Browse Tag

Diözesanmuseum Bamberg

Viel­fäl­ti­ges Pro­gramm beim Inter­na­tio­na­len Museumstag

Bam­berg fei­ert leben­di­ge Museumslandschaft

Am Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag, der welt­weit am 18. Mai gefei­ert wur­de, stand in Bam­berg die leben­di­ge Muse­ums­land­schaft im Mit­tel­punkt. Unter dem Mot­to „Muse­en mit Freu­de ent­de­cken“ prä­sen­tier­ten die Muse­en und Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen am Sonn­tag auf dem Bam­ber­ger Dom­berg ein abwechs­lungs­rei­ches Pro­gramm, das die Bedeu­tung und Attrak­ti­vi­tät der Muse­en für die Zukunft unterstrich.

Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Star­ke ließ es sich nicht neh­men, den Muse­ums­tag per­sön­lich zu eröff­nen und zugleich den neu­en Direk­tor der Muse­en der Stadt Bam­berg, Dr. Fabi­an Ludo­vico, herz­lich will­kom­men zu hei­ßen. In sei­nem Gruß­wort beton­te Star­ke, dass Muse­en „eine enorm wich­ti­ge Rol­le für eine offe­ne Gesell­schaft spie­len“ und lob­te ins­be­son­de­re die Koope­ra­ti­on der Muse­en am Dom­berg mit ihren vie­len bedeut­sa­men Kunst­schät­zen sowie das erfolg­rei­che Agie­ren des Freun­des­krei­ses der Dombergmuseen.

Dr. Fabi­an Ludo­vico beton­te zum Auf­takt: „Heu­te soll die Freu­de über eine leben­di­ge Muse­ums­land­schaft hier in Bam­berg im Vor­der­grund ste­hen. Mit den viel­fäl­ti­gen Ange­bo­ten zei­gen die betei­lig­ten Häu­ser, war­um Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger auf ihre Muse­en auch zukünf­tig nicht ver­zich­ten wol­len.“ Das breit gefä­cher­te Pro­gramm lock­te zahl­rei­che Besu­che­rin­nen und Besu­cher, dar­un­ter auch vie­le Gäs­te aus dem Aus­land, auf den Dom­berg. Füh­run­gen, Info­sta­tio­nen, Work­shops und Fami­li­en­an­ge­bo­te wur­den rege genutzt und sorg­ten für einen leben­di­gen Austausch.


Posi­ti­ve Bilanz

Die betei­lig­ten Muse­en – die Neue Resi­denz, das His­to­ri­sche Muse­um, die Staats­bi­blio­thek und das Diö­ze­san­mu­se­um – zeig­ten sich mit den Besu­cher­zah­len äußerst zufrie­den. Vera Mame­row, Vor­sit­zen­de des Freun­des­krei­ses der Muse­en am Bam­ber­ger Dom, lob­te die posi­ti­ve Bilanz: „Die Gäs­tes­truk­tur war bunt gemischt, und erfreu­li­cher­wei­se haben auch vie­le Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger den Weg in ‚ihre‘ Muse­en gefun­den. Vie­le Inter­es­sier­te haben das Pro­gramm gezielt genutzt, um mög­lichst vie­le Ein­drü­cke zu gewinnen.“

Beson­ders Fami­li­en mit Kin­dern mach­ten bei den viel­fäl­ti­gen Spiel- und Bas­te­l­an­ge­bo­ten mit. Im Diö­ze­san­mu­se­um wur­den Papier­kro­nen gebas­telt, im His­to­ri­schen Muse­um bun­te But­tons gestanzt und tex­ti­le Auf­nä­her mit dem Mot­to „Demo­kra­tie braucht Kunst“ gestal­tet. In der Staats­bi­blio­thek konn­ten jun­ge Gäs­te krea­ti­ve Lese­zei­chen anfer­ti­gen. Die hohe Ver­weil­dau­er der Besu­che­rin­nen und Besu­cher unter­strich das gro­ße Inter­es­se und die posi­ti­ve Reso­nanz auf das bunt gefä­cher­te Pro­gramm­an­ge­bot, das mit einem mit­rei­ßen­den Kon­zert im Innen­hof der Alten Hof­hal­tung sei­nen Abschluss fand.


„Die Mühe hat sich gelohnt!“

Eleo­no­ra Cagol, Kura­to­rin für Kul­tu­rel­le Bil­dung, zog ein durch­weg erfreu­li­ches Fazit: „Die Stim­mung war sehr gut, es gab vie­le inter­es­san­te Gesprä­che am Ran­de, und das lie­be­voll auf­be­rei­te­te Kin­der­an­ge­bot wur­de sehr gelobt. Die Mühe hat sich defi­ni­tiv gelohnt!“

„Der Inter­na­tio­na­le Muse­ums­tag in Bam­berg hat erneut die Bedeu­tung der Muse­en als leben­di­ge Orte der Kul­tur, Bil­dung und Begeg­nung unter­stri­chen“, fass­te Kul­tur­re­fe­ren­tin Ulri­ke Sie­ben­haar den Tag zusam­men. „Das tol­le Enga­ge­ment aller Betei­lig­ten sorgt dafür, dass Bam­berg eine leben­di­ge Muse­ums­stadt bleibt.“

Inter­na­tio­na­ler Muse­ums­tag auf dem Domberg

Muse­en mit Freu­de entdecken

Am 18. Mai wird der Inter­na­tio­na­le Muse­ums­tag zum 48. Mal gefei­ert. Die­ser ver­folgt das Ziel, auf die gesell­schaft­li­che Bedeu­tung der Muse­en welt­weit auf­merk­sam zu machen und Besu­che­rin­nen und Besu­cher ein­zu­la­den, deren Viel­falt zu ent­de­cken. Auch die Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen rund um den Bam­ber­ger Dom betei­li­gen sich mit einem anspre­chen­den Pro­gramm für Jung und Alt am Inter­na­tio­na­len Museumstag.

„Die gan­ze Fami­lie erwar­tet ein bun­tes und abwechs­lungs­rei­ches Pro­gramm. Von Ein­bli­cken in inno­va­ti­ve For­schungs­an­sät­ze über Kurz­füh­run­gen durch aktu­el­le Aus­stel­lun­gen und fas­zi­nie­ren­de Bli­cke hin­ter die Kulis­sen bis hin zu krea­ti­ven Mit­mach­ak­tio­nen und akus­ti­schen High­lights“, wie Chris­tia­ne Wen­den­burg berich­tet, die Geschäfts­füh­re­rin des Freun­des­krei­ses der Muse­en um den Bam­berg Dom und Dombergkoordinatorin.

Der Inter­na­tio­na­le Muse­ums­tag wur­de 1978 vom Inter­na­tio­na­len Muse­ums­rat ICOM – Inter­na­tio­nal Coun­cil of Muse­ums – ins Leben geru­fen, um die Öffent­lich­keit auf die Viel­falt und die Bedeu­tung der Muse­en für die Gesell­schaft auf­merk­sam zu machen. Für 2025 hat der Inter­na­tio­na­le Muse­ums­rat das Mot­to „The Future of Muse­ums in Rapidly Chan­ging Com­mu­ni­ties“, im Deut­schen „Die Zukunft der Muse­en in sich schnell ver­än­dern­den Gesell­schaf­ten“ aus­ge­wählt, um sich mit der Fra­ge zu befas­sen, wie Muse­en in einer von tief­grei­fen­den Ver­än­de­run­gen gepräg­ten Welt agie­ren und ihren Bei­trag leis­ten können.


Kin­der spie­le­risch an Muse­en heranführen

Geöff­net sind rund um den Dom das Diö­ze­san­mu­se­um, das His­to­ri­sche Muse­um, die Neue Resi­denz mit ihren Prunk­räu­men und der Staats­ga­le­rie sowie die Staats­bi­blio­thek Bam­berg.
Alle Ein­trit­te und Pro­gramm­an­ge­bo­te sind am Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag kostenlos!

