Die 34. Bamberger Kurzfilmtage stehen bevor. Rund 150 Filme zeigt das Filmfestival vom 22. bis 28. Januar in den Kinos Lichtspiel und Odeon sowie in der Stadtbücherei und bei der VHS Bamberg Stadt. Für Festivalleiterin Katharina Breinbauer hat sich in der Organisation mittlerweile eine gewisse Routine eingestellt – die finanzielle Lage der Kurzfilmtage bleibt jedoch angespannt.
Mehr als 800 Einreichungen für die Wettbewerbsprogramme in den Genres Dokumentation, Spielfilm, Animation und Experimentalfilm sowie Kinderkurzfilm und Regionalfilm hat das Team der Bamberger Kurzfilmtage in diesem Jahr erhalten. „Das sind nahezu 100 mehr als letztes Jahr und ungewöhnlich viele“, freut sich Katharina Breinbauer (hier im Stadtecho-Fragebogen). Von diesen 800 konnten fast 70 Filme das Sichtungsteam des Festivals überzeugen. Der kürzeste Beitrag ist zwei Minuten lang, der längste knapp 30. Die Filme treten im Wettbewerb um den goldenen Zentauren an, welchen Bildhauer Adelbert Heil nach dem Vorbild des Bamberger Reiters erneut aus Schokolade gießen wird. Die Auszeichnung wird in sieben Kategorien vergeben.
Abwechslungsreiches Filmprogramm
Die etwa 150 Filme, inklusive Spezialprogramm, die es in diesem Jahr in das Wettbewerbs- und das Spezialprogramm der Kurzfilmtage geschafft haben, greifen aktuelle gesellschaftliche Themen wie Krieg, Migration und Integration auf. Aber auch die Suche nach dem Ich und das Schmieden von Zukunftsplänen von Personen, die an einer Art Weggabelung stehen, spielen in den Kurzfilmen eine große Rolle. Die Mischung für einen Kurzfilmabend ist dabei humorvoll und ernsthaft gleichermaßen.
„Es ist ein buntes, abwechslungsreiches und junges Filmprogramm“, sagt Breinbauer. „Ein sehenswerter Tipp für den ersten Besuch des Festivals sind sicher die Dokureihen. Neu in diesem Jahr ist: Wir arbeiten an der Umsetzung von sogenannten Trigger-Warnungen, etwa wenn Strobo-Effekte, psychische Auffälligkeiten oder auch explizite Gewalt im Film vorkommen.“
In den Wettbewerb kommt jedoch nicht nur, wer in seinem Film Einblicke in ein interessantes Thema gibt. „Die verschiedenen Qualitätsmerkmale von Filmen rufen immer wieder auch ganz unterschiedliche, bis hin zu gespaltenen Reaktionen bei uns im Team hervor“, erzählt Breinbauer. „Das sorgt dafür, dass wir sehr viel über die Filme sprechen und diskutieren, bis wir sie auswählen und entscheiden, dass wir sie unserem Publikum zeigen wollen.“
Der Kurzfilm sei zudem eine Bühne für Themen, die im großen Filmbusiness nicht so häufig aufgegriffen werden. „Der Reiz des Kurzfilms liegt darin, dass sich dieses Format meist mehr traut. Er kann auf eine gewisse Art freier sein. Und natürlich ist es herausfordernd, in wenig Zeit eine komplexe Geschichte zu erzählen und verschiedene Gefühle hervorzurufen“, sagt die Festivalleiterin.
Kooperation mit Hugo-von-Trimberg-Schule, Reykjavík, TranSrceen und Franz X. Gernstl
Bei den Kinderfilmen arbeitete das Team der Bamberger Kurzfilmtage bereits zum dritten Mal mit Schülerinnen und Schülern der Hugo-von-Trimberg-Schule zusammen. „Unsere Vorauswahl wurde von den Kindern dort vor Ort gesichtet und bewertet. Sie haben das Programm selbst zusammengestellt, das anschließend im Kinosaal gezeigt wird“, sagt Katharina Breinbauer. Die Filme für den Oberfranken-Wettbewerb, die bis Mitte November eingereicht werden konnten, befinden sich noch in der Auswahl.
