Wer gewinnt den Zentauren?

32. Bam­ber­ger Kurzfilmtage

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Bamberger Kurzfilmtage
Kurz vor dem ersten Lockdown: Die Kurzfilmtage 2020, Foto: Marian Lenhard
2021 konn­ten sie nur online aus­ge­rich­tet wer­den, doch Ende Janu­ar 2022 keh­ren die Bam­ber­ger Kurz­film­ta­ge zu alter Kino­saal-Prä­senz zurück. Mit Katha­ri­na Brein­bau­er hat das Kurz­film­fes­ti­val zudem eine neue Lei­te­rin. Sie möch­te der Film­bran­che und Film­schaf­fen­den eine Anlauf­stel­le in Bam­berg bieten.

Im Wett­be­werb um die Tro­phäe des „Bam­ber­ger Zen­tau­ren“, ent­wor­fen und gestal­tet von Bild­hau­er Adel­bert Heil, zei­gen die Bam­ber­ger Kurz­film­ta­ge vom 24. bis 30. Janu­ar über 70 Kurzfilm-Beiträge.

In den Preis­ka­te­go­rien „Publi­kums­preis“, „Bes­ter Kin­der­film“, „Bes­ter Kurz­spiel­film“, „Bes­ter Ani­ma­ti­ons-/Ex­pe­ri­men­tal­film“, „Doku­men­tar­film­preis“, „Regio­nal­film­preis Made in Ober­fran­ken!“ und „Preis der Jugend­ju­ry“ kürt die Jury die Gewin­ner. Zu sehen ist das Pro­gramm im Licht­spiel­ki­no und in den Räum­lich­kei­ten der Kul­tur­fa­brik KUFA in der Ohmstraße.

Katha­ri­na Brein­bau­er, stu­dier­te Poli­tik­wis­sen­schaft­le­rin, ist bereits seit eini­gen Jah­ren an der Orga­ni­sa­ti­on der Kurz­film­ta­ge betei­ligt. Als Nach­fol­ge­rin von Vol­ker Trau­mann lei­tet sie das Fes­ti­val seit dem Som­mer 2021. Wir haben mit ihr über schlaf­lo­se Näch­te, Ver­net­zungs­mög­lich­kei­ten und ein neu­es Film­gen­re gesprochen.

Bamberger Kurzfilmtage
Katha­ri­na Brein­bau­er, Foto: Maria Svydrik
Frau Brein­bau­er, Sie sind seit Som­mer 2021 die neue Lei­te­rin der Bam­ber­ger Kurz­film­ta­ge. Wie sind Ihre Erfah­run­gen bisher?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Es ist her­aus­for­dernd. Ich hat­te ja in den Jah­ren davor schon viel an der Orga­ni­sa­ti­on des Fes­ti­vals mit­ge­ar­bei­tet, war aber trotz­dem nie bei allen Orga­ni­sa­ti­ons­schrit­ten dabei und nie an allen Abläu­fen betei­ligt. Auch der Über­blick, den ich jetzt habe, bezie­hungs­wei­se die Ver­ant­wor­tung, die ich jetzt tra­ge, an die gan­zen Klei­nig­kei­ten zu den­ken, die es zu beach­ten gilt und die erle­digt wer­den müs­sen, sind jetzt neu. Inso­fern bin ich sehr froh, dass ich die Auf­ga­be nicht allein bewäl­ti­gen muss, son­dern mein Team um mich habe.

Haben Sie sich um die Stel­le der Fes­ti­val­lei­tung bewor­ben oder wur­den Sie angefragt?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Jein. Natür­lich habe ich mich auf die frei­wer­den­de Stel­le bewor­ben. Bei mir war es aller­dings so, dass ich die­ses Jahr bereits die Pro­jekt­lei­tung unse­rer Stra­ßen­flim­mern-Ver­an­stal­tung innehatte.

Haben Sie eige­ne Erfah­run­gen im Her­stel­len von Kurzfilmen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Nein. Das ist auch kein Muss für die Stel­le. Wir haben durch­aus Leu­te im Team, die Kurz­film­erfah­run­gen haben, aber um ein Kurz­film­fes­ti­val aus­zu­rich­ten, muss man nicht sel­ber Kurz­fil­me machen.

In wel­chem Zustand waren die Kurz­film­ta­ge, als Sie sie über­nom­men haben?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Es ging uns, im Ver­gleich zu ande­ren Fes­ti­vals, ver­hält­nis­mä­ßig gut. Zum Bei­spiel das Online-Fes­ti­val im März 2021 haben wir sehr gut umset­zen kön­nen. Ich weiß nicht, ob es Glück oder Unglück bringt, aber die Bam­ber­ger Kurz­film­ta­ge sind in Deutsch­land all­jähr­lich das ers­te Kurz­film­fes­ti­val im Kalen­der. Das heißt, im Früh­jahr 2020 waren wir vor dem ers­ten Lock­down das letz­te Fes­ti­val, das noch kom­plett statt­fin­den konn­te und hat­ten dann über ein Jahr Zeit, uns auf die Online-Aus­ga­be 2021 ein­zu­stel­len. Das Unglück dar­an ist, dass wir eben im Win­ter statt­fin­den und daher Gefahr lau­fen, immer wie­der in Coro­na-Wel­len zu gera­ten, wie es in die­sem Jahr wie­der der Fall ist.

