Es ist höchste Zeit für einen Neuanfang und ein Comeback der ehemaligen Basketballhochburg Bamberg – national wie international. Mitte Oktober ging der neuformierte Kader der Brose Bamberg wieder auf Korbjagd.
Die letzten Jahre boten den erfolgsverwöhnten Fans von Brose Bamberg nur wenige Glücksmomente, es überwogen Durchschnittsauftritte und manchmal auch unmotivierte Auftritte auf dem Parkett. Das soll sich nun von Grund auf ändern, die Mannschaft wurde bis auf Power Forward Christian Sengfelder komplett aufgelöst, an der Linie sollen Chefcoach Johan Roijakkers und sein Team für frischen Wind auf dem Feld sorgen. Und die Fans drücken bereits einen Monat vor dem offiziellen Saisonbeginn die Daumen, dass dies den Verantwortlichen auch gelingen mag.
Am 24. August versammelte Johan Roijakkers nach den obligatorischen Medizinchecks die Mannschaft erstmals in der Trainingshalle. In der siebenwöchigen Vorbereitung standen und stehen rund 50 Trainingseinheiten und zehn Spiele auf dem Programm. Neben den Tests gegen die BBL-Konkurrenten aus unter anderem Ulm, Bayreuth, Würzburg und München gibt es auch zwei Aufeinandertreffen mit internationalen Topmannschaften. Der 1. Spieltag in der Basketball Champions League war der 14. Oktober, die 1. Runde im MagentaSport-BBL-Pokal wurde vom 16. bis 18. Oktober ausgespielt, die easyCredit-BBL startet dann am 6. November.
Anfang August hat Brose Bamberg mit Norense Odiase den (vorerst) letzten Neuzugang für die Spielzeit 2020/2021 verpflichtet. Der 24-jährige, 2,03 Meter große und 113 Kilogramm schwere US-Center kam aus der G‑League von den Northern Arizona Suns, dem Farmteam der Phoenix Suns und hat bei Brose einen Einjahresvertrag unterzeichnet. Johan Roijakkers zeigte sich begeistert: „Norense kommt aus einem hervorragenden Programm, hat mit Texas Tech die Finals erreicht. Wenn man ihn verpflichtet, weiß man, dass man Defense und Rebounding bekommt. Er ist ein Spieler, der immer fürs Team, nie nur für seine Stats spielt. Das ist enorm wichtig.“
Außer Christian Sengfelder finden sich auf der Homepage von brose Bamberg ansosnten lauter unbekannte Gesichter. Die Namen sollten alle Fans schon einmal üben, denn auch wenn eine Spielervorstellung mit Flammensäulen und viel Tohuwabohu in der Brose Arena aktuell noch unvorstellbar erscheint, gehört dies doch zur Saisonvorbereitung der Fanblocks und Bamberger TV-Zuschauer.
Wechselhafte Saisonvorbereitung
Brose Bamberg musste sich im ersten Testspiel ratiopharm ulm mit 69:90 geschlagen geben. Dafür verantwortlich war vor allem das dritte Viertel, das die Hausherren mit 15:29 abgaben, nachdem sie zur Pause lediglich mit fünf Punkten zurücklagen (35:40). Bester Brose-Werfer war Chase Fieler mit 15 Zählern. Johan Roijakkers analysierte entspannt: „In der aktuellen Phase ist ein Negativlauf, wie wir ihn heute im dritten Viertel hatten, nicht überraschend. Man hat gesehen, dass Ulm bereits einige Einheiten mehr und auch bereits ein Testspiel absolviert hat. Für uns ist es gut, dass uns solch ein Viertel bereits im ersten Spiel passiert ist. Daraus können wir lernen. Aber wir haben auch viele Dinge gut gemacht.“
Eine Woche später zeigte sich die mannschaft bereits stark verbessert und gewann gegen medi bayreuth mit 98:84. Vor allem in der ersten Halbzeit spielten die Hausherren starken und mitreißenden Basketball, lagen verdient mit 55:36 vorne und ließen sich diesen Vorsprung, trotz kleiner Durchhänger in Hälfte zwei, nicht mehr nehmen.