In diesem Jahr wird in Kooperation zudem ein Filmprogramm des „RIFF – Reykjavík International Film Festival“, des größten Filmfestivals Islands, und des Amsterdam Transgender Film Festivals „TranScreen“ zu sehen sein. „Für das Gastland Island hat sich unsere Programmleitung entschieden, da es derzeit nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern auch ein interessantes kleines Land mit einer soliden Filmförderung ist.“ Mit der Zusammenstellung der Spezialprogramme aus Island und den Niederlanden war Julia Flachmann aus dem Team der Bamberger Kurzfilmtage betraut. Adelbert Heil kuratierte in der Kategorie „Teams-Choice“ darüber hinaus ein Programm mit seinen Lieblingsfilmen aus 30 Jahren Festival.
Künstlerischer Pate des Festivals ist in diesem Jahr der Dokumentarfilmer und Produzent Franz X. Gernstl. Mit seiner Sendung „Gernstl unterwegs“ konnte er sich bereits den Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis sichern. Auch der Deutsche Filmpreis ging für die Co-Produktion des Films „Nackt“ schon vor 20 Jahren an ihn. Zuletzt produzierte er unter anderem im Jahr 2018 den Kinofilm „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“. Er wird zur Eröffnung des Festivals persönlich anreisen.
Vorfreude löst Anstrengung ab
Für Katharina Breinbauer, die bereits zum dritten Mal in Folge die Festivalleitung innehat, stand für die Auswahl des Filmangebots in diesem Jahr in Anlehnung an das neue Festivaldesign auch die Farbe Rot im Vordergrund, wie sie verrät. „Ich habe für die Kuration des Sonderprogramms „Der Rote Faden“ buchstäblich den roten Faden gesucht und mich gefragt, wofür die Farbe steht: etwa für Wut und Aggression, aber auch für Liebe, Zuneigung und Herzenswärme. Daraus ist ein abwechslungsreiches Kurzfilmprogramm geworden. Auf das Feedback dazu bin ich sehr gespannt.“
Während die letzten beiden Festivals der Bamberger Kurzfilmtage vor allem von Anstrengung gekennzeichnet waren, da es in der Pandemie viele organisatorische Einschränkungen gab und sich danach die Routine erst wieder einstellen musste, überwiegt in diesem Jahr die Vorfreude. „Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl in die neue Saison“, sagt Breinbauer und lacht. „Alle stecken so viel Herzblut rein. In der Festivalwoche werden 50 Filmschaffende in der Stadt zu Gast sein und unser Team wächst auf gut 40 Leute an.“
Für die Filmschaffenden ist auch das Kurzfilm Café und der Kurzfilm Klub ein beliebter Treffpunkt, für die das Team immer wieder leerstehende Räume sucht. Der Verein der Lichtspielfreunde Bamberg e. V. leiste zudem wertvolle Hilfe, etwa beim Aufbau oder beim Einlass. „Wie auch die vielen ehemaligen Mitglieder der Bamberger Kurzfilmtage, die immer mit Rat und Tat zur Seite stehen und zum Festival sogar anreisen“, sagt die Festivalleiterin.
Entgegenkommen bei Kostensteigerungen
Der zusätzliche Spielort an der VHS in der Tränkgasse, der den Bamberger Kurzfilmtagen seit letztem Jahr neben den Kinos Lichtspiel und Odeon und der Stadtbücherei in der Oberen Königstraße zur Verfügung steht, habe sich zudem als positiv herausgestellt.
„Es ist einfacher, wenn die Spielstätten nah beieinander liegen und das Festival so in einem Straßenzug stattfinden kann“, sagt Katharina Breinbauer. Trotzdem sei die Miete, gerade für die zusätzlichen Spielräume, hoch. Auch müsse viel investiert werden, um einen Raum zum Kinosaal umzubauen. Die Summe, mit der das Projekt von der Stadt gefördert werde, reiche bei den gestiegenen Kosten für die Größe des Festivals bei Weitem nicht aus.
