Job­cen­ter betreu­en ukrai­ni­sche Geflüchtete

Anstieg der Arbeits­lo­sig­keit trotz sta­bi­ler Konjunktur

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Arbeitslosigkeit
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Die Zahl der Arbeits­lo­sen im Bezirk der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg stieg im Juni um 987 Per­so­nen (+10 Pro­zent) auf 10.870 Men­schen. Der gesam­te Anstieg ent­fiel auf Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne. Ihre Arbeits­lo­sig­keit stieg im letz­ten Monat um 1.050 Per­so­nen auf 1.131.

Da die Men­schen, die seit Febru­ar aus der Ukrai­ne nach Deutsch­land geflüch­tet sind, seit dem 1. Juni von den Job­cen­tern betreut wer­den, erhöh­te sich die Zahl der Arbeits­lo­sig­keit deut­lich in allen Krei­sen und Städ­ten des Bezirks. Dies teil­te die Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg mit.

Da der Groß­teil der Geflüch­te­ten (79,1 Pro­zent) Frau­en sind, stieg deren Arbeits­lo­sig­keit seit Mai um ins­ge­samt 19,5 Pro­zent (+830) auf 5 088. Die Jugend­ar­beits­lo­sig­keit (unter 20 Jah­re) erhöh­te sich im letz­ten Monat um 52,4 Pro­zent (+87) auf 253. Der kom­plet­te Anstieg ent­fiel auf jugend­li­che Ukrai­ne­rin­nen und Ukrai­ner (+102 auf ins­ge­samt 106).

Die Arbeits­lo­sig­keit der Aus­län­der wuchs seit Mai infol­ge­des­sen um 62,2 Pro­zent (+1.106) auf 2.883. Mehr als jeder vier­te Arbeits­lo­se (+26,5 Pro­zent) hat aktu­ell einen aus­län­di­schen Pass, 42,9 Pro­zent (+866) mehr als vor einem Jahr.

Jedoch war die Gesamt­zahl aller Arbeits­lo­sen am Ende des ers­ten Halb­jah­res mit
10.870 Men­schen um 7,7 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 905 Per­so­nen nied­ri­ger als in 2021. Die Arbeits­lo­sen­quo­te stieg im Juni mode­rat um 0,2 Pro­zent­punk­te auf 3,1 Pro­zent. Vor einem Jahr lag ihr Wert bei 3,4 Prozent.

Im Juni ver­lo­ren 1.228 Män­ner und Frau­en ihren Arbeits­platz und mel­de­ten sich arbeits­los, 328 Per­so­nen bezie­hungs­wei­se 36,4 Pro­zent mehr als in 2021. Die Zunah­me resul­tiert teil­wei­se aus Mel­dun­gen von geflüch­te­ten Ukrai­nern, die ihren vor­he­ri­gen Job in der Hei­mat auf­grund des Krie­ges ver­lo­ren haben und dies bei der Arbeits­los­mel­dung anga­ben. Zeit­gleich konn­ten 922 Men­schen ihre Arbeits­lo­sig­keit durch Auf­nah­me einer neu­en Beschäf­ti­gung been­den. Das sind 214 oder 18,8 Pro­zent weni­ger als im letz­ten Jahr.

Arbeits­markt­ent­wick­lung: Arbeits­markt bes­ser als die Zahlen

Ste­fan Tre­bes, Lei­ter der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg, sag­te am 30. Juni zur aktu­el­len Situa­ti­on am Arbeits­markt: „Der Abbau der Arbeits­lo­sig­keit fand letz­ten Monat im Bezirk der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg ein abrup­tes Ende. Die Men­schen, die seit Febru­ar 2022 aus der Ukrai­ne nach Deutsch­land geflüch­tet sind, wer­den seit Juni von den Job­cen­tern betreut. Sai­son­ty­pisch wäre ein mode­ra­ter Rück­gang der Arbeits­lo­sig­keit, der jedoch von dem sprung­haf­ten Anstieg bei den Job­cen­tern über­la­gert wird. Das spie­gelt sich auch in die­sem Jahr wieder. 

