Bam­berg Baskets

Anton Gavel: „Wir möch­ten wie­der ein Play­off-Team sein“

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Anton Gavel
Anton Gavel beim Saisonvorbereitungs-Turnier gegen die Merlins Crailsheim Anfang September in Bayreuth, rechts im Bild Athletiktrainer Marc Olmos, Foto: Daniel Löb
Mit Anton Gavel haben die Bam­berg Bas­kets einen alten Bekann­ten als neu­en Trai­ner ver­pflich­tet. Als Spie­ler war er vor zehn Jah­ren maß­geb­lich an den titel­rei­chen Zei­ten betei­ligt, als Coach fin­det er heu­te jedoch eine ande­re Mann­schaft vor.

Ende März gaben die Bam­berg Bas­kets bekannt, Anton Gavel als neu­en Chef­trai­ner ver­pflich­tet und mit einem Drei­jah­res­ver­trag aus­ge­stat­tet zu haben. Somit kehr­te der 39-Jäh­ri­ge nach zehn Jah­ren Abwe­sen­heit nach Bam­berg zurück und folg­te auf Arne Wolt­mann, der die Mann­schaft zwi­schen­zeit­lich statt des wegen Erfolg­lo­sig­keit ent­las­se­nen Oren Amiel gelei­tet hatte.

Gavels Rück­kehr lös­te bei den Bam­ber­ger Fans Begeis­te­rung aus, immer­hin hat­te er als Spie­ler mit den Bro­se Bas­kets, wie der Ver­ein damals noch hieß, vier Meis­ter­schaf­ten und drei Pokal­sie­ge errun­gen. Und auch sein Wech­sel ins Trai­ner­fach war von Erfolg gekrönt. Mit sei­nem vor­he­ri­gen Ver­ein, Ratio­ph­arm Ulm, war er 2023 beim ers­ten Ver­such deut­scher Meis­ter geworden.

War­um er trotz­dem zu den zuletzt wenig erfolg­rei­chen Bam­berg Bas­kets zurück­ging, wel­chem Erfolgs­druck er sich aus­ge­setzt sieht und wo die Sai­son­zie­le lie­gen – dar­über haben wir mit ihm im Inter­view gesprochen.

Herr Gavel, wie lan­ge sind Sie schon wie­der in Bamberg?

Anton Gavel: Mei­ne Fami­lie und ich sind Ende des Schul­jah­res umge­zo­gen, also im Juli. Aber viel Fami­li­en­zeit in den Som­mer­fe­ri­en hat­ten wir nicht, weil wir mit der Mann­schaft schon am 5. August mit dem Trai­ning ange­fan­gen haben.

Sie haben fünf Jah­re hier gelebt. Hat­ten Sie gleich wie­der das Gefühl, zu Hau­se zu sein?

Anton Gavel: Ja, da kann man so sagen. Wir sind in den letz­ten Jah­ren, ob es wäh­rend mei­ner Zeit in Ulm oder vor­her zu mei­ner Zeit als Spie­ler bei Bay­ern Mün­chen war, immer mal wie­der in der Stadt gewe­sen. Zum Bei­spiel an den Weihnachtstagen.

Bei Ratio­ph­arm Ulm hat­ten Sie Erfolg und wur­den von den Fans gefei­ert. War­um haben Sie die Mann­schaft trotz­dem verlassen?

Anton Gavel: Ich hat­te das Ange­bot aus Bam­berg bekom­men. Wir unter­hiel­ten uns als Fami­lie dar­über und ich den­ke, es war für uns ein­fach die best­mög­li­che Ent­schei­dung, wie­der hier­her­zu­kom­men. Und es war auch immer eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit für mich gewe­sen, irgend­wann wie­der nach Bam­berg zu wechseln.

War es nur eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit oder haben Sie hier ein­fach auch einen bes­se­ren Ver­trag erhalten?

Anton Gavel: Im Gro­ßen und Gan­zen ist es so, dass ich hier mehr bewir­ken kann. Wir müs­sen mit der Mann­schaft zwar erst ein­mal dafür sor­gen, dass wir wie­der erfolg­reich sein kön­nen, und eine Men­ge Arbeit inves­tie­ren und Ergeb­nis­se lie­fern. Aber es gibt hier die Mög­lich­keit und das Poten­zi­al, nach oben zu schau­en. Viel­leicht kön­nen wir einen Fun­ken ent­fa­chen, aus dem spä­ter etwas Grö­ße­res wer­den könnte.

Aber ist es nicht ein Risi­ko die Sicher­heit Ulms zu ver­las­sen und sich Bam­berg anzu­schlie­ßen, das sich in der letz­ten Sai­son schwertat?