Ihr Vor­gän­ger Vol­ker Trau­mann war mehr als 15 Jah­re im Amt. Was haben Sie von ihm gelernt?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Opti­mis­mus. Ich ver­brin­ge der­zeit schon manch­mal schlaf­lo­se Näch­te und mache mir Sor­gen, ob alles klappt. Aber manch­mal mel­det sich dann mein inne­rer Vol­ker Trau­mann und sagt mir: Am Ende wird alles gut, auch wenn es davor ziem­lich knapp und stres­sig ist.

Spielt bei die­sen schlaf­lo­sen Näch­ten auch die Tat­sa­che eine Rol­le, dass es sich bei den Kurz­film­ta­gen um Bay­erns ältes­tes Kurz­film­fes­ti­val handelt?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Zuwei­len. Es ist nicht so, dass ich den­ke, Deutsch­land schaut auf dich. Der Wrkungs­kreis bezieht sich ja eher nur auf Bam­berg und Umge­bung. Aber, im Ver­an­stal­tungs­ka­len­der der Stadt sind die Kurz­film­ta­ge schon ein gro­ßes Ereig­nis und ihnen eine Orga­ni­sa­ti­on und Form zu geben, liegt jetzt in unse­rer Hand.

Wel­che Ent­wick­lung sol­len die Kurz­film­ta­ge unter Ihrer Füh­rung nehmen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Im Gegen­satz zu den letz­ten Kurz­film­ta­gen, die online statt­fin­den muss­ten, wol­len wir dies­mal grund­sätz­lich wie­der ein Fes­ti­val mit Publi­kums­be­tei­li­gung haben. Mir ist außer­dem sehr wich­tig, dass die Film­schaf­fen­den, die nach Bam­berg kom­men, hier ein gutes Ankom­men und Rah­men­pro­gramm haben und Kon­tak­te knüp­fen kön­nen. Dazu möch­ten wir, wenn es klappt, das Film­ca­fé wie­der auf­bau­en, das einen Begeg­nungs­ort und Ver­net­zungs­mög­lich­kei­ten bie­ten soll.

Gibt es Pla­nun­gen, die Kurz­film­ta­ge zu ver­schie­ben, wenn sie nicht mit Publi­kums­prä­senz statt­fin­den können?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Nein. Die Fes­ti­val­wo­che soll vom 24. bis 30. Janu­ar in den Kinos statt­fin­den. Wenn die Kinos mit Beschrän­kun­gen oder ohne offen haben kön­nen, zei­gen wir in ihnen das Film­pro­gramm. Zeit­gleich zei­gen wir in der letz­ten Janu­ar­wo­che das kom­plet­te Wett­be­werbs­pro­gramm aber auch online und ver­län­gern das Online-Ange­bot der Fil­me um eine wei­te­re Woche. Bis zum 6. Febru­ar wird also das kom­plet­te Pro­gramm online abruf­bar sein.

Wie steht es um die bis­he­ri­gen Ein­sen­dun­gen an Kurzfilmbeiträgen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Die Ein­sen­dungs­frist ist schon zuen­de und wir haben etwas mehr als 700 Fil­me erhal­ten. Das sind ein biss­chen weni­ger als letz­tes Mal, aber nicht in gra­vie­ren­dem Umfang. Und auch die­ses Jahr haben wir im Wett­be­werb wie­der Dokumentar‑, Spiel‑, Ani­ma­ti­ons- und Experimentalfilme.

Gibt es wie­der­keh­ren­de The­men, die fil­misch behan­delt werden?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wie haben ver­schie­dens­te Gen­res dabei wie Komö­die, Dra­ma oder sogar Wes­tern. Eigent­lich gibt es unter den Ein­rei­chun­gen kein Gen­re, das nicht dabei wäre. Und das ist gut, weil das die Essenz von Kurz­fil­men ist, sich mit allem mög­li­chen aus­pro­bie­ren zu kön­nen. Tat­säch­lich haben wir fest­ge­stellt, dass es bei­na­he ein neu­es Gen­re zu geben scheint: Der Corona-Film.