An sehr gute Reso­nanz beim Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag im ver­gan­ge­nen Jahr erin­nert sich Frau Wen­den­burg, die Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen konn­ten an die Besuchs­zah­len in Vor-Coro­na-Zei­ten anknüp­fen. „Vie­le der Muse­ums­tag-Gäs­te haben auch betont, in Zukunft öfter oder sogar regel­mä­ßig Muse­en und Aus­stel­lun­gen besu­chen zu wollen.“

Grund­sätz­lich sei das Ver­hält­nis Bam­ber­ger zu Tou­ris­ten bei den Besu­chen­den aus­ge­wo­gen, auch was die Alters­struk­tur betrifft, sei­en grund­sätz­lich alle Alters­grup­pen ver­tre­ten.
Dem­zu­fol­ge wird auch das Ange­bot am Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag so aus­ge­rich­tet, dass für die gesam­te Fami­lie ein inter­es­san­tes Pro­gramm gebo­ten ist. Die Vor­be­rei­tun­gen lau­fen seit Jah­res­be­ginn und Frau Wen­den­burg freut sich auch schon auf die inter­es­san­ten Gesprä­che mit den Besu­che­rin­nen und Besu­chern. „Die Füh­run­gen in den ein­zel­nen Häu­sern und die Info­stän­de sind für Erwach­se­ne oder inter­es­sier­te Jugend­li­che kon­zi­piert, für die Jün­ge­ren bie­ten die Ver­ant­wort­li­chen Mit­mach­sta­tio­nen, Rät­sel­bö­gen sowie Bas­tel- und Krea­tiv­work­shops an.“
Eltern oder Groß­el­tern, die ihre Kin­der bezie­hungs­wei­se Enkel­kin­der an die­sem Tag erst­mals an die The­ma­tik Muse­en her­an­füh­ren möch­ten, emp­fiehlt Frau Wen­den­burg, sich dabei nicht zu viel Pro­gramm vor­zu­neh­men, son­dern auf die Bedürf­nis­se und Wün­sche der Kin­der ein­zu­ge­hen. „Viel­leicht auch mal zwi­schen­durch eine Pau­se machen und etwas essen, auch dafür ist hier gesorgt“, rät die Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin. „Der Muse­ums­be­such soll schließ­lich Spaß machen und ent­spre­chend in Erin­ne­rung bleiben.“

Für die Jüngs­ten wird es in allen Häu­sern Mit­mach­sta­tio­nen geben. „Bas­tel- und Krea­tiv­an­ge­bo­te wer­den bes­tens ange­nom­men und man sieht wäh­rend des Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tags auf dem Dom­berg vie­le Kin­der, die stolz ihre “Krea­tio­nen” aus den Work­shops in den Hän­den und/​oder gebas­tel­te Kro­nen auf dem Kopf tra­gen. Die­se nie­der­schwel­li­gen Ange­bo­te sol­len Spaß machen und die­nen nicht zuletzt auch dazu, eine viel­leicht teil­wei­se noch vor­han­de­ne Scheu vor der Insti­tu­ti­on Muse­um zu neh­men“, berich­tet Frau Wen­den­burg. Im Zuge des Muse­ums­ta­ges kön­nen Inter­es­sier­te auch Ein­bli­cke in die Arbei­ten im Hin­ter­grund erhal­ten, die für Aus­stel­lun­gen und ins­ge­samt das Gelin­gen der Muse­en von­nö­ten sind. 

Die Aus­stel­lungs­in­ter­ven­ti­on “RE-CALL“ ist im His­to­ri­schen Muse­um zu sehen, Col­la­ge: Simo­na Sac­coc­cia, Foto: Muse­en der Stadt Bamberg

Die­se gibt es in der Staats­bi­blio­thek und an Info­sta­tio­nen des Kom­pe­tenz­zen­trums für Denk­mal­wis­sen­schaf­ten und Denk­mal­tech­no­lo­gien (KDWT) im Diö­ze­san­mu­se­um, in der Aus­stel­lung RE-CALL des His­to­ri­schen Muse­ums gewäh­ren die anwe­sen­den Künstler*innen Ein­bli­cke in die Muse­ums­ar­beit hin­ter den Kulissen.

Jede Kul­tur­in­sti­tu­ti­on hat mit ihrem Team ein­zel­ne Pro­gramm­punk­te für den Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag erar­bei­tet. Im His­to­ri­schen Muse­um ist dabei zum Bei­spiel Frau Eleo­no­ra Cagol feder­füh­rend, da sie in die­sem Muse­um die Kura­to­rin für die Kul­tu­rel­le Bil­dung ist. Ein­ge­bun­den sind immer auch die Muse­ums­lei­tung, die Ver­wal­tung und nicht zu ver­ges­sen die Mit­ar­bei­ten­den der Werk­statt, die zum Bei­spiel zusätz­li­che Stell­wän­de und Tische für Info­stän­de bereit­stel­len. „Für die Muse­ums­auf­sich­ten ist der Inter­na­tio­na­le Muse­ums­tag eben­falls ein beson­de­rer Tag – zum einen, weil das Besu­cher­auf­kom­men an sich viel höher ist als an ande­ren Tagen, zum ande­ren, weil mehr Besucher*innen ohne Muse­ums­er­fah­rung kom­men, die auf bestimm­te Regeln hin­ge­wie­sen wer­den müs­sen“, weiß Frau Wen­den­burg. „Außer­dem sind die Auf­sich­ten Anlauf­stel­le für vie­le Fra­gen, sei es die nach der nächs­ten Füh­rung oder die nach einem bestimm­ten Kunstwerk.“


Aus­stel­lungs­in­ter­ven­ti­on „RE-CALL“ im His­to­ri­schen Museum

Die erwähn­te Aus­stel­lungs­in­ter­ven­ti­on “RE-CALL“ im His­to­ri­schen Muse­um ist eine Koope­ra­ti­on der Muse­en der Stadt Bam­berg, des “Freun­des­kreis der Muse­en um den Bam­ber­ger Dom“ sowie der Ver­ei­ne “Freund statt Fremd“ und “Open­art“. 

Jugend­li­che und Erwach­se­ne kön­nen am Muse­ums­tag die inter­es­san­te Erfah­rung machen, mit jun­gen Künst­le­rin­nen und Künst­lern ins Gespräch zu kom­men. Sechs Kunst­schaf­fen­de aus fünf unter­schied­li­chen Her­kunfts­län­dern haben Kunst­wer­ke aus den Aus­stel­lun­gen des His­to­ri­schen Muse­ums aus­ge­wählt, sich mit den his­to­ri­schen Wer­ken aus­ein­an­der­ge­setzt und dar­auf mit eige­nen künst­le­ri­schen Arbei­ten reagiert. Bei­de, his­to­ri­sche und zeit­ge­nös­si­sche Wer­ke, wer­den im His­to­ri­schen Muse­um gemein­sam prä­sen­tiert. Zu sehen sind Male­rei, Gra­fik, Zeich­nung, Tex­til­kunst und Skulp­tur. Am Muse­ums­tag sind Donatel­lo Gior­gi (Ita­li­en), Evge­nia Mek­ho­va (Russ­land), Giu­sep­pe Peter­li­ni (Ita­li­en), Judith Sie­ders­ber­ger (Deutsch­land), Simo­na Sac­coc­cia (Ita­li­en), Zara Degan (Iran) vor Ort anwe­send und geben Aus­kunft zu ihren Werken.