Im Pokal nach Ulm
Brose Bamberg spielt seine Gruppenphase des MagentaSport-BBL-Pokals in Ulm. Das hat die Auslosung durch Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre ergeben. Neben den Gastgebern von ratiopharm ulm trifft Brose noch auf die MHP RIESEN Ludwigsburg und s.Oliver Würzburg. Da allerdings die ratiopharm arena zum ersten Spieltag am 17. und 18. Oktober nicht bespielbar war, fand diese Runde in der Stadthalle Weißenfels statt. Die Spieltage zwei und drei gab es dann in Ulm, bevor es am ersten Novemberwochenende zum TopFour an einem noch zu bestimmenden Austragungsort kommen wird. In der Gruppenphase spielt jede Mannschaft einmal gegen jede andere, der Tabellenerste nimmt am TopFour teil.
Den Reiter auf der Brust
Mit dem Bamberger Reiter taucht in dieser Saison das Wahrzeichen der Stadt auf dem Heimtrikot von Brose Bamberg auf. Das Design kommt vom Fanclub Sektion Südblock und verdeutlicht, was im Bamberger Basketball an erster Stelle steht: Fans, Stadt und Tradition.
Der Business Clubs lud seine Unterstützer und Sponsoren nach Schloss Reichmannsdorf zu einer Spielerpräsentation und einem Ausblick auf die kommende Spielzeit ein. Brose-Bamberg-Präsident Norbert Sieben blickte dabei positiv in die Zukunft. Der Bamberger Basketball soll wieder dorthin zurück, wo er mehr als eine Dekade war: in die Spitzengruppe der BBL. Und zurück in die Stadt, wie Geschäftsführer Philipp Galewski ergänzte. „Wir müssen wieder enger zu den Fans“, erklärte der 33-Jährige. „Wir benötigen wieder mehr Identität.“
Heyder als Neuzugang
Große Freude herrschte bei den Freak-City-Fans über die Nachricht, dass Wolfgang Heyder wieder für Brose Bamberg aktiv werden wird. „Wir wollen wieder zu den besten Basketballprogrammen Deutschlands zählen”, so „Mr. Basketball“ Heyder bei der offiziellen Bekanntgabe.
Der 63-Jährige übernimmt fortan die Koordination des Jugendprogramms, das in den Brose Bamberg e.V. ausgegliedert wird, und soll dabei die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. „Ich war nach 2014 schon weiterhin recht nah dran am Geschehen rund um den Bamberger Basketball“, verrät Heyder und ergänzt: „In meiner Zeit in Erfurt habe ich Bundesligabasketball wieder hautnah erlebt, und durch meine Tätigkeit beim Bayerischen Basketball Verband wusste ich recht genau, wie sich der Bamberger Nachwuchs aufstellt.“ In den vergangenen Jahren sei dabei aber nicht alles glatt gelaufen. „Deswegen ist die Ausgangslage jetzt auch alles andere als optimal und wir müssen uns wieder auf die eigentliche Idee der Nachwuchsförderung konzentrieren.“ Konkret heißt das: „Dem lokalen Nachwuchs von klein auf einen Weg aufzeigen, wie er sich bei uns entwickeln kann. Unser Unterbau soll dann aus lokalen Jungs bestehen.“
Der Fokus wird verstärkt auf der Regionalität liegen. Über Kooperationspartner und andere Basketballvereine soll eine Struktur geschaffen werden, um in Zukunft wieder eine höhere Talentdichte in den Nachwuchsmannschaften zu erreichen. Dabei stehen den Jugendlichen auch wertvolle Tools zur Verfügung, von denen das Sportinternat Aufseesianum das wohl stärkste sei, wie Heyder bestätigt: „Das Internat ist eine der besten Einrichtungen in ganz Deutschland und bietet den jungen Spielern viele Entwicklungsmöglichkeiten. Die Kombination aus Schule und optimalen Trainingsbedingungen samt Fitnessraum und Trainingshalle sucht ihresgleichen. Da müssen wir es schaffen, mehr als fünf von zwölf möglichen Plätzen mit talentierten Spielern zu belegen. Diese Aufgabe werden wir aber nicht von heute auf morgen lösen.“
Weitere Informationen unter: www.brosebamberg.de