2021 konnten sie nur online ausgerichtet werden, doch Ende Januar 2022 kehren die Bamberger Kurzfilmtage zu alter Kinosaal-Präsenz zurück. Mit Katharina Breinbauer hat das Kurzfilmfestival zudem eine neue Leiterin. Sie möchte der Filmbranche und Filmschaffenden eine Anlaufstelle in Bamberg bieten.
Im Wettbewerb um die Trophäe des „Bamberger Zentauren“, entworfen und gestaltet von Bildhauer Adelbert Heil, zeigen die Bamberger Kurzfilmtage vom 24. bis 30. Januar über 70 Kurzfilm-Beiträge.
In den Preiskategorien „Publikumspreis“, „Bester Kinderfilm“, „Bester Kurzspielfilm“, „Bester Animations-/Experimentalfilm“, „Dokumentarfilmpreis“, „Regionalfilmpreis Made in Oberfranken!“ und „Preis der Jugendjury“ kürt die Jury die Gewinner. Zu sehen ist das Programm im Lichtspielkino und in den Räumlichkeiten der Kulturfabrik KUFA in der Ohmstraße.
Katharina Breinbauer, studierte Politikwissenschaftlerin, ist bereits seit einigen Jahren an der Organisation der Kurzfilmtage beteiligt. Als Nachfolgerin von Volker Traumann leitet sie das Festival seit dem Sommer 2021. Wir haben mit ihr über schlaflose Nächte, Vernetzungsmöglichkeiten und ein neues Filmgenre gesprochen.
Frau Breinbauer, Sie sind seit Sommer 2021 die neue Leiterin der Bamberger Kurzfilmtage. Wie sind Ihre Erfahrungen bisher?
Katharina Breinbauer: Es ist herausfordernd. Ich hatte ja in den Jahren davor schon viel an der Organisation des Festivals mitgearbeitet, war aber trotzdem nie bei allen Organisationsschritten dabei und nie an allen Abläufen beteiligt. Auch der Überblick, den ich jetzt habe, beziehungsweise die Verantwortung, die ich jetzt trage, an die ganzen Kleinigkeiten zu denken, die es zu beachten gilt und die erledigt werden müssen, sind jetzt neu. Insofern bin ich sehr froh, dass ich die Aufgabe nicht allein bewältigen muss, sondern mein Team um mich habe.
Haben Sie sich um die Stelle der Festivalleitung beworben oder wurden Sie angefragt?
Katharina Breinbauer: Jein. Natürlich habe ich mich auf die freiwerdende Stelle beworben. Bei mir war es allerdings so, dass ich dieses Jahr bereits die Projektleitung unserer Straßenflimmern-Veranstaltung innehatte.
Haben Sie eigene Erfahrungen im Herstellen von Kurzfilmen?
Katharina Breinbauer: Nein. Das ist auch kein Muss für die Stelle. Wir haben durchaus Leute im Team, die Kurzfilmerfahrungen haben, aber um ein Kurzfilmfestival auszurichten, muss man nicht selber Kurzfilme machen.
In welchem Zustand waren die Kurzfilmtage, als Sie sie übernommen haben?
Katharina Breinbauer: Es ging uns, im Vergleich zu anderen Festivals, verhältnismäßig gut. Zum Beispiel das Online-Festival im März 2021 haben wir sehr gut umsetzen können. Ich weiß nicht, ob es Glück oder Unglück bringt, aber die Bamberger Kurzfilmtage sind in Deutschland alljährlich das erste Kurzfilmfestival im Kalender. Das heißt, im Frühjahr 2020 waren wir vor dem ersten Lockdown das letzte Festival, das noch komplett stattfinden konnte und hatten dann über ein Jahr Zeit, uns auf die Online-Ausgabe 2021 einzustellen. Das Unglück daran ist, dass wir eben im Winter stattfinden und daher Gefahr laufen, immer wieder in Corona-Wellen zu geraten, wie es in diesem Jahr wieder der Fall ist.
Ihr Vorgänger Volker Traumann war mehr als 15 Jahre im Amt. Was haben Sie von ihm gelernt?
Katharina Breinbauer: Optimismus. Ich verbringe derzeit schon manchmal schlaflose Nächte und mache mir Sorgen, ob alles klappt. Aber manchmal meldet sich dann mein innerer Volker Traumann und sagt mir: Am Ende wird alles gut, auch wenn es davor ziemlich knapp und stressig ist.
Spielt bei diesen schlaflosen Nächten auch die Tatsache eine Rolle, dass es sich bei den Kurzfilmtagen um Bayerns ältestes Kurzfilmfestival handelt?
Katharina Breinbauer: Zuweilen. Es ist nicht so, dass ich denke, Deutschland schaut auf dich. Der Wrkungskreis bezieht sich ja eher nur auf Bamberg und Umgebung. Aber, im Veranstaltungskalender der Stadt sind die Kurzfilmtage schon ein großes Ereignis und ihnen eine Organisation und Form zu geben, liegt jetzt in unserer Hand.
Welche Entwicklung sollen die Kurzfilmtage unter Ihrer Führung nehmen?
Katharina Breinbauer: Im Gegensatz zu den letzten Kurzfilmtagen, die online stattfinden mussten, wollen wir diesmal grundsätzlich wieder ein Festival mit Publikumsbeteiligung haben. Mir ist außerdem sehr wichtig, dass die Filmschaffenden, die nach Bamberg kommen, hier ein gutes Ankommen und Rahmenprogramm haben und Kontakte knüpfen können. Dazu möchten wir, wenn es klappt, das Filmcafé wieder aufbauen, das einen Begegnungsort und Vernetzungsmöglichkeiten bieten soll.