Die ers­te Idee zu “RE-CALL“ ent­stand bei einem Tref­fen zwi­schen den Künst­le­rin­nen und Künst­lern der Grup­pe Open­Art, der Kura­to­rin der Muse­en der Stadt Bam­berg Eleo­no­ra Cagol und der Dom­berg­ko­or­di­na­to­rin. „Die ursprüng­li­che Idee war, eine Son­der­aus­stel­lung in der Vil­la Des­sau­er mit zeit­ge­nös­si­schen Kunst­wer­ken und Wer­ken aus dem Muse­ums­de­pot zu orga­ni­sie­ren, aber wir haben uns schnell ent­schlos­sen, in das His­to­ri­sche Muse­um umzu­zie­hen und einen Dia­log zwi­schen his­to­ri­schen und neu­en Kunst­wer­ken zu schaf­fen“, berich­tet Eleo­no­ra Cagol.

Die Inter­ven­ti­on hat zum Ziel, Raum für Dis­kur­se zur Gestal­tung einer demo­kra­ti­schen, par­ti­zi­pa­ti­ven und inklu­si­ven Gesell­schaft zu schaf­fen. „Daher war wich­tig, den Künst­le­rin­nen und Künst­lern so viel Frei­heit wie mög­lich zu las­sen: Nach­dem wir uns auf das The­ma des Dia­logs zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart geei­nigt hat­ten, konn­ten sie das Werk bezie­hungs­wei­se die Wer­ke aus­wäh­len, mit dem bezie­hungs­wei­se denen sie in den Dia­log tre­ten woll­ten.“ Auch die Tech­ni­ken und The­men der neu­en Wer­ke, die für die Inter­ven­ti­on geschaf­fen wur­den, wur­den von den Künst­le­rin­nen und Künst­lern selbst gewählt.

Alle Künst­le­rin­nen und Künst­ler leben und arbei­ten in oder bei Bam­berg. Die Idee der Ver­ant­wort­li­chen war es, den hier leben­den Künst­le­rin­nen und Künst­lern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund einen Dia­log mit den Wer­ken in den Samm­lun­gen der Stadt zu ermög­li­chen und ihre Visi­on zu präsentieren.

Und gera­de weil ein par­ti­zi­pa­ti­ves Pro­jekt geschaf­fen wer­den soll­te, sind die Kunst­schaf­fen­den auch in das Rah­men­pro­gramm der Inter­ven­ti­on ein­ge­bun­den, zum Bei­spiel beim Muse­ums­tag. Nicht nur die Inter­ven­ti­on, son­dern das gesam­te Rah­men- und Bil­dungs­pro­gramm, greift aktu­el­le The­men wie Migra­ti­on, LGBTQIA+, Kli­ma­kri­se und Inklu­si­on auf. „Als Orte des Aus­tauschs, des Dia­logs, der Kon­tro­ver­se und der Iden­ti­tät haben Muse­en gera­de in Kri­sen­zei­ten eine hohe gesell­schaft­li­che Bedeu­tung. Die Muse­en der Stadt Bam­berg set­zen sich ein für Welt­of­fen­heit, für einen respekt­vol­len und dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Umgang mit­ein­an­der, für kon­se­quen­te Gleich­be­rech­ti­gung von Men­schen in allen Dimen­sio­nen der Viel­falt“, betont Frau Cagol und knüpft an das dies­jäh­ri­ge Mot­to des Muse­ums­tags „Die Zukunft der Muse­en in sich schnell ver­än­dern­den Gesell­schaf­ten“ an.

Gedrech­sel­ter Pokal aus dem 18. Jahr­hun­dert, Foto: Klaus Tenschert

Am Muse­ums­tag wer­den zwei der Künst­le­rin­nen einen Work­shop zum The­ma “Demo­kra­tie braucht Kunst” durch­füh­ren, ande­re Künst­le­rin­nen und Künst­ler sowie die Kura­to­rin wer­den in den Räu­men der Inter­ven­ti­on anwe­send sein, um mit dem Publi­kum ins Gespräch zu kom­men, und der Muse­ums­tag wird mit einem von der Grup­pe orga­ni­sier­ten Kon­zert enden.


Samm­lung des His­to­ri­schen Ver­eins Bam­berg:
Aktu­el­les The­ma „Zunft und Handwerk“

Im His­to­ri­schen Muse­um, das am Muse­um­tag von 10 bis 17 Uhr geöff­net hat, wird es in die­sem Zeit­raum außer­dem Kurz­füh­run­gen von etwa 20 bis 30 Minu­ten Dau­er in drei Aus­stel­lun­gen geben. Die Aus­stel­lung „Eine neue Zeit bricht an. Bam­bergs Bür­ger­tum zwi­schen Roman­tik und Grün­der­zeit“ erzählt vom Enga­ge­ment der Bam­ber­ger Bür­ger­schaft für das Wohl­erge­hen ihrer Stadt, von neu­en Ideen und dem Wan­del des Geschmacks in der Kunst. Por­träts zei­gen bedeu­ten­de Per­sön­lich­kei­ten aus dem Bam­ber­ger Bür­ger­tum. Von über­re­gio­na­ler Bedeu­tung sind die Zeug­nis­se aus dem Schmidt’schen Por­zel­lan­mal­in­sti­tut in Bamberg.

Der His­to­ri­sche Ver­ein besitzt unter ande­rem eine gro­ße Samm­lung kunst- und kul­tur­ge­schicht­li­cher Objek­te. Beson­ders wäh­rend der ers­ten 40 Jah­re der Ver­eins­ge­schich­te gin­gen zahl­rei­che Schen­kun­gen vor allem aus dem begü­ter­ten Kreis der Bevöl­ke­rung ein: prä­his­to­ri­sche Fun­de, Mün­zen und Medail­len, Hand­schrif­ten und Bücher, Gra­fi­ken, Gemäl­de und Kunst­ge­gen­stän­de. In sei­ner Stu­dio­aus­stel­lung „Der His­to­ri­sche Ver­ein Bam­berg und sei­ne Samm­lung“ im His­to­ri­schen Muse­um stellt der His­to­ri­sche Ver­ein Bam­berg High­lights die­ser umfang­rei­chen Samm­lun­gen aus.
Das dies­jäh­ri­ge The­ma der Stu­dio­aus­stel­lung lau­tet „Zunft und Hand­werk“. Seit dem Mit­tel­al­ter schlos­sen sich selb­stän­di­ge Hand­wer­ker und Gewer­be­trei­ben­de in eine meist berufs­spe­zi­fi­sche Inter­es­sens­ge­mein­schaft zusam­men, die mit ver­bind­li­chen Regeln und Geset­zen den Umgang inner­halb der soge­nann­ten Zunft regel­ten. Erst mit der Ein­füh­rung der aka­de­mi­schen Aus­bil­dun­gen bei künst­le­ri­schen Beru­fen und spä­ter der Gewer­be­frei­heit im 19. Jahr­hun­dert wur­de das stren­ge Zunft­we­sen schließ­lich auf­ge­ge­ben. In den Samm­lun­gen des His­to­ri­schen Ver­eins sind zahl­rei­che Zeug­nis­se mit Bezug zu unter­schied­li­chen Zünf­ten erhal­ten. Im All­ge­mein sind hier­zu nur die reprä­sen­ta­ti­ven und daher begehr­ten Zunft­la­den bekannt. In der dies­jäh­ri­gen Stu­dio­aus­stel­lung wer­den Expo­na­te gezeigt, die zum Teil zu den Inhal­ten der Zunft­la­den zäh­len könn­ten, aber iso­liert zu die­sen Bezug unbe­kannt und fast ver­ges­sen erschei­nen dürften.

Die Aus­stel­lung „Jüdi­sches in Bam­berg“ zeigt Spu­ren auf, die seit dem Mit­tel­al­ter in Fran­ken leben­de Jüdin­nen und Juden hin­ter­las­sen haben. Anhand his­to­ri­scher Quel­len, zahl­rei­cher Kunst- und All­tags­ge­gen­stän­de und von Zeit­zeu­gen­be­rich­ten berich­tet die Aus­stel­lung von der wech­sel­vol­len Geschich­te, dem Ende und Neu­be­ginn jüdi­schen Lebens in Bamberg.


