In jeder Ausgabe des Stadtechos legen wir einer Bamberger Persönlichkeit einen Fragebogen vor. Diesmal hat Carola Marie Schmidt die Fragen beantwortet. Seit Anfang 2021 ist die Kunsthistorikerin und gebürtige Salzburgerin die Leiterin des Bamberger Diözesanmuseums.
Auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht) bis 10 (komplett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Corona-Pandemie verändert?
10, aber auch zum Positiven.
Was braucht gute Kunst?
Betrachter, die sich Zeit nehmen.
Was mögen Sie an Kunst besonders?
Dass sie bei jedem Menschen andere Emotionen auslöst.
Was sind drei grundlegende kulturelle Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland?
Der Umgang mit Schnee und vor allem der „politische“ Stellenwert von öffentlichen Transportmitteln. Zum Beispiel kostet das Klimaticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Österreich rund 1000 Euro im Jahr. Aber auch die unterschiedliche Emotionalität gleichklingender Ausdrücke, zum Beispiel „Passt“ – im Gegensatz zum Fränkischen bedeutet es im Salzburgerischen etwas positiv Bestärkendes.
Würden Sie gerne öfter Fahrrad fahren?
Noch öfter? Ich fahre jeden Tag, allerdings hätte ich nichts dagegen, jeweils noch länger zu radeln.
Zahlen Sie gern Rundfunkgebühren?
Qualitätsmedien und guter Journalismus haben ihren berechtigten Preis.
Töten Sie Insekten?
Nur, wenn sie mein Blut saugen wollen.
Darf man in Ihrem Schlafzimmer rauchen?
Nein, auch in keinem anderen Zimmer meiner Wohnung.
Welche Drogen sollten Ihrer Meinung nach legalisiert werden?
Das sollten Expertinnen und Experten entscheiden, aber der Vorteil der Steuereinnahmen für den Staat könnte durchaus interessant sein.
Ihr Leben wird verfilmt. Welche Schauspielerin sollte Sie spielen?
Uma Thurman.
Wie viele Apps sind auf Ihrem Smartphone? Und welche benutzen Sie am meisten?
Mit allen Systemapplikationen 60, am meisten benutze ich – neben dem CovPass – WhatsApp und Evangelizo.
Wovon waren Sie zuletzt überrascht?
Wie schlau meine Nichten und Neffen sind.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Dass mir der Herr nicht das gibt, was ich mir wünsche, sondern das, was ich wirklich brauche.
Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
Das hängt vom Ort und vom Anlass ab, er ist geprägt von Kunst, Sport, gutem Essen und bereichernden Begegnungen – passend zum geographischen und inhaltlichen Umfeld.
Worüber haben Sie sich zuletzt geärgert?
Über mich selbst.
Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?
Eher zwei: das Knistern von Schnee und das Rieseln von Wüstensand im leichten Wind.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Mein selbstbestimmtes Leben empfinde ich als Luxus.
Wovor haben Sie Angst?
Mein Gottvertrauen bewahrt mich vor Angst, aber natürlich habe ich Respekt.
Wann haben Sie zuletzt geflirtet?
In Coronazeiten ist das gar nicht so einfach.
Wann und warum hatten Sie zum letzten Mal Ärger mit der Polizei?
Mit der Exekutive nicht, allerdings hatte ich 2015 in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit mit einzelnen wenigen Polizistinnen Dispute über den respektvollen Umgang mit Flüchtlingen und Schutzsuchenden.
Auf welchen Moment Ihrer Laufbahn waren Sie am schlechtesten vorbereitet?
Auf das Blitzlichtgewitter, das 2006 Angelina Jolie und Brad Pitt in der ALBERTINA auslösten.
Mit welcher großen Künstlerin oder welchem großen Künstler können Sie gar nichts anfangen?
Ganz ehrlich, wenn man nichts mit bestimmter großer Kunst anfangen kann, hat man sich noch nicht ausreichend mit ihr beschäftigt.
Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?
Ich schimpfe, wenn überhaupt, in Fremdsprachen oder im Dialekt – das lässt sich hier nicht übersetzen.
Bei welchem historischen Ereignis
wären Sie gern dabei gewesen?