Anton Gavel: Ein Risi­ko gehört immer dazu. Das kann ich auch über die Zeit sagen, als ich vor zehn Jah­ren Bam­berg ver­las­sen habe. Es wäre damals eine ein­fa­che Ent­schei­dung gewe­sen, hier zu blei­ben und dadurch, ich sage mal, für immer einen Legen­den­sta­tus zu erhal­ten. Aber ich glau­be, dass man sich sol­chen Risi­ken, wobei ich es eigent­lich lie­ber Her­aus­for­de­rung nen­nen wür­de, stel­len muss.

Haben Sie von Ulm aus die Bas­kets beob­ach­tet? Wie wür­den Sie deren letz­te Sai­son, die nur auf Platz zehn ende­te, beschreiben?

Anton Gavel: Man beob­ach­tet eigent­lich immer alle Mann­schaf­ten ein biss­chen. Aber der Fokus lag natür­lich auf Ulm, auch als schon klar war, dass ich nach Bam­berg wech­seln wür­de. Das war ich den Ulmern schul­dig und es ist ein Prin­zip von mir, kei­ne zwei Sachen auf ein­mal anzu­ge­hen. Auf der ande­ren Sei­te stand ich nach der Wech­sel-Ent­schei­dung durch­aus schon mit Arne Wolt­mann, der am Ende der letz­ten Sai­son Trai­ner Bam­bergs war und jetzt Co-Trai­ner ist, und Ste­fan Weis­sen­böck, Lei­ter des Play­er Deve­lo­p­ments, in Kon­takt. So wuss­te ich, dass die bei­den bereits mit den Pla­nun­gen für die nächs­te Sai­son ange­fan­gen hat­ten. Kom­plett auf Bam­berg habe ich mich aber nur drei­mal fokus­siert: Zwei­mal in der Liga und ein­mal, als sie im Pokal als mög­li­cher Geg­ner infra­ge kamen. Ana­ly­siert, was in der letz­ten Sai­son war­um pas­siert ist und nicht geklappt hat, habe ich aber nicht.

Als Ihre Ver­pflich­tung bekannt wur­de, fie­len bei den Fans und in den Medi­en Kom­men­ta­re wie „der Held kehrt zurück“ oder „der Heils­brin­ger“. Ver­spü­ren Sie des­we­gen Druck?

Anton Gavel: Ich möch­te die­se Eupho­rie zwar ein biss­chen in Gren­zen hal­ten, aber ja, der Druck ist da. Ich weiß, dass in Bam­berg wegen der erfolg­rei­chen Geschich­te des Ver­eins immer auto­ma­tisch der Druck, die Erfol­ge der Ver­gan­gen­heit zu wie­der­ho­len, las­ten wird. Und da ich an die­ser Geschich­te betei­ligt war, las­tet der Druck umso mehr. Ich wür­de aber nicht sagen, dass es damals Hel­den­ta­ten von mir gab oder jetzt geben wird. Letzt­end­lich spielt das gan­ze Team und wenn es Erfol­ge gibt, wer­den alle zu Hel­den – auch wenn ich natür­lich der­je­ni­ge bin, der die Mann­schaft auf­stellt und letzt­end­lich die Ver­ant­wor­tung, wie wir spie­len, hat.

Wie ste­hen die Fans dazu? Hat­ten Sie schon Gele­gen­heit, sich mit ihnen auszutauschen?

Anton Gavel: Wir hat­ten vor ein paar Wochen einen Fan­talk im Lewinsky’s, zu dem vie­le Fans erschie­nen sind. Daher weiß ich, dass eine gewis­se Eupho­rie oder ein Hype da sind. Das ist gut, bedeu­tet aber wie gesagt auch Druck. Denn wir an der Sei­ten­li­nie wis­sen, wie es läuft. Wenn die Ergeb­nis­se stim­men, ste­hen die Fans hin­ter uns. Aber das kann sich immer schnell ändern.

Was ver­langt die Geschäfts­füh­rung für die Sai­son 2024/​2025? Gibt es sport­li­che Vorgaben?

Anton Gavel: Wir als Mann­schaft wer­den und sol­len uns Zie­le set­zen, aber Vor­ga­ben über dies oder das, was exakt erreicht wer­den müss­te, gibt es nicht. Der Druck in die­sem Zusam­men­hang kommt also nur durch uns selbst.

Was wol­len Sie erreichen?

Anton Gavel: Wir wol­len schau­en, dass die Play­offs wie­der in Sicht kom­men, wir möch­ten wie­der ein Play­off-Team sein. Das ist wich­tig für die Mann­schaft und für den Ver­ein. Dort gehö­ren die Bam­berg Bas­kets hin.

Sind die Play­offs der­zeit das größ­te Ziel oder träumt man auch von einem Titel?