Ein­bli­cke in For­schungs­in­itia­ti­ven am Diözesanmuseum

Im Diö­ze­san­mu­se­um kann man am Muse­ums­tag von 13 bis 17 Uhr in die Welt der For­schung anhand von Tex­ti­li­en, Gemäl­den, und Stein­skulp­tu­ren ein­tau­chen. Das Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg und das Kom­pe­tenz­zen­trum für Denk­mal­wis­sen­schaf­ten und Denk­mal­tech­no­lo­gien (KDWT) bie­ten span­nen­de Ein­bli­cke in ihre gemein­sa­men Pro­jek­te. An ver­schie­de­nen Sta­tio­nen im Muse­um kön­nen Besu­cher die Koope­ra­ti­on die­ser Insti­tu­tio­nen ent­de­cken und mehr über ihre For­schungs­in­itia­ti­ven erfahren.

Die For­schung an Tex­ti­li­en wird am Bei­spiel der Kai­ser­ge­wän­der sicht­bar gemacht. Die Kai­ser­ge­wän­der aus dem ers­ten Vier­tel des 11. Jahr­hun­derts zäh­len zu den ältes­ten erhal­te­nen Gewän­dern euro­päi­scher Herr­scher. Hier kön­nen Inter­es­sier­te erfah­ren, wie moderns­te For­schungs­me­tho­den – wie zum Bei­spiel Licht- und Faser­mi­kro­sko­pie sowie ana­ly­ti­sche Ras­ter­elek­tro­nen­mi­kro­sko­pie mit ener­gie­di­sper­si­ver Spek­tral­ana­ly­se – neue Ein­bli­cke in die Her­stel­lung und Erhal­tung die­ser his­to­ri­schen Schät­ze ermöglichen.

Im Diö­ze­san­mu­se­um bie­tet das KDWT Ein­bli­cke in die For­schung an Stein­skulp­tu­ren. Foto: KDWT

Die For­schung an Tafel­ge­mäl­den kom­bi­niert ver­schie­de­ne kunst­tech­no­lo­gi­sche, natur­wis­sen­schaft­li­che und kon­ser­va­to­ri­sche Metho­den, um wert­vol­le Ein­bli­cke in die Ent­ste­hung, Ver­än­de­run­gen und den Zustand von Tafel­ge­mäl­den zu gewin­nen. Mit­tels Infra­rot­re­flek­to­gra­fie kön­nen zum Bei­spiel ver­bor­ge­ne Unter­zeich­nun­gen durch Infra­rot­strah­lung sicht­bar gemacht werden.

Die Unter­su­chung von Stein­ober­flä­chen mit­tel­al­ter­li­cher Bau­plas­tik eröff­net Ein­bli­cke in die Geschich­te und Ent­wick­lung die­ser Kunst­wer­ke. Durch den Ein­satz moder­ner, zer­stö­rungs­frei­er High­tech-Metho­den kön­nen For­schen­de wert­vol­le Infor­ma­tio­nen über die Ent­ste­hung, Ver­än­de­run­gen und den Zustand der Skulp­tu­ren gewinnen.

Außer­dem kann die aktu­el­le Son­der­aus­stel­lung “2x Pom­mern und zurück – Hei­li­ger Otto von Bam­berg” besucht wer­den, die einen Ein­blick in das Leben und Wir­ken von Bischof Otto bie­tet.
Auf­hän­ger für die Aus­stel­lung ist die 900. Wie­der­kehr der ers­ten Mis­si­ons­rei­se Ottos in den Jah­ren 1124 bis 1125 nach Pom­mern, 1128 erfolg­te die zwei­te. Die Rei­sen des ein­zi­gen hei­lig­ge­spro­che­nen Bam­ber­ger Bischofs Otto ver­än­der­ten nicht nur die reli­giö­se Land­schaft, son­dern beein­fluss­ten auch die poli­ti­schen Macht­ver­hält­nis­se in Pom­mern. Die­se Aus­stel­lung lädt ein, den span­nen­den Lebens­weg des Bischofs zu ent­de­cken, der vor 900 Jah­ren zu Fuß, zu Pferd und mit dem Schiff mit dem Ziel der Chris­tia­ni­sie­rung an die Küs­ten Pom­merns reis­te.
Beein­dru­cken­de Leih­ga­ben des Pol­ni­schen Natio­nal­mu­se­ums in Stet­tin geben einen fas­zi­nie­ren­den Ein­blick in das Leben der Bevöl­ke­rung und die dama­li­ge Kul­tur. Doch auch in Bam­berg selbst hin­ter­ließ Otto blei­ben­de Spu­ren: Vom Reli­qui­en­kult bis zu Kunst­wer­ken und Kir­chen­aus­stat­tun­gen zeigt die Aus­stel­lung, wie sein Wir­ken bis heu­te nachhallt.

Auch Biblio­phi­le kom­men am Muse­ums­tag auf ihre Kos­ten: Im Diö­ze­san­mu­se­um fin­det ein Dublet­ten­ver­kauf der Biblio­thek des Metro­po­li­tan­ka­pi­tels statt. Durch Geschen­ke und Nach­läs­se kom­men immer wie­der Bücher in die­se Biblio­thek, die hier schon vor­han­den sind. Die­se Bücher sind je nach Inter­es­sens­ge­biet des Nach­las­sen­den oder Schen­ken­den aus ganz ver­schie­de­nen Sach­ge­bie­ten, mit einem Schwer­punkt auf Kunst, Reli­gi­on und Regio­nal­li­te­ra­tur. Sie sind durch­wegs sehr gut erhal­ten und es wert einen neu­en Besit­zer zu finden.


Freun­des­kreis bie­tet ideell und mate­ri­ell Unter­stüt­zung der Muse­en am Domberg

Wie an den Info­sta­tio­nen des KDWT im Diö­ze­san­mu­se­um wird es auch in der Staats­bi­blio­thek Ein­bli­cke in die Muse­ums­ar­beit hin­ter den Kulis­sen geben. „Ein inter­es­san­tes und span­nen­des Ange­bot sind sicher die Werk­statt­ge­sprä­che zur Buch­re­stau­rie­rung mit Jes­si­ca Leit­ner“, ist Chris­tia­ne Wen­den­burg über­zeugt. Denn die Buch­re­stau­ra­to­rin prä­sen­tiert nicht nur Buch­ein­bän­de und alte Hef­tun­gen aus­ge­wähl­ter Bei­spie­le aus den Samm­lun­gen der Biblio­thek, son­dern erläu­tert auch, wel­che Arbei­ten anste­hen, bevor wert­vol­le Bücher als Leih­ga­ben außer Haus gehen.

Die Staats­bi­blio­thek Bam­berg in der Neu­en Resi­denz öff­net von 11 bis 15 Uhr ihre Türen und ab Beginn bis um 14.15 Uhr gibt es im drei­vier­tel­stün­di­gen Tur­nus halb­stün­di­ge Werk­statt­ge­sprä­che.
Wei­ter­hin las­sen Füh­run­gen durch die einst fürst­bi­schöf­li­chen Schau­räu­me mit his­to­ri­schem Inven­tar und Bücher­be­stän­den aus dem Zeit­raum vom 16. bis zum 19. Jahr­hun­dert in die Geschich­te der Neu­en Resi­denz und der Staats­bi­blio­thek ein­tau­chen. Biblio­theks­di­rek­to­rin Prof. Dr. Bet­ti­na Wag­ner per­sön­lich führt durch die Aus­stel­lung “Schö­ner Schein“.
Die­se zeigt Fak­si­mi­le-Aus­ga­ben eini­ger berühm­ter Hand­schrif­ten, dar­un­ter mit­tel­al­ter­li­che Pracht­co­di­ces, eines der ältes­ten Bücher, das in Bam­berg erschien, und ein erschüt­tern­des Doku­ment aus der Zeit der Hexen­ver­fol­gung.
Im Lese­saal wer­den aus­ge­wähl­te Zeich­nun­gen aus der 80.000 Blät­ter umfas­sen­den Gra­fik­samm­lung der Staats­bi­blio­thek prä­sen­tiert und fach­kun­dig erläutert.