Bei der (Habsburger) Wiener Doppelhochzeit vom 22. Juli 1515, bei den politischen Verhandlungen und am liebsten natürlich bei der Zeremonie im Stephansdom.
Was ist Ihre schlechteste Angewohnheit?
Dass ich manchmal in unpassenden Momenten gelangweilt dreinschaue.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Rechtschreibfehler.
Ihre Lieblingstugend?
Demut – und dabei sollte man nicht übersehen, dass darin auch das Wort Mut enthalten ist.
Ihr Hauptcharakterzug?
Begeisterungsfähigkeit.
Was hätten Sie gerne erfunden?
Eine Uhr, die uns erinnert, das Richtige in jeder auch kleinen Entscheidung zu tun und zwar für die Allgemeinheit und nicht für das eigene Ego.
Haben Sie ein Vorbild?
Oh ja, das hängt vom Lebensbereich ab. Deshalb habe ich nicht nur eines. Für mich sind starke Persönlichkeiten, die der Gesellschaft etwas positives gebracht haben, vorbildlich
Wofür sind Sie dankbar?
Freunde, Familie, Gesundheit, dass ich mich als Glückskind fühlen darf.
Was lesen Sie gerade?
„Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay.
Welches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?
Den Kurzkommentar zum österreichischen Sexualstrafrecht – für die Art von Lektüre bin ich zu zartbesaitet.
Was ist Ihr Lieblingsbuch, Lieblingsalbum, Lieblingsfilm?
„Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch, aber auch die Bibel, der Koran und den Talmud lese ich gerne. „London Calling“ von The Clash und „Der Geiger des Jahrhunderts“ von Yehudi Menuhin sind Alben, welche ich immer hören kann. Bei Filmen find ich „Der dritte Mann“ von Carol Reed und „Lang lebe Ned Devine!“ als Regiedebüt von Kirk Jones sehenswert.
Welche Musik hören Sie nur heimlich?
Ich höre die Musik, die mir gefällt, die muss mein Umfeld dann auch ertragen, ich habe keine Heimlichkeiten. Außerdem braucht Musik nicht immer volle Lautstärke – bis jetzt hat sich noch nie eine Nachbarin oder ein Nachbar beschwert.
Was war Ihre größte Modesünde?
Davor haben mich meine Brüder bewahrt.
Was ist Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Sport.
Was zeigt das letzte Foto, das Sie mit Ihrem Handy aufgenommen haben?
Eine Skipiste.
Mit wem würden Sie gerne eine Nacht durchzechen?
Maria Theresia, Winston Churchill, Stephen Hawking, Kamala Harris.
Wovon haben Sie überhaupt keine Ahnung?
Würde ich das wissen, sollte ich das ändern.
Was finden Sie langweilig?
Menschen ohne eigenen Antrieb.
Sie sind in einer Bar. Welches Lied würde Sie dazu bringen, zu gehen?
„Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer.
Was ist Ihre Vorstellung von Hölle?
In diesem Punkt sympathisiere ich mit den Theologinnen und Theologen, die die Existenz der Hölle verneinen.
Wie glauben Sie, würde die Carola Marie Schmidt von vor zehn Jahren auf die heutige Carola Marie Schmidt reagieren?
Sie würden sich gut verstehen.
Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?
Mit 1,87 Körpergröße passiert mir das eher selten.
Ich kann nicht leben ohne…
… Bücher, Freundschaften und Sauerstoff.
In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?
In jeder Stadt, in der man lebt, in den jeweils angesagten, auch wenn es so wie bei mir nur dazu dient, festzustellen, dass man eigentlich lieber in ein Konzert oder auf einen tollen Ball gehe. Die Clubszene sagt viel über den Geist einer Stadt aus.
Sind Sie Tänzerin oder Steherin?
Tänzerin.
Was war die größte Unwahrheit, die Sie je über sich gelesen haben?
Darüber schweige ich.
Welches Problem werden Sie in diesem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?
Dass ich alle Probleme lösen möchte.
Das Stadtecho gibt eine Runde aus. Was trinken Sie?
Gin Tonic, außer wenn der Gin wirklich gut ist, dann darf sich das Stadtecho das Tonic sparen.