de­te und sich der Ort infol­ge­des­sen schnell in eine Wall­fahrts­stät­te ver­wan­del­te, gab das nahe­ge­le­ge­ne Klos­ter Lang­heim dem Wunsch der Hei­li­gen und der Pil­ger nach: Den 14 Not­hel­fern wur­de eine Kapel­le gebaut.

Die­se fiel 1525 aller­dings den Bau­ern­krie­gen zum Opfer. Und auch der Kir­chen­bau, der die Kapel­le ersetz­te, über­leb­te die Zeit nicht und wur­de knapp 100 Jah­re spä­ter im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg zerstört.

Bis ins Jahr 1735 dau­er­te es, ehe der dama­li­ge Bam­ber­ger Fürst­bi­schof Fried­rich Karl von Schön­born die Erlaub­nis gab, ein neu­es Kir­chen­ge­bäu­de zu bau­en. Noch ein­mal fast 30 Jah­re ver­gin­gen, bis im Sep­tem­ber 1772 Bam­bergs Fürst­bi­schof Adam Fried­rich von Seins­heim die wie­der ent­stan­de­ne Wall­fahrts­kir­che Vier­zehn­hei­li­gen ein­wei­hen konnte.

Vor 125 Jah­ren, im Jah­re 1897, war es Papst Leo XIII., der Vier­zehn­hei­li­gen, als damals erst zwei­te deut­sche Kir­che, in den Stand einer Basi­li­ca minor erhob. Die­sen Ehren­ti­tel erhal­ten nur Kir­chen­ge­bäu­de mit beson­de­rer Bedeu­tung für Glau­ben und Glaubensgemeinschaft.

Die Aus­stel­lung „Wun­der, Wei­he, Wege. Vier­zehn­hei­li­gen“ im Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg geht auf die­se Bedeu­tung unter Gesichts­punk­ten ihrer künst­le­ri­schen Ver­wer­tung und der Umstän­de des Baus der Kir­che ein.

Vierzehnheiligen
„Put­ti in Wol­ken“, Joseph Ignaz Appia­ni, Radie­rung nach 1770 (Foto: Caro­la Marie Schmidt, Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg) und Mons­tranz mit Kno­chen­split­tern, Ita­li­en, 19. Jahr­hun­dert (Foto: Lud­mi­la Kvapilová-Klüsener)
Gemäl­de, Skulp­tu­ren, Bau­plä­ne und Knochensplitter

Die im Titel genann­ten Wun­der illus­triert die Aus­stel­lung dabei in zwei­fa­cher Hin­sicht. „In der katho­li­schen Kir­che“, sagt Caro­la Marie Schmidt, Lei­te­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums (hier im Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen), „genau wie in ande­ren Reli­gio­nen, sind Wun­der sehr wich­ti­ge Bestand­tei­le des Glau­bens­le­bens. Ent­spre­chend gibt es sehr vie­le künst­le­ri­sche Dar­stel­lun­gen ver­schie­de­ner Wun­der. Das gilt auch für die Wun­der oder Erschei­nun­gen von Vier­zehn­hei­li­gen. Hin­zu kommt das Archi­tek­tur­wun­der des Kirchenbaus.“

Auf vier Muse­ums-Räu­me ver­teilt zeigt die Aus­stel­lung Gemäl­de, Skulp­tu­ren, Gra­fi­ken, Bau­plä­ne und ein Modell von Vier­zehn­hei­li­gen. Ein High­light ist eine aus Pri­vat­be­sitz bei­gesteu­er­te Radie­rung von Giu­sep­pe Appia­ni (1706 bis 1785), die Put­ti in Wol­ken zeigt, und noch nie öffent­lich zu sehen war.

Hin­zu kom­men sakra­le Objek­te wie Reli­qui­en der Not­hel­fer oder Andachts­bil­der. „Wir ver­su­chen, einen Ein­druck dar­über zu ver­mit­teln, was die­se Kir­che so beson­ders macht und zei­gen einen guten Mix aus Kunst­ge­gen­stän­den und der The­ma­ti­sie­rung der 14 Not­hel­fer. Auch besteht die Mög­lich­keit, Objek­te aus der Kir­che, die man sonst nur aus der Ent­fer­nung sieht, zu betrachten.“

Als Bei­spie­le hier­für nennt Caro­la Marie Schmidt die Not­hel­fer-Mons­tranz aus Vier­zehn­hei­li­gen. Bei gän­gi­gen Mons­tran­zen han­delt es sich um Schau­ge­rä­te für in der Mit­te ein­ge­setz­te Hos­ti­en, um die­se bei Got­tes­diens­ten beson­ders in Sze­ne set­zen zu kön­nen. Das Exem­plar aus Vier­zehn­hei­li­gen geht aller­dings ande­re Wege. Sie ent­hält Reli­qui­en von jedem der früh­zeit­li­chen 14 Not­hel­fer – Kno­chen­split­ter, um genau zu sein.