Kin­der haben in der Bas­tel­werk­statt die Mög­lich­keit, sich Lese­zei­chen aus schö­nen Papie­ren zu bas­teln. Unter pro­fes­sio­nel­ler Anlei­tung kön­nen lus­ti­ge Ecken­mons­ter gestal­tet oder Lese­zei­chen in Ori­ga­mi­tech­nik gefal­tet wer­den – um künf­tig nie wie­der zu ver­ges­sen, auf wel­cher Sei­te man am Tag zuvor sein Buch zuge­klappt hat.

Die Neue Resi­denz mit Prunk­räu­men und Staats­ga­le­rie hat von 9 bis 18 Uhr geöff­net und bie­tet Füh­run­gen durch das Fürst­bi­schöf­li­che Appar­te­ment im Halbstundentakt.

Auch der Freun­des­kreis der Muse­en um den Bam­ber­ger Dom wird sich vor Ort mit einem Info­stand prä­sen­tie­ren.
Der Freun­des­kreis der Muse­en um den Bam­ber­ger Dom ist ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Muse­en auf dem Dom­berg zu beglei­ten und ihre Arbeit ideell, aber auch mate­ri­ell zu unter­stüt­zen. „Der Ver­ein ver­steht sich als Bin­de­glied zwi­schen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern und den jewei­li­gen Muse­en“, erläu­tert die 1. Vor­sit­zen­de des Ver­eins und Kunst­his­to­ri­ke­rin Vera Mamerow.

Die Staats­bi­blio­thek prä­sen­tiert Fak­si­mi­le-Aus­ga­ben berühm­ter mit­tel­al­ter­li­cher Hand­schrif­ten. Foto: Staats­bi­blio­thek Bam­berg, Gerald Raab

„Sei­ne Mit­glie­der­schaft ist sehr viel­fäl­tig und von bekann­ten Bam­ber­ger Fir­men bis zu Per­sön­lich­kei­ten des öffent­li­chen Lebens der Stadt spre­chen wir alle an, denen die Kul­tur unse­rer Welt­erbe­stadt und deren ein­zig­ar­ti­ge Muse­ums­land­schaft am Her­zen lie­gen.“ Nach einer Neu­auf­stel­lung des Vor­stands im Dezem­ber 2024 mit der neu­en Vor­sit­zen­den Vera Mame­row und der Stell­ver­tre­ten­den Vor­sit­zen­den Dr. Bir­git Kast­ner möch­te der Ver­ein den Fokus wie­der mehr auf die kul­tu­rel­le Bil­dung und Ver­an­stal­tun­gen zur Öff­nung der Muse­en in die Stadt­ge­sell­schaft legen. Daher ist der kom­men­de Muse­ums­tag eine Chan­ce für den Ver­ein, um für enga­gier­te Part­ner zu wer­ben. „Um das Ange­bot an kul­tu­rel­ler Bil­dung in den Muse­en und somit die Par­ti­zi­pa­ti­on beson­ders jun­ger Muse­ums­be­su­che­rin­nen und ‑besu­cher zu beför­dern, braucht es finan­zi­el­le Unter­stüt­zung, die der Ver­ein durch das Ein­wer­ben von Spen­den ger­ne ergänzt“, bekräf­tigt Eleo­no­ra Cagol, Mit­glied des Vor­stands und Mit­ar­bei­te­rin des His­to­ri­schen Museums.

Aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen zum Pro­gramm­ab­lauf sind auf der Home­page zu finden.

Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg ehrt Bischof Otto

Ein Rund­gang durch die Aus­stel­lung „2 x Pom­mern und zurück. Hei­li­ger Otto von Bamberg“

Vor 900 Jah­ren reis­te Bischof Otto von Bam­berg (1060−1139, Hei­lig­spre­chung 1189) nach Pom­mern. Sein Ziel: die Chris­tia­ni­sie­rung des Lan­des. Nicht nur, dass die Mis­si­on glück­te, sie ver­lief auch fried­lich. Was aber haben wir uns kon­kret unter der Chris­tia­ni­sie­rung Pom­merns vor­zu­stel­len? Und wer war eigent­lich die­ser Otto? Die noch bis zum 20. Mai 2025 im Diö­ze­san­mu­se­um gezeig­te Aus­stel­lung gibt Ant­wor­ten auf die­se und wei­te­re Fra­gen. His­to­ri­sche Expo­na­te, zum Teil erfri­schend modern arran­giert, set­zen Akzen­te, die Leben und Wir­ken von Bischof Otto von Bam­berg aus der Ver­ges­sen­heit holen.

Rol­len wir die Aus­stel­lung doch ein­mal von hin­ten auf: Da steht der Besu­cher auf einem gro­ßen Fuß­bo­den­be­lag, qua­si mit­ten auf oder in Bam­berg. Er steht auf dem Dom, auf der Micha­els­kir­che oder viel­leicht sogar auf sei­nem Wohn­haus, inner­halb des Zweid­ler­plans von 1602. Im Raum­zen­trum beob­ach­tet ihn oder er – wer weiß das schon – eine Holz­büs­te von Jus­tus Gles­ker aus dem Jah­re 1651. Sie zeigt Bischof Otto von Bam­berg – ehr­wür­dig, ent­schlos­sen und hehr. Dia­me­tral dahin­ter erwar­tet den Betrach­ter dann etwas Skur­ri­les, ein in Gold und Edel­stein gefass­ter Unter­kie­fer, angeb­lich der des hei­li­gen Ottos. Damit nicht genug. Denn neben ihm befin­det sich der soge­nann­te Kelch des hei­li­gen Otto. In ihm könn­te einst der Otto-Wein berei­tet wor­den sein. Was aber haben Unter­kie­fer und Otto-Wein mit­ein­an­der zu tun? Der Über­lie­fe­rung nach wur­de der Wein, der sich mög­li­cher­wei­se in jenem Kelch befand, durch Ein­tau­chen der Reli­quie geseg­net. Man reich­te ihn Fie­ber­kran­ken zur Gene­sung. Dass der Trank gehol­fen hat, bele­gen Berich­te. Was wir auch wis­sen, ist, dass die­ses Ritu­al 1781, also über 600 Jah­re nach Ottos Tod, zele­briert wur­de. Allein die Span­ne der Jah­re beweist, dass Bischof Otto eine enor­me Wir­kung und Aus­strah­lung gehabt haben muss.


Otto von Bam­berg und sei­ne Zeit

Otto I von Bam­berg – das scheint ein fas­zi­nie­ren­der Mann gewe­sen zu sein. Lei­der ist er in Bam­berg etwas in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Das hat viel­leicht etwas mit der aus Sicher­heits­grün­den lan­gen Reno­vie­rungs­zeit und der 2012 damit ein­her­ge­hen­den Schlie­ßung der Klos­ter­kir­che St. Micha­el, in der sich Ottos Grab befin­det, zu tun. Um so erfreu­li­cher ist es, dass das Diö­ze­san­mu­se­um mit sei­ner Lei­te­rin Caro­la Marie Schmidt den ehr­wür­di­gen Bischof nun aus der Ver­sen­kung geholt hat. Die Aus­stel­lung „2 x Pom­mern und zurück“ spie­gelt in lie­be­vol­len Facet­ten und mit kost­ba­ren Expo­na­ten nicht nur Leben und Wir­ken des hei­li­gen Ottos, son­dern auch sei­ne Zeit, die reli­giö­se Land­schaft sowie die poli­ti­schen Macht­ge­fü­ge wider. Auf­hän­ger hier­für ist die 900. Wie­der­kehr der ers­ten Mis­si­ons­rei­se Ottos in den Jah­ren 1124 bis 1125 nach Pom­mern. 1128 erfolg­te die zweite.