Im Juni nahm die Arbeits­lo­sig­keit in allen Regio­nen des Bezirks wie üblich leicht ab. Bis Mit­te Juni haben ins­ge­samt 2.444 Ukrai­ner im erwerbs­fä­hi­gen Alter (min­des­tens 15 Jah­re alt) mit den Job­cen­tern ers­ten Kon­takt auf­ge­nom­men, um Leis­tun­gen zu bean­tra­gen. Ich rech­ne daher auch in den kom­men­den Mona­ten mit einem wei­te­ren Anstieg der Arbeits­lo­sig­keit. Der leis­tungs­recht­li­che Über­tritt der Ukrai­ner in die Betreu­ung durch die Job­cen­ter ist bis­her gut gelun­gen. Aktu­ell ana­ly­sie­ren wir die mög­li­chen Inte­gra­ti­ons­per­spek­ti­ven und ent­wi­ckeln die nächs­ten Schrit­te. Für vie­le hat das Erler­nen der deut­schen Spra­che obers­te Prio­ri­tät, da sie der Schlüs­sel für einen Job ist, der ihrer bis­he­ri­gen Qua­li­fi­ka­ti­on ent­spricht. Das braucht jedoch Zeit.

Trotz der ange­spann­ten gesamt­wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on sind die Beschäf­ti­gungs­aus­sich­ten aber wei­ter­hin sehr gut. Der Arbeits­markt ist aus Arbeit­neh­mer­sicht posi­tiv. Es mel­den sich nur ver­ein­zelt gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te. Vie­le fin­den schnell wie­der eine Arbeit. Das bie­tet natür­lich auch Chan­cen für die Geflüch­te­ten. Im ver­gan­ge­nen Monat mel­de­ten sich auch jun­ge Fach­kräf­te, die nach Abschluss ihrer Aus­bil­dung nicht über­nom­men wer­den konn­ten, arbeits­los. Ich gehe davon aus, dass wir die­se frisch­ge­ba­cke­nen Bewer­ber rela­tiv schnell wie­der in Beschäf­ti­gung brin­gen kön­nen. Auf­grund des gro­ßen Fach­kräf­te­be­darfs sind Gelern­te sehr gefragt. Aber auch Hel­fer tref­fen auf einen noch guten Arbeitsmarkt.“

Kurz­ar­beit sta­bi­li­siert wei­ter­hin Jobs und Leis­tungs­fä­hig­keit der Betriebe

Im Febru­ar 2022 (Hoch­rech­nung aktu­ells­ter Wert) bezo­gen im Agen­tur­be­zirk ins­ge­samt 891Betriebe für 5.837 Arbeit­neh­mer kon­junk­tu­rel­les Kurz­ar­bei­ter­geld. 2,4 Pro­zent aller sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten waren in Kurz­ar­beit. Die Zahl der Kurz­ar­bei­ter sank seit Janu­ar um 6,6 Pro­zent (-410). Wie sich die Fol­gen des Ukrai­ne-Kriegs auf die Kurz­ar­beit letzt­end­lich aus­wir­ken, ist noch unge­wiss. Er führt seit Mona­ten zu Lie­fer­eng­päs­sen und mas­si­ven Preis­an­stie­gen. Um Ent­las­sun­gen von Fach­kräf­ten zu ver­mei­den, set­zen eini­ge Arbeit­ge­ber auf die Kurz­ar­beit, um Aus­fall­zei­ten zu überbrücken.

Stel­len­markt trotz Tur­bu­len­zen wei­ter auf Rekordkurs

Im Mai bekam der Arbeit­ge­ber­ser­vice der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg
1.808 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te gemel­det, 5,7 Pro­zent bezie­hungs­wei­se 110 weni­ger als im ver­gan­ge­nen Jahr. Der Stel­len­be­stand ist um ein Drit­tel (+33,4 Pro­zent) bezie­hungs­wei­se ins­ge­samt 2.463 Ange­bo­te seit dem letz­ten Jahr grö­ßer geworden.

Seit Bestehen der Bun­des­re­pu­blik gab es noch nie so vie­le Arbeits­platz­an­ge­bo­te. Rein sta­tis­tisch kom­men auf 100 gemel­de­te sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len aktu­ell ledig­lich 110 poten­ti­el­le arbeits­lo­se Bewerber.