Eine beson­de­re Fah­ne, näm­lich die, die anläss­lich der Ernen­nung zur Basi­li­ca minor her­ge­stellt wur­de, und die man sonst nur sieht, wenn „sie viel­leicht bei einer Pro­zes­si­on an einem vor­bei getra­gen wird“, ist eben­falls Teil der Ausstellung.

Vierzehnheiligen
Gemäl­de des Altars in Vier­zehn­hei­li­gen, Karl Purr­mann, 1944, Öl auf Lein­wand und ein Archi­tek­tur­mo­dell der Kir­che, Werk­statt Bal­tha­sar Neu­mann, 1744, Fotos: Lud­mi­la Kvapilová-Klüsener 

Auch dem Bau des Gebäu­des selbst wid­met sich die Schau. Wobei das genann­te Archi­tek­tur­wun­der im Ange­sicht der Que­re­len sei­nes Zustan­de­kom­mens einen sehr irdi­schen Touch bekommt. „Ja, der Bau war mit Pro­ble­men behaf­tet und es wur­de viel gestrit­ten bei der Pla­nung. Wir haben Leih­ga­ben aus dem Ger­ma­ni­schen Natio­nal­mu­se­um, mit denen wir zei­gen kön­nen, dass es zwar zwei Archi­tek­ten gab, die bei­de gute Ent­wür­fe lie­fer­ten, der Abt von Lang­heim und Erz­bi­schof Schön­born aber ver­schie­de­ne Mei­nun­gen dar­über hat­ten, wer den Zuschlag bekom­men solle.“

Letzt­lich setz­te sich Bischof Schön­born bei der Wahl des Archi­tek­ten gegen den Abt durch und über­trug Archi­tek­tur­star Bal­tha­sar Neu­mann (sie­he Würz­bur­ger Resi­denz) die Auf­ga­be. Der Archi­tekt, den der Abt vor­ge­schla­gen hat­te, Gott­fried Hein­rich Kroh­ne, damals für sei­ne preis­wer­te Bau­wei­se bekannt, wur­de aller­dings zum Bau­meis­ter gemacht. So geschah es, dass auf ein­mal anders gebaut wur­de als es die Plä­ne Neu­manns vorsahen.

Ursprüng­lich soll­te der Altar der Kir­che mit sei­nen 14 Not­hel­fer-Skulp­tu­ren direkt auf der Stel­le der Erschei­nung von 1445 ste­hen. Weil dafür aber zusätz­li­che, teu­re Pla­nier­maß­nah­men nötig gewe­sen wären, änder­te Kroh­ne die Bau­plä­ne kur­zer­hand. Seit­dem weist Vier­zehn­hei­li­gen die Beson­der­heit auf, dass ihr Altar nicht wie üblich auf der Flä­che der Vie­rung steht, dort, wo sich Haupt- und Quer­schiff einer Kir­che über­schnei­den, son­dern sich etwas wei­ter in das Lang­haus ver­setzt, dem Publi­kums­raum, der Kir­che befindet.

Wie der Titel der Aus­stel­lung andeu­tet, geht sie nicht zuletzt außer­dem auf die Bedeu­tung ein, die die Basi­li­ka heu­te noch für jenes Publi­kum vor allem als Ziel von Wall­fahr­ten hat. So machen sich jedes Jahr hun­der­te Pil­ge­rin­nen und Pil­ger auf den Weg nach Bad Staf­fel­stein. „Teil­wei­se gehen die Wall­fahr­ten über meh­re­re Tage“, sagt Caro­la Marie Schmidt, „denn die Kir­che ist ein gro­ßes Pil­ger­ziel. In der Lite­ra­tur wird Vier­zehn­hei­li­gen manch­mal sogar das frän­ki­sche Jeru­sa­lem genannt.“

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