In Anbe­tracht der inter­es­san­ten Son­der­schau ist zu wün­schen, dass, wenn sich in drei Jah­ren jene zwei­te Mis­si­ons­rei­se zum 900. Mal jährt, die Micha­els­kir­che wie­der zugäng­lich ist. Die Hoff­nung wird dadurch genährt, dass die Wie­der­eröff­nung der Klos­ter­kir­che für das zwei­te Quar­tal 2026 geplant ist. So war es zumin­dest Ende Dezem­ber 2024 in der loka­len Pres­se zu lesen.


Otto – ein Ken­ner Pommerns

Zurück zur Aus­stel­lung – und nun von vor­ne. Der ers­te Raum ist dem The­ma Mis­si­on gewid­met. Er ver­sucht, Mis­si­on aus ihrem zuwei­len ange­staub­ten Ver­ständ­nis her­aus­zu­ho­len, indem hier Bam­ber­ger Bei­spie­le, teil­wei­se aus der jün­ge­ren Gegen­wart, mit­tels Fotos, Bil­dern und Urkun­den gezeigt wer­den. Auch ein Video­clip kann sich der inter­es­sier­te Betrach­ter anschau­en. „Mis­si­on bedeu­tet heu­te, den Glau­ben fried­lich zu ver­kün­den, vor allem jedoch, den Aus­tausch zu för­dern und Part­ner­schaf­ten zu knüp­fen“, so Muse­ums­lei­te­rin Caro­la Marie Schmidt. Zumin­dest funk­tio­niert moder­ne Mis­si­on so, bei­spiel­haft belegt durch die Part­ner­schaft zwi­schen den Bis­tü­mern Bam­berg und Thiès im west­afri­ka­ni­schen Sene­gal, die 2007 Erz­bi­schof Lud­wig Schick und Bischof Jac­ques Sarr geschlos­sen haben. Die heu­ti­gen Attri­bu­te tref­fen offen­sicht­lich aber auch auf die Mis­si­ons­tä­tig­keit des hei­li­gen Ottos, die sich durch ihren fried­li­chen Ver­lauf aus­zeich­net, zu.

Der zwei­te Teil des Rau­mes wid­met sich der Vita Ottos, der auch unter dem Namen Apos­tel der Pom­mern – so im Toten­buch des Klos­ters Michels­berg ver­zeich­net – bekannt ist. Ein Augen­schmaus der Aus­stel­lung befin­det sich am Ende des Gan­ges. Ein rie­si­ges gro­ße Gemäl­de des Stamm­bau­mes, datiert 1627, zeigt in gedul­di­ger Kleinst­ar­beit lie­be­voll dar­ge­stellt alle ver­meint­li­chen Anver­wand­ten und Ahnen um den Bischof.

Es gibt drei schrift­li­che Viten von Otto. Sie ent­stan­den in den Jah­ren zwi­schen 1140 bis 1159, zwei davon im Klos­ter Micha­els­berg. Aus ihnen erschließt sich, war­um aus­ge­rech­net Otto für die Rei­se nach Pom­mern prä­de­sti­niert war: Am Hofe des Polen­her­zogs Wla­dis­law wirk­te er als Haus­ka­plan, war auf­grund des­sen der pol­ni­schen Spra­che mäch­tig und kann­te die Gepflo­gen­hei­ten des Lan­des. Zum Bischof von Bam­berg wur­de er im Anschluss an die­se Tätig­keit im Jah­re 1102 ernannt.


Schwer­ter, Foli­an­ten und Goldschmuck

„Jetzt sind wir in Pom­mern!“, freut sich Bar­ba­ra Güß­re­gen, die in der Ver­wal­tung den umfang­rei­chen Leih­ver­kehr koor­di­niert hat, sicht­lich, im nächs­ten Raum. Ab hier wird deut­lich, welch eine Aben­teu­er­rei­se Otto voll­zo­gen hat. Er, von Gestalt her groß­wüch­sig, vom Ver­stand wei­se und von sei­nem Habi­tus ehr­wür­dig, trat sei­ne Mis­si­ons­zü­ge erst als altern­der Mann zwi­schen sei­nem 60. und 70. Lebens­jahr an.

Er reis­te zu Fuß, zu Pferd und mit dem Schiff an die Küs­ten Pom­merns. Er durch­wa­te­te schlam­mi­ge Sümp­fe und durch­quer­te dunk­le pol­ni­sche Wäl­der. Die­se sind stim­mungs­voll durch gro­ße Hin­ter­grund­ku­lis­sen dar­ge­stellt und fan­gen, genau­so wie der Ruf eines Käuz­chens, die Gege­ben­hei­ten, denen Otto aus­ge­setzt war, bild­lich und laut­ma­le­risch ein. Was er schließ­lich in Pom­mern vor­fand, ver­sinn­bild­li­chen archäo­lo­gi­sche Fun­de, die eigens für die Aus­stel­lung bei­spiels­wei­se aus dem Pol­ni­schen Natio­nal­mu­se­ums Stet­tin, von der Lan­des­ar­chäo­lo­gie Meck­len­burg-Vor­pom­mern und dem Muse­um Wol­gast aus­ge­lie­hen wur­den. Unter ihnen befin­den sich aus dem 8. bis 10. Jahr­hun­dert stam­men­de Schwer­ter aus Metall, wert­vol­le Foli­an­ten, Schmuck, wie der fein­zi­se­lier­te Hid­den­seer Gold­schmuck (in Kopie) oder einer der ältes­ten Abend­mahls­kel­che Pom­merns aus dem 14. Jahrhundert.

Der 1. Blick in die Son­der­aus­stel­lung. Hier beginnt die Rei­se mit dem Hei­li­gen Otto nach Pom­mern. Foto: Domi­nik Schreiner

Aber auch Gebrauchs- und Luxus­ge­gen­stän­de wie Spo­ren, Käm­me, Löf­fel oder Scha­len kön­nen in Augen­schein genom­men wer­den. Ein beson­ders schö­nes Objekt und auch auf dem Aus­stel­lungs­pla­kat ver­ewigt ist der Bischofs­stab des hei­li­gen Ottos, der übri­gens das gesam­te Jahr über in der Dau­er­aus­stel­lung des Diö­ze­san­mu­se­ums bewun­dert wer­den kann. Des Wei­te­ren gibt es präch­ti­ge Tex­ti­li­en, wie bei­spiels­wei­se dem Hei­li­gen zuge­ord­ne­te Mit­ren, aber auch Gemäl­de, so drei Tafeln aus dem Otto-Zyklus, die nor­ma­ler­wei­se in der Klos­ter­kir­che St. Micha­el zu sehen sind.