„Wir spüren die Kostensteigerungen auf allen Ebenen. Die Fördersumme der Stadt Bamberg deckt gerade mal zehn Prozent des finanziellen Bedarfs der Kurzfilmtage“, so Breinbauer. „Da wünschen wir uns etwas mehr Entgegenkommen, beispielsweise durch Kostennachlass bei der Nutzung städtischer Räume.“ Das Publikum selbst soll die Kostensteigerungen keinesfalls tragen müssen, im Gegenteil: „Wir setzen in diesem Jahr erstmals auf ein ermäßigtes Ticket auf freiwilliger Basis. Das Publikum hat unser Vertrauen, alle dürfen selbst entscheiden, ob sie eine Ermäßigung brauchen.“
Rund 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauer werden in der Festivalwoche an den Spielstätten erwartet. Beim „Online Festival“, das im Anschluss vom 29. Januar bis 4. Februar 2024 nochmals stattfindet, können Interessierte im Stream auf der Onlineplattform der Bamberger Kurzfilmtage alle Wettbewerbsbeiträge bequem vom heimischen Sofa aus ansehen. Der Zugang zum Festivalstream ist allerdings kostenpflichtig. Beim Online-Festival, werden weitere 2.000 interessierte Besucher aller Altersgruppen erwartet.
Festivalfieber und Weihnachtsaktion
Sponsoren für die Preise und neue Fördermitglieder, die den Verein der Bamberger Kurzfilmtage e. V. finanziell unterstützen möchten, sind zudem gesucht und willkommen. „Wir freuen uns, wenn Leute sich angesprochen fühlen und dazukommen“, sagt Breinbauer. „Wenn einen das Festivalfieber einmal packt, bleibt es auch, das können viele langjährige Mitglieder bestätigen.“
Wem eine Fördermitgliedschaft zu eng ist, der kann den Verein auch bei der diesjährigen Weihnachtsaktion, bei der Ticket-Gutscheine für das Festival im Januar schon vorab erworben werden können, unterstützen.
„Da packen wir wieder schöne kleine Präsente mit dem Gutschein und ein paar Kleinigkeiten dazu. Seit unserem Schnapsjubiläum letztes Jahr haben wir einen tollen Kontakt zu einer Brennerei in Schlüsselfeld, die auch heuer wieder einen „Kurzfilm-Kurzen“ in verschiedenen Geschmacksrichtungen abgefüllt hat“, sagt die Festivalleiterin und lacht. Das Festival-Bier, das es jährlich pünktlich zum Start der Kurzfilmtage gibt, werde zudem wieder von einer Bamberger Brauerei gebraut und eigne sich auch schon unterm Weihnachtsbaum für eine Geschmacksprobe.
Über das Festival findet unterdessen nicht nur hier in der Stadt ein reger Austausch statt. Der Verein der Bamberger Kurzfilmtage ist auch mit anderen Verbänden bayernweit in einem engen Netzwerk in Kontakt. Etwa mit dem Team des Arbeitskreises Film Regensburg e. V., der die Internationale Regensburger Kurzfilmwoche ebenfalls als Nonprofit-Veranstaltung ausrichtet.
„Die Festivalleitungen der Bayerischen Kurzfilmfestivals kommen jährlich in einem Verbandstreffen zusammen. Das ist ein wertvoller Raum für Erfahrungsaustausch und Netzwerkarbeit, gerade als noch recht junge Festivalleitung freue ich mich über Anregungen und den ein oder anderen Tipp“, sagt Breinbauer. Bei den Bamberger Kurzfilmtagen ist sie vor allem begeistert von ihrem Team. „Es gibt viel zu tun und es ist ein großes Glück, wie unser Team jedes Jahr aufs Neue funktioniert. Volle Kinosäle belohnen die viele Arbeit jedoch Jahr für Jahr und das Programm ist in jedem Fall sehenswert.“