Das Gros der beim Arbeit­ge­ber­ser­vice gemel­de­ten Arbeits­platz­an­ge­bo­te ent­fällt auf fol­gen­de Berufs­be­rei­che: 3.178 Pro­duk­ti­on und Fer­ti­gung, 1.894 Ver­kehr, Logis­tik, Schutz und Sicher­heit, 1.406 Gesund­heit, Sozia­les, Leh­re und Erzie­hung, 1.217 kauf­män­ni­sche Dienst­leis­tun­gen, Han­del, Ver­trieb, Tou­ris­mus sowie 864 Bau, Archi­tek­tur, Ver­mes­sung und Gebäudetechnik.

Die größ­ten Zuwäch­se seit dem letz­ten Jahr gibt es bei kauf­män­ni­schen Dienst­leis­tun­gen, Han­del, Ver­trieb, Tou­ris­mus (+49,0 Pro­zent), Büro­tä­tig­kei­ten (Unter­neh­mens­or­ga­ni­sa­ti­on, Buch­hal­tung, Recht und Ver­wal­tung) mit plus 44,6 Pro­zent, Pro­duk­ti­on und Fer­ti­gung (+38,1 Pro­zent), Ver­kehr, Logis­tik, Schutz und Sicher­heit (+32,1 Pro­zent), Gesund­heit, Sozia­les, Leh­re und Erzie­hung (+21,8 Pro­zent) sowie dem Bau­hand­werk (+21,3 Prozent).

Arbeits­markt­ent­wick­lung Bamberg

Im Juni stieg in der Stadt Bam­berg die Arbeits­lo­sig­keit um 99 Per­so­nen (+5,9 Pro­zent). Am Ende des ers­ten Halb­jahrs waren 1.780 Arbeits­lo­se gemel­det, 130 bezie­hungs­wei­se 6,8 Pro­zent weni­ger als vor einem Jahr. Die Arbeits­lo­sen­quo­te beträgt 4,2 Pro­zent (Mai 4 Pro­zent). Vor einem Jahr lag sie bei 4,5 Prozent.

Der gesam­te Anstieg im Juni ent­fiel auf Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne. Ihre Arbeits­lo­sig­keit nahm im letz­ten Monat um 112 Per­so­nen auf 120 zu.
Im Juni mel­de­ten die Betrie­be aus dem Stadt­ge­biet 302 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Job­an­ge­bo­te dem Arbeit­ge­ber­ser­vice, 85 (-22,0 Pro­zent) weni­ger als im letz­ten Jahr. Im Stel­len­pool sind aktu­ell 1.924 Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te, 460 (31,4 Pro­zent) mehr als 2021.

Arbeits­markt­ent­wick­lung Land­kreis Bamberg

Im Land­kreis Bam­berg erhöh­te sich die Arbeits­lo­sig­keit im Juni um 125 Per­so­nen
(+7,0 Pro­zent) auf 1.915 Men­schen. Die Zahl der Arbeits­lo­sen liegt um 16,3 Pro­zent (-374 Per­so­nen) unter dem Vor­jah­res­ni­veau. Die Arbeits­lo­sen­quo­te beträgt 2,2 Pro­zent (Mai 2,0 Pro­zent, Vor­jahr 2,6 Pro­zent). Das ist Voll­be­schäf­ti­gung und wei­ter­hin die nied­rigs­te Quo­te im gesam­ten Agen­tur­be­zirk. Die Mar­ke zur Voll­be­schäf­ti­gung liegt bei 3,0 Prozent.

Der gesam­te Anstieg im Juni ent­fiel auch hier auf Geflüch­te­te aus der Ukrai­ne. Ihre Arbeits­lo­sig­keit erhöh­te sich im letz­ten Monat um über 130 Per­so­nen auf 137. Aus dem Bam­ber­ger Land gin­gen beim Arbeit­ge­ber­ser­vice im Juni 279 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len­an­ge­bo­te ein, 121 (-30,3 Pro­zent) weni­ger als im Vor­jahr. Im Bestand befin­den sich aktu­ell 1 938 Offer­ten, 499 (+34,7 Pro­zent) mehr als vor zwölf Monaten.

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