Gibt es Planungen, die Kurzfilmtage zu verschieben, wenn sie nicht mit Publikumspräsenz stattfinden können?
Katharina Breinbauer: Nein. Die Festivalwoche soll vom 24. bis 30. Januar in den Kinos stattfinden. Wenn die Kinos mit Beschränkungen oder ohne offen haben können, zeigen wir in ihnen das Filmprogramm. Zeitgleich zeigen wir in der letzten Januarwoche das komplette Wettbewerbsprogramm aber auch online und verlängern das Online-Angebot der Filme um eine weitere Woche. Bis zum 6. Februar wird also das komplette Programm online abrufbar sein.
Wie steht es um die bisherigen Einsendungen an Kurzfilmbeiträgen?
Katharina Breinbauer: Die Einsendungsfrist ist schon zuende und wir haben etwas mehr als 700 Filme erhalten. Das sind ein bisschen weniger als letztes Mal, aber nicht in gravierendem Umfang. Und auch dieses Jahr haben wir im Wettbewerb wieder Dokumentar‑, Spiel‑, Animations- und Experimentalfilme.
Gibt es wiederkehrende Themen, die filmisch behandelt werden?
Katharina Breinbauer: Wie haben verschiedenste Genres dabei wie Komödie, Drama oder sogar Western. Eigentlich gibt es unter den Einreichungen kein Genre, das nicht dabei wäre. Und das ist gut, weil das die Essenz von Kurzfilmen ist, sich mit allem möglichen ausprobieren zu können. Tatsächlich haben wir festgestellt, dass es beinahe ein neues Genre zu geben scheint: Der Corona-Film.
Hatten Sie im Vorfeld die Befürchtung, dass lauter Filme mit Corona-Selbstfindungsthematik eingesendet werden könnten, oder freuten Sie sich über die Aussicht, dass lauter Filme mit Corona-Selbstfindungsthematik eingesendet werden könnten?
Katharina Breinbauer: Wir haben im Team im Vorfeld schon über solche Aussichten gesprochen und darüber, wie die Ausgestaltung der Thematik wohl aussehen könnte. Unsere Vermutung war auch, dass vermehrt Animationsfilme eingeschickt werden würden, weil sich Filmdrehs mit Menschen in Corona-Zeiten schwerer organisieren lassen, während man Animation von zuhause aus machen kann. Die Vermutung hat sich aber nicht bewahrheitet.
Wie ist es um die Qualität der über 700 Einsendungen bestellt?
Katharina Breinbauer: Wir müssen schon aussortieren, keine Frage. Im Wettbewerb laufen etwa 75 Filme.
Nach welchen Gesichtspunkten sortieren Sie aus?
Katharina Breinbauer: Wenn unsere Sichtungsteams die Filme sichten, achten wir darauf, dass wir immer mindestens zu dritt sind. Nach dem Film zählen wir dann von drei runter und bei null geben alle eine Note zwischen eins und zehn ab. Am Ende kuratiert aber ein kleines Team anhand der Filmbewertungen das endgültige Festivalwettbewerbsprogramm.
Aus wem setzt sich dieses Jahr die Jury zusammen?
Katharina Breinbauer: Wir haben bei der Auswahl darauf geachtet, dass wir jemanden von einem anderen Festival dabei haben und ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger der Bamberger Kurzfilmtage.
Die qualitativen Möglichkeiten von Handykameras haben in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Hat diese technische Entwicklung Einfluss auf das Kurzfilm-Machen?
Katharina Breinbauer: Handykameras werden auf jeden Fall oft als Stilmittel benutzt, gerade in Spielfilmen. Filmfiguren interagieren zum Beispiel miteinander, indem sie sich Film-im-Film-mäßig in einer Szene gegenseitig mit dem Handy filmen. Filme, die ausschließlich mit Handykameras gedreht werden, haben wir aber meines Wissens nach nicht dabei.
Werden Kurzfime in der Branche eher als Einstiegsmöglichkeit oder Fingerübung ins Langfilmgenre betrachtet oder ist die Eigenständigkeit der Darstellungsform ausgeprägter?
Katharina Breinbauer: Natürlich werden Kurzfilme oft als Einstiegsmöglichkeit in die Filmszene gesehen und die meisten Filmschaffenden fangen mit Kurzfilmen an, in der Hoffnung, irgendwann einen Langfilm drehen zu können. Aber es gibt auch viele Leute, die beim Kurzfilm bleiben. Wir haben immer wieder Leute im Programm der Kurzfilmtage, die zum wiederholten Male dabei sind. Man hat im Kurzfilmgenre auch größere Freiheiten. Sie können leichter und weniger aufwendig produziert und natürlich auch finanziert werden.
Wie sieht die Förderlage der Kurzfilmtage aus?
Katharina Breinbauer: Es gibt wie immer Luft nach oben. Wir sind verhältnismäßig stark auf Eintrittsgelder und Sponsoring angewiesen und haben im Vergleich zu anderen Festivals eine eher geringe öffentliche Förderung.
Fühlen Sie genug Rückhalt aus dem Rathaus?
Katharina Breinbauer: Wir stehen in engem Kontakt mit dem Kulturamt und der Kulturreferentin, aber der Haushaltsposten für Kultur der freien Szene ist einfach nicht besonders groß in Bamberg. Es ist schwierig.
Wird es 2022 Stargäste geben?
Katharina Breinbauer: Wir haben wie immer einen künstlerischen Paten. Dieses Jahr ist es Matthias Eggersdörfer…
…der immer etwas grantige Nürnberger Kabarettist…
Katharina Breinbauer: …genau. Hoffentlich kann seine Anwesenheit möglich sein und er an der Eröffnung teilnehmen.