Stadt­echo Fragebogen

Das Stadt­echo fragt: Caro­la Marie Schmidt antwortet

4 Min. zu lesen
Carola Marie Schmidt
Fotografiert lieber Kunstobjekte, als selbst vor der Kamera zu stehen: Carola Marie Schmidt, Foto: Privat
In jeder Aus­ga­be des Stadt­echos legen wir einer Bam­ber­ger Per­sön­lich­keit einen Fra­ge­bo­gen vor. Dies­mal hat Caro­la Marie Schmidt die Fra­gen beant­wor­tet. Seit Anfang 2021 ist die Kunst­his­to­ri­ke­rin und gebür­ti­ge Salz­bur­ge­rin die Lei­te­rin des Bam­ber­ger Diö­ze­san­mu­se­ums.
Auf einer Ska­la von 0 (über­haupt nicht) bis 10 (kom­plett): Wie hat sich Ihr Leben durch die Coro­na-Pan­de­mie verändert?

10, aber auch zum Positiven.

Was braucht gute Kunst?

Betrach­ter, die sich Zeit nehmen.

Was mögen Sie an Kunst besonders?

Dass sie bei jedem Men­schen ande­re Emo­tio­nen auslöst.

Was sind drei grund­le­gen­de kul­tu­rel­le Unter­schie­de zwi­schen Öster­reich und Deutschland?

Der Umgang mit Schnee und vor allem der „poli­ti­sche“ Stel­len­wert von öffent­li­chen Trans­port­mit­teln. Zum Bei­spiel kos­tet das Kli­ma­ti­cket für alle öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel in ganz Öster­reich rund 1000 Euro im Jahr. Aber auch die unter­schied­li­che Emo­tio­na­li­tät gleich­klin­gen­der Aus­drü­cke, zum Bei­spiel „Passt“ – im Gegen­satz zum Frän­ki­schen bedeu­tet es im Salz­bur­ge­ri­schen etwas posi­tiv Bestärkendes.

Wür­den Sie ger­ne öfter Fahr­rad fahren?

Noch öfter? Ich fah­re jeden Tag, aller­dings hät­te ich nichts dage­gen, jeweils noch län­ger zu radeln.

Zah­len Sie gern Rundfunkgebühren?

Qua­li­täts­me­di­en und guter Jour­na­lis­mus haben ihren berech­tig­ten Preis.

Töten Sie Insekten?

Nur, wenn sie mein Blut sau­gen wollen.

Darf man in Ihrem Schlaf­zim­mer rauchen?

Nein, auch in kei­nem ande­ren Zim­mer mei­ner Wohnung.

Wel­che Dro­gen soll­ten Ihrer Mei­nung nach lega­li­siert werden?

Das soll­ten Exper­tin­nen und Exper­ten ent­schei­den, aber der Vor­teil der Steu­er­ein­nah­men für den Staat könn­te durch­aus inter­es­sant sein.

Ihr Leben wird ver­filmt. Wel­che Schau­spie­le­rin soll­te Sie spielen?

Uma Thur­man.

Wie vie­le Apps sind auf Ihrem Smart­phone? Und wel­che benut­zen Sie am meisten?

Mit allen Sys­tem­ap­pli­ka­tio­nen 60, am meis­ten benut­ze ich – neben dem Cov­Pass – Whats­App und Evangelizo.

Wovon waren Sie zuletzt überrascht?

Wie schlau mei­ne Nich­ten und Nef­fen sind.

Was ist Ihr größ­ter Wunsch?

Dass mir der Herr nicht das gibt, was ich mir wün­sche, son­dern das, was ich wirk­lich brauche.

Wie sieht ein per­fek­ter Tag für Sie aus?

Das hängt vom Ort und vom Anlass ab, er ist geprägt von Kunst, Sport, gutem Essen und berei­chern­den Begeg­nun­gen – pas­send zum geo­gra­phi­schen und inhalt­li­chen Umfeld.