Mit Kost­bar­kei­ten und christ­li­chem Glau­ben im Gepäck

Wie darf man sich die Mis­sio­nie­rung von Pom­mern durch Bischof Otto denn vor­stel­len? Fakt ist, dass Otto nicht nur aus eige­nen Stü­cken nach Pom­mern reis­te. Viel­mehr bat Her­zog Bolesław, ein eif­ri­ger Ver­brei­ter des Chris­ten­tums in Polen, ihn, die­se Auf­ga­be durch­zu­füh­ren. So brach der Bischof, beglei­tet von einem rie­si­gen Tross, Rich­tung Polen auf. Auf ihn war­te­te ein Glau­be, der eine Viel­zahl von Göt­tern kann­te. Heid­ni­sche Bräu­che domi­nier­ten die Stam­mes­kul­tu­ren. Die­se Gege­ben­hei­ten durch die katho­li­sche Kon­fes­si­on zu erset­zen, war ein schwie­ri­ges Unter­fan­gen. Des­halb wand­te sich Otto, in Pom­mern heil ange­kom­men, mit sei­ner christ­li­chen Sen­dung zunächst an die Ober­schicht. Er kam nicht mit lee­ren Hän­den zu ihnen. Sei­ne Pfer­de waren mit wert­vol­len lit­ur­gi­schen Gewän­dern und Gerä­ten sowie Büchern und wei­te­ren Kost­bar­kei­ten schwer bela­den. Auf die­se Wei­se und natür­lich auch durch die Macht der Wor­te gelang es ihm, die soge­nann­ten Hei­den schließ­lich mit der Tau­fe zum Chris­ten­tum zu bekeh­ren. Otto soll über 22.000 Pomo­ra­ner, so der Name des west­sla­wi­schen Stamms an der Ost­see­küs­te, getauft haben. Mit 13 Kir­chen­grün­dun­gen mani­fes­tier­te er den neu­en Glau­ben. Wie Otto dem pom­mer­schen Adel begeg­ne­te, zeigt ein Holz­ta­fel­ge­mäl­de von 1620 aus der Samm­lung des Diö­ze­san­mu­se­ums eindrucksvoll.


Hoch­ka­rä­ti­ge Expo­na­te in zeit­ge­nös­si­schem Ambiente

Die Aus­stel­lung besticht durch eine gro­ße, aber nicht über­bor­den­de Viel­falt, die in ein moder­nes Ambi­en­te inte­griert ist. Caro­la Marie Schmidt: „Als Muse­um sind wir ein Ort, der his­to­ri­sche Objek­te bewahrt. Die­se zeit­ge­mäß für Jung und Alt, Lai­en und Ken­ner zu prä­sen­tie­ren, bil­det die Grund­la­ge dafür, dass Kunst über Gene­ra­tio­nen hin­weg nicht nur geschätzt, son­dern auch dau­er­haft bewahrt wird.“ Dazu gehört, dass mehr­spra­chi­ge Raum­tex­te einen kom­pak­ten Über­blick dar­über bie­ten, was im Raum zu sehen ist. Besu­cher kön­nen ein Hne­fa­tafl, ein his­to­ri­sches Brett­spiel, aus­pro­bie­ren und Kin­der haben die Mög­lich­keit, mit der magi­schen Lam­pe span­nen­de Ent­de­ckun­gen zu machen. Ein lebens­gro­ßes Metall­pferd, aus­ge­wählt von der Kura­to­rin Corin­ne Iffert, dürf­te nicht nur die Her­zen der Kin­der höher­schla­gen las­sen. Die kunst­voll eben­falls von Corin­ne Iffert an die Wän­de geschrie­be­nen latei­ni­schen Zita­te aus Ottos Leben sind als Über­schrif­ten in den Raum­tex­ten über­setzt wiedergegeben.


Der hei­li­ge Otto – ein Sohn unse­rer Stadt

Wir ste­hen noch ein­mal im letz­ten Aus­stel­lungs­raum. Unter Choral­ge­sän­gen ver­ab­schie­det uns die ein­gangs erwähn­te Otto-Holz­büs­te, indem sie den Blick Rich­tung Aus­gangs­tür wen­det. Was möch­ten der Apos­tel der Pom­mern, der Bischof von Bam­berg und der Hei­li­ge uns sagen? Viel­leicht, dass (auch) er Teil einer beweg­ten Epo­che, einer Zeit der Umge­stal­tung, des Um- und Auf­bruchs, ver­wo­ben ins poli­ti­sche Gesche­hen und in reli­giö­se Fra­gen sei­ner Zeit, war. Otto, der Ver­mitt­ler zwi­schen Reli­gio­nen und Kul­tu­ren. Ein Wan­de­rer zwi­schen den Wel­ten. Einer, der ver­bin­det und erneu­ert. Viel­leicht ein Friedensstifter.

Noch eine Anmer­kung zum Schluss. Es gibt Städ­te, die ihren Töch­tern und Söh­nen gro­ße Auf­merk­sam­keit wid­men – so begeg­net einem bei­spiels­wei­se in Ful­da der hei­li­gen Boni­fa­ti­us auf Schritt und Tritt. In Bam­berg hin­ge­gen scheint es, dass die Stadt­vä­ter und ‑müt­ter ihren hei­li­ge Otto noch nicht ganz so inten­siv ent­deckt haben. Möge die Aus­stel­lung „2 x Pom­mern und zurück. Hei­li­ger Otto von Bam­berg“ ihn aus dem Dorn­rös­chen­schaf erwecken!


Öff­nungs­zei­ten:

Mon­tag und Diens­tag: 10.00 –17.00 Uhr
Mitt­woch: geschlos­sen
Don­ners­tag und Frei­tag: 10.00 – 17.00 Uhr
Sams­tag: 10.00 – 16.15 Uhr
Sonn­tag: 13.00 – 17.00 Uhr 

Aus­stel­lung „Wun­der, Wei­he, Wege.“

250 Jah­re Basi­li­ka Vierzehnheiligen

Seit 250 Jah­ren ragen die mehr als 70 Meter hohen Dop­pel­tür­me der Wall­fahrts­kir­che Vier­zehn­hei­li­gen in den Him­mel über Bad Staf­fel­stein, seit 125 trägt sie den Ehren­ti­tel Basi­li­ka minor. Die Aus­stel­lung „Wun­der, Wei­he, Wege.“ im Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­um gibt noch bis 13. Novem­ber Auf­schluss dar­über, „was die­se Kir­che so beson­ders macht.“

Seit dem Spät­mit­tel­al­ter hat die katho­li­sche Kir­che euro­pa­weit in ihrer Glau­bens­pra­xis begon­nen, eine 14-köp­fi­ge Grup­pe von Schutz­pa­tro­nen anzu­ru­fen. Bei die­sen Not­hel­fern han­delt es sich um vier­zehn Hei­li­ge aus früh­christ­li­chen Zei­ten des drit­ten und vier­ten Jahr­hun­derts. Einer der Hel­fer steht zum Bei­spiel in Momen­ten der Lebens­ge­fahr zur Sei­te, ein ande­rer bei Krank­heit und ein wei­te­rer bei Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit teuf­li­schen Kräften.

Zu Ehren die­ser Not­hel­fer wur­den euro­pa­weit Kapel­len und Kir­chen gebaut. So auch in der Bam­ber­ger Regi­on, die mit der Basi­li­ka Vier­zehn­hei­li­gen bei Bad Staf­fel­stein ein beson­ders berühm­tes Exem­plar ihr Eigen nennt.

Eine Über­lie­fe­rung besagt, dass die 14 Hei­li­gen 1445 einem ört­li­chen Schä­fer erschie­nen sind und ver­lang­ten, dass an Ort und Stel­le eine Kapel­le für sie gebaut wer­de. Als eini­ge Tage spä­ter eine kran­ke Frau an eben jenem Ort schlag­ar­tig gesun­de­te und sich der Ort infol­ge­des­sen schnell in eine Wall­fahrts­stät­te ver­wan­del­te, gab das nahe­ge­le­ge­ne Klos­ter Lang­heim dem Wunsch der Hei­li­gen und der Pil­ger nach: Den 14 Not­hel­fern wur­de eine Kapel­le gebaut.

Die­se fiel 1525 aller­dings den Bau­ern­krie­gen zum Opfer. Und auch der Kir­chen­bau, der die Kapel­le ersetz­te, über­leb­te die Zeit nicht und wur­de knapp 100 Jah­re spä­ter im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg zerstört.