Hat­ten Sie im Vor­feld die Befürch­tung, dass lau­ter Fil­me mit Coro­na-Selbst­fin­dungs­the­ma­tik ein­ge­sen­det wer­den könn­ten, oder freu­ten Sie sich über die Aus­sicht, dass lau­ter Fil­me mit Coro­na-Selbst­fin­dungs­the­ma­tik ein­ge­sen­det wer­den könnten?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir haben im Team im Vor­feld schon über sol­che Aus­sich­ten gespro­chen und dar­über, wie die Aus­ge­stal­tung der The­ma­tik wohl aus­se­hen könn­te. Unse­re Ver­mu­tung war auch, dass ver­mehrt Ani­ma­ti­ons­fil­me ein­ge­schickt wer­den wür­den, weil sich Film­drehs mit Men­schen in Coro­na-Zei­ten schwe­rer orga­ni­sie­ren las­sen, wäh­rend man Ani­ma­ti­on von zuhau­se aus machen kann. Die Ver­mu­tung hat sich aber nicht bewahrheitet.

Wie ist es um die Qua­li­tät der über 700 Ein­sen­dun­gen bestellt?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir müs­sen schon aus­sor­tie­ren, kei­ne Fra­ge. Im Wett­be­werb lau­fen etwa 75 Filme.

Nach wel­chen Gesichts­punk­ten sor­tie­ren Sie aus?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wenn unse­re Sich­tungs­teams die Fil­me sich­ten, ach­ten wir dar­auf, dass wir immer min­des­tens zu dritt sind. Nach dem Film zäh­len wir dann von drei run­ter und bei null geben alle eine Note zwi­schen eins und zehn ab. Am Ende kura­tiert aber ein klei­nes Team anhand der Film­be­wer­tun­gen das end­gül­ti­ge Festivalwettbewerbsprogramm.

Aus wem setzt sich die­ses Jahr die Jury zusammen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir haben bei der Aus­wahl dar­auf geach­tet, dass wir jeman­den von einem ande­ren Fes­ti­val dabei haben und ehe­ma­li­ge Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger der Bam­ber­ger Kurzfilmtage.

Die qua­li­ta­ti­ven Mög­lich­kei­ten von Han­dy­ka­me­ras haben in den letz­ten Jah­ren immer wei­ter zuge­nom­men. Hat die­se tech­ni­sche Ent­wick­lung Ein­fluss auf das Kurzfilm-Machen?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Han­dy­ka­me­ras wer­den auf jeden Fall oft als Stil­mit­tel benutzt, gera­de in Spiel­fil­men. Film­fi­gu­ren inter­agie­ren zum Bei­spiel mit­ein­an­der, indem sie sich Film-im-Film-mäßig in einer Sze­ne gegen­sei­tig mit dem Han­dy fil­men. Fil­me, die aus­schließ­lich mit Han­dy­ka­me­ras gedreht wer­den, haben wir aber mei­nes Wis­sens nach nicht dabei.

Wer­den Kurz­fi­me in der Bran­che eher als Ein­stiegs­mög­lich­keit oder Fin­ger­übung ins Lang­film­gen­re betrach­tet oder ist die Eigen­stän­dig­keit der Dar­stel­lungs­form ausgeprägter?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Natür­lich wer­den Kurz­fil­me oft als Ein­stiegs­mög­lich­keit in die Film­sze­ne gese­hen und die meis­ten Film­schaf­fen­den fan­gen mit Kurz­fil­men an, in der Hoff­nung, irgend­wann einen Lang­film dre­hen zu kön­nen. Aber es gibt auch vie­le Leu­te, die beim Kurz­film blei­ben. Wir haben immer wie­der Leu­te im Pro­gramm der Kurz­film­ta­ge, die zum wie­der­hol­ten Male dabei sind. Man hat im Kurz­film­gen­re auch grö­ße­re Frei­hei­ten. Sie kön­nen leich­ter und weni­ger auf­wen­dig pro­du­ziert und natür­lich auch finan­ziert werden.

Wie sieht die För­der­la­ge der Kurz­film­ta­ge aus?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Es gibt wie immer Luft nach oben. Wir sind ver­hält­nis­mä­ßig stark auf Ein­tritts­gel­der und Spon­so­ring ange­wie­sen und haben im Ver­gleich zu ande­ren Fes­ti­vals eine eher gerin­ge öffent­li­che Förderung.

Füh­len Sie genug Rück­halt aus dem Rathaus?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir ste­hen in engem Kon­takt mit dem Kul­tur­amt und der Kul­tur­re­fe­ren­tin, aber der Haus­halts­pos­ten für Kul­tur der frei­en Sze­ne ist ein­fach nicht beson­ders groß in Bam­berg. Es ist schwierig.

Wird es 2022 Star­gäs­te geben?

Katha­ri­na Brein­bau­er: Wir haben wie immer einen künst­le­ri­schen Paten. Die­ses Jahr ist es Mat­thi­as Eggersdörfer…

…der immer etwas gran­ti­ge Nürn­ber­ger Kabarettist…

Katha­ri­na Brein­bau­er: …genau. Hof­fent­lich kann sei­ne Anwe­sen­heit mög­lich sein und er an der Eröff­nung teilnehmen.

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