Wor­über haben Sie sich zuletzt geärgert?

Über mich selbst.

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch?

Eher zwei: das Knis­tern von Schnee und das Rie­seln von Wüs­ten­sand im leich­ten Wind.

Wel­chen Luxus leis­ten Sie sich?

Mein selbst­be­stimm­tes Leben emp­fin­de ich als Luxus.

Wovor haben Sie Angst?

Mein Gott­ver­trau­en bewahrt mich vor Angst, aber natür­lich habe ich Respekt.

Wann haben Sie zuletzt geflirtet?

In Coro­na­zei­ten ist das gar nicht so einfach.

Wann und war­um hat­ten Sie zum letz­ten Mal Ärger mit der Polizei?

Mit der Exe­ku­ti­ve nicht, aller­dings hat­te ich 2015 in mei­ner ehren­amt­li­chen Tätig­keit mit ein­zel­nen weni­gen Poli­zis­tin­nen Dis­pu­te über den respekt­vol­len Umgang mit Flücht­lin­gen und Schutzsuchenden.

Auf wel­chen Moment Ihrer Lauf­bahn waren Sie am schlech­tes­ten vorbereitet?

Auf das Blitz­licht­ge­wit­ter, das 2006 Ange­li­na Jolie und Brad Pitt in der ALBERTINA auslösten.

Mit wel­cher gro­ßen Künst­le­rin oder wel­chem gro­ßen Künst­ler kön­nen Sie gar nichts anfangen?

Ganz ehr­lich, wenn man nichts mit bestimm­ter gro­ßer Kunst anfan­gen kann, hat man sich noch nicht aus­rei­chend mit ihr beschäftigt.

Was ist Ihr Lieblingsschimpfwort?

Ich schimp­fe, wenn über­haupt, in Fremd­spra­chen oder im Dia­lekt – das lässt sich hier nicht übersetzen.

Bei wel­chem his­to­ri­schen Ereig­nis
wären Sie gern dabei gewesen?

Bei der (Habs­bur­ger) Wie­ner Dop­pel­hoch­zeit vom 22. Juli 1515, bei den poli­ti­schen Ver­hand­lun­gen und am liebs­ten natür­lich bei der Zere­mo­nie im Stephansdom.

Was ist Ihre schlech­tes­te Angewohnheit?

Dass ich manch­mal in unpas­sen­den Momen­ten gelang­weilt dreinschaue.

Wel­che Feh­ler ent­schul­di­gen Sie am ehesten?

Recht­schreib­feh­ler.

Ihre Lieb­lings­tu­gend?

Demut – und dabei soll­te man nicht über­se­hen, dass dar­in auch das Wort Mut ent­hal­ten ist.

Ihr Haupt­cha­rak­ter­zug?

Begeis­te­rungs­fä­hig­keit.

Was hät­ten Sie ger­ne erfunden?

Eine Uhr, die uns erin­nert, das Rich­ti­ge in jeder auch klei­nen Ent­schei­dung zu tun und zwar für die All­ge­mein­heit und nicht für das eige­ne Ego.

Haben Sie ein Vorbild?

Oh ja, das hängt vom Lebens­be­reich ab. Des­halb habe ich nicht nur eines. Für mich sind star­ke Per­sön­lich­kei­ten, die der Gesell­schaft etwas posi­ti­ves gebracht haben, vorbildlich

Wofür sind Sie dankbar?

Freun­de, Fami­lie, Gesund­heit, dass ich mich als Glücks­kind füh­len darf.

Was lesen Sie gerade?

„Spra­che und Sein“ von Kübra Gümüşay.

Wel­ches Buch haben Sie zuletzt nicht zu Ende gelesen?

Den Kurz­kom­men­tar zum öster­rei­chi­schen Sexu­al­straf­recht – für die Art von Lek­tü­re bin ich zu zartbesaitet.

Was ist Ihr Lieb­lings­buch, Lieb­lings­al­bum, Lieblingsfilm?