Anton Gavel: Ich glau­be, es wäre der­zeit uto­pisch, von einem Titel zu spre­chen. In der Zukunft kann es sicher­lich irgend­wann wie­der so weit sein, aber dafür müs­sen wir erst ein­mal vor­ar­bei­ten und eine gewis­se Leis­tung brin­gen. In Ulm ist es uns gelun­gen, aber das pas­siert nicht in jeder Sai­son. Nor­ma­ler­wei­se redet man über die übli­chen, Bay­ern oder Alba, als Titel­kan­di­da­ten. So wur­de frü­her zwar auch von Bam­berg gespro­chen, aber heu­te sind die­se bei­den die Teams, die man schla­gen muss, um Meis­ter oder Pokal­sie­ger zu wer­den. Bis dahin kon­zen­trie­ren wir uns aber auf die­se Sai­son, damit wir viel­leicht bes­ser abschnei­den als letz­tes Jahr.

Kann den Bam­berg Bas­kets gelin­gen, was Ihnen mit Ulm gelun­gen ist, näm­lich die­se gro­ßen Mann­schaf­ten im Titel­ren­nen zu schlagen?

Anton Gavel: In Ulm hat­ten wir in der Sai­son 2022/​2023, gera­de vor den Play­offs, ein Momen­tum erwischt, bei dem alles zusam­men­ge­kom­men ist und funk­tio­niert hat. Wir haben eine Wel­le gerit­ten und eine Eupho­rie ent­facht, die uns zum Titel getra­gen haben. Die Mann­schaft hat auch mit unglaub­li­chem Selbst­ver­trau­en gespielt. Wenn man so eine Situa­ti­on erwischt oder ein­fach einen guten Tag, kann man Teams wie Bay­ern Mün­chen oder Alba schla­gen. Bam­berg hat es letz­te Sai­son beim 97:77-Sieg gegen Ber­lin bewiesen.

Wel­chen Schritt wol­len Sie per­sön­lich als Trai­ner gehen?

Anton Gavel: Ich möch­te nicht sta­gnie­ren, das ist das wich­tigs­te. Mit Arne und Ste­fan habe ich zwei Leu­te mit Euro-League-Erfah­rung an mei­ner Sei­te. Von ihnen kann ich Tipps bekom­men und neue Din­ge ler­nen. Ich set­ze mir also kei­ne per­sön­li­chen Zie­le für die nächs­ten fünf oder zehn Jah­re, son­dern will mich jetzt ent­wi­ckeln. Die nächs­te Sai­son ist die wich­tigs­te und ich will so viel mit­neh­men, wie möglich.

Wie wür­den Sie Ihren Stil als Trai­ner beschreiben?

Anton Gavel: Ich wür­de lie­ber von unse­rem Stil spre­chen – Arnes, Ste­fans und mei­nem –, denn wir spre­chen uns immer ab. Auf jeden Fall arbei­ten wir alle ger­ne an der Defen­se, sie soll unser Mar­ken­zei­chen sein. Wobei ich mir das auch schon in Ulm immer vor­ge­nom­men hat­te und dann kam es letzt­end­lich oft so, dass wir fast immer über unse­re Offen­siv­leis­tun­gen Spie­le gewon­nen haben.

Auf wel­chen Geg­ner freu­en Sie sich in der neu­en Sai­son am meisten?

Anton Gavel: Das ist ganz klar Ulm.

Sie haben Ihre Spie­ler­kar­rie­re 2018 been­det. Wie hat sich der deut­sche Bas­ket­ball seit­dem verändert?

Anton Gavel: Wir kön­nen heu­te vom aktu­el­len Welt­meis­ter spre­chen. Das hat es für den deut­schen Bas­ket­ball noch nie gege­ben. Man kann die­se Gene­ra­ti­on also wirk­lich nur loben. Genau wie die Art und Wei­se, wie die­ses Team spielt – Bei­spiel Olym­pi­sche Spie­le. Es hat zwar am Ende nicht geklappt, aber der ehe­ma­li­ge Trai­ner Gor­don Her­bert hat kei­ne klei­nen Bröt­chen geba­cken, als er vor­her sag­te: Wir wol­len eine Medail­le gewin­nen. Hin­zu kommt: Die Gene­ra­ti­on, die heu­te so erfolg­reich ist, hat frü­her Dirk Nowitz­ki zuge­schaut und sich von ihm inspi­rie­ren las­sen. Und in zehn Jah­ren wer­den die Kids, die der heu­ti­gen Gene­ra­ti­on zuschau­en, viel­leicht genau­so davon pro­fi­tie­ren und dann haben wir viel­leicht wie­der so eine Gene­ra­ti­on. Die aktu­el­le U18-Mann­schaft ist bereits Euro­pa­meis­ter. Davon wer­den auch die Ver­ei­ne pro­fi­tie­ren, denn sol­che Erfol­ge brin­gen noch mehr Kin­der zum Basketball.

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