Bis ins Jahr 1735 dau­er­te es, ehe der dama­li­ge Bam­ber­ger Fürst­bi­schof Fried­rich Karl von Schön­born die Erlaub­nis gab, ein neu­es Kir­chen­ge­bäu­de zu bau­en. Noch ein­mal fast 30 Jah­re ver­gin­gen, bis im Sep­tem­ber 1772 Bam­bergs Fürst­bi­schof Adam Fried­rich von Seins­heim die wie­der ent­stan­de­ne Wall­fahrts­kir­che Vier­zehn­hei­li­gen ein­wei­hen konnte.

Vor 125 Jah­ren, im Jah­re 1897, war es Papst Leo XIII., der Vier­zehn­hei­li­gen, als damals erst zwei­te deut­sche Kir­che, in den Stand einer Basi­li­ca minor erhob. Die­sen Ehren­ti­tel erhal­ten nur Kir­chen­ge­bäu­de mit beson­de­rer Bedeu­tung für Glau­ben und Glaubensgemeinschaft.

Die Aus­stel­lung „Wun­der, Wei­he, Wege. Vier­zehn­hei­li­gen“ im Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg geht auf die­se Bedeu­tung unter Gesichts­punk­ten ihrer künst­le­ri­schen Ver­wer­tung und der Umstän­de des Baus der Kir­che ein.

Vierzehnheiligen
„Put­ti in Wol­ken“, Joseph Ignaz Appia­ni, Radie­rung nach 1770 (Foto: Caro­la Marie Schmidt, Diö­ze­san­mu­se­um Bam­berg) und Mons­tranz mit Kno­chen­split­tern, Ita­li­en, 19. Jahr­hun­dert (Foto: Lud­mi­la Kvapilová-Klüsener)
Gemäl­de, Skulp­tu­ren, Bau­plä­ne und Knochensplitter

Die im Titel genann­ten Wun­der illus­triert die Aus­stel­lung dabei in zwei­fa­cher Hin­sicht. „In der katho­li­schen Kir­che“, sagt Caro­la Marie Schmidt, Lei­te­rin des Diö­ze­san­mu­se­ums (hier im Stadt­echo-Fra­ge­bo­gen), „genau wie in ande­ren Reli­gio­nen, sind Wun­der sehr wich­ti­ge Bestand­tei­le des Glau­bens­le­bens. Ent­spre­chend gibt es sehr vie­le künst­le­ri­sche Dar­stel­lun­gen ver­schie­de­ner Wun­der. Das gilt auch für die Wun­der oder Erschei­nun­gen von Vier­zehn­hei­li­gen. Hin­zu kommt das Archi­tek­tur­wun­der des Kirchenbaus.“

Auf vier Muse­ums-Räu­me ver­teilt zeigt die Aus­stel­lung Gemäl­de, Skulp­tu­ren, Gra­fi­ken, Bau­plä­ne und ein Modell von Vier­zehn­hei­li­gen. Ein High­light ist eine aus Pri­vat­be­sitz bei­gesteu­er­te Radie­rung von Giu­sep­pe Appia­ni (1706 bis 1785), die Put­ti in Wol­ken zeigt, und noch nie öffent­lich zu sehen war.

Hin­zu kom­men sakra­le Objek­te wie Reli­qui­en der Not­hel­fer oder Andachts­bil­der. „Wir ver­su­chen, einen Ein­druck dar­über zu ver­mit­teln, was die­se Kir­che so beson­ders macht und zei­gen einen guten Mix aus Kunst­ge­gen­stän­den und der The­ma­ti­sie­rung der 14 Not­hel­fer. Auch besteht die Mög­lich­keit, Objek­te aus der Kir­che, die man sonst nur aus der Ent­fer­nung sieht, zu betrachten.“

Als Bei­spie­le hier­für nennt Caro­la Marie Schmidt die Not­hel­fer-Mons­tranz aus Vier­zehn­hei­li­gen. Bei gän­gi­gen Mons­tran­zen han­delt es sich um Schau­ge­rä­te für in der Mit­te ein­ge­setz­te Hos­ti­en, um die­se bei Got­tes­diens­ten beson­ders in Sze­ne set­zen zu kön­nen. Das Exem­plar aus Vier­zehn­hei­li­gen geht aller­dings ande­re Wege. Sie ent­hält Reli­qui­en von jedem der früh­zeit­li­chen 14 Not­hel­fer – Kno­chen­split­ter, um genau zu sein.

Eine beson­de­re Fah­ne, näm­lich die, die anläss­lich der Ernen­nung zur Basi­li­ca minor her­ge­stellt wur­de, und die man sonst nur sieht, wenn „sie viel­leicht bei einer Pro­zes­si­on an einem vor­bei getra­gen wird“, ist eben­falls Teil der Ausstellung.

Vierzehnheiligen
Gemäl­de des Altars in Vier­zehn­hei­li­gen, Karl Purr­mann, 1944, Öl auf Lein­wand und ein Archi­tek­tur­mo­dell der Kir­che, Werk­statt Bal­tha­sar Neu­mann, 1744, Fotos: Lud­mi­la Kvapilová-Klüsener 

Auch dem Bau des Gebäu­des selbst wid­met sich die Schau. Wobei das genann­te Archi­tek­tur­wun­der im Ange­sicht der Que­re­len sei­nes Zustan­de­kom­mens einen sehr irdi­schen Touch bekommt. „Ja, der Bau war mit Pro­ble­men behaf­tet und es wur­de viel gestrit­ten bei der Pla­nung. Wir haben Leih­ga­ben aus dem Ger­ma­ni­schen Natio­nal­mu­se­um, mit denen wir zei­gen kön­nen, dass es zwar zwei Archi­tek­ten gab, die bei­de gute Ent­wür­fe lie­fer­ten, der Abt von Lang­heim und Erz­bi­schof Schön­born aber ver­schie­de­ne Mei­nun­gen dar­über hat­ten, wer den Zuschlag bekom­men solle.“

Letzt­lich setz­te sich Bischof Schön­born bei der Wahl des Archi­tek­ten gegen den Abt durch und über­trug Archi­tek­tur­star Bal­tha­sar Neu­mann (sie­he Würz­bur­ger Resi­denz) die Auf­ga­be. Der Archi­tekt, den der Abt vor­ge­schla­gen hat­te, Gott­fried Hein­rich Kroh­ne, damals für sei­ne preis­wer­te Bau­wei­se bekannt, wur­de aller­dings zum Bau­meis­ter gemacht. So geschah es, dass auf ein­mal anders gebaut wur­de als es die Plä­ne Neu­manns vorsahen.

Ursprüng­lich soll­te der Altar der Kir­che mit sei­nen 14 Not­hel­fer-Skulp­tu­ren direkt auf der Stel­le der Erschei­nung von 1445 ste­hen. Weil dafür aber zusätz­li­che, teu­re Pla­nier­maß­nah­men nötig gewe­sen wären, änder­te Kroh­ne die Bau­plä­ne kur­zer­hand. Seit­dem weist Vier­zehn­hei­li­gen die Beson­der­heit auf, dass ihr Altar nicht wie üblich auf der Flä­che der Vie­rung steht, dort, wo sich Haupt- und Quer­schiff einer Kir­che über­schnei­den, son­dern sich etwas wei­ter in das Lang­haus ver­setzt, dem Publi­kums­raum, der Kir­che befindet.

Wie der Titel der Aus­stel­lung andeu­tet, geht sie nicht zuletzt außer­dem auf die Bedeu­tung ein, die die Basi­li­ka heu­te noch für jenes Publi­kum vor allem als Ziel von Wall­fahr­ten hat. So machen sich jedes Jahr hun­der­te Pil­ge­rin­nen und Pil­ger auf den Weg nach Bad Staf­fel­stein. „Teil­wei­se gehen die Wall­fahr­ten über meh­re­re Tage“, sagt Caro­la Marie Schmidt, „denn die Kir­che ist ein gro­ßes Pil­ger­ziel. In der Lite­ra­tur wird Vier­zehn­hei­li­gen manch­mal sogar das frän­ki­sche Jeru­sa­lem genannt.“