„Oh, wie schön ist Pana­ma“ von Janosch, aber auch die Bibel, der Koran und den Tal­mud lese ich ger­ne. „Lon­don Cal­ling“ von The Clash und „Der Gei­ger des Jahr­hun­derts“ von Yehu­di Menu­hin sind Alben, wel­che ich immer hören kann. Bei Fil­men find ich „Der drit­te Mann“ von Carol Reed und „Lang lebe Ned Devi­ne!“ als Regie­de­büt von Kirk Jones sehenswert.

Wel­che Musik hören Sie nur heimlich?

Ich höre die Musik, die mir gefällt, die muss mein Umfeld dann auch ertra­gen, ich habe kei­ne Heim­lich­kei­ten. Außer­dem braucht Musik nicht immer vol­le Laut­stär­ke – bis jetzt hat sich noch nie eine Nach­ba­rin oder ein Nach­bar beschwert.

Was war Ihre größ­te Modesünde?

Davor haben mich mei­ne Brü­der bewahrt.

Was ist Ihr liebs­tes Smalltalk-Thema?

Sport.

Was zeigt das letz­te Foto, das Sie mit Ihrem Han­dy auf­ge­nom­men haben?

Eine Ski­pis­te.

Mit wem wür­den Sie ger­ne eine Nacht durchzechen?

Maria The­re­sia, Win­s­ton Chur­chill, Ste­phen Haw­king, Kama­la Harris.

Wovon haben Sie über­haupt kei­ne Ahnung?

Wür­de ich das wis­sen, soll­te ich das ändern.

Was fin­den Sie langweilig?

Men­schen ohne eige­nen Antrieb.

Sie sind in einer Bar. Wel­ches Lied wür­de Sie dazu brin­gen, zu gehen?

„Atem­los durch die Nacht“ von Hele­ne Fischer.

Was ist Ihre Vor­stel­lung von Hölle?

In die­sem Punkt sym­pa­thi­sie­re ich mit den Theo­lo­gin­nen und Theo­lo­gen, die die Exis­tenz der Höl­le verneinen.

Wie glau­ben Sie, wür­de die Caro­la Marie Schmidt von vor zehn Jah­ren auf die heu­ti­ge Caro­la Marie Schmidt reagieren?

Sie wür­den sich gut verstehen.

Gibt es etwas, das Ihnen das Gefühl gibt, klein zu sein?

Mit 1,87 Kör­per­grö­ße pas­siert mir das eher selten.

Ich kann nicht leben ohne…

… Bücher, Freund­schaf­ten und Sauerstoff.

In wel­chen Club soll­te man unbe­dingt mal gehen?

In jeder Stadt, in der man lebt, in den jeweils ange­sag­ten, auch wenn es so wie bei mir nur dazu dient, fest­zu­stel­len, dass man eigent­lich lie­ber in ein Kon­zert oder auf einen tol­len Ball gehe. Die Club­sze­ne sagt viel über den Geist einer Stadt aus.

Sind Sie Tän­ze­rin oder Steherin?

Tän­ze­rin.

Was war die größ­te Unwahr­heit, die Sie je über sich gele­sen haben?

Dar­über schwei­ge ich.

Wel­ches Pro­blem wer­den Sie in die­sem Leben nicht mehr in den Griff bekommen?

Dass ich alle Pro­ble­me lösen möchte.

Das Stadt­echo gibt eine Run­de aus. Was trin­ken Sie?

Gin Tonic, außer wenn der Gin wirk­lich gut ist, dann darf sich das Stadt­echo das Tonic sparen.

Caro­la Marie Schmidt,
Lei­te­rin Diö­ze­san­mu­se­um,
Janu­ar 2022.
Weiterer Artikel

Exper­ten­ge­spräch Ende März

Bes­se­rer Schutz in Pflegeheimen

Nächster Artikel

Vir­tu­el­ler Kurs für Lehr­kräf­te und Lehramtsstudierende

Digi­ta­le Kom­pe­tenz für Grundschule