Feuer, Schädlinge und Wasser sind die natürlichen Feinde eines Archivs. Ein Wasserschaden im Stadtarchiv Bamberg in der Unteren Sandstraße Mitte vergangener Woche ließ deswegen den Puls des Archivleiters Horst Gehringer rasch in die Höhe schießen. Ursache war ein Defekt in der Klimaanlange im Dachgeschoss, wie die Stadt Bamberg mitteilt, infolgedessen 490 Kilogramm Archivgut zu einer Firma gebracht wurden, die unter anderem auf die Gefriertrocknung von Unterlagen spezialisiert sei.
Das beim Betrieb der Anlage erzeugte Kondenswasser sei nicht mehr richtig abgeleitet worden und habe sich seinen Weg durch die Decken vom Dachgeschoss in die darunterliegenden Magazine gesucht. Glücklicherweise wurde dies bei Ordnungsarbeiten im Magazin rasch entdeckt, bevor noch schlimmerer Schaden entstehen konnte.
Das Immobilienmanagement der Stadt Bamberg deaktivierte die Klimaanlage umgehend, so dass kein weiteres Wasser austreten konnte. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs waren schnell zur Stelle, entfernten mit speziellen Saugschwämmen und ‑tüchern die Feuchtigkeit aus den Magazinen und bargen rund 490 Kilogramm Archivgut mit unterschiedlichem Durchfeuchtungsgrad. Die geschädigten Akten wurden verpackt und umgehend nach Leipzig zu einer Firma gebracht, die unter anderem auf die Gefriertrocknung von Unterlagen spezialisiert sei.
„Handelt man bei Wasserschäden an Büchern und Akten nicht rasch innerhalb weniger Stunden, kann dies zu weitreichenden und teuren Folgeschäden führen“, wird Horst Gehringer, Leiter des Stadtarchivs, zitiert. Die Papierseiten in Buch- oder Aktenbeständen kleben zusammen, Bindungen und Einbände verformen sich. Schlimmer aber sei die Gefahr der durch die Feuchtigkeit begünstigten Ausbreitung von Mikroorganismen wie Schimmelpilzen. Diese lassen sich, wenn überhaupt, oft nur mit erheblichem finanziellen Aufwand reparieren. Noch gravierender könne die gesundheitliche Gefährdung von Mitarbeitern und Benutzern sein.
In etwa 6 Wochen wird das Archivgut zurückerwartet
„Durch das rasche Einfrieren kann ein Fortschreiten dieses Prozesses gestoppt und die Feuchtigkeit beseitigt werden“, so Gehringer weiter.
Das beherzte Eingreifen aller an diesem Tag anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei ein Segen für die Stadt Bamberg gewesen. Das Anhalten des Wasserzuflusses, die Abdeckung von Regalen, die Bergung und transportgerechte Verpackung inklusive der Dokumentation und des Abwiegens der Unterlagen seien wesentliche Faktoren für das weitere Verfahren gewesen. Nur damit habe im Kontakt mit entsprechenden Firmen die Transport- und Gefrierkapazität ermittelt und bereitgestellt werden können.
Inzwischen wurden die Unterlagen in Leipzig bei minus 20 Grad tiefgefroren. Danach erfolge ein behutsames Auftauen. Bei einem bestimmten Unterdruck werde die Feuchtigkeit entzogen. Dabei werde der feste Zustand (Eis) unmittelbar in Wasserdampf umgewandelt, der dann abgesaugt wird. Wenn alles gut gehe, würden die rund 490 kg Archivgut, das originales und unikales Kulturgut darstelle, nach rund sechs Wochen wieder aus Leipzig zurückerwartet.
„Das Stadtarchiv ist einer der Hüter unseres kulturellen Erbes. Ein Wasserschaden birgt immer auch die Gefahr eines großen immateriellen Schadens. Ich danke Horst Gehringer und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Stadtarchiv, die sofort die Ärmel hochgekrempelt und zugepackt haben, um größeren Schaden zu verhindern“, zeigte sich Kulturreferentin Siebenhaar erleichtert angesichts der insgesamt noch einigermaßen glimpflich verlaufenen Notfallsituation im Stadtarchiv.
Das Stadtarchiv Bamberg ist das Gedächtnis der Stadtverwaltung und der Bürgerinnen und Bürger. Es ist zugleich die städtische Fachdienststelle für alle Fragen zur Stadtgeschichte. In die Zuständigkeit des Stadtarchivs fällt die Bewertung der amtlichen Unterlagen sämtlicher städtischer Einrichtungen, wenn diese Unterlagen nach Ablauf der rechtlichen Aufbewahrungsfristen nicht mehr benötigt werden. Nach dieser Bewertung entscheidet das Stadtarchiv, ob die Unterlagen als archivwürdig im Sinne des Archivgesetzes dauerhaft archiviert oder aber datenschutzkonform vernichtet werden. Zusammen mit Unterlagen privater Herkunft steht das Archivgut für alle rechtlichen Anfragen, zum Beispiel für Recherchen zu Gebäuden, Rentenrecherchen, Erbenermittlungen et cetera, aber auch für wissenschaftliche oder heimatkundliche Anfragen nach Maßgabe der archivgesetzlichen Vorschriften zur